Lenovo Tab P11 Pro im Test: Multimedia, Kamera und Fazit

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Michael Schäfer
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Solide Multimedia-Eigenschaften

Auch wenn Lenovo das Einsatzgebiet des P11 Pro in erster Linie im produktiven Bereich sieht, verfügt das Tablet ebenso über gute Multimedia-Eigenschaften. So reicht die Rechenleistung durchaus für das eine oder andere Spiel zur Zerstreuung zwischendurch aus. Bei detailreichen 3D-Titeln kommt die Hardware jedoch schnell ins Schwitzen.

Die Lautsprecher beim Tab P11 Pro liefern einen guten Klang, können beim Halten jedoch leicht verdeckt werden
Die Lautsprecher beim Tab P11 Pro liefern einen guten Klang, können beim Halten jedoch leicht verdeckt werden

Filme können auf dem P11 Pro Spaß machen, was nicht zuletzt an dem AMOLED-Display liegt, das für diesen Einsatzbereich an manchen Stellen jedoch ein wenig heller hätte sein können. Darüber hinaus werden alle gängigen Streaming-Dienste wie Netflix, Prime Video, Disney+ oder DAZN in voller Auflösung unterstützt. Die JBL-Lautsprecher liefern dabei eine generell ausreichende Leistung, um das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgen zu können. Für mehr reicht es selbst mit Dolby-Atmos-Zertifizierung nicht – Wunder können die Klanggeber bei ihrer Größe eben nicht vollbringen. Doch auch beim Tab P11 Pro ist deren Positionierung eher weniger optimal gewählt, denn wird das Tablet bei der Nutzung normal in der Hand gehalten, werden im Normalfall die beiden unteren Lautsprecher abgedeckt, was den Klang eher verschlechtert als verbessert und in der Konsequenz wesentlich dumpfer klingen lässt.

Der USB-C-Anschluss sitzt auch beim Tab P11 Pro ergonomisch ungünstig
Der USB-C-Anschluss sitzt auch beim Tab P11 Pro ergonomisch ungünstig

Weniger schön wird es bei der Verwendung eines Kopfhörers: Entweder muss sich der Nutzer selbst um die Beschaffung eines entsprechenden Adapters kümmern, der in den meisten Fällen jedoch nicht an die Klangqualität eines nativen Kopfhöreranschlusses heranreicht und zudem dafür sorgt, dass das Tablet nicht bequem gehalten werden kann, oder er greift auf Bluetooth als Verbindung zurück. Einmal davon abgesehen, dass er dadurch in der Wahl des Kopfhörers eingeschränkt ist und sich von der jeweiligen Akku-Laufleistung abhängig macht, ist diese Lösung auch klanglich ein Rückschritt, da Qualcomms aptX-Technologie nicht unterstützt wird.

Nur durchschnittliche Kamera

Das Tab Pro 11 verfügt über die gleiche Hauptkamera wie das Tab P11, die mit 13 Megapixeln auflöst. Darüber hinaus besitzt die Pro-Variante eine zweite Kamera mit einer Auflösung von 5 Megapixeln. Die damit aufgenommenen Bildern sehen bei ausreichendem Licht, vor allem bei Sonnenschein, gut aus, neigen aber nicht selten zu überzeichneten Farben. Sollte sich allerdings auch nur kurz eine Wolke davorschieben, wird dies sofort mit flauen Farben und unscharfen Konturen bestraft. Da ein Tablet jedoch nur selten für Schnappschüsse im freien Gelände genutzt wird, dürfte der Fokus auf Bilder innerhalb der eigenen vier Wände bei weniger optimalen Lichtverhältnissen oder Kunstlicht liegen. Aber hier treten die gleichen Probleme auf. Der integrierte LED-Blitz kann dabei den Raum nicht wirklich aufhellen und ist zumindest bei solchen Aufnahmen eher nutzlos.

Ein HDR-Modus lässt sich auf Wunsch ebenso dazuschalten, doch auch hier sollten die Erwartungen in das Ergebnis sehr niedrig angesetzt werden. Im Großen und Ganzen geht die Bildqualität der Aufnahmen nicht über die eines Mittelklasse-Smartphones hinaus.

Lenovo Tab P11 Pro ist Test – Kamera

Neben einem Porträt- und Spiegel-Modus bietet Lenovo in der Kamera-App eine eigene Funktion für das Ablichten von Dokumenten an, die im Unterschied zum normalen Kamera-Modus für die Behebung von perspektivischen Verzerrungen sorgen soll. Wie bereits beim Tab P11 kann das Ergebnis nicht immer überzeugen, sodass für solche Korrekturen lieber auf eine entsprechende Software zurückgegriffen werden sollte. Auf der kurzen Distanz kann der LED-Blitz zwar unschönen Schattenbildungen vorbeugen, sorgt aber gleichzeitig für überbelichtete Stellen. Weitere Funktionen wie AR-Spielereien und Ähnliches bietet die Kamera-App nicht.

Die Kamera des Tab P11 Pro liefert durchschnittliche Ergebnisse
Die Kamera des Tab P11 Pro liefert durchschnittliche Ergebnisse

Die in Front verbaute Aufnahmeeinheit löst mit 8 Megapixeln auf und eignet sich, ebenfalls gute Lichtverhältnisse vorausgesetzt, durchaus für Videokonferenzen. Diese können mit bis zu 1080p aufgenommen werden, was auch für die Hauptkamera auf der Rückseite gilt – für den heutigen Stand der Technik ist das jedoch ein eher schlechter Wert.

Fazit

Mit dem P11 Pro will Lenovo in den produktiven Bereich vorzudringen, aber dem Produkt geht auf halber Stecke die Luft aus. Das liegt vor allem am Konzept, das über weite Strecken nicht stimmig ist.

Dabei kann insbesondere der erste Eindruck sehr überzeugen: Das Display ist mit 11,5 Zoll etwas größer als beim kleinen Bruder und löst deutlich höher auf. Darüber hinaus setzt Lenovo auf ein AMOLED-Panel, das vor allem für einen hohen Kontrast sorgt und eine darüber hinaus überzeugende Farbdarstellung bietet. Aber auch die Helligkeit, eine Schwachstelle vieler Panels mit der verbauten Technik, kann überzeugen. Gleiches gilt für die Verarbeitung, die generell erst einmal keine Wünsche offenlässt.

Die Probleme beginnen unter dem Display bei der weiteren Hardware, die für den geforderten Preis von mindestens 599 Euro zu schwach ausfällt. Der Snapdragon 730G von Qualcomm bildet gerade einmal den Einstieg in die Mittelklasse ab, was sich vor allem in den Leistungsmessungen widerspiegelt. Hier hat das Konzept nicht mal gegen günstigere Tablets wie das aktuelle iPad für 329 Euro eine Chance – von anderen Konkurrenten wie dem Galaxy Tab S7(+) oder dem aktuellen iPad Air (Test) ganz zu schweigen. Dass das Tab P11 Pro in den meisten Fällen nicht einmal doppelt so stark agiert wie das mit rund 250 Euro deutlich günstigere Tab P11 (Test) aus selbem Hause unterstreicht die fragwürdige Konzeption des „Pro“. Für die gelieferte Leistung ist das Tablet schlicht und einfach zu teuer, hier hat sich Lenovo verkalkuliert.

Auch bei den Laufzeiten lässt das Tab P11 den Pro-Charakter vermissen: Bei der Wiedergabe von Videos hat es zwar deutlich die Nase vorne, doch wenn die Hardware etwas mehr gefordert wird, gerät das Modell mächtig ins Hintertreffen.

Lenovo Tab P11 Pro im Test

Einen weiteren Schnitzer leistet sich der Hersteller mit der Software-Grundlage in Form von Android 10. Dabei scheinen sich die bereits beim Tab P11 geäußerte Befürchtungen, dass Lenovo nach wie vor seinen Tablets keine großen Updates spendieren wird, zu bewahrheiten. Während die offizielle Veröffentlichung von Version 12 des Google-OS immer näher rückt, schafft es Lenovo nicht einmal, Android 10 mit aktuellen Sicherheits-Patches auszustatten – diese datieren wie beim kleinen Bruder weiterhin auf den 5. Dezember 2020.

Viele andere Segmente wie die Kamera sind nur Durchschnitt und können den Negativeindruck nicht mehr ändern. Die Stifteingabe ist zwar gut umgesetzt und auch die Tastatur des Cases ist nach einer gewissen Eingewöhnung sehr gut zu nutzen, beides sorgt jedoch für einen Aufpreis von mindestens 100 Euro. Nicht wenige Nutzer dürften darüber hinaus bereits aufgrund des fehlenden Kopfhöreranschlusses vom P11 Pro Abstand nehmen, der Rest dürfte diese in ihrer Entscheidung nur bestätigen.

Am Ende hat die Konkurrenz, sowohl mit Android als auch mit iOS, für professionelle Anwender bessere Endgeräte zu bieten. Mit dem Tab P11 Pro lassen sich auf dem Papier zwar ein paar Euro sparen, in der Praxis rächt sich das aber schnell.

Lenovo Tab P11 Pro (6 GB / 128 GB / LTE)
Produktgruppe Tablets, 26.04.2021
  • Display
    +
  • Leistung Produktiv
    O
  • Leistung Unterhaltung
    O
  • Laufzeit
    +
  • Verarbeitung
    +
  • AMOLED-Display
  • großer Bildschirm
  • hohe Auflösung
  • hohe Helligkeit
  • gute Verarbeitung
  • Fingerabdrucksensor
  • optionale Stifteingabe
  • lange Laufzeiten
  • schlechte Prozessorleistung
  • hoher Preis
  • kein Kopfhöreranschluss
  • Android 10 mit veralteten Sicherheitspatches

ComputerBase wurde das Tab P11 Pro leihweise von Lenovo für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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