Google: Android 11 ist fertig und kommt mit Pixel-Update

Nicolas La Rocco
60 Kommentare
Google: Android 11 ist fertig und kommt mit Pixel-Update
Bild: Google

Google hat am Abend die finale Version von Android 11 für den Download freigegeben. Pixel-Smartphones bis zurück zum Pixel 2 (XL) werden ab sofort mit dem Update versorgt, andere Smartphone-Hersteller erhalten weiterhin Zugriff auf Beta-Versionen. Exklusiv für die Pixel-Baureihe gibt es direkt zum Start einen Feature-Drop.

Android 11 ist nach vier Developer Previews und drei Public Betas fertig und wird wie üblich zuerst an Pixel-Smartphones von Google verteilt. Der Download ist ab sofort Over the Air (OTA) auf Smartphones vom Pixel 2 (XL) bis zum neuesten Pixel 4a (Test) sowie alle Generationen dazwischen möglich. Außen vor ist die erste Generation des Pixel, die schon in der Betaphase nicht mehr bedacht wurde. Für das erste Pixel bleibt Android 10 die neueste Version, doch auch hier ist der Support für Sicherheitsupdates mittlerweile eingestellt worden. Neben der finalen Version für Google-Smartphones stehen für Geräte von OnePlus, Oppo Realme und Xiaomi neue Beta-Releases zur Verfügung.

Google verändert viele kleine Dinge

Die neueste Android-Generation ist kein alles umkrempelnder Release mit radikalen optischen Neuerungen, sondern dreht sich laut Google vor allem darum, Nutzern dabei zu helfen, alles Wichtige mitzubekommen, damit Nachrichten, verbundene Geräte, Privatsphäre-Einstellungen und vieles mehr einfacher verwaltet werden können.

Eigener Bereich für Messenger-Benachrichtigungen

Im Detail ist das zum Beispiel ein eigener Bereich nur für Benachrichtigungen aus Messengern in den weiterhin über die Statusleiste herausziehbaren allgemeinen Benachrichtigungen. Diese Hinweise haben hier nun einen eigenen Bereich und sollen damit besser überschaubar bleiben. In die Kerbe der Messenger schlagen auch die „Bubbles“, bei denen es sich um Sprechblasen für Messenger-Benachrichtigungen handelt, die sich über eine geöffnete App legen. Mit dem Facebook Messenger gibt es bereits seit Längerem eine App mit solch einem Feature, Google bietet nun aber eine eigene Lösung systemweit für alle Apps an, sofern Entwickler die API nutzen wollen.

Aufnahmen des Bildschirms mit Ton

Android 11 besitzt erstmals einen integrierten Screenrecorder, Apps aus dem Play Store sollen damit nicht mehr notwendig sein. Parallel zum Inhalt des Bildschirms lässt sich der Ton aufzeichnen, wobei dafür der interne Ton des Smartphones, ein extern angebundenes Mikrofon, wie das eines Kopfhörers oder beides parallel verwendet werden kann. Google weist Anwender aber darauf hin, dass das Aufzeichnen und/oder Teilen von gesprochenen oder geschriebenen Konversationen mit Dritten ohne Einwilligung der an der Konversation Beteiligten potenziell nach nationalem Recht unzulässig sein könnte.

Eine neue Smart-Home-Zentrale

Im Bereich der Steuerung anderer Geräte und Medien erhält Android 11 eine Zentrale für das Smart Home. Langes Drücken des Ein- und Aus-Schalters zeigt kompatible, steuerbare Smart-Geräte der Umgebung an und erlaubt etwa die Bedienung von Lampen, Jalousien und anderen Smart-Home-Geräten, die zu Google kompatibel sind.

Bei der Medienwiedergabe will Google den Wechsel zwischen verschiedenen Geräten beschleunigt haben. Bei einem Wechsel etwa von Kopfhörern zu einem Bluetooth-Lautsprecher sei dies nun „ganz schnell“ möglich, „ohne einen Takt zu verpassen“.

Wireless Android Auto für alle

Google erwähnt zudem die grundsätzliche Kompatibilität aller Smartphones mit Android 11 zu Wireless Android Auto. Dass nun nicht mehr nur ausgewählte Smartphones von Google und Samsung Android Auto kabellos nutzen können, war zuvor bereits aus einem aktualisierten Support-Dokument von Google hervorgegangen.

Einmalige Berechtigungen

Mit Verbesserungen und voller Kontrolle im Bereich Privatsphäre und Daten wirbt zwar vor allem Apple mit iOS, Google hat sich früheren Kritikpunkten aber ebenfalls über die letzten Jahre gewidmet und liefert mit Android 11 weitere Konfigurationsoptionen. Einmalige Berechtigungen geben einer App wirklich nur einmalig Zugriff auf die Kamera, das Mikrofon oder den Standort. Mit jeder neuen Benutzung muss die Freigabe erneut erteilt werden. Android 11 speichert die Einstellungen zudem für längerfristige Freigaben nicht mehr dauerhaft ab, sodass Apps, die lange Zeit nicht geöffnet wurden, erneut nach Zugriffsberechtigungen fragen müssen.

Modularer Aufbau und Enterprise-Anpassungen

Android 11 setzt auch den modularen Aufbau des Betriebssystems weiter fort, indem erneut mehr Update-Modulen zu Google Play ausgelagert werden, damit diese unabhängig von der Hauptversion direkt über den Play Store erneuert werden können. Sicherheits- und Datenschutz-Fixes sollen so schneller zum Anwender kommen, wenn sich der Smartphone-Hersteller mal wieder länger Zeit mit den Android-Updates lässt.

Für Enterprise-Kunden sollen fortan die gleichen Richtlinien im Bereich Privatsphäre und Datenschutz gelten. Zwar gibt das Arbeitsprofil der aushändigenden IT-Abteilung Tools an die Hand, um ein Smartphone zu verwalten, jedoch ohne die Möglichkeit, persönliche Daten oder die Nutzungsaktivität auf dem Telefon zu überwachen.

Erster Feature-Drop exklusiv für Pixel-Nutzer

Neben diesen allgemein für Android 11 gültigen Veränderungen lässt Google es sich nicht nehmen, für die eigenen Pixel-Smartphones direkt zum Start der Update-Verteilung exklusive Features anzubieten, auf die normalerweise mit einem späteren Feature-Drop gewartet werden muss. Bisher mussten Anwender stets mehrere Monate auf das erste exklusive Update warten, diesmal wird es jedoch gleich zum Start verteilt.

Standort mit Live-Ansicht teilen

So können Pixel-Anwender ihren Standort nun mit einer Live-Ansicht in Google Maps an andere Nutzer teilen, was dann unterstützend wirken soll, wenn sich zwei oder mehrere Personen an einem Ort treffen wollen. Pfeile, die über die Live-Ansicht gelegt werden, sollen Nutzern bei der Orientierung helfen. Eine vergleichbare Ansicht ist bereits durch die AR-Navigation in Google Maps bekannt, nun lässt sich die Funktion aber auch für Treffen mit anderen Nutzern verwenden.

GIF Location Sharing in Google Maps (Bild: Google)

Smart Reply steht ebenfalls nur Pixel-Besitzern zur Verfügung und wird über die Gboard-Tastatur realisiert. Innerhalb von Messengern und derzeit ausschließlich in englischer Sprache wird auf Wunsch der Inhalt eingehender Textnachrichten analysiert, woraufhin das Gboard Satzbausteine als Antwort vorschlägt. Google erklärt, dass die Analyse vollständig auf dem Smartphone durchgeführt wird und keine Daten in die Cloud fließen.

Smart Reply mit dem Gboard
Smart Reply mit dem Gboard (Bild: Google)

Android schlägt Apps und Ordnernamen vor

Pixel-exklusiv sind zudem die App-Vorschläge am unteren Bildschirmrand. Die Vorschläge entstehen auf Grundlage des Nutzerverhaltens über den Tag, sodass regelmäßig zu unterschiedlichen Tageszeiten verwendete Apps irgendwann automatisch zur üblichen Nutzungszeit im Dock erscheinen. On-Device-Intelligence setzt sich bei Ordnern fort, für die nun automatisch Namen anhand des Inhalts vergeben werden.

GIF App-Vorschläge über der Suchleiste (Bild: Google)

Schneller Zugriff auf Screenshots

Screenshots können unter Android 11 auch ohne Hardware-Tastenkombination direkt über die Multitasking-Ansicht aktuell geöffneter Apps erstellen. Nach der Aufnahme erscheint eine kleine Vorschau in der unteren linken Ecke, über die sich das Bild direkt teilen oder zunächst bearbeiten und auch speichern lässt. In demselben Menü können in der App-Vorschau Textmarkierungen vorgenommen und in andere Apps übertragen werden, ohne jeweils zunächst in die Vollbildansicht wechseln zu müssen.

GIF Neue Screenshot-Optionen (Bild: Google)

Factory- und OTA-Images verfügbar

Neben den drahtlosen OTA-Updates, die von Google verteilt werden, stellt Google die vollständigen Factory Images sowie die OTA-Images, die im Gegensatz zu den Factory Images ohne Datenverlust aufgespielt werden können, zur Verfügung. Die Installation ist über das Android Flash Tool respektive die SDK Platform-Tools möglich.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.