Paid Sharing: Netflix will ab 2023 mehr Geld für geteilte Accounts

Fabian Vecellio del Monego
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Paid Sharing: Netflix will ab 2023 mehr Geld für geteilte Accounts
Bild: Alexander Shatov – Unsplash

Ab dem Frühjahr 2023 will Netflix das gängige Account-Sharing international unterbinden respektive monetarisieren, wie nun im Rahmen des Quartalsberichts bekannt wurde. Konkrete Pläne legt der Streaming-Anbieter allerdings nicht offen, sodass über die Details nur gemutmaßt werden kann. Südamerika gibt einen ersten Eindruck.

Account-Sharing ist bei Netflix gang und gäbe

Jedem Netflix-Abonnenten steht es offen, bis zu fünf Nutzerprofile zu erstellen, die mit eigenen personalisierten Empfehlungen und Listen einhergehen. Gedacht ist die Funktion laut Anbieter für Personen, die gemeinsam in einem Haushalt leben – nicht aber für getrennt lebende Familienmitglieder, Freunde oder aber Bekannte; wenngleich entsprechendes Sharing durchaus gängig ist. Auch knapp die Hälfte der ComputerBase-Leser gab in einer Umfrage zu verstehen, ein Netflix-Abonnement mit Freunden und Familie außerhalb des eigenen Haushalts zu teilen. Bisher wurden entsprechende Verstöße seitens Netflix jedoch selten geahndet.

Ein Grund dafür ist auch die häufig kritisierte Abstufung der Streaming-Auflösung: In den günstigeren Tarifen steht auch Ende 2022 nicht einmal Full HD zur Verfügung, während Nutzer, die in UHD schauen möchten, zwangsläufig zum teuersten Abonnement für vier gleichzeitige Nutzer greifen müssen. Das wiederum erscheint vielen Kunden für einen einzigen Stream schlicht und ergreifend zu unattraktiv und wird weitläufig als hauptsächliche Begründung für das weit verbreitete Sharing gesehen.

Netflix-Tarife Ende 2022
Tarif Basis mit Werbung Basis Standard Premium
Preis 4,99 Euro 7,99 Euro 12,99 Euro 17,99 Euro
Videoauflösung 720p/HD 1080p/FHD 2160p/UHD
Anzahl der gleichzeitig möglichen Streams 1 2 4
Anzahl Smartphones oder Tablets
mit Download-Funktion
0 1 2 4

Bereits zu Beginn des Jahres sprach der Streaming-Anbieter jedoch in einer Pressemitteilung diplomatisch von „einiger Verwirrung, wann und wie Netflix gemeinsam genutzt werden kann“. Die dadurch geminderten Einnahmen beeinträchtigten zunehmend die Fähigkeit des Unternehmens, in neue Filme und Serien zu investieren, hieß es. Um der gängigen Praxis in Zukunft einen legalen Rahmen zu geben, wurden entsprechende Tariferweiterungen in verschiedene Modellen sukzessive in südamerikanischen Ländern getestet.

Paid-Sharing wird Anfang 2023 global starten

Im Frühjahr 2023 sollen entsprechende Einschränkungen und Paid-Sharing-Angebot schließlich international ausgefahren werden, wie Netflix nun im Rahmen des Quartalsberichts bekanntgab. Konkrete Pläne bleibt die Ankündigung allerdings schuldig. Ebenso bleibt abzuwarten, ob das Modell gleichzeitig in allen von Netflix unterstützen Ländern starten oder aber in Phasen umgesetzt wird.

Nutzern, die ihren Account bisher auf eine nicht vorgesehene Art und Weise geteilt haben, will der Streaming-Anbieter anschließend zwei Optionen geben. Einerseits wird es möglich sein, einzelne Nutzerprofile in vollständige Nutzeraccounts zu portieren. Der Wiedergabeverlauf und Listen werden dabei übernommen, sodass der Schritt zum alleine bezahlten Abonnement möglichst komfortabel erfolgen kann. Alternativ soll es, wie bereits in Südamerika getestet, gegen zusätzliche Kosten möglich sein, Nutznießer aus fremden Haushalten weiterhin über den eigenen Account schauen zu lassen.

In Chile, Costa Rica und Peru werden dafür pro Unteraccount bereits heute umgerechnet rund 2 Euro bis 3 Euro fällig, allerdings ist die Anzahl an Zusatz-Haushalten auf maximal zwei beschränkt. Wie die Konditionen für europäische Kunden aussehen werden, kann derzeit nur gemutmaßt werden – aber wahrscheinlich werden die Kosten etwas höher ausfallen. Netflix' Premium-Tarif beispielsweise schlägt in Peru nur mit rund 11 Euro zu Buche; in Deutschland sind es hingegen rund 18 Euro.

Wie beurteilst du Netflix' Pläne?
  • Sollte Account-Sharing auch hierzulande unterbunden werden, werde ich mein Abonnement voraussichtlich beenden.
    55,2 %
  • Sollte Account-Sharing unterbunden werden, werde ich auf das Paid-Sharing-Angebot zurückgreifen und mehr zahlen.
    7,9 %
  • Mich betrifft das nicht, weil mein Account nur in einem Haushalt genutzt wird.
    15,5 %
  • Ich bin mir noch unsicher und warte erst einmal ab.
    21,4 %

Überraschend gute Quartalszahlen und bessere Aussichten

Die Zahlen zum abgelaufenen dritten Quartal 2022 wiederum konnten Investoren positiv überraschen. Nach zwei Quartalen mit rückläufigen Nutzerzahlen konnte Netflix von Juli bis inklusive September 2,4 Millionen neue zahlende Kunden registrieren und erreicht damit im Jahresvergleich einen Zuwachs von 4,5 Prozent. Prognosen gingen zuvor von lediglich rund 1 Million neuen Abonnenten aus. Verantwortlich sind laut Netflix unter anderem der Erfolg der Serien "Stranger Things" und "Dahmer: Monster". Auch beim Umsatz übertraf Netflix mit einem Wachstum um 6 Prozent auf 7,9 Milliarden US-Dollar die Erwartungen. Für das laufende vierte Quartal geht das Unternehmen jedoch von einem leichten Rückgang der Erlöse aus. Grund sei jedoch in erster Linie der derzeit starke US-Dollar, der Einnahmen im US-Ausland schmälert.

Die Aktie des Unternehmen stieg noch im nachbörslichen Handel um über 14 Prozent, nachdem sie zuvor seit November 2021 über 70 Prozent an Wert verlor. Noch immer liegt der Kurs über 50 Prozent tiefer.

Die Aussichten wurden jedoch zuletzt besser. Einerseits schauen in der dunkleren und kälteren Jahreshälfte traditionell mehr Menschen Fernsehserien und -filme, andererseits steht mit der fünften Staffel von „The Crown“ ein Publikumsliebling in den Startlöchern, der durch den Tod der britischen Monarchin nur noch an Popularität gewonnen haben dürfte.

Abseits dessen startet am 3. November 2022 in ausgewählten Ländern – darunter auch Deutschland – ein neues und günstigeres werbefinanziertes Abonnement, das Netflix einem breiteren Publikum zugänglich machen soll. Neben rund 4 bis 5 Minuten Werbung pro Stunde ist eine weitere Einschränkung, dass eine „begrenzte Anzahl von Filmen und Serien [...] aus Lizenzgründen nicht verfügbar sein“ wird – Netflix arbeite aber daran, das zu ändern.

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