Lenovo ThinkPad X13s im Test: Leichtes Arm-Notebook läuft und läuft und läuft

Update Nicolas La Rocco
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Lenovo ThinkPad X13s im Test: Leichtes Arm-Notebook läuft und läuft und läuft

Lenovo ist mit dem ThinkPad X13s der erste Anbieter eines hochwertigen Arm-Notebooks mit dem viel schnelleren Snapdragon 8cx Gen 3. Darauf läuft Windows 11 für Arm, das endlich auch nicht native 64-Bit-Anwendungen emulieren kann – wenn es denn klappt. Im Alltag werden Anwender weiterhin mit einem Software-Flickwerk konfrontiert.

Update

Der Artikel wurde auf mehrfache Nachfrage zu dem Thema im Forum auf Seite 2 um einen Abschnitt rund um Linux ergänzt. Linux ist derzeit nicht offiziell lauffähig auf dem ThinkPad X13s, es gibt aber ein Proof of Concept innerhalb des Linux-Teams von Lenovo.

Etwas Neues in der Technikwelt ist erst dann beliebt und setzt sich am Markt durch, wenn Apple es auch macht. So bitter lässt sich derzeit die Realität im Bereich der Arm-Notebooks zusammenfassen. Qualcomm hat zwar weit vor Apple erste Snapdragon-Prozessoren speziell für Notebooks angekündigt und gemeinsam mit Partnern auf den Markt gebracht, von Erfolg kann man bislang allerdings nicht sprechen. Wäre Arm wirklich das Allheilmittel, würde kaum mehr ein Windows-Notebook auf AMD oder Intel setzen.

Apple Silicon dominiert Arm-Notebooks

Anders sieht es hingegen bei Apple aus, wo Apple Silicon mittlerweile Intel in allen Segmenten mit Ausnahme des Mac Pro abgelöst hat. Dabei sind die Produkte schneller, sparsamer und leiser geworden, weil sie teils passiv gekühlt werden können. Die Software stellt praktisch keine Hürde war, weil alles aus einer Hand kommt, viele Entwickler gewillt sind, native Arm-Anwendungen für macOS zu entwickeln, und der Rest ziemlich reibungslos von Rosetta (2) übernommen wird. Apple gibt einen neuen Weg vor und die gesamte Branche scheint zu folgen.

Snapdragon 835 für Notebooks bereits 2017 vorgestellt

Qualcomm wiederum befindet sich jetzt in einer Position des Aufholens, obwohl das Unternehmen viel früher als Apple mit entsprechenden Chips auf den Markt gekommen war. Den Apple M1 gibt es erst seit November 2020, einen für Notebooks angepassten Snapdragon 835 hingegen schon seit Dezember 2017 für Geräte von Asus, HP und Lenovo. Selbst die bislang schnellsten Snapdragons 8cx und 8cx Gen 2 sowie die für Microsoft davon abgeleiteten Chips SQ1 und SQ2 schafften es noch vor Apple auf den Markt. Dennoch wird mit Arm-Notebooks derzeit primär Apple assoziiert.

ThinkPad X13s sollte für 1.399 Euro starten

Lenovo hatte das ThinkPad X13s zum MWC in Spanien vorgestellt. Der darin verbaute Snapdragon 8cx Gen 3 feierte zum Tech Summit von Qualcomm Ende des letzten Jahres Premiere. Während das Arm-Notebook in Nordamerika bereits seit dem frühen Sommer verfügbar ist, kam es hierzulande erst vor wenigen Wochen auf den Markt. Lenovo hatte das Gerät zur Messe noch für Preise ab 1.399 Euro in Aussicht gestellt, im Onlineshop des Herstellers ist es aber erst ab 1.719 Euro zu finden. Derzeit läuft beim Unternehmen eine Rabattaktion mit 10 Prozent Nachlass, sodass der Preis temporär bei 1.547,10 Euro liegt.

