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Im Test vor 15 Jahren: Zwei GeForce 8800 GTX waren schneller als eine

Robert McHardy
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Im Test vor 15 Jahren: Zwei GeForce 8800 GTX waren schneller als eine

Die Nvidia GeForce 8800 GTX war zum Erscheinungszeitpunkt im November 2006 die schnellste Grafikkarte, die Spieler erwerben konnten. Im Test vor 15 Jahren ging ComputerBase der Frage nach, ob es sich für Enthusiasten lohnte, zwei GeForce 8800 GTX in einem SLI-Verbund (Test) zu betreiben.

Die GeForce 8800 GTX mit G80-GPU

Das Herzstück der GeForce 8800 GTX war die neue G80-GPU, die in einem 90-nm-Verfahren hergestellt wurde und 681 Millionen Transistoren in sich vereinte. Zum Vergleich: Eine GeForce 7900 GTX der Vorgängergeneration kam auf 278 Millionen Transistoren und ein Quad-Core-Prozessor von Intel auf 582 Millionen Transistoren (in 65 nm gefertigt). Auch abseits dieser (und weiterer) Neuerungen war die GeForce 8800 GTX technologisch auf dem neuesten Stand. Der 900 MHz schnelle und 768 MByte große GDDR3-Grafikspeicher war über einen 384 Bit breiten Bus an die GPU angebunden, was in einer Speicherbandbreite von 86,4 GByte/s resultierte. Die Texelfüllrate belief sich mit 36,8 MTex/s auf die doppelte Menge des Vorgängers, der GeForce 7900 GTX. Das Gleiche galt für die Anzahl der Fließkommaoperationen pro Sekunde (FLOPS).

Radeon X1950 XTX GeForce 7900 GTX GeForce 7950 GX2 GeForce 8800 GTX GeForce 8800 GTS
Chip R580+ G71 G80
Transistoren ca. 384 Mio. ca. 278 Mio. ca. 2 × 278 Mio. ca. 681 Mio.
Fertigung 90 nm
Chiptakt 650 MHz 500 MHz 575 MHz 500 MHz
Shadertakt 650 MHz 650 MHz 500 MHz 1.350 MHz 1.200 MHz
Pixel-Pipelines 16 24 2 × 24
Shader-Einheiten
(MADD)
48 (4D) 128 (1D) 96 (1D)
FLOPS (MADD/ADD) 374 GFLOPS 250 GFLOPS 2 × 192 GFLOPS 518 GFLOPS 346 GLOPS
ROPs 16 2 × 16 24 20
Pixelfüllrate 10.400 MPix/s 2 × 8.000 MPix/s 13.800 MPix/s 10.000 MPix/s
TMUs 16 24 2 × 24 64 48
Texelfüllrate 10.400 MTex/s 15.600 MTex/s 2 × 12.000 MTex/s 36.800 MTex/s 24.000 MTex/s
Vertex-Shader 8 2 × 8
Unified Shader
in Hardware
Pixel-Shader PS 3.0 SM 4
Vertex-Shader VS 3.0 SM 4
Geometry-Shader
Speichermenge 512 MByte GDDR4 512 MByte GDDR3 2 × 512 MByte GDDR3 768 MByte GDDR3 640 MByte GDDR3
Speichertakt 1.000 MHz 800 MHz 600 MHz 900 MHz 800 MHz
Speicherinterface 256 Bit 384 Bit 320 Bit
Speicherbandbreite 64.000 MByte/s 51.200 MByte/s 2 × 38.400 MByte/s 86.400 MByte/s 64.000 MByte/s

Obwohl es sich bei der GeForce 8800 GTX bereits um die mit Abstand schnellste Grafikkarte auf dem Markt handelte, war sie manchen Nutzern nicht schnell genug. Die naheliegende Lösung: Zwei GeForce 8800 GTX hatten in der Theorie doppelt so viel Rechenleistung wie eine einzelne.

SLI done right

Multi-GPU-Systeme hatten in der Praxis oft eine eher enttäuschende Leistung. Anders verhielt es sich bei dem SLI-Gespann aus zwei GeForce 8800 GTX, das im ComputerBase-Test vor 15 Jahren alle Rekorde brach. In 1.280 × 1.024 Bildpunkten lag das SLI-Gespann satte 51 Prozent vor einem System mit einer einzelnen GTX. Der limitierende Faktor hierbei war der Intel Core 2 Extreme X6800, der die beiden Grafikkarten in dieser niedrigen Auflösung nicht schnell genug mit Daten versorgen konnte.

Dementsprechend fiel der Abstand in 1.600 × 1.200 Bildpunkten mit 63 Prozent etwas höher aus. In 2.560 × 1.600 Bildpunkten konnten die beiden GeForce 8800 GTX dann vollends zeigen, was in ihnen steckte, und zogen einer einzelnen GeForce um 77 Prozent davon. Das entsprach zwar bei weitem nicht den 100 Prozent Mehrkosten die mit der Anschaffung einer zweiten Grafikkarte einhergingen, allerdings handelte es sich um eine sehr gute Multi-GPU-Skalierung.

Rating
Rating – SLI/CF 1280x1024
    • nVidia GeForce 8800 GTX SLI
      150,5
    • nVidia GeForce 8800 GTX
      100,0
    • nVidia GeForce 7900 GTX SLI
      94,2
    • ATi Radeon X1950 XTX CF
      89,8
    • nVidia GeForce 7950 GX2
      76,0
Einheit: Prozent, Arithmetisches Mittel

Mit zwei Grafikkarten ging nicht nur eine beinahe doppelt so hohe Leistung einher, sondern auch ein mehr als doppelt so hoher Schalldruckpegel. Mit 60 dB(A) war ein SLI-System aus zwei GeForce 8800 GTX unter Last alles andere als leise. Die GPU-Temperaturen blieben mit 84 °C unter Last hingegen im grünen Bereich. Wer bereit war die hohen Anschaffungskosten für zwei GeForce 8800 GTX zu tragen, der musste sich zudem auf eine hohe Stromrechnung gefasst machen: Mit einer Energieaufnahme von 445 Watt unter Last genehmigte sich das Gesamtsystem mit den zwei GeForce mehr als jede andere Grafikkarten-Kombination. Vor 15 Jahren galt dieser Verbrauch als absurd hoch, heute verbraucht eine GeForce RTX 3090 mit maximiertem Power-Target allein vor dem Netzteil nicht weniger.

Stromverbrauch (PC, Steckdose)
  • Idle:
    • ATi Radeon X1950 XTX CF
      196
    • nVidia GeForce 7950 GX2
      200
    • nVidia GeForce 7900 GTX SLI
      228
    • nVidia GeForce 8800 GTX SLI
      296
  • Last:
    • nVidia GeForce 7950 GX2
      275
    • nVidia GeForce 7900 GTX SLI
      339
    • ATi Radeon X1950 XTX CF
      401
    • nVidia GeForce 8800 GTX SLI
      445
Einheit: Watt (W)

Fazit

Die wenigsten Spieler benötigten eine GeForce 8800 GTX und noch weniger brauchten gleich zwei der High-End-Grafikkarte. Wer das Geld für zwei GeForce 8800 GTX in die Hand nahm, der bekam dafür allerdings auch genau das, was er erwartete: Brachiale Leistung mal Zwei. Ein SLI-System brach in jeder möglichen Hinsicht alle Rekorde.

Aber die Mikroruckler?

„Mikroruckler“ waren damals noch kein Thema. Auf ComputerBase sollten sie das erste Mal zwei Jahre Später im Test eines 3-Way-SLI-Gespanns mit GeForce 8800 GTX Erwähnung finden. Diese unregelmäßige Frequenz der Bildausgabe wurde über die dann folgenden Jahre zum immer größeren Problem von SLI- und CrossFire-Systemen auch im 2-Karten-Gespann und führt mit zu deren Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Auch die Hersteller verloren am Ende das Interesse an der Weiterentwicklung, zu Aufwändig waren die Anpassungen am Treiber (Profile) und DirectX 12 verlegte Multi-GPU-Rendering letztendlich auf die API. Im Jahr 2018 lautete das Fazit einer erneuten Bestandsaufnahme von CrossFire und SLI damit letztendlich: Früher meist schnell, heute meist schlecht.

In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:

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