Huawei FreeBuds Pro 3 im Test: Guter Klang mit zwei Audio-Treibern und zwei HD-Codecs

Frank Hüber
31 Kommentare
Huawei FreeBuds Pro 3 im Test: Guter Klang mit zwei Audio-Treibern und zwei HD-Codecs

Mit zwei Audio-Treibern und doppelter Hi-Res-Audio-Zertifizierung mit LDAC und L2HC bieten die neuen Huawei FreeBuds Pro 3 viel Bass und klare Höhen. Änderungen hat der Hersteller auch beim ANC und bei der Telefonie vorgenommen. In Summe fallen die Verbesserungen aber gering aus.

Mitte September hatte Huawei die FreeBuds Pro 3 in Barcelona bereits vorgestellt, aber noch nicht alle Details verraten. Heute starten die neuen Flaggschiff-In-Ear-Kopfhörer in den Verkauf, womit auch Testberichte veröffentlicht werden dürfen. ComputerBase hat sich die Kopfhörer mit Dual-Treibern und Hi-Res-Audio vorab angesehen.

An der unverbindlichen Preisempfehlung der neuen FreeBuds Pro 3 im Vergleich zum Vorgänger, den FreeBuds Pro 2 (Test), hat sich nichts verändert. Auch das neue Modell kommt ab heute für 199 Euro in den Handel. Die mit einem einteiligen, glatten Gehäuse aus nanoverarbeitetem Glas versehenen FreeBuds Pro 3 sind in den Farben Weiß, Silber und erstmals auch in Grün erhältlich. Im Test kommt Grün zum Einsatz und es fällt sofort auf, dass der farbige Akzent recht dezent ausfällt und die Kopfhörer fast silbern wirken.

Neben den Ohrhörern und dem Ladecase erhält der Käufer ein USB-A-auf-USB-C-Ladekabel, vier unterschiedlich große ovale Silikonaufsätze und eine Kurzanleitung.

Lieferumfang der Huawei FreeBuds Pro 3
Lieferumfang der Huawei FreeBuds Pro 3

Technische Daten und Funktionen der FreeBuds Pro 3

Dual-Treiber und Hi-Res-Audio

Die FreeBuds Pro 3 setzen wie der Vorgänger auf ein Dual-Treiber-Design mit einem Planar-Treiber vor einem 11 mm großen, dynamischen Audio-Treiber, der für die Basswiedergabe zuständig ist. Der „Planar Magnetic Driver“ weist eine geringere Verzerrung und bessere Tonwiedergabe bei hohen Frequenzen auf als ein dynamischer Treiber in diesem Bereich. Eine neue Halbach-Magnet-Anordnung innerhalb dieses Dual-Treiber-Aufbaus soll den Klang weiter verbessern und für eine bessere Trennung der einzelnen Frequenzen sorgen. Der offiziell von den FreeBuds Pro 3 abgedeckte Frequenzgang liegt bei 14 Hz bis 48 kHz. Da die FreeBuds Pro 3 auch HD-Codecs unterstützen, ermöglicht ihnen dieser erweiterte Frequenzgang erneut obendrein eine Hi-Res-Audio-Zertifizierung. Neben SBC und AAC beherrschen sie zudem L2HC 2.0 und den Audio-Codec LDAC, der Audio mit bis zu 990 kbit/s, 24 Bit und 96-kHz-Sampling überträgt. Während L2HC 2.0 nur bei einigen Huawei-Smartphones mit EMUI 13 verfügbar ist, wird mit LDAC ein breit unterstützter Codec geboten. LDAC kann in Verbindung mit einem Apple-Smartphone aber nicht genutzt werden. Um LDAC unter Android verwenden zu können, muss dies in den Bluetooth-Einstellungen des Smartphones und die Funktion „Smart HD“ in der AI-Life-App von Huawei aktiviert werden. Die Funktion steht dann zur Verfügung, wenn das Smartphone LDAC oder L2HC 2.0 beherrscht.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

Multipoint für zwei Verbindungen

Wie der Vorgänger unterstützen auch die FreeBuds Pro 3 Bluetooth-Multipoint, um für einen nahtlosen Wechsel der Wiedergabe oder für Telefonate mit zwei Endgeräten gleichzeitig verbunden sein zu können. Dies ist auch Betriebssystem-übergreifend zwischen Android und iOS möglich. Für die Funkverbindung wird weiterhin Bluetooth 5.2 genutzt, LE Audio wird nicht unterstützt.

Optional niedrige Latenz

Wie schon die FreeBuds Pro 2 bieten auch die FreeBuds Pro 3 einen Modus für niedrige Latenz, der für einen kürzeren Versatz zwischen Bild und Ton sorgen soll, wenn er in der AI-Life-App aktiviert wird. Dies ist inzwischen unabhängig vom Smartphone und von dessen Betriebssystem möglich.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

ANC 3.0 für dynamische Anpassung

Vor allem im Bereich der aktiven Geräuschunterdrückung verspricht Huawei mit den FreeBuds Pro 3 große Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger. Bis zu 50 Prozent effektiver soll das ANC arbeiten, etwa wenn es um die Eliminierung von Flug- oder U-Bahn-Lärm geht, was vor allem an einer neuen Art und Weise liegt, wie es arbeitet. Während das ANC 2.0 der FreeBuds Pro 2 immer zwischen drei ANC-Modi wechseln konnte, um die Stärke der Filterung der Umgebung anzupassen, können die FreeBuds Pro 3 mit ANC 3.0 nun vollständig dynamisch auf die Umgebung reagieren und sind nicht mehr an feste Stufen gebunden, zwischen denen gewechselt wird. Nun findet somit ein adaptives ANC in Echtzeit ohne feste Stufen statt. Unverändert ist die Anzahl der Mikrofone, die für ANC genutzt werden: drei je Ohrhörer.

Wie beim Vorgänger kann der Nutzer über die App aber auch selbst einen der drei festen Modi „Gemütlich“, „Ausgeglichen“ oder „Ultra“ wählen, wenn er keine dynamische, adaptive Anpassung möchte. „Gemütlich“ sollte dann in leisen, „Ultra“ in lauten Umgebungen verwendet werden. Die Einstellung „Dynamisch“ nutzt hingegen den adaptiven Modus, der nun nicht mehr nur automatisch zwischen den drei Modi wechselt, sondern das ANC fortwährend anpasst.

Der jeweils zuletzt in der App gewählte Modus wird auch beim erneuten Aktivieren des ANCs über die Ohrhörer wieder genutzt. Die FreeBuds Pro 3 bieten zudem ebenfalls wieder einen Transparenzmodus, mit dem der Nutzer die Umgebung wahrnehmen kann.

Huawei FreeBuds Pro 3

Triple Adaptive EQ

Die FreeBuds Pro 3 bieten einen überarbeiteten „Triple Adaptive EQ“, der den Klang automatisch anpasst und dabei die drei Aspekte Lautstärke, Form des Gehörgangs und Tragestatus berücksichtigt, um in Echtzeit die Lautstärke- und EQ-Einstellung anzupassen. Hierfür wird wie üblich die klangliche Resonanz des Eingangstons über das nach innen gerichtete Mikrofon ausgewertet.

Verbesserungen auch bei der Telefonie

Mit Pure Voice 2.0 verspricht Huawei zudem Verbesserungen bei der Telefonie, die dafür sorgen sollen, dass die Stimmqualität selbst bei einer lauten oder windigen Umgebung deutlich und klar ist. Hierfür erkennen die Kopfhörer die Stimme des Trägers und filtern sie aus den Umgebungsgeräuschen heraus. Zu diesem Zweck kommt wie bei den Vorgängern ein Knochenschallsensor zum Einsatz, der die Stimme klarer von Hintergrundgeräuschen isolierbar macht. Die Funktion setzt immer dann neu ein, wenn eine Änderung der Umgebungsgeräusche wahrgenommen wird. Laut Huawei ist die Stimmerkennung 2,5 Mal leistungsfähiger als bei den FreeBuds Pro 2.

Etwas leichter und kleiner

Das Design der FreeBuds Pro 3 gleicht denen der FreeBuds Pro 2. Im Inneren hat Huawei aber Veränderungen vorgenommen, die dafür sorgen, dass die Ohrhörer minimal leichter sind als beim Vorgänger. Bei den FreeBuds Pro 3 wiegt ein Ohrhörer 5,8 g, bei den FreeBuds Pro 2 sind es 5,9 g. Bei den ovalen Silikonaufsätzen liefert der Hersteller nun mit XS eine vierte, kleinere Größe mit.

Das Ladecase hat Huawei beim neuen Modell nur minimal verändert, was erst beim Nachmessen auffällt. Es wiegt nunmehr 46 statt 52 g und misst 47,0 × 65,85 × 24,5 mm, während der Vorgänger auf 47,5 × 67,9 × 24,5 mm kommt. Damit ist es weiterhin größer als das Ladecase der Apple AirPods Pro, das Abmessungen von 45,2 × 60,6 × 21,7 mm aufweist und mit 46 g etwas leichter ist.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

Auch Wireless Charging wird wieder geboten, wofür das Ladecase auf das Logo mit der LED nach oben auf das Ladepad gelegt werden muss. Reverse-Wireless-Charging über Smartphones wird ebenfalls unterstützt. Schnell lässt sich das Case aber nur über den USB-C-Anschluss laden. Nach rund 60 Minuten ist das Ladecase voll aufgeladen, per Wireless Charging dauert es rund 120 Minuten. Die Huawei FreeBuds Pro 3 laden dabei genauso schnell wