Snapdragon 480: Qualcomm bringt 5G in die kleinste Chip-Familie
Der Snapdragon 480 bringt den 5G-Mobilfunkstandard erstmals in die günstigste Baureihe von Qualcomm und liefert zudem deutlich mehr CPU- und GPU-Leistung. Für das kleinste 5G-SoC wechselt Qualcomm zur einer neueren Fertigung von Samsung und setzt auf neuere Cores von ARM. Erste Smartphones kommen demnächst.
Etwas mehr als zwei Jahre nach der Einführung des 5G-Standards in der Snapdragon-800-Baureihe ist die neue Mobilfunkgeneration mit dem Snapdragon 480 in der kleinsten Snapdragon-Familie („2 Series“ ist kein Snapdragon) von Qualcomm angekommen. Mit dem neuen SoC setzt Qualcomm den Trickle-down-Ansatz fort, der 5G im Dezember 2019 in die Snapdragon-700- und im Juni 2020 in die Snapdragon-600-Baureihe brachte. 5G wird damit in jeder der vier Snapdragon-Familien in einem SoC angeboten.
Das 5G-Modem des Snapdragon 690
Der Snapdragon 480 integriert das mit dem Snapdragon 690 im Juni 2020 vorgestellte Snapdragon-X51-Modem, das als Abkömmling des Snapdragon X52 aus dem Snapdragon 750G, 765(G) und 768(G) als All-in-one-Lösung alle aktuellen Mobilfunkstandards von 2G bis 5G abwickelt. Obwohl der Name mit „X51“ identisch zur Umsetzung im Snapdragon 690 ausfällt, erreicht das Modem im Snapdragon 480 nicht ganz dieselben Werte: Den maximalen 5G-Downlink beziffert Qualcomm mit gleichen 2,5 Gbit/s, bei LTE sind es aber 800 Mbit/s statt 1,2 Gbit/s. Und im 5G-Uplink ist der Chip mit 660 statt 900 Mbit/s spezifiziert, während der LTE-Uplink bei jeweils 210 Mbit/s liegt.
Neue Fertigung und CPU-Kerne
Neben 5G führen die Veränderungen an CPU und GPU zu einem deutlichen Leistungssprung. Mehr als 100 Prozent Zuwachs bei CPU- und GPU-Leistung nennt Qualcomm im Vergleich zum Snapdragon 460. Den vor ziemlich genau einem Jahr vorgestellten 11-nm-Chip hat Qualcomm als direkten Vorgänger der neuen Lösung auserkoren. Der Snapdragon 480 kommt aber aus Samsungs neuerer 8-nm-Fertigung (8LPP) und setzt auf neue Cores von ARM in einer 2+6- statt 4+4-Konfiguration.
Für die CPU wechselt Qualcomm vom Kryo 240 Gold, dem der ARM Cortex-A73 zugrunde liegt, zum neueren Kryo 460 Gold auf Basis des Cortex-A76. Für die sechs Efficiency-Cores hat Qualcomm das Cortex-A53-Derivat Kryo 240 Silver gegen ein moderneres Design auf Basis des Cortex-A55 getauscht. Die zwei Performance-Kerne dürfen auf bis zu 2,0 GHz takten, die Effizienz-Kerne kommen auf bis zu 1,8 GHz.
GPU soll doppelte Leistung liefern
Ebenfalls über 100 Prozent mehr Leistung verspricht Qualcomm für die Grafikeinheit. Von der Nomenklatur her kommt statt der Adreno 610 die Adreno 619 zum Einsatz. Mit der GPU können Displays mit einer Auflösung von bis zu FHD+, also Full HD in gestreckten Formaten wie 20:9, mit maximal 120 Hz angesteuert werden. Snapdragon Elite Gaming etwa für HDR-Gaming bleibt zwar den Top-Chips wie dem Snapdragon 888 vorbehalten, der Snapdragon 480 unterstützt aber ausgewählte Features wie die über Google Play aktualisierbaren Adreno-GPU-Treiber.
Triple-Bildprozessor wie im Flaggschiff
Ein weiteres Feature des Snapdragon 480 ist der Spectra-345-Bildprozessor, der wie im Snapdragon 888 als Triple-ISP ausgelegt ist, der dreimal 13 Megapixel mit 30-FPS-Serienbildaufnahmen ohne Verzögerung (Zero Shutter Lag) mit paralleler Rauschminderung über mehrere Frames (Multi-Frame Noise Reduction) beherrscht. Bei nur zwei Kameras funktioniert das auch mit einmal 25 und einmal 13 Megapixeln, eine einzelne Kamera wird mit 64 Megapixeln unterstützt. Im Videobereich unterstützt der Chip einmal Full HD mit 60 FPS oder zweimal Full HD mit 30 FPS oder dreimal 720p mit ebenso 30 FPS. 4K-Auflösung und HDR sind den höheren Preisklassen vorbehalten.
Qualcomm zufolge sollen erste Smartphones mit Snapdragon 480 noch Anfang dieses Jahres auf den Markt kommen. Nokia, OnePlus, Oppo und Vivo haben bereits zugesagt.