Google Bard: KI-Konkurrent zu Microsoft Bing-ChatGPT hat einen Namen

Jan-Frederik Timm
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Google Bard: KI-Konkurrent zu Microsoft Bing-ChatGPT hat einen Namen
Bild: geralt | CC0 1.0

Erwartet wurden Details zu einer KI-Erweiterung für die Google-Suche erst für den kommenden Mittwoch, doch erste Informationen zu Microsoft Bing-ChatGPT haben Google die Pläne allem Anschein nach ändern lassen: Per Blog-Beitrag kündigt CEO Sundar Pichai die KI-Erweiterung „Bard“ schon heute an.

Bard basiert auf dem LaMDA-Sprachmodell

Bard basiert auf Googles eigenem LaMDA-Sprachmodell, hat mit dem von ChatGPT genutzten Large Language Model (LLM) von OpenAI also nichts zu tun.

Die Entwicklung am Language Model for Dialogue Applications hatte der Konzern vor zwei Jahren begonnen. Bard ist der erste „experimentelle KI-Dienst“ auf Basis dieses Modells. Vorerst soll er – wie Bing-ChatGPT – für „Trusted Tester“ geöffnet , aber schon „in den kommenden Wochen“ einer „breiteren Öffentlichkeit“ zum Testen verfügbar gemacht werden. Details nennt Google noch nicht.

Laut Pichai nutzt Bard vorerst „eine vereinfachten Modellversion von LaMDA“, die weniger Rechenleistung erforderlich macht und damit mehr Personen zur Verfügung stehen kann.

Wie Bing-ChatGPT wird Bard den ersten Informationen zufolge komplexe Suchanfragen beziehungsweise Aufgaben auf Basis aktueller Informationen im Internet nutzen können. Als ein erstes Beispiel nennt Google die Suchanfrage „Welche jüngsten Entdeckungen des James Webb Space Teleskops kann ich meinem neunjährigen Kind erzählen?“, die Bard unter Berücksichtigung der typischen Interessen eines neunjährigen Kindes zu beantworten weiß.

GIF Google Bard (Bild: Google)

Pichai stellt darüber in Aussicht, dass Bard in Zukunft einen Überblick über die zu einer Frage von Google Search gefundenen Suchergebnisse liefern können wird – nicht wie aktuell vergleichsweise einfach zusammengestellt, sondern auf Basis der KI qualitativ hochwertig zusammengefasst.

Wenn Menschen an Google denken, denken sie oft daran, dass sie bei uns schnelle, sachliche Antworten finden, zum Beispiel „Wie viele Tasten hat ein Klavier?“. Aber immer mehr Menschen wenden sich an Google, wenn sie tiefere Einblicke und ein besseres Verständnis benötigen, zum Beispiel „Ist Klavier oder Gitarre leichter zu erlernen, und wie viel Übung braucht man dafür?“. Oft ist es etwas mühsam, genau das herauszufinden, was man wirklich wissen muss, und oft möchte man verschiedene Meinungen und Perspektiven kennenlernen.

KI kann in diesen Momenten hilfreich sein, indem sie Erkenntnisse für Fragen zusammenfasst, auf die es keine einzig richtige Antwort gibt. In Kürze werdet ihr KI-gestützte Funktionen in der Suche sehen, die komplexe Informationen und mehrere Perspektiven in leicht verständliche Formate umsetzen, damit ihr schnell das große Ganze verstehen und mehr aus dem Web lernen könnt: sei es, dass ihr zusätzliche Perspektiven sucht, wie zum Beispiel Blogs von Menschen, die sowohl Klavier als auch Gitarre spielen, oder ein verwandtes Thema vertiefen wollt, wie zum Beispiel Schritte für den Einstieg als Anfänger:in. Diese neuen KI-Funktionen werden bald in die Google Suche integriert.

Sundar Pichai über Bard

LaMDA via API

Google erklärt, das LaMDA-Modell in Zukunft nicht alleine nutzen zu wollen. Schon im März will der Konzern mit der Anbindung einzelner Entwickler, Creator und Unternehmen beginnen, „damit sie unsere API für generative Sprachmodelle ausprobieren können, die zunächst auf LaMDA basiert und später um eine Reihe von Modellen erweitert wird“. Diese Ankündigung sowie der Verweis darauf, dass sich der Konzern seiner Verantwortung auf dem Sektor der KI-Entwicklung bewusst sei, dürften insbesondere an Skeptiker und Kritiker der jüngsten Fortschritte auf den Bereich der Künstlichen Intelligenz richten. Vor knapp vier Jahren hatte Google einen KI-Ethikrat in Leben gerufen, der sich mit ethischen Fragestellungen bei der KI-Entwicklung beschäftigen sollte – der Start verlief damals allerdings holprig.

Ganz gleich, ob wir KI einsetzen, um unsere eigenen Produkte radikal zu verändern, oder ob wir diese leistungsstarken Tools anderen zur Verfügung stellen – wir werden weiterhin mutig und verantwortungsbewusst an die Sache herangehen. Und das ist erst der Anfang – in den kommenden Wochen und Monaten werden wir in all diesen Bereichen noch mehr tun.

Sundar Pichai über Google Verantwortung

Mit weiteren Details des ChatGPT- respektive Bing-ChatGPT-Konkurrenten wird am Mittwoch, dem 8. Februar, gerechnet. Google wird an diesem Tag einen Stream auf YouTube übertragen.

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