Nvidia GeForce: Schnellere RTX 3060 mit GA106-Vollausbau aufgetaucht

Fabian Vecellio del Monego
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Nvidia GeForce: Schnellere RTX 3060 mit GA106-Vollausbau aufgetaucht

Déjà-vu: Einmal mehr macht eine GeForce RTX 3060 mit abgeänderten Spezifikationen die Runde, die mit dem Vollausbau der GA106-GPU und höheren Taktraten mehr Leistung verspricht als die originale, im Februar 2021 erschienene RTX 3060 (Test). Um eine Neuveröffentlichung handelt es sich aber nicht – und ohnehin gibt es einen Haken.

Noch eine GeForce RTX 3060?!

Zunächst machte @T4CFantasy auf Twitter auf die GeForce RTX 3060 3840SP Edition getaufte Grafikkarte aufmerksam, die der GPU-Datenbank von TechPowerUp hinzugefügt wurde. Das Modell basiert erneut auf dem GA106-Grafikchip; im Gegensatz zur ursprünglichen GeForce RTX 3060 kommt jedoch der Vollausbau zum Einsatz, der 30 statt derer 28 Streaming Multiprocessors bietet. Damit einhergehend steigt die Anzahl der aktiven FP32-Ausführungseinheiten von 3.584 auf 3.840 CUDA-Cores – und somit entspricht die GPU in dieser Hinsicht exakt den Mobile-Varianten der GeForce RTX 3060, also der RTX 3060 Mobile und der RTX 3060 Max-Q.

Weil aber die Taktraten ausgehend vom ursprünglichen Desktop-Modell nicht gesenkt wurden, sondern im Gegenteil gestiegen sind, bietet die GeForce RTX 3060 3840SP auf dem Papier rund 12 Prozent mehr Leistung als herkömmliche RTX-3060-Grafikkarten und liegt damit in etwa auf dem Niveau einer GeForce RTX 2070 Super (Test), Radeon RX 6600 XT (Test) oder sogar Radeon RX 6650 XT (Test), wie ein Blick auf das Performancerating der Redaktion zeigt.

Die GeForce RTX 3060 Ti (Test) wiederum bietet mit 38 Streaming Multiprocessors insgesamt 4.864 FP32-ALUs und liegt damit rund 15 Prozent in der Front. Im Gegenzug liegt die Leistungsaufnahme des Ti-Modells bei rund 200 Watt TDP, wohingegen die GeForce RTX 3060 3840SP mit den für die RTX 3060 üblichen 170 Watt TDP spezifiziert ist – trotz breiterem Chip und höherem Takt.

Eine mögliche Ursache findet sich beim Speicherausbau: Die GeForce RTX 3060 3840SP kommt gemäß Nvidias Spezifikation nicht mit 12 GB GDDR6-Grafikspeicher daher, sondern verfügt – wie auch die Mobile-Varianten – lediglich über die halbe Menge von 6 GB GDDR6, die darüber hinaus mit einer niedrigeren Geschwindigkeit von nur 14 Gbps statt 15 Gbps arbeiten. Da es wiederum bei einem 192-Bit-Speicherinterface bleibt, fällt die Bandbreite nur marginal von 360 GB/s auf 336 GB/s und nicht, wie bei der GeForce RTX 3060 8 GB mit 128-Bit-Interface, auf sehr niedrige 240 GB/s.

OEM-Modell tarnt sich als herkömmliche RTX 3060

Und nun stellt sich selbstredend die Frage: Was will Nvidia mit einer derart ambivalent mutierten GeForce RTX 3060 bezwecken? Tatsächlich handelt es sich – zumindest derzeit – auch nicht um eine separat verkaufte Grafikkarte, sondern eine exklusive Lösung für OEM-Partner. Die GeForce RTX 3060 3840SP wird offenbar bereits seit längerem von unter anderem Asus, Dell, HP und MSI in Fertig-PCs verbaut, im Grafiktreiber allerdings lediglich als gewöhnliche GeForce RTX 3060 erkannt, so TechPowerUp. Die Boardpartner nehmen dabei auch einige Änderungen vor, beispielsweise stocken sie den Speicher wieder auf 12 GB GDDR6 auf oder erhöhen den Takt weiter.

Neuauflagen und spezialisierte Modelle auf Basis der GeForce-RTX-3060-Plattform sind jedenfalls Nvidias besondere Leidenschaft. Zuletzt erschienen im Oktober 2022 die besagte GeForce RTX 3060 mit beschnittenem Speicherausbau sowie eine GeForce RTX 3060 Ti mit GDDR6X-Grafikspeicher, die dank der höheren Bandbreite bis 10 Prozent schneller in 3DMark-Benchmarks unterwegs ist. Besonderheiten sind überdies die GeForce RTX 3060 Ti mit einem beschnittenen GA103-Chip, der zuvor für die RTX 3080 Ti Laptop GPU (Test) verwendet wurde oder aber die GeForce RTX 3060 mit teildeaktivierter GA104-GPU, auf der auch die GeForce RTX 3060 Ti basiert. Die Redaktion hat die offiziellen Spezifikationen aller im Umlauf befindlichen Grafikkarten auf Basis der RTX-3060-Plattform in der nachfolgenden Tabelle zusammengetragen.

Die technischen Spezifikationen der RTX-3060-Plattform im Überblick
Nvidia GeForce RTX 3060 Ti Nvidia GeForce RTX 3060
Variante 3060 Ti GDDR6X 3060 Ti GA103 3060 Ti 3060 3840SP 3060 GA104 3060 3060 8 GB 3060 Mobile 3060 Max-Q
Veröffentlichung Oktober 2022 Februar 2022 Dezember 2020 ? September 2021 Februar 2021 Oktober 2022 Januar 2021
UVP ? 399 Euro ? 329 Euro ?
Architektur Ampere
GPU GA104-202 GA103-200 GA104-20x GA106-3xx GA104-150 GA106-30x GA106-302 GA106-xxx
Prozess Samsung-Custom mit 8 nm
Chipgröße 392 mm² 496 mm² 392 mm² 276 mm² 392 mm² 276 mm²
SM 38 30 28 30
FP32-ALUs pro SM 128
FP32-ALUs 4.864 3.840 3.584 3.840
RT-Kerne 38, 2nd Gen 30, 2nd Gen 28, 2nd Gen 30, 2nd Gen
RT-Kerne + ALUs synchron Ja
Tensor-Kerne 152, 3rd Gen 120, 3rd Gen 112, 3rd Gen 120, 3rd Gen
Basis-Takt 1.410 MHz 1.627 MHz 1.320 MHz 900 MHz 817 MHz
Boost-Takt 1.665 MHz 1.852 MHz 1.777 MHz 1.425 MHz 1.282 MHz
FP32-Leistung 16,2 TFLOPS 14, 2 TFLOPS 12,7 TFLOPS 10,9 TFLOPS 9,8 TFLOPS
FP16-Leistung 16,2 TFLOPS 14, 2 TFLOPS 12,7 TFLOPS 10,9 TFLOPS 9,8 TFLOPS
Textureinheiten 152 120 112 120
ROPs 80 48
Speicher 8 GB GDDR6X 8 GB GDDR6 6 GB GDDR6 12 GB GDDR6 8 GB GDDR6 6 GB GDDR6
Speicher­geschwindigkeit 19 Gbps 14 Gbps 15 Gbps 14 Gbps 12 Gbps
Speicher­interface 256 Bit 192 Bit 128 Bit 192 Bit
Speicher­bandbreite 608 GB/s 448 GB/s 336 GB/s 360 GB/s 240 GB/s 336 GB/s
L2-Cache 4 MB 3 MB
TDP 225 Watt 200 Watt 170 Watt 80 Watt 60 Watt
Slot-Anbindung PCIe 4.0

Die populärsten Ampere-Grafikkarten leben weiter

Bei der GeForce RTX 3060 und GeForce RTX 3060 Ti handelt es sich um die beiden meistverkauften Grafikkarten der Ampere-Generation, die auch Anfang 2023 noch immer das Mittelklasse-Segment bedienen, das Nvidia mit GeForce RTX 4000 bislang nicht belegt hat: Grafikkarten auf Basis von Nvidia Ada Lovelace oder auch AMD RDNA 3 stellen derzeit lediglich eine Ergänzung nach oben hin dar, sowohl hinsichtlich Preis als auch Leistung. Zwar stehen demnächst die GeForce RTX 4070 und GeForce RTX 4060 Ti an, doch auch diese Grafikkarten werden sich oberhalb der 3060-Plattform einordnen – und diese ist damit voraussichtlich noch lange nicht am Ende.

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