Ausgesperrt: YouTube blockt experimentell Nutzer mit Werbeblocker

Frank Hüber
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Ausgesperrt: YouTube blockt experimentell Nutzer mit Werbeblocker
Bild: YouTube

YouTube testet experimentell das Blockieren von Nutzern, die einen Werbeblocker einsetzen. Wie ein Nutzer auf Reddit Anfang der Woche bemerkte, zeigt YouTube beim Einsatz eines Adblockers ein Pop-Up an, das darauf hinweist, dass Adblocker auf YouTube nicht erlaubt sind.

Werbung oder Abo statt Adblocker

Neben der Option, den Werbeblocker zu deaktivieren, um YouTube weiterhin kostenfrei nutzen zu können, offeriert der Hinweis auch den Kauf von YouTube Premium, dem Abonnement der Videoplattform, die eine Nutzung ohne Werbung ermöglicht. Ohne eine dieser Optionen umzusetzen, ist es nicht möglich gewesen, Videos auf YouTube wiederzugeben.

YouTube blockt Nutzer mit Werbeblocker
YouTube blockt Nutzer mit Werbeblocker (Bild: u/Sazk100 auf Reddit)

YouTube bestätigt Test gegen Adblocker

Inzwischen hat YouTube gegenüber den Moderatoren des Subreddits r/YouTube bestätigt, dass das gezeigte Pop-Up echt ist und man derzeit einen Test hierzu durchführe. Welchen Umfang dieser Test hat, ob er regional beschränkt ist und ob er ausgeweitet werden soll, ist bislang jedoch nicht bekannt.

Interner Konflikt bei Google

Google und somit auch YouTube haben seit jeher das Problem, dass der Konzern einerseits den Großteil seiner Einnahmen über das Geschäft mit Werbung erwirtschaftet, andererseits Entwicklerteams hinter Chrome oder Plattformen wie YouTube nichts gegen den Einsatz von Werbeblockern unternehmen. Bislang hieß es stets, dass die einzelnen Teams trotz dieses Konfliktes unabhängig agieren.

Mehr Adblocker, mehr Werbung, weniger Qualität

Nicht nur YouTube selbst, sondern auch den Erstellern der Videos entgehen durch den Einsatz von Adblockern hohe Einnahmen. Eine Reaktion auf das wachsende Problem der Werbeblocker bestand in den letzten Jahren auch darin, dass die Anzahl der Werbeeinblendungen und -Möglichkeiten innerhalb der Videos immer mehr zugenommen hat. Gleiches ließ sich in den letzten Jahrzehnten auch auf Websites beobachten, da viele Website-Betreiber mit immer mehr Werbeeinblendungen auf einen höheren Anteil an Nutzern mit Werbeblocker reagieren – was deren Einsatz unter Umständen nur noch verschärft.

70 % der Nutzer setzen Adblocker ein

Gerade Websites mit technik-affinen Lesern kommen inzwischen auf einen Nutzeranteil von bis zu 70 Prozent, der einen Werbeblocker einsetzt, dem Betreiber also keine monetäre Gegenleistung für die Nutzung des Angebots erbringt, worauf das Geschäftsmodell jedoch beruht. Viele Technik-Websites reagieren auf diese Entwicklung auch mit einer Anpassung ihrer Inhalte, weg von Technik, hin zu Themen, die ein breites Massenpublikum ansprechen, um abseits der technik-interessierten Stammleser, die überproportional oft mit einem Werbeblocker die Website besuchen, möglichst viele Leser über die Google-Suche auf die eigene Seite zu ziehen – unter ihnen ist der Anteil der Nutzer mit Adblocker nämlich gravierend geringer. Das Gefälle ist je nach Rubrik der Websites nämlich enorm. Websites, die man umgangssprachlich dem „Klatsch und Tratsch“ zuschreiben würde, haben nur mit einem Werbeblocker-Anteil von 10-20 Prozent zu kämpfen.