Technische Daten im Überblick

In der Basiskonfiguration kommt das ThinkPad X13s mit besagtem Prozessor, 16 GB LPDDR4X-4266 (verlötet), 256 GB großer PCIe-Gen4-SSD (M.2 2242), Full-HD-Display (ohne Touch, mit 300 cd/m²) und Windows 11 Home für Arm daher. 32 GB RAM liegen bei derzeit 40 Euro, regulär wären es 90 Euro. Eine 512-GB-SSD kostet 50 Euro, für 1 TB ruft Lenovo 140 Euro auf. Das gleiche Display mit Touch bietet der Hersteller für 40 Euro mehr an. Der Wechsel auf Windows 11 Pro kostet 70 Euro. Die mit Abstand teuerste Sonderausstattung ist das WWAN-Modul für die Standards 2G bis 5G. Das mit Snapdragon X55 bestückte Modul für den mobilen Internetzugang kostet 230 Euro.

Lenovo ThinkPad X13s Gen 1
CPU Qualcomm Snapdragon 8cx Gen 3
4 × Arm Cortex-X1 @ 2,995 GHz
4 × Arm Cortex-A78 @ 2,40 GHz
Samsung 5LPE
GPU Adreno
RAM 16 GB LPDDR4X-4266
32 GB LPDDR4X-4266 (+ 90 Euro)
SSD 256 GB PCIe Gen4 M.2 2242
512 GB PCIe Gen4 (+ 50 Euro)
1 TB PCIe Gen4 (+ 140 Euro)
Display 13,3", 16:10, IPS, 1.920 × 1.200, 60 Hz, 100 % sRGB, 300 cd/m²
13,3", 16:10, IPS, 1.920 × 1.200, 60 Hz, 72 % NTSC, 300 cd/m², Touch (+ 40 Euro)
13,3", 16:10, IPS, 1.920 × 1.200, 60 Hz, 100 % sRGB, 400 cd/m² (Preis unbekannt)
Anschlüsse 2 × USB-C 3.2 Gen 2, 1 × 3,5-mm-Klinke, 1 × Kensington-Schloss, 1 × SIM (optional)
Akku 49,5 Wh
Kabellose Konnektivität Wi-Fi 6E , Bluetooth 5.2, 5G (+ 230 Euro)
Kameras 5-MP-Webcam, 1944p, IR für Windows Hello
Audio 2 Lautsprecher, 3 Mikrofone
Abmessungen 29,87 × 20,64 × 1,34 cm (B × T × H)
Gewicht 1,06 kg
Betriebssystem Windows 11 Home für Arm
Windows 11 Pro für Arm (+ 70 Euro)
Preis ab 1.719 Euro (1.547,10 Euro mit Rabatt)

Das Testgerät der Redaktion war abgesehen vom Touchdisplay mit all diesen Extras ausgerüstet und lag somit mindestens bei 2.199 Euro. Warum mindestens? Die Konfiguration war ebenso mit einem 400 nits starken Bildschirm ohne Touch bestückt, der es bislang noch nicht in den Onlineshop geschafft hat. Getestet wurde das Notebook in der Konfiguration 21BX000JGE, die praktisch der 21BX000EGE entspricht, nur dass dort laut Lenovos Datenbank noch ein umfangreicher Vor-Ort-Service inkludiert ist. Für diese Variante liegt derzeit aber ebenso kein Preis vor.

Extrem leichtes Notebook aus Magnesium

Das ThinkPad X13s ist auf den ersten Blick nicht von anderen hochwertigen Lenovo-Notebooks zu unterscheiden. Bei dem Gerät könnte es sich auch um einen Ableger aus dem X1-Portfolio handeln. Dazu passt das sensationell niedrige Gewicht von lediglich 1,06 kg. Das ThinkPad X13s begleitete die Redaktion auf der IFA und bei mehreren Außenterminen und machte den Rucksack dabei kaum schwerer. In puncto Mobilität zieht es alle Register. Dafür verantwortlich ist primär das Chassis aus Magnesium, das laut Hersteller zu 90 Prozent aus recycelten Quellen stammt. Daran beteiligt ist aber auch der Verzicht auf eine aktive Kühlung. „Thunder Black“ nennt sich das verwendete Mattschwarz, das eine Soft-Touch-Oberfläche bietet. Das Gesamtpaket kommt auf 29,87 × 20,64 × 1,34 cm (B × T × H) und nimmt damit wenig Stellfläche auf dem Tisch ein.

