Server-CPU-Marktanteile: AMD kämpft gegen Intel – und später auch ARM
Intel Ice Lake-SP soll Ende des Jahres bereits 30 Prozent Marktanteil besitzen, glauben Marktforscher. Das ist eine Herausforderung für AMD, denn auf der anderen Seite kommt auch noch ARM, wenngleich deren Marktanteil weiterhin gering ist und nicht vor 2023 signifikant größer ausfallen soll.
Ice Lake-SP soll einschlagen
Die von TrendForce ins Spiel gebrachten 30 Prozent Marktanteil für Ice Lake-SP bis Ende des Jahres sind eine Nummer, die durchaus beachtlich ist. Die letzten Wochen hatten bereits gezeigt, dass Intel vor, zum und nach dem Start im April dieses Jahres eine große Anzahl an Chips ausgeliefert hat, CPUs waren schnell auch an anderen Stellen als nur bei großen OEMs und Systemintegratoren zu bekommen. Laut ComputerBase-Preisvergleich sind diverse Modelle bis hinauf zum 40-Kern-Flaggschiff kurzfristig erhältlich. Die 10-nm-Fertigung scheint nun wirklich endlich zu laufen, selbst die riesigen 40-Kern-Dies gibt es.
Das ist bei AMD dank TSMCs seit Jahren genutztem 7-nm-Prozess ähnlich, die im März vorgestellten Milan-CPUs gibt es nun ebenfalls relativ kurzfristig, nachdem es in den ersten Wochen etwas gehakt hatte. Denn, wie die aktuellen Zahlen von Mercury Research vom heutigen Tage offenbaren, hat AMD im Serverumfeld erst knapp zehn Prozent Marktanteil erreicht, während bei x86-CPUs Intel die anderen 90 Prozent hält – jede CPU zählt hier.
Wenn AMD im zweiten Halbjahr noch deutlich zulegen könnte, würden die Auslieferungen vermutlich weiterhin markant unter der Marke liegen, die Intel allein mit Ice Lake-SP anvisiert. Da im Gegenzug aber andere Intel-CPUs nachgeben, ist die Chance auf die Steigerung des Marktanteils weiterhin da. AMD hatte zuletzt erklärt, noch immer mehr Rome, also die zweite Epyc-Generation, statt Milan mit neuen Zen-3-Kernen auszuliefern; erst im zweiten Halbjahr soll das besser werden. Auf diese neuen CPUs warten noch so einige Abnehmer.
AMD kämpft sich zurück
Der Servermarkt ist ein langlebiger und komplizierter. Rahmenverträge, lange Laufzeiten und das „Intel Inside“ steckt in vielen Köpfen und Systemen. Von Intel auf Intel zu wechseln kann hier einfacher sein als zu AMD zu gehen, zumal Ice Lake-SP gegenüber den Vorgängern durchaus eine deutliche Mehrleistung bietet. Hier entscheidet am Ende auch nicht immer die bloße Rohleistung, in der AMD in gewissen Szenarien deutlich überlegen ist, es geht um das Gesamtpaket, welches zwar bei den CPUs und der Plattform beginnt, sich dann aber über Software und Support in viele weitere Bereiche erstreckt.
AMD musste vor allem im Umfeld viel Aufholarbeit leisten, denn mit Einführung von Epyc im Jahr 2017 fingen sie quasi wieder bei Null an, die Jahre zuvor mit komplett chancenlosen Bulldozer-Server-Systemen hatten hier nahezu eine tote Wüste hinterlassen. Genau deshalb schwor sich AMD an der Stelle stets auf einen langwierigen Prozess ein, der auch 2021 auf absehbare Zeit nicht abgeschlossen sein wird.
Dennoch sind die Marktforscher optimistisch, dass AMD im nächsten Jahr um weitere 50 Prozent zulegen kann – rund 15 Prozent Marktanteil sollen es dann sein. Es braucht da letztlich aber mehr, als die medial hervorgehobenen Achtungserfolge bei großen Hyperscalern und in Supercomputern.
ARM bleibt vorerst Nischenprodukt
AMD kämpft genau in diesen Bereichen nämlich nicht nur gegen Intel, sondern auch gegen ARM. Mittlerweile hat AMD zwar bei fast allen Herstellern wieder einen Stein im Brett und wird auch angeboten, doch die größten Abnehmer sind auch die, die ihre eigenen Chips designen (wollen). Und dafür wird stets auf ARM gesetzt, Amazon nutzt bereits die zweite Version ihrer CPU Graviton, eine dritte dürfte zeitnah folgen. Und auch Google, Microsoft und weiteren werden entsprechende Bestrebungen nachgesagt. Doch die Zeit spielt hier in AMDs aber natürlich auch Intels Karten: Vor 2023 erwarten die Marktforscher kein ARM-Produkt, welches wirklich breit mit den x86-Lösungen konkurrieren könnte.
Ob und wie sich der Marktanteil von ARM entwickelt, steht jedoch weiter in den Sternen. Die Versuche von ARM in Server-Systemen gibt es bereits seit einer Dekade, aktuell werden sie auf rund 3 Prozent Marktanteil geschätzt. In speziellen Bereichen dürfte sich das definitiv auch in Zukunft lohnen. Ob es am Ende so optimistisch wird, wie es Timothy Prickett Morgan von der auf Server-Themen spezialisierten Seite TheNextPlatform mit einem Augenzwinkern prognostizierte, bleibt aber fraglich. Denn an einem ganz ähnlichen Punkt war man beispielsweise vor sieben Jahren schon einmal, um die Erwartungen dann auf ein Zehntel einzustampfen. Damals hieß es auch schon, 20 Prozent Marktanteil erreichen zu wollen – bis zum Jahr 2020. Daraus wurde bekanntlich nichts.