Kindle Scribe im Test: Amazons erster Reader mit Stifteingabe

Michael Schäfer
54 Kommentare
Kindle Scribe im Test: Amazons erster Reader mit Stifteingabe

Der Kindle Scribe ist der erste E-Book-Reader mit 10-Zoll-Display und Stift von Amazon. Die Hardware zeigt sich im Test auf gewohnt hohem Niveau, aber gerade bei den Neuerungen Stifteingabe und Notizfunktion muss die Software noch gehörig nachlegen, um den versprochenen Nutzen ab 369 Euro auch in der Praxis zu liefern.

Design und Verarbeitung

Von seiner Gestaltung her könnte der neue Kindle aus dem Hause Amazon auf den ersten Blick durchaus für eine neue Generation des Kindle Oasis (Test) gehalten werden.

So ist auch beim neuen E-Book-Reader das 10,2 Zoll große Display komplett von Aluminium umgeben. Während unter anderem im Tablet-Sektor bei vielen Modelle die Rückseite und der seitliche Rahmen aus zwei Segmenten zusammengesetzt wird, ist das Gehäuse beim Scribe komplett aus einer Einheit gefertigt. Der Rand ragt dabei leicht über das Innere hinaus, was aber aufgrund der abgerundeten Kanten nicht wirklich stört.

Der neue Kindle Scribe von Amazon
Der neue Kindle Scribe von Amazon

Auffälliger ist dabei das nicht zentrierte Display und der dicke Rand auf der linken Seite. Diese Aufteilung ist etwas unglücklich gewählt, da mit dem linken Daumen eine große Strecke zum Blättern zurückgelegt werden muss, während auf der rechten Seite mit gleichem Finger fast schon Fehleingaben ausgelöst werden können. Generell wirkt der neue Sprössling von Amazon aber wertig und vor allem stabil.

Amazon Scribe Amazon Kindle Oasis 3 Amazon Kindle Paperwhite 2021 PocketBook InkPad X PocketBook InkPad Lite
Betriebssystem: proprietäres Betriebssystem Linux proprietäres Betriebssystem Linux
Display: 10,20 Zoll
1.860 × 2.480, 304 ppi
E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet
7,00 Zoll
1.264 × 1.680, 300 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
6,80 Zoll
1.236 × 1.648, 303 ppi
E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet
10,30 Zoll
1.404 × 1.872, 227 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
9,70 Zoll
1.200 × 825, 150 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
Blaulichtfilter: Ja
Helligkeitssensor: Helligkeitssensor Helligkeitssensor?
Variante
Helligkeitssensor
Bedienung: Touch, Stifteingabe Physische Tasten, Touch Touch Physische Tasten, Touch
SoC: ?, ? 1,0 GHz, 1 Kern/e 0,8 GHz, 2 Kern/e 1,0 GHz, 2 Kern/e
RAM: ? 512 MB 1.024 MB
Interner Speicher:
16 GB
(? verfügbar)
Variante
32 GB
(? verfügbar)
Variante
64 GB
(? verfügbar)
8 GB
(? verfügbar)
Variante
32 GB
(26,9 GB verfügbar)
8 GB
(6,4 GB verfügbar)
Variante
16 GB
(14,0 GB verfügbar)
Variante
32 GB
(27,0 GB verfügbar)
32 GB
(28,0 GB verfügbar)
8 GB, erweiterbar
(7,1 GB verfügbar)
Konnektivität: USB Typ C
802.11 b/g/n
Micro-USB 2.0
802.11 b/g/n
USB 2.0 Typ C
802.11 a/b/g/n/ac
USB 2.0 Typ C
802.11 b/g/n
Bluetooth: Ja 5.0 Ja
Mobilfunk:
Variante
4G
Größe (B×H×T): 196,0 × 229,0 × 5,8 mm 141,0 × 159,0 × 8,4 mm 124,0 × 174,0 × 8,0 mm 173,0 × 249,0 × 5,0 mm 173,0 × 236,0 × 8,0 mm
Gewicht: 433 g 188 g 208 g 300 g 369 g
Schutzart: IPX8
Akku: ? 1.700 mAh 2.000 mAh 2.200 mAh
Kabellose Laden: Nein Ja?
Nein
Variante
Ja
Nein
Textformate: DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC (nativ), TXT DOC, DOCX, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, TXT DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC (nativ), TXT ACSM, CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT ACSM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT
DRM-Formate: Kindle (AZW) Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care
Audio-Formate: Audible Hörbücher MP3, OGG, M4B
Vorlesefunktion: Text-To-Speech Text-To-Speech
Preis: ab 370 € / – ab 220 € / ab 320 € / ab 260 € 129,99 € / – / 149,99 € / ab 190 € ab 379 € ab 209 €

Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die „Wulst“, welche charakteristisch für den Oasis ist, beim Scribe fehlt. Das ist auch sinnvoll, da Amazon den Testkandidaten vor allem als digitalen Notizblock vermarktet und dieser daher eben auch wie ein Blatt Papier auf den Tisch liegen können muss – eine gewölbte Rückseite würde da nur stören. Ganz eben ist diese aber nicht, an den vier Ecken haben die Entwickler vorsorglich jeweils eine Gumminoppe angebracht. Diese soll ein Rutschen des Scribe beim Beschreiben verhindern, was auch recht gut gelingt. Mit einem gewissen Druck lässt sich der Reader aber dennoch bewegen, was aber sicherlich auch so gewollte ist – er soll ja auch mal zur Seite geschoben werden können.

Die Rückseite des Scribe ist recht glatt und damit rutschig
Die Rückseite des Scribe ist recht glatt und damit rutschig

Mit einer Breite von 196 mm und einer Höhe von 229 mm ist der Scribe größer als manches Tablet mit gleicher Display-Abmessung, mit 5,8 mm aber dafür dünner. Beim Gewicht von 433 g liegen beide Technologien dagegen wieder recht nah beieinander. Die Nutzer, welcher von einem kleineren Kindle kommen, werden sich bei dem Gewicht und den Abmessungen erst einmal umstellen müssen, den so handlich wie ein Paperwhite (Test) oder ein Oasis ist der neue Vertreter der Kindle-Reihe bei weitem nicht.

Dazu trägt auch die glatte Rückseite bei, bei trockenen Händen und aufgrund der Kombination aus geringer Dicke und dem Gewicht kann der Scribe dem Nutzer schon einmal im wahrsten Sinne des Wortes durch die Finger gleiten. Hier besitzen manche Vertreter mit aufgerauter oder gummierter Kunststoffrückseite eindeutig einen Vorteil. Nutzer, welche von einem solchen Gerät zum nun größten Kindle wechseln, könnte das Aluminiumgehäuse zudem etwas zu kühl an den Fingern erscheinen. Im Gegensatz zu seinen Brüdern Paperwhite und Oasis besitzt der Scribe zudem keinen Wasserschutz.

Die Noppen sorgen beim Scribe für eine bessere Haftung an der Unterlage
Die Noppen sorgen beim Scribe für eine bessere Haftung an der Unterlage

Der neue Reader besitzt lediglich einen Knopf sowie einen USB-C-Anschluss, die vom Oasis bekannten Blättertasten fehlen somit. Das macht direkt deutlich, dass der Scribe entweder mit den Fingern oder dem Stift bedient wird. Dieser ist in zwei Ausführungen im Preis inbegriffen und wird im weiteren Verlauf dieses Tests noch genauer in Augenschein genommen.

Varianten und Preise

Preislich bewegt sich der neue Kindle Scribe* durchaus in den von Amazon bekannten Bahnen. So schlägt der Oasis von Amazon bereits mit einem UVP von 229 Euro in der kleinsten Speichergröße mit 8 GB zu Buche – und das bei einem 6,8 Zoll großen Display. Da wirken die 369 Euro*, die der Online-Händler für die 16-GB-Variante des Scribe aufruft, zunächst nicht überteuert – vor allem, weil der Stift im Preis enthalten ist. Er arbeitet vollkommen induktiv und benötigt daher keinen eigenen Strom. Wird der Stift nicht benötigt, wird dieser einfach an die rechte Gerätehälfte angeheftet und dort magnetisch gehalten.

Der Stift ist in zwei Ausführungen erhältlich, wobei sich die Premium-Variante von der normalen darin unterscheidet, dass sie zusätzlich über einen Radiergummi an der Oberseite (was den Weg zum Menü erspart) sowie eine programmierbare Kurzbefehl-Taste verfügt. Mit dem funktionsreicheren Stift steigt der Preis dann auf 399 Euro, mit einem auf 32 GB beziehungsweise 64 GB größeren Speicher werden dann 419 Euro und 449 Euro* fällig – diese sind jedoch ausschließlich mit dem Premiumstift erhältlich.

Die Hülle des Kindle Scribe
Die Hülle des Kindle Scribe

Zubehör

Amazon bietet für den Scribe sowohl eine Stoff- wie auch Lederhülle an. Auch wenn diese optisch einen edlen Eindruck hinterlassen, konnten sie im Test nicht überzeugen. Zum einen sind sie mit rund 63 Euro und 90 Euro nicht unbedingt günstig, zum anderen wird der Reader in dieser lediglich magnetisch an der Rückwand gehalten. Generell sitzt der Scribe dabei recht fest, aber bereits bei leichten Stößen kann sich das Gerät aus der Hülle lösen. Gleitet der Reader dem Nutzer also einmal aus der Hand und kann gerade noch so am Deckel gehalten werden, wird sich der Scribe mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Hülle lösen – Beschädigungen sind dann nicht auszuschließen. Somit bietet diese Hülle eine wohl eher trügerische Sicherheit.

Hinzu kommt, dass beim Reader im Grunde nur die Rück- und Vorderseite sowie die obere und untere Kante geschützt ist, die Seiten liegen dagegen offen. Ebenso weniger geglückt ist das Verstauen des Stylus, der in eine kleine Lasche am unteren Hüllenende geschoben wird. In eine Tasche gesteckt ist dieser in der verwendeten Form nicht geschützt. Einfach wie zu Anfang beschrieben an der Gehäusehälfte angesteckt ragt der Stift zudem aus der Hülle heraus, was ebenfalls keinen wirklichen Schutz bietet.

Die von Amazon angebotene Lederhülle für den Kindle Scribe
Die von Amazon angebotene Lederhülle für den Kindle Scribe

Schon aus den genannten Gründen sollte sich der Käufer eher bei einem der bereits jetzt schon zahlreichen Drittherstellern nach einer Hülle umschauen, welche den kompletten Reader umgeben.

Ein leichter Ruck und der Scribe löst sich allzuleicht aus der Hülle
Ein leichter Ruck und der Scribe löst sich allzuleicht aus der Hülle

Im Gegensatz zu vor allem von Tablets gewohnten Hüllen wird die Ausführung von Amazon nicht zur Seite, sondern nach oben aufgeklappt. Das hat seinen Grund: So kann der Deckel nach hinten geklappt und mit einem Magnet fixiert als Stütze für den Reader genutzt werden, was jedoch nur beim Lesen einen Vorteil bringt. Bei geschlossener Hülle geht der Scribe nach ein paar Sekunden in den Standby-Modus und wacht sofort wieder auf, wenn diese geöffnet wird.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!