Ghostwire: Tokyo: Bethesda rüstet Denuvo-Kopierschutz nach

Max Doll
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Ghostwire: Tokyo: Bethesda rüstet Denuvo-Kopierschutz nach
Bild: Bethesda

Oft wird der umstrittene Denuvo-Kopierschutz ein Jahr nach Erscheinen eines Spiels entfernt. Bei Ghostwire Tokyo (Test) ist es andersherum. Der am 25. März 2022 veröffentlichte Shooter erhält mit dem aktuellen Patch nachträglich Denuvo.

Denuvo zählt zu den wenigen Kopierschutzmaßnahmen, die wenn überhaupt erst nach Wochen oder gar Monaten geknackt werden. Dem System wird allerdings vorgeworfen, sich tief ins System einzugraben und Leistung zu fressen. Die effektive Schutzeigenschaft lässt sich der Anbieter gut bezahlen, das haben durchgesickerte Angaben zum Lizenzsystem für das Crysis-Remaster gezeigt. In diesem Fall zahlte Crytek eine feste Summe für eine feste Laufzeit des Systems, weitere Gebühren fielen durch die Veröffentlichung auf mehr als 2 Shop-Platformen an. Insgesamt kostete der Einsatz von Denuvo damit einen niedrigen sechsstelligen Betrag.

Weil nicht unerhebliche Fixkosten anfallen, wird Denuvo logischerweise eingesetzt, um die ersten Wochen im Leben eines Spiels zu schützen. Hier sind die Aufmerksamkeit und Neugier am größten, hier ist der Preis am höchsten, hier werden am meisten Kopien verkauft. Nach einer Zeit von sechs, meist zwölf, selten auch 24 Monaten wird das System mit Ablauf der Lizenzdauer wieder entfernt. Eine Verlängerung wird dann unwirtschaftlich.

Umso mehr verwundert, dass Denuvo im Falle von Ghostwire Tokyo nachträglich eingebaut wird. Gut ein Jahr nach Erscheinen kann das Spiel nun erstmals auf der Xbox gespielt werden, während auf dem PC der GamePass als Distributionsplattform hinzukommt. Gleichzeitig liefert Bethesda ein umfangreiches Update, das eine Reihe neuer Nebenmissionen, neue Gegner, neue Kampffähigkeiten, Gebiete, ausgebaute Zwischensequenzen und den Roguelite-Spielmodus „Der Faden der Spinne“ nachreicht.

Denuvo ergibt hier wenig Sinn

Allein: Ghostwire war im Wertungsschnitt nicht der erhoffte Hit, sondern entpuppte sich als recht gewöhnliches Open-World-Spiel mit eintönigem Gameplay und ungewöhnlichem Setting. Im Rahmen einer Portierung auf Spielkonsolen, die ohnehin kein Problem mit illegaler Vervielfältigung haben, für eine gut zwölf Monate alte PC-Version einen sehr wirksamen, aber teuren Kopierschutz nachzureichen, ergibt wenig Sinn. Logisch wäre die Ergänzung lediglich, wenn das überraschende Erscheinen einer umfangreichen Erweiterung bevorstehen würde, die noch einmal einen Neustart ermöglichen soll. Diese recht heiß gehandelte Erklärungsvariante erklärt allerdings nicht, warum das Spiel dann nicht erst bei Erscheinen der herbeispekulierten Erweiterung geschützt wird.