Twitter: Musk will inaktive Accounts löschen

Michael Schäfer
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Twitter: Musk will inaktive Accounts löschen
Bild: geralt | gemeinfrei

Twitter-Chef Elon Musk will Accounts des Kurznachrichtendienstes, die bereits seit Längerem keine Tweets mehr veröffentlicht haben und sich daher nicht mehr am Austausch beteiligen, löschen und deren Profilnamen wieder freigeben lassen.

Dies hat Musk in einem Twitter-Post angekündigt. Welche Profile genau von der Maßnahme betroffen sind oder welcher genaue zeitliche Rahmen der Inaktivität für die Löschung zugrunde gelegt werden soll, ließ er dabei offen – er schrieb lediglich von „einigen Jahren. Laut Vorgaben von Twitter müssen sich Nutzer jedoch lediglich alle 30 Tage mindestens einmal in das Soziale Netzwerk einloggen, um nicht als inaktiv zu gelten. Das angekündigte Vorgehen könnte zudem zahlreiche Nutzer betreffen, denn Musk gibt an, dass die Maßnahme einen deutlichen Rückgang der Nutzerzahlen zur Folge haben wird.

Die nun angekündigte Maßnahme könnte im direkten Zusammenhang mit der von Musk vor ein paar Tagen ausgesprochenen Drohung gegen das National Public Radio (NPR) stehen, den Account des US-Radiosenders zu löschen, wenn dieser nicht wieder etwas auf Twitter veröffentlichen würde. In einer an den Sender gerichteten E-Mail fragt Musk, ob NPR wieder etwas auf dem Kurznachrichtendienst posten wird oder ob der Account @NPR einem anderen Unternehmen zugeordnet werden soll. Ursache für den Disput dürfte der Umstand sein, dass Musk den Sender zunächst als „staatlich kontrolliertes Medium“ gekennzeichnet hatte. Diese Kennzeichnung wurde zwar kurze Zeit später wieder aufgehoben, die Kritik an dem Vorgehen blieb jedoch.

Protest wegen Nichteinhalten eigener Regeln

Grund für die Kritik war auch, dass sich Twitter laut NPR nicht an die eigenen Regularien halten würde: Bis vor kurzem hieß es in den Richtlinien noch, dass unabhängige Medien, auch wenn sie staatlich finanziert werden, nicht unter die genannte Bestimmung fallen würden. Aus Protest hat NPR, welchem über 8,8 Millionen Nutzer folgen, im Zuge der Ankündigung alle seine 52 Twitter-Accounts stillgelegt. In einem Beitrag, der mittlerweile 21,4 Millionen mal aufgerufen wurde, forderte NPR seine Leser auf, sich entweder für den Newsletter einzutragen oder dem Sender auf anderen sozialen Plattformen zu folgen. Ebenso stellten der US-TV-Sender PBS mit 2,2 Millionen Followern sowie die kanadische Rundfunkanstalt CBC aus gleichen Gründen ihre Aktivitäten auf Twitter ein.

Archiv für gelöschte Accounts

Weiter kündigte Musk an, dass die Inhalte entsprechender Zugänge nicht gelöscht, sondern archiviert werden sollen. Wie dies bei gleichzeitiger Freigabe des Nutzernamens umzusetzen wäre, ließ der Twitter-Besitzer jedoch offen.

Auswirkungen auf die Einnahmen

Bei dem nun von Musk angekündigten Vorgehen könnte es sich ebenso um ein riskantes Manöver handeln, mit dem dieser die Aktivitäten auf der Plattform zu steigern versucht, um dadurch wieder das Anzeigengeschäft anzukurbeln. Innerhalb der ersten sechs Monate hatte Twitter mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt und wurde Ende März 2023 mit nur noch lediglich 20 Milliarden US-Dollar bewertet. Marktanalysen hatten zudem ergeben, dass mehr als die Hälfte von Twitters Top-1.000-Werbekunden infolge der Übernahme keine Werbeanzeigen mehr schalteten. Dies soll einer der Hauptgründe gewesen sein, dass Twitter im vergangenen Dezember gegenüber dem gleichen Zeitraum 2021 einen Rückgang der Einnahmen und Gewinn von jeweils 40 Prozent zu verzeichnen hatte.

Zur Kosteneinsparung hatte Musk zudem dem sozialen Netzwerk einen Kahlschlag verordnet, bei dem sich die Anzahl der Mitarbeiter von knapp 8.000 auf nur noch rund 1.500 verringerte. Im genannten Stellenabbau könnte auch der Grund liegen, dass Twitter laut dem Bundesamt für Justiz (BfJ) seinen rechtlich auferlegten Löschpflichten nicht mehr zur Genüge nachkommen würde, worauf die Behörde ein Bußgeldverfahren nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) einleitete.