Apple iPhone 14 Pro Max im Test: Unfallerkennung, Notruf SOS und Fazit

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Nicolas La Rocco
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Unter der Haube bieten alle vier iPhone-14-Modelle im Bereich Sicherheit und Konnektivität mit der Unfallerkennung und dem Feature „Notruf SOS“ zwei weitere Neuheiten, die sich nur schwer respektive noch nicht in Deutschland testen lassen.

Neuer Beschleunigungssensor bis 256 G

Unfälle erkennt das iPhone unter anderem anhand eines neuen Beschleunigungssensors, der für bis zu 256 G ausgelegt ist. Als sogenannte G-Kräfte werden Belastungen aufgrund starker Änderung von Größe und/oder Richtung der Geschwindigkeit etwa auf den menschlichen Körper bezeichnet. 1 G entspricht dabei der alltäglichen Beschleunigung, die man auf der Erde durch die Schwerkraft spürt. Das iPhone ermittelt aber nicht nur die G-Kräfte, sondern über das Barometer auch Veränderungen des Luftdrucks durch das Öffnen des Airbags und schnelle Richtungsänderungen über das Gyrometer. Auch die lauten Geräusche eines Unfalls kann das Smartphone erkennen. Apple habe neue Algorithmen anhand eigens durchgeführter Crashtests entwickelt, um die Unfallerkennung zu optimieren, heißt es vom Hersteller. Sobald ein Unfall erkannt wurde, wird automatisch der Notruf gewählt und Notfallkontakte erhalten eine Nachricht. Der YouTube-Kanal TechRax konnte die Funktion erfolgreich anhand eines beabsichtigten Unfalls auslösen.

SOS via Satellit nur für die USA und Kanada

Zu den neuen Notfalldiensten von iPhone 14 und iPhone 14 Pro gehört auch die Satellitenkommunikation – zumindest in den USA und Kanada. Wie allerdings einer Support-Seite von Apple entnommen werden kann, funktioniert das Feature auch auf Puerto Rico und den Amerikanischen Jungferninseln, beides Außengebiete der Vereinigten Staaten. In Guam und Amerikanisch-Samoa wird das Feature hingegen nicht angeboten. Die Funktion „Emergency SOS via Satellit“, die in Deutschland unter dem Namen „Notruf SOS“ läuft, ist allerdings nicht auf in den USA und Kanada erworbene Geräte beschränkt, sondern kann auch von internationalen Reisenden genutzt werden, sofern sie sich in den genannten Gebieten aufhalten. Verläuft man sich als deutscher Tourist mit in Deutschland gekauftem iPhone 14 etwa im Death Valley, steht der Dienst dennoch zur Verfügung. Grundsätzlich verfügbar gemacht werden soll die Funktion allerdings erst mit einem für November geplanten iOS-16-Update.

Nicht für iPhones aus China

Regionale Einschränkungen bei den Geräten gibt es dennoch. Notruf SOS via Satellit wird nicht auf iPhones angeboten, die in China, Hongkong oder Macao erworben wurden. Das gilt auch dann, wenn man sich mit diesen Geräten in Gebieten aufhält, in denen Apple die Funktion eigentlich anbietet. Der Notfalldienst steht unter Umständen auch nicht oberhalb von 62° geographischer Breite zur Verfügung, also zum Beispiel in den nördlichen Gebieten Kanadas oder in Teilen Alaskas.

Notruf benötigt freien Blick nach oben

Genutzt werden kann das Notfall-Feature ausschließlich dann, wenn keinerlei Verbindungen über das Mobilfunknetz oder WLAN möglich sind. Apple rät dazu, zunächst zu versuchen, den Notruf via 911 zu erreichen, was auch dann funktionieren könnte, wenn kein Mobilfunksignal angezeigt wird. Sollte dieser Versuch fehlschlagen, schlägt das iPhone automatisch den Kontakt via Satellit vor. Über diese Verbindung lassen sich kurze, teils vorgefertigte Textnachrichten verschicken, die unter idealen Bedingungen in weniger als 15 Sekunden, unter leichtem Blattwerk in unter 1 Minute verschickt werden sollen.

Ein visueller Assistent hilft bei der Ausrichtung des Smartphones, um dem verbundenen Satelliten zu folgen. Die Nachrichten werden verschlüsselt verschickt, von Apple entschlüsselt und weitergeleitet. Kann der Notfalldienst keine Textnachrichten verarbeiten, sollen Relaisstationen am Boden mit geschultem Personal den Notruf weiterleiten.

Fazit

Die großen Veränderungen gibt es vermehrt zuerst für die Pro-Modelle der jeweils aktuellen Apple-Smartphones. Das iPhone 14 Pro Max bringt zahlreiche für das Gerät exklusive Innovationen mit, von denen normale iPhone-14-Nutzer nichts abbekommen und stattdessen auf einen Trickle-Down-Effekt über die kommenden Jahre hoffen müssen. Dass der in gewissen Bereichen aber niemals passieren wird, um das „Pro“ weiterhin vom „Non-Pro“ abzugrenzen, gilt jedoch als gesetzt.

Die neue Dynamic Island wird es aller Wahrscheinlichkeit nach noch am ehesten in die normalen Geräte schaffen, nachdem das Face-ID-System in jüngster Zeit eigentlich nie ein Unterscheidungsmerkmal zwischen den Modellen war. Dafür spricht auch, dass Apple mit der Dynamic Island ein neues Multitasking-Interface unter iOS einführt, das alle Modelle erhalten sollten, um eine Fragmentierung der Software und Bedienung zu vermeiden. Von solchen Überlegungen abgesehen, ist die Dynamic Island das Beste, was Apple aus der Notwendigkeit, die Sensorik irgendwo im Bildschirm unterzubringen, machen konnte. Der Hersteller verknüpft elegante Animationen mit cleveren neuen Funktionen zu einem in sich schlüssigen Interface, das Multitasking auf dem iPhone auf ein neues Niveau hebt, ohne dabei den Grad der Komplexität zu hoch zu schrauben. Eine sehr kurze Eingewöhnungsphase braucht die Insel aber schon, um die unterstützten Apps und ihre Funktionen bei kurzem und langem Halten kennenzulernen.

Absoluter Klassenprimus ist Apple in fünf Bereichen, die in dieser Qualität kein anderer Hersteller bietet: Display, Leistung, Software, Konnektivität und Verarbeitung. Das neue OLED-Panel mit Spitzenhelligkeiten jenseits der 2.300 cd/m² ist schlichtweg sensationell gut und der besten Android-Konkurrenz etwa von Samsung überlegen. Es gibt derzeit kein anderes Smartphone am Markt, das mit einem besseren Bildschirm als das iPhone 14 Pro (Max) ausgestattet ist. Gleiches gilt für den A16 Bionic, der mehr CPU- und GPU-Leistung als jeder andere Chip bietet. Bei der Software bewegt sich Apple mit iOS unabhängig von externen Faktoren in einem eigenen Ökosystem, das perfekt auf die Hardware abgestimmt ist, unzählige optimierte Apps bietet und mit jahrelangem Support und sofortigen Updates punktet. Die Konnektivität hebt Apple bei der iPhone-14-Generation mit der Unfallerkennung und Notruf SOS auf ein neues Niveau, wobei Anwender hierzulande noch auf die Satellitenkommunikation warten müssen. Das Gesamtpaket überzeugt darüber hinaus mit hervorragender Verarbeitung und Materialanmutung, die angesichts von mindestens 1.299 Euro für das kleinste Modell aber auch erwartet werden kann.

Apple iPhone 14 Pro Max im Test
Apple iPhone 14 Pro Max im Test

Apples neues Kamerasystem zählt zum Besten, was der Markt derzeit zu bieten hat. Als Klassenprimus kann man die Umsetzung der Triple-Kamera angesichts persönlicher Präferenzen aber nur mit gewissen Einschränkungen bezeichnen. Die Verbesserungen gegenüber dem iPhone 13 Pro Max sind klar und in vielen Bereichen zu sehen, doch ein Pixel 6 Pro schießt eben auch sehr gute Fotos. Chancenlos ist die Konkurrenz allerdings bei den Videoaufnahmen, wo Apple abermals die eigene Expertise präsentiert. In der Kombination aus Fotos, Videos und Sonderfunktionen wie Action-Modus, Kinomodus, ProRAW und ProRes steht unterm Strich ein sehr gutes Kamerasystem.

Was will man angesichts dieser überzeugenden Leistung noch mehr von einem Smartphone? Gute Akkulaufzeiten zum Beispiel – und die sind ein weiterer Punkt, den Apple ebenfalls erfüllt. Der neue Energiespeicher fällt zwar marginal kleiner als im Vorjahr aus und das Always-on-Display knabbert etwas an der Laufzeit, insgesamt betrachtet liegt sie aber weiterhin auf hohem Niveau, sodass Power-User sicher über anderthalb Tage kommen und etwas sparsamere Anwender sogar zwei Tage schaffen werden. Beim Laden gibt es mit Lightning, Qi und MagSafe viel Auswahl – USB-C wäre aber noch besser gewesen, kommt dank EU-Vorschrift aber spätestens im Herbst 2024.

Wer die dank Inflation und schwachem Euro gesalzenen Preise von mindestens 1.299 Euro für das iPhone 14 Pro und 1.449 Euro für das getestete iPhone 14 Pro Max nicht scheut, erhält unter Berücksichtigung aller Punkte das aktuell beste Smartphone. Das iPhone 14 Pro Max ist nicht perfekt und passt sicherlich nicht zu jedem Anwender, es leistet sich aber keine eklatanten Schwächen und sammelt sehr viele Pluspunkte.

Apple iPhone 14 Pro Max (1024 GB)
Produktgruppe Smartphones, 30.09.2022
  • Display
    ++
  • Leistung Produktiv
    ++
  • Leistung Unterhaltung
    ++
  • Laufzeit
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • Das mit Abstand beste OLED-Display
  • Das aktuell schnellste System-on-a-Chip
  • Bester Videomodus aller Smartphones
  • Deutlich verbesserte Triple-Kamera
  • Dynamic Island sinnvoll umgesetzt
  • Exzellente Verarbeitung
  • Gute bis sehr gute Akkulaufzeiten
  • Sofortige iOS-Updates für viele Jahre
  • Sehr gute Stereo-Lautsprecher
  • IP68-Schutz bis 6 m Tiefe
  • Konnektivität inklusive Wi-Fi 6 und UWB
  • Unfallerkennung und Notfall SOS
  • Basismodell bietet nur 128 GB Speicher
  • Lightning statt USB-C
  • Sehr groß und schwer
ComputerBase-Empfehlung für Apple iPhone 14 Pro Max (1024 GB)

ComputerBase wurde das iPhone 14 Pro Max leihweise von Apple zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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