Obwohl Lenovo auf ein Unibody-Design setzt, kann die Unterseite nach dem Lösen von sechs handelsüblichen Kreuzschrauben abgenommen werden, um stark eingeschränkten Zugriff auf die Komponenten zu erhalten. Vorsichtig muss man aber bei den zahlreichen Plastiknasen sein. Vergleichsweise einfach austauschen lassen sich SSD und WWAN-Modul (optional), der RAM ist wie für LPDDR4X üblich aber verlötet. Einblick in den Aufbau des ThinkPad X13s liefert das „Hardware Maintenance Manual“ (HMM) (PDF).

Positive Notch mit 5-MP-Webcam

Eine optische Besonderheit des ThinkPad X13s ist die leicht hervorstehende Leiste oberhalb des Displays, die eine Art positive Notch bildet. Um die Bildschirmränder schmal zu halten und bei weniger Platz dennoch bessere Webcams verbauen zu können, soll dieses Merkmal bei immer mehr Notebooks des Herstellers anzufinden sein. Im ThinkPad X13s steckt darin eine 5-MP-Kamera mit gehobener Qualität und IR-Sensor für Windows Hello, das im Test meistens mit schneller Erkennung funktionierte. Standardmäßig ist die Kamera auf 2,1-MP-Fotos und Full-HD-Video eingestellt, das einstellbare Maximum liegt aber bei 5 MP mit 2.592 × 1.944 Pixeln (4:3) auch für Video. Einen mechanischen ThinkShutter, der die Kamera verdeckt, gibt es beim ThinkPad X13s nicht mehr. Stattdessen kann der Sensor lediglich über die Funktionstasten deaktiviert werden.

USB-C muss reichen

Das Chassis selbst gibt sich davon abgesehen sowohl optisch als auch funktional spartanisch. Die zwei USB-C-Anschlüsse (3.2 Gen 2) mit DisplayPort im Alternate-Mode und Ladefunktion versammelt Lenovo auf der linken Seite, rechts finden Anwender die 3,5-mm-Klinke und je nach Ausstattung das Nano-SIM-Fach. Das WWAN-Modul kann alternativ mit einer eSIM konfiguriert werden. Wer ein ThinkPad X13s kauft, muss sich wie bei Ultrabooks mit eingeschränkter kabelgebundener Konnektivität zufriedengeben.

Leise ThinkPad-Tastatur

Unter dem Deckel versteckt sich eine vollwertige Lenovo-Tastatur samt Trackpoint und Zusatztasten oberhalb des Touchpads, das 11,5 × 5,6 cm misst. Die Tastatur zeichnet sich durch ein weiches Tippgefühl und einen leisen Anschlag aus, der Sitznachbarn kaum mitbekommen lässt, dass gerade ein längerer Artikel entsteht. Wie üblich sind bei Lenovo die Tasten für „Fn“ und „Strg“ getauscht, dieses Merkmal lässt sich allerdings im BIOS umstellen, um ein klassisches Layout zu erhalten. Auf Spielereien wie Touch-Tasten wie zuletzt beim XPS 13 Plus (Test) verzichtet das Unternehmen vollständig und liefert damit eine im Alltag einfach verständliche und zuverlässige „digitale Schreibmaschine“.

Das Touchpad schneidet nicht ganz so gut ab, was allerdings weniger etwas mit der grundlegenden Funktionalität zu tun hat, sondern eher mit der haptischen Eigenschaft, dass das Touchpad im linken und rechten Bereich bei jedem Klick gefühlt mehrere Zentimeter im Gehäuse versinkt. Das wirkt qualitativ nicht besonders hochwertig und will nicht zum ansonsten gelungenen Auftritt des Notebooks und zu dessen Preis passen.

300-nits-Display verfehlt die Preisklasse

Selbiges muss man auch zur Standardkonfiguration des Notebooks bezogen auf das Display sagen. Ein mindestens 1.719 Euro teures Notebook heutzutage noch mit 300-nits-Display, 60 Hz und normaler sRGB-Abdeckung anzubieten, grenzt an eine Unverschämtheit. Vor allem auf die Helligkeit bezogen, sind 300 cd/m² in dieser Preisklasse nicht mehr zeitgemäß. Besonders ärgerlich ist zumindest aktuell außerdem die Tatsache, dass das zum MWC in Aussicht gestellte 400-cd/m²-Panel weiterhin nicht angeboten wird und derzeit lediglich in den Testgeräten für die Presse zur Verfügung steht.

Das alternative Panel ist zwar nicht verfügbar, punktet aber mit einer guten Ausleuchtung, die lediglich im linken Bildschirmbereich etwas nachlässt und auf 89 Prozent der Strahlkraft der hellsten Stelle fällt. Diese wiederum findet sich mit 439 cd/m² oben rechts auf dem Display, während 419 cd/m² der Durchschnitt aus dem jeweils zentralen Punkt von neun Messfeldern sind. Auf lokales Dimming mit mehreren Zonen oder andere spezielle Features der Hintergrundbeleuchtung verzichtet Lenovo, sodass der Schwarzwert bei 0,257 cd/m² und der Kontrast damit bei LCD- respektive IPS-üblichen 1.630:1 liegt.

Diagramme
Maximale Helligkeit
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7, Outdoor-Modus)
      612
    • Huawei MateBook X Pro (Core i7-10510U)
      596
    • Apple MacBook Pro 14" (M1 Pro)
      511
    • Dell XPS 13 (9300) (Core i5-1035G1)
      477
    • Gigabyte Aero 15 OLED (Core i7-10875H)
      470
    • Schenker Vision 15 (Core i7-1165G7)
      460
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      452
    • Dell XPS 13 Plus (9320) (4K-LCD)
      435
    • Lenovo ThinkPad X1 Nano (Core i7-1160G7)
      427
    • Lenovo ThinkPad X13s (Snapdragon 8cx Gen 3)
      419
    • Alienware x14 (Core i7-12700H, RTX 3060)
      417
    • Dynabook Portégé X30W-J-10H (Core i5-1135G7)
      391
    • LG Gram 17 (Core i5-1035G7)
      381
    • Asus ExpertBook B9400CE (Core i7-1165G7)
      380
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx)
      375
    • Lenovo Yoga Slim 7 Pro (Ryzen 9 5900HX)
      371
    • Huawei MateBook 16s (Core i9-12900H)
      348
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7)
      332
    • Asus ROG Zephyrus G14 (Ryzen 9 4900HS)
      325
    • Gigabyte Aorus 17G (Core i7-10875H)
      307
    • HP Pavilion 15 (Ryzen 7 3750H)
      303
    • Asus ExpertBook B9450FA (Core i7-10510U)
      292
    • Acer Nitro 5 (Ryzen 7 4800H)
      292
    • Asus TUF Gaming A17 (Ryzen 7 4800H)
      277

Mattes IPS-Panel ohne Reflexionen

Während die zwei 300-cd/m²-Panels in matt als Non-Touch-Konfiguration oder glänzend mit Touch angeboten werden, gibt es das 400-cd/m²-Panel lediglich ohne Touch und mit matter Anti-Glare-Ausführung, die im Test frei von störenden Reflexionen blieb und sich damit deutlich besser für ein Arbeitsgerät wie das ThinkPad X13s eignet. Gleiches gilt für das leicht höhere Seitenverhältnis von 16:10, das mit 1.920 × 1.200 Pixeln wiedergegeben wird. Für eine gute Ablesbarkeit auf 13,3 Zoll ist eine Windows-Skalierung von 125 Prozent empfehlenswert.

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