Marshall Middleton im Test: Freund der lauten Töne ist auch eine Powerbank

Michael Schäfer
34 Kommentare
Marshall Middleton im Test: Freund der lauten Töne ist auch eine Powerbank

Marshall liefert mit dem neuen Middleton einen klanglich und in Sachen Verarbeitung sowie Laufleistung stimmigen Lautsprecher, der allerdings seinen Preis besitzt. Der auf die Lautstärke gelegte Fokus dürfte zwar nicht jedem interessierten Käufer gefallen. Dennoch überzeugt das Paket.

Design, Verarbeitung und Preis

Äußerlich setzt der (entgegen landläufiger Meinung) nicht vom für seine Gitarrenverstärker berühmten britischen Hersteller Marshall selbst, sondern in Lizenz von Zound Industries gefertigte Lautsprecher auf das bekannte Retro-Verstärker-Design. Letzteres kam schon beim mittlerweile kleinen Bruder Emberton (Test) zur Verwendung und ist nach wie vor stark an der Gestaltung der Verstärker angelehnt.

Weiter gewachsen

Mit 230 × 109 × 95 mm ist der nun in der Redaktion von ComputerBase eingetroffene Testkandidat deutlich größer gefertigt als die bereits aufgeführte handlichere Version, was ebenso mit 1,8 kg ein höheres Gewicht nach sich zieht. Ob dieser Umstand bei der Namensgebung berücksichtigt wurde, ist nicht geklärt – von der Hand zu weisen ist dies jedoch nicht: Während der kleine Bruder nach einem Dorf und einer Zivilgemeinde in der Unitary Authority Area der Stadt Milton Keynes im englischen Buckinghamshire benannt wurde, wird es mit Middleton – einer Stadt im Metropolitan Borough of Rochdale, Greater Manchester – etwas größer.

Der Middleton von Marshall
Der Middleton von Marshall

Aufgrund seiner Größe dürfte der mit einem UVP von 299 Euro versehene Middleton auf der einen Seite den perfekten Reisebegleiter darstellen – auch wenn er im Koffer das zulässige Höchstgewicht schneller erreichen lassen dürfte, auf der anderen Seite aber bereits zu schwer für ein ständiges Mitführen sein könnte. Damit der Bluetooth-Lautsprecher aber zumindest grundlegend portabel bleibt, spendiert Marshall ihm eine stabile gummierte Handschlaufe.

Marshall hat nach eigenen Angaben bei der Entwicklung des Middleton auch auf Ressourcen-freundliche Materialien Wert gelegt: So soll der neue Lautsprecher komplett frei von PVC sein. Vom Kunststoff, der rund 30 Prozent des fertigen Produktes ausmacht, sollen 55 Prozent recycelt worden sein. Aktuell wird der Middleton in Schwarz und Messing angeboten, im Laufe des Jahres sollen laut Hersteller weitere Farben hinzukommen.

Mit dem Trageriemen lässt sich der 1,8 kg schwere Lautsprecher noch gut transportieren
Mit dem Trageriemen lässt sich der 1,8 kg schwere Lautsprecher noch gut transportieren

Keine Angst vor Wasser und Staub

Generell lässt die Verarbeitung keinen Grund für Kritik aufkommen, der Lautsprecher wirkt wie aus einem Guss gefertigt und ist sehr stabil. Die Gestaltung wurde dabei weitestgehend vom Vorgänger übernommen: Den Blickfang stellt dabei nach wie vor die mit einem Metallgitter versehene Front samt ikonischem Marshall-Schriftzug dar. Erneut umgibt den neuen Klanggeber ein mit einer Lederoptik versehenes Silikongehäuse, das ihn bei der mobilen Nutzung vor Beschädigungen verschiedenster Art schützen soll, aber in gleicher Weise anfällig für Staub ist. Die Konstruktion schützt den Middleton zudem nach IP67 vor Staub und zeitweiligem Untertauchen, womit er 30 Minuten in 1 m Wassertiefe unbeschadet überstehen soll. So ist die Nutzung am heimischen Planschbecken oder Pool kein Problem. Vorsicht ist dennoch geboten: Zwar bereitet dem Stereo-Lautsprecher ein Tauchgang keine Probleme, aufgrund des hohen Gewichtes wird er in solch einem Moment, anders als viele andere mobile Klanggeber, allerdings nicht an der Oberfläche schwimmend verbleiben, sondern wie ein Stein untergehen. Dieser Umstand sollte stets beachtet werden. Auf der anderen Seite könnte dies eine Option für genervte Besucher am Baggersee sein.

