Key Light Mini im Test: Elgatos Einstiegs-Streaming-Licht ist portabel, hell und gut

Fabian Vecellio del Monego (+1)
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Key Light Mini im Test: Elgatos Einstiegs-Streaming-Licht ist portabel, hell und gut

Das insgesamt gelungene, portable Key Light Mini ist Elgatos günstigstes Streaming-Licht. Auch die breite Software-Funktionalität überzeugt. Wird sie jedoch nicht zwingend benötigt, erscheint die Konkurrenz attraktiver. Denn mit einem UVP von rund 100 Euro bedeutet günstig bei Elgato noch immer hochpreisig.

In den vergangenen beiden Jahren filmten sich so viele Menschen in den eigenen vier Wänden wie noch nie zuvor – sei es wegen eines Home-Office-Meetings, zu Livestreaming-Zwecken oder aber für den Videoanruf mit der Familie. Ein dabei häufig anzutreffendes Problem ist eine unbefriedigende Bildqualität, die oftmals nicht allein der verwendeten Webcam, sondern auch einer unzureichenden Ausleuchtung zuzuschreiben ist. Dies hat ComputerBase erst vor wenigen Monaten in einem Vergleichstest dreier Webcams (darunter Elgatos Facecam) mit einer professionellen DLSM-Kamera und einem Smartphone in der Praxis bestätigen können.

Zu diesem Zweck einfach die bereits verfügbaren Decken-, Steh- oder Schreibtischlampen einzuschalten, schafft jedoch häufig keine Abhilfe: Einerseits wird die Bildqualität dann häufig negativ durch Gegenlicht oder Spiegelungen im Objektiv beeinträchtigt, andererseits entstehen leicht unschöne Schatten im Gesicht. Eine Lösung findet sich potenziell in einer auf das Gesicht gerichteten Lichtquelle neben dem Objektiv der Kamera – und so wundert es nicht, dass zuletzt immer mehr entsprechende Produkte auf den Markt kamen. Elgato hat mit dem Ring Light, dem Key Light und dem Key Light Air bereits drei Modelle im Angebot. Nun wurde das Portfolio mit dem Key Light Mini nach unten hin erweitert.

Alternativen gibt es zuhauf – auch aus dem eigenen Haus

Der tabellarisch gegebene Vergleich offenbart derweil, dass das Key Light Mini hinsichtlich seiner Konzeption mitunter weniger mit den drei bisherigen Elgato-Lichtern gemeinsam hat als mit Aputures bereits Ende 2019 erschienenem AL-MC. Auch der Preis von rund 100 Euro deckt sich in diesem Vergleich, während Logitechs Litra Glow, das ComputerBase Anfang des Jahres ausprobieren konnte, 30 Euro günstiger ist. Im Gegenzug gibt es keine Portabilität und eine geringere Helligkeit, wohl aber eine Halterung für den oberen Rand eines gewöhnlichen PC-Bildschirms. Key Light Mini und AL-MC müssen mit einem 1/4-Zoll-Gewinde für separat erhältliche Stative und einer magnetischen Rückseite auskommen.

Logitech Litra Glow Aputure AL-MC Elgato Key Light Mini Elgato Key Light Air Elgato Key Light Elgato Ring Light
Helligkeit: 250 Lumen 850 Lumen 800 Lumen 1.400 Lumen 2.800 Lumen 2.500 Lumen
Farbraum: Weiß, 2.700–6.500 K RGB, 3.200–6.500 K Weiß, 2.900–7.000 K
Farbwiedergabe­index: 93 96 94
Befestigung: Halterung für den
Bildschirmrand, 1/4-Zoll-Gewinde
1/4-Zoll-Gewinde,
magnetisch
Standfuß Schreibtisch-Klemme
Bedienung: Knöpfe, App App Knöpfe, App
Preis UVP: 70 Euro 105 Euro 100 Euro 130 Euro 200 Euro 200 Euro
Preisvergleich: ab 69 Euro ab 91 Euro ab 99 Euro ab 113 Euro ab 181 Euro ab 140 Euro

Das ist einerseits super, falls Nutzer ohnehin über professionelles Kamera-Equipment verfügen, und passt zum portablen Charakter des 147 × 100 × 17 mm großen und rund 300 g schweren Key Light Mini. Aber falls nicht zufällig eine magnetische Fläche hinter dem Bildschirm vorzufinden ist, schauen Einsteiger ohne entsprechende Ausrüstung in die Röhre: Nicht nur die drei übrigen Elgato-Lampen, sondern auch Logitechs Litra Glow sind in dieser Hinsicht eine zugänglichere Plug-&-Play-Lösung.

Weißes Licht in hell, dunkel, kalt und warm

Wenn das Key Light Mini aber erst einmal einen Platz gefunden hat, kann die Beleuchtung überzeugen. Zunächst einmal fällt die Helligkeit mit bis zu 850 Lumen verhältnismäßig hoch aus – zumindest gemessen an den nicht allzu großen Ausmaßen der Elgato-Lampe. Die Lichtleistung entspricht damit ungefähr der einer gewöhnlichen E27-Haushaltsglühbirne. Der Verbrauch liegt bei maximaler Helligkeit bei 15 W. Der 4.000 mAh starke Lithium-Ionen-Akku unterstützt das aber lediglich eine Stunde. Die volle Leistung wird in der Regel jedoch nur dann benötigt, wenn das Key Light Mini den Schattenwurf beziehungsweise die rückseitige Überbelichtung eines deutlich helleren Lichts kompensieren soll – also beispielsweise eines Fensters im Rücken des Nutzers.

Bei halber Helligkeit vervierfacht sich die Laufzeit – und für gewöhnlich reicht das aus. Darüber hinaus ist es allerdings auch möglich, das Key Light Mini dauerhaft über das mitgelieferte, 2 m lange USB-A-auf-USB-C-Kabel mit Strom zu versorgen. Ein Netzteil liegt nicht bei, sollte aber aus offensichtlichen Gründen mindestens 15 W bereitstellen können. In diesem Fall wird die elektrische Leistung am Akku vorbei direkt an die LEDs geliefert, um einem übermäßigen Verschleiß der Batterie vorzubeugen. Des Weiteren empfehlen sich 15 W auch zum Aufladen des Key Light Mini: Maximal geht das mit 3 A bei 5 V. Mindestens empfiehlt Elgato eine Energiequelle mit 2,4 A.

USB am PC erlaubt nicht die volle Leistung

Das bedeutet letztlich, dass ein Betrieb an den gewöhnlichen USB-A-Steckplätzen eines PCs nicht das volle Potenzial des Key Light Mini unterstützt, sind doch selbst nach USB-3.x-Standard nur 4,5 W vorgesehen. Logitechs Litra Glow wiederum ist aufgrund der geringeren Leuchtleistung nicht von dieser Problematik betroffen und mit einem USB-3.0-Steckplatz vollumfänglich versorgt. USB-C-Buchsen indes liefern bis zu 15 W, sind aber auch im Jahr 2022 noch rar und überdies passt dann das mitgelieferte Kabel nicht. Ein separates Netzteil ist also angeraten. Im Normalfall kann diese Rolle jedes moderne Smartphone-Netzteil übernehmen.

Aber zurück zum Licht. Abseits der Helligkeit will das Key Light Mini auch mit einer anpassbaren Lichttemperatur überzeugen – konkret sind es 2.900 bis 7.000 K. In der Praxis bedeutet das, dass je nach Wunsch zwischen warmem, gelb-rotem und kaltem, beinahe schon blau anmutendem Licht gewählt werden kann. Der Farbwiedergabeindex liegt innerhalb dieses Spektrums stets bei mindestens 94/100. Je höher dieser Wert, desto natürlicher sieht eine künstliche Lichtquelle potenziell aus. Hinsichtlich beider Maße deckt sich das Key Light Mini mit Elgatos anderen Lampen und auch ungefähr mit Logitechs Litra Glow. Apertures AL-MC sticht in der gegebenen Aufstellung aber heraus: Erstens, weil die Temperatur weißen Lichts nur von rund 3.200 bis 6.500 K variiert werden kann. Zweitens allerdings, weil dank RGB-LEDs auch farbiges Licht abgestrahlt werden kann.

Ein Diffusor hilft gegen geblendete Augen

Apropos Abstrahlung: Um den Nutzer einerseits nicht zu blenden und andererseits keine überbelichteten Flecken im Bild zu erzeugen, sollte das Licht einer Streaming-Leuchte möglichst diffus abgestrahlt werden. Idealerweise ist die Leuchtfläche zu diesem Zweck so groß wie möglich. Bei einem bewusst portablen Produkt ist das aber offensichtlich keine Option.

Elgato hat die LEDs daher so angeordnet, dass sie vom Rahmen her in die Mitte des Key Light Mini leuchten und die Strahlen von dort durch eine milchige Kunststoff-Verkleidung nach außen abgelenkt werden. Das ist eine in der Produktklasse durchaus übliche Vorgehensweise, auch Logitechs Litra Glow arbeitet auf ähnliche Weise. Und ja, ein positiver Effekt ist im Vergleich zu einer normalen LED-Birne mit 800 Lumen eindeutig zu erkennen. An das weiche Licht einer großen Softbox kommt die Minileuchte aber selbstredend nicht heran.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.