Sicherheitsbedenken: Britische Regierung prüft ARM-Übernahme durch Nvidia

Jan-Frederik Timm
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Sicherheitsbedenken: Britische Regierung prüft ARM-Übernahme durch Nvidia
Bild: Nvidia

Die betroffenen Unternehmen Nvidia, ARM und Softbank sind sich seit Monaten einig, doch die britische Regierung will die geplante 40-Milliarden-US-Dollar-Übernahme vorerst nicht absegnen. Sie hat am Montag offiziell Sicherheitsbedenken als Anlass genannt, die potentiellen Auswirkungen der Übernahme durch Nvidia zu prüfen.

Die Kritik am geplanten Kauf ist groß

Der Schritt ist ob der Tragweite der Akquisition keine Überraschung. Nach der Bekanntgabe der Übernahme-Absichten im September 2020 hatte es immer wieder Rufe nach einer solchen Untersuchung gegeben, die die Übernahme letztendlich sogar stoppen könnte. Eine prominente Gegenstimme war und ist auch ARM-Mitgründer Hermann Hauser, der die Initiative Save Arm ins Leben gerufen hat. Hauser hatte im Jahr 1978 das Unternehmen Acorn gegründet, aus dessen CPU-Sparte im Jahr 1990 ARM hervorging. Noch heute liegt der Firmensitz des Unternehmens in Cambridge.

Hauser und andere Kritiker sehen die geplante Übernahme aus drei Gründen kritisch:

  • Sie gefährde Arbeitsplätze in der Region Cambridge.
  • Sie gefährde das seit jeher ureigene Geschäftsmodell von ARM, das die Entwicklung und Lizenzierung von Prozessorarchitekturen umfasst.
  • Sie gefährde den Technologiestandort Großbritannien, den ARM mit 95 Prozent Marktanteil in aktuellen Smartphone-SoCs entscheidend präge. In anderen Technologie-Bereichen hätten hingegen schon heute in der Regel US-Unternehmen die Vormachtstellung.

Beim Verkauf an Softbank im Jahr 2016 hatte der neue Inhaber Garantien für den Standort gegeben, zugesagt, dass ARM selbstständig bleiben werde, und ist auch nicht in derselben Branche aktiv.

Erste Prüfung bis Ende Juli 2021

Die britische Regierung hat jetzt die erste Phase einer Prüfung der geplanten Übernahme angekündigt. In einer ersten Phase sollen die möglichen Auswirkungen der Übernahme auf den Wettbewerb und die nationale Sicherheit zusammengetragen, der entsprechende Bericht bis Ende Juli vorgelegt werden. Auf Basis dieses Berichtes soll dann entschieden werden, ob die Einwände fallengelassen, oder eine weitere Untersuchung angestrebt wird.

Dass die Übernahme am Ende kaum zu verhindern sein wird, davon gehen auch die Kritiker aus. Sie haben die Regierung allerdings dazu aufgefordert, Nvidia eine ganze Reihe an Garantien abzuringen, die sicherstellen, dass Arbeitsplätze, Wettbewerb und nationale Sicherheit durch die Übernahme nicht gefährdet werden. Dazu gehören neben Arbeitsplatzgarantien die Zusage, dass Nvidia bei der Lizenzierung von ARM-Technologien nicht bevorzugt behandelt wird.

Auch US-IT-Schwergewichte protestieren

Kritiker der Übernahme sind aber nicht nur in Großbritannien zu finden. Selbst US-amerikanische IT-Schwergewichte haben sich im Februar 2021 gegen eine bedingungslose Abwicklung ausgesprochen, darunter Google, Microsoft und Qualcomm – alles Lizenznehmer von ARM-Technologien.

SoftBank wäre im Anschluss größter Nvidia-Aktionär

Der aktuelle Besitzer von ARM ist der japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank. Der Deal über 40 Milliarden US-Dollar setzt sich aus 21,5 Milliarden US-Dollar in Nvidia-Aktien, 12 Milliarden US-Dollar in bar, davon 2 Milliarden US-Dollar bei Unterzeichnung der Übernahme, zusammen. SoftBank würde dadurch mit einem Mal mit 10 Prozent aller Nvidia-Aktien der größte Aktionär des Unternehmens werden. Weitere 5 Milliarden US-Dollar sollen zu einem späteren Zeitpunkt an SoftBank gehen, je nachdem, wie sich ARM zwischenzeitlich entwickeln wird. 1,5 Milliarden US-Dollar an Aktienkapital soll zudem an ARM-Mitarbeiter gehen.