Die gummierte Unterseite des Middleton sorgt für einen sicheren Stand
Die gummierte Unterseite des Middleton sorgt für einen sicheren Stand

Bekannte Steuerung

Bei den Bedienelementen gibt es viel Gewohntes, aber ebenso viel Neues. So stellt der goldfarbige Joystick erneut den zentralen Punkt der Steuerung dar. Damit kann durch einmaliges Drücken die gewünschte Wiedergabe gestartet bzw. pausiert, mit einem Druck nach links oder rechts dagegen das vorherige oder nächste Stück abgespielt werden. Ein Vor- oder Zurückspulen ist jedoch nicht möglich. Die Lautstärke lässt sich dagegen mit einer Bewegung nach oben oder unten verändern. Die Funktionsweise der Bedienung mag dem einen oder anderen Nutzer zunächst etwas ungewöhnlich vorkommen, nach einer Eingewöhnungsphase werden aber schnell die Vorteile deutlich: So ist der Knopf aufgrund seiner Gestaltung auch ohne Hinschauen leicht zu erfühlen und konzentriert damit alle wichtigen Aktionen auf eine zentrale Stelle.

Neu ist dagegen der direkte Zugriff auf die Bass- und Höheneinstellungen, die auf der rechten Seite zu finden sind. Das macht die eigene Marshall-App, auf die im Verlauf dieses Tests noch näher eingegangen wird, in einigen Teilen überflüssig. Die rote LED-Anzeige ist gegenüber dem Emberton auf die linke Seite gewandert – und nein, sie geht nach wie vor nur bis 10, nicht bis 11. Sie stellt wie gewohnt die Visualisierung der verschiedenen Einstellungen dar. So lässt sich mit einem Druck auf den Batterie-Knopf der jeweilige Füllstand des Energiespeichers abrufen, bei Änderung wird ebenso die Lautstärke oder die Höhe der jeweiligen Bass- und Höhenanteile angezeigt.

Alle benötigten Bedienelemente befinden sich oben auf dem Lautsprecher
Alle benötigten Bedienelemente befinden sich oben auf dem Lautsprecher

Die Unterseite umgibt ein rund 2 mm hoher Gummiring, der auch auf feuchten Untergründen für einen rutschfesten Halt sorgt. Die Rückseite des Testkandidaten schmückt eine mit vielen Löchern versehene Metallplatte. In der rechten unteren Ecke finden sich zudem der Line-Eingang für externe Quellen und der USB-C-Anschluss, um den Lautsprecher und über die Powerbank-Funktion auch andere Geräte wie Smartphones oder Tablets laden zu können.

Marshall legt dem Paket als Zubehör lediglich den bereits erwähnten Trageriemen und ein USB-C-Ladekabel bei. Für das benötigte Netzteil muss der Käufer selber sorgen.

Technische Ausstattung und Laufleistung

Beim Middleton fährt Marshall einiges an Technik auf. So spendiert der Hersteller jedem Lautsprecher einen eigenen Class-D-Verstärker. Die Ausgangsleistung der beiden 3 Zoll (ca. 8 cm) großen Tieftöner soll jeweils 15 Watt betragen, die beiden Hochtöner in der Größe 0,6 Zoll (ca. 1,5 cm) werden mit je 10 Watt angesteuert, was in einer Gesamtleistung von 50 Watt mündet. Darüber hinaus verbaut das Unternehmen im Middleton zwei Passivmembranen. Die Schallgeber sollen dabei einen Frequenzgang von 50 Hz bis 20 kHz ermöglichen, der maximale Schalldruck wird seitens Marshall mit 87 dB SPL angegeben.

Der Line-Eingang und der USB-C-Anschluss befinden sich ebenfalls auf der Rückseite
Der Line-Eingang und der USB-C-Anschluss befinden sich ebenfalls auf der Rückseite

Verbindung nimmt der Stereo-Lautsprecher drahtlos über Bluetooth 5.1 zur Quelle auf, die Kontaktaufnahme erfolgt dabei schnell und ohne Probleme. Im Test koppelte sich der Middleton kommentarlos mit mehreren Geräten, etwa einem Pixel 4a, Pixel 6, Nokia 7 Plus sowie diversen Android-, Fire-OS- und iOS-Tablets. Die Reichweite wird mit bis zu 10 m angegeben, ist aber, wie in allen Fällen, neben den örtlichen Gegebenheiten auch von der Sendequalität der Quelle abhängig. Im Test schaffte der Lautsprecher sogar 12 m mit zwei Trockenbauwänden als Hindernisse. Ein sehr guter Wert.

Unterstützt wird bei dem System lediglich der SBC-Codec. AAC, aptX oder gar der beim Sony SRS-XG300 (Test) verwendete hochauflösende LDAC-Codec werden nicht berücksichtigt. Auf eine Freisprechfunktion für Telefonate, wie sie viele Bluetooth-Lautsprecher bieten, müssen Nutzer ebenfalls verzichten.

Modell Marshall Middleton
Leistung 60 Watt
Frequenzbereich 50 Hz bis 20 kHz
Stereo/Mono Stereo
Max. Schalldruck 87 dB SPL
Kabellose Verbindung Bluetooth 5.1
Codec-Unterstützung SBC
Eingänge AUX
Stereo-Kopplung
Multiroom-Fähigkeit
Sonstiges IPX67-Zertifizierung
Größe 230 × 109 × 95 mm
Gewicht 1,8 kg
Preis 299 Euro

Stack ja, Stereo nein

Über diese Grundfunktionen hinaus besteht über die „Stack-Funktion“ zusätzlich die Möglichkeit, mehrere Lautsprecher miteinander zu verbinden. So kann die Leistung an einem Ort erhöht oder simultan dieselbe Musik in mehreren Räumen abgespielt werden. Die Verbindung kann sowohl am Middleton selbst wie auch über die App vorgenommen werden. Das Koppeln zweier Lautsprecher zu einer Stereo-Einheit ist aber auch beim Middleton seitens Marshall ebenso wenig vorgesehen wie die Verwendung mehrerer Lautsprecher als Multiroom-System, bei denen über verschiedene Einheiten unterschiedliche Inhalte abgespielt werden können.

Die Multi-Host-Funktion erlaubt es dagegen, den Bluetooth-Lautsprecher gleichzeitig mit zwei verschiedenen Quellen zu koppeln, die ihn dann auch bespielen können. Quellen, die nicht über die genannte drahtlose Schnittstelle verfügen, können per Kabel über den AUX-Eingang angeschlossen werden.

Lange Spieldauer inklusive

Die Laufleistung gibt der Hersteller mit „über 20 Stunden“ an, er bleibt aber das Prozedere zur Ermittlung der genannten Werte schuldig. Eine Kontrolle der Angaben ist nur schwer möglich, zu sehr spielen verschiedenste Faktoren wie die gewählte Lautstärke, die Signalqualität, ja selbst die Art der Inhalte eine Rolle. Im Test mit rund 90 Prozent Akkufüllung begonnen, ist selbige im Verlauf von 10 Stunden leiser Hintergrundbeschallung mit ruhiger Musik auf rund 50 Prozent gesunken. Egal also, ob der Energiespeicher nun 18 oder 22 Stunden oder sogar noch länger hält: In den meisten Fällen sollten Nutzer damit zeitlich gut gerüstet sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, führt noch eine entsprechende Powerbank mit.

Die Rückseite des Marshall Middleton
Die Rückseite des Marshall Middleton

Laut Marshall soll ein 15 Watt starkes Netzteil, welches, das sei noch einmal betont, trotz des nicht gerade niedrigen Preises dem Paket nicht beiliegt, den Akku in 4,5 Stunden komplett laden können. Bereits eine Ladedauer von 20 Minuten soll für 2 Stunden Spieldauer ausreichend sein. Um Energie zu sparen, schaltet sich der Lautsprecher zudem bei längerer Zeit ohne Nutzung selbstständig aus. Der USB-C-Anschluss kann gleichzeitig zum Aufladen externer Geräte und somit als Powerbank genutzt werden. Dafür stehen 5 V und 1 A bereit.

App mit lediglich Komfortzuwachs

Die von Marshall zur Verfügung gestellte App, die sowohl für Android wie auch für iOS erhältlich ist, erweitert den Funktionsumfang des Middleton nicht sonderlich, sorgt aber für eine bequemere Bedienung. So lassen sich Klangeinstellungen zwar ebenso am Lautsprecher vornehmen, mit der App ist dies aber auch aus der Entfernung möglich. Gleiches gilt für das bereits beschriebene Koppeln mehrerer Lautsprecher, das ebenfalls am Gerät möglich ist, mit der App aber deutlich einfacher ausfällt. Wer das nicht braucht und die Klangeinstellungen nur selten ändert, kann in den meisten Fällen auf die App verzichten. Lediglich zum Aufspielen von Firmware-Updates wird sie dann noch benötigt.

Die Marshall-App bietet einen höheren Komfort, aber kaum zusätzliche Funktionen
Die Marshall-App bietet einen höheren Komfort, aber kaum zusätzliche Funktionen

Die Klangeinstellungen werden in der Applikation zwar mit „Equalizer“ betitelt, beherbergen jedoch ebenfalls nur die vom Gerät bekannte Justierung von Bass und Höhen. Besser wäre hier ein 5- oder 10-Band-Equalizer gewesen, um den Lautsprecher grundlegend an die räumlichen Gegebenheiten anzupassen und mit den zwei beschriebenen Reglern dann einen klanglichen Einfluss auf die jeweiligen Inhalte zu nehmen.

Überzeugender Klang

Wird der Middleton eingeschaltet, begrüßt der Bluetooth-Lautsprecher seinen Besitzer nach einem längeren Druck auf den Joystick stilecht mit einem Gitarrenriff. Deaktivieren lässt sich dieser Ton nicht.

Marshall gibt selbst an, dass bei der Entwicklung vor allem eine hohe Lautstärke im Vordergrund gestanden habe, was bei der Nutzung des Bluetooth-Lautsprechers auch schnell deutlich wird. Generell bietet der Middleton ein ausgewogenes Klangbild mit soliden Tiefen und prägnanten Höhen, zeigt aber auch, dass er nicht unbedingt für sanfte Töne gemacht ist und ihm kraftvolle Inhalte mehr liegen. Dennoch übertreibt er es dabei zu keiner Zeit. Wer also einen Basswürfel sucht, ist beim Middleton an der falschen Adresse. Wem das eine oder andere dennoch zu viel ist, der kann über den Bass- und Höhenregler die Ausgabe an seine Vorstellungen anpassen.

Auch wenn das Klangbild an sich stimmig ist und auch beim Hören Spaß macht, wird dennoch schnell deutlich, dass die vom Hersteller angegebenen 50 Hz dem Anschein nach nur theoretischer Natur sind. Denn viele Musikanteile, die auf einer guten Anlage mit entsprechenden Lautsprechern zu hören sind, werden beim Probanden verschluckt und sind demnach nicht vernehmbar.

Die Bass-Radiatoren sitzen auch beim Middleton auf der Seite
Die Bass-Radiatoren sitzen auch beim Middleton auf der Seite

Auch wenn es nicht 11 ist – 10 ist bereits laut genug

In Sachen Lautstärke hat der Hersteller in seinen Angaben dann auch nicht übertrieben. Bereits zur Hälfte aufgedreht geht die Leistung deutlich über das hinaus, was in einem normal großen Raum als Hintergrundbeschallung verstanden werden kann. Bei voller Leistung dürfte es dann nicht lange dauern, bis der Mieter unter einem mit dem Besen an die Decke klopfen wird.

Doch Lautstärke alleine besitzt nur eine bedingte Aussagekraft, auch die klangliche Komponente spielt eine Rolle. Und hier leistet der Hersteller ebenfalls eine gute Arbeit. In weiten Teilen bleibt der Middleton klanglich sauber, ab rund 75 Prozent der maximalen Lautstärke wird die Ausgabe jedoch deutlich greller, was nicht jedem Zuhörer gefallen dürfte. Zu diesem Zeitpunkt reicht auch der unter dem Lautsprecher angebrachte Gummiring nicht mehr aus, die durch den Bass entstehenden Vibrationen abzuschwächen, womit sie sich hörbar auf den Untergrund übertragen. Stehen dort Gläser oder ähnliche Gegenstände, die den Störungen mit Klirren und Scheppern begegnen, können die entstehenden Geräusche schnell störend werden. Bis hierhin bleibt die Wiedergabe aber dennoch frei von Verzerrungen – erst kurz vor der maximal möglichen Lautstärke stimmen sie dann ins Gesamtbild mit ein.

Automatische Nachjustierung

Eine gewichtige Rolle bei der klanglichen Ausgabe spielt die von Marshall auf den Namen „Dynamic Loudness“ getaufte Funktion, die vor allem den Bassbereich an die jeweilige Lautstärke anpasst. Das bedeutet in der Praxis, dass bei niedriger Lautstärke die entsprechenden Frequenzbereiche verstärkt werden, wobei die Verstärkung mit steigender Lautstärke verringert wird. Dieser Vorgang kann sich aber auch nachteilig auf die Ausgabe auswirken: So können sich ältere Titel, bei denen der Bassbereich nicht so ausgeprägt ist, bei niedrigem Pegel noch gut anhören, bei steigender Lautstärke jedoch mehr und mehr lustloser klingen. Einen Einfluss kann der Nutzer darauf nicht nehmen.

Der Middleton von Marshall
Der Middleton von Marshall

Kein Freund für leise Stunden

Dass der Klanggeber vor allem auf Lautstärke getrimmt ist, zeigt sich ebenso an anderer Stelle: So bietet er bei normalem bis hohem Pegel feine Abstufungen, im unteren Lautstärkebereich werden sie aber gröber. Das liegt auch daran, dass der Anstieg der Ausgabe nicht linear ausfällt. Mit dem Wechsel von Stufe 4 auf Stufe 5 verdoppelt sich unter anderem gefühlt die Lautstärke gegenüber der vorherigen Ausgabe. Das macht den Lautsprecher in dieser Hinsicht etwas unberechenbar. Es bleibt zu hoffen, dass Marshall an dieser Stelle noch einmal per Firmware-Update nachbessern wird.

Der genannte Umstand führt dazu, dass der Middleton für eine leise, den eigenen Wünschen gut angepasste Wiedergabe zum Einschlafen weniger geeignet ist. Die einzige Möglichkeit, dem zu begegnen, wäre der Anschluss eines Mobilgerätes per Kabel, da hierbei Quelle und Lautsprecher in Sachen Lautstärke getrennt voneinander eingestellt werden können und somit feinere Abstufungen möglich sind.

Platzwahl nicht unerheblich

Während die beiden Hochtöner wie meist üblich nach vorne abstrahlen, wird der Bassbereich an den Seiten und nach hinten ausgegeben. Dadurch spielt auch die Wahl des Aufstellungsortes eine nicht zu unterschätzende Rolle bezüglich der klanglichen Ausgabe: Vor einer Wand aufgestellt, wird der nach hinten austretende Schall wieder nach vorne reflektiert, was den Klang voller erscheinen lässt. Im Freien fehlt diese Reflexion jedoch, womit die Ausgabe wiederum dünner ausfällt.

Mit „True Stereophonic“ kommt beim Middleton eine Funktion zum Einsatz, mit der Marshall an jedem Standpunkt dem Hörer einen „erstklassigen räumlichen und binauralen Sound“ ermöglichen soll. Werden hier nur die Grundlagen der Akustik herangezogen, wird schnell deutlich, dass die Versprechungen des Herstellers in dieser Form nicht gehalten werden können. Dies bestätigt auch die Praxis: Ein Stereo-Effekt ist nur direkt vor dem Lautsprecher vernehmbar, doch bereits bei einem Abstand von rund 1 m beginnen die beiden Kanäle sich zu vermischen und eine Ortung wird immer schwieriger. Wie soll dies dann mit größer werdendem Abstand möglich sein? Hierzu bräuchte es schon eine Kopplung zweier Geräte zu einer Stereo-Einheit.

Fazit

Das Gesamtpaket des Middleton überzeugt weitestgehend. Die Verarbeitung ist an keiner Stelle zu beanstanden, Gleiches gilt für Materialwahl. Der Wasser- und der Staubschutz nach IP67 prädestinieren den Lautsprecher ebenso für den Außeneinsatz, wobei das hohe Gewicht nicht zu unterschätzen ist. Zugaben wie die Nutzung des Klanggebers als Powerbank runden das Angebot ab.

Klanglich schreitet der Middleton dagegen auf großem Fuß, womit er kein Leisetreter ist. Schnell wird deutlich, dass der Bluetooth-Lautsprecher für eine lautstarke Ausgabe konzipiert wurde. Am heimischen abendlichen Nachttisch fühlt er sich weniger wohl – was vor allem an der groben Lautstärkeeinteilung in den unteren Bereichen zu erkennen ist. Dennoch kann der Testkandidat auch zur dezenten Hintergrundbeschallung bei verschiedenen Tätigkeiten herangezogen werden, diesen Bereich meistert er ebenfalls. Wenn er aber einmal von der Leine gelassen wird, zeigt er, was wirklich in ihm steckt. Dann liefert er selbst bei hoher Lautstärke noch ein überzeugendes Klangbild. Man sollte es aber nicht übertreiben – wenn die Gläser auf dem Tisch tanzen, sollte vielleicht ein Gang heruntergeschaltet werden.

Marshall Middleton im Test

Der goldene Joystick mag zu Anfang etwas irritieren. Einmal daran gewöhnt, zeigt er jedoch schnell seine Vorteile. Ebenfalls positiv hervorzuheben sind die Klangregler direkt am Lautsprecher. Die ebenso zur Verfügung stehende App ist somit kein Muss, sondern stellt, neben der Möglichkeit zum Aufspielen von Firmware-Updates, nur einen Komfortzuwachs dar. Darüber hinaus lassen sich mehrere Lautsprecher zu einem „Stack“ koppeln, um entweder die Leistung zu erhöhen oder dieselben Inhalte an verschiedenen Orten wiederzugeben. An ein echtes Multiroom-System oder zumindest die Kopplung zweier Einheiten zu einem Stereo-Set sollte dagegen nicht gedacht werden.

Das Ganze hat aber auch seinen Preis, der mit rund 300 Euro nicht gerade gering ausfällt und für den einen oder anderen Interessierten bereits zu hoch für einen portablen Lautsprecher sein könnte. Wer jedoch den tieferen Griff in den Geldbeutel nicht scheut, dürfte im Middleton einen hochwertigen und langlebigen Begleiter gefunden haben.

Marshall Middleton
Produktgruppe Lautsprecher, 10.02.2023
  • Klang
    +
  • Verarbeitung
    +
  • Bedienung
    +
  • Ausstattung
    O
  • gute Verarbeitung
  • hochwertige Materialien
  • Wasser und Staubschutz nach IP 67
  • hohe Lautstärke
  • guter Klang
  • hohes Gewicht
  • keine Kopplung zweier Lautsprecher zu einem Stereo-Set

ComputerBase wurde der Middleton leihweise von Marshall für diesen Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab ein NDA mit Vorgabe des frühestmöglichen Veröffentlichungstermins. Der Test ist aber erst im Nachgang erschienen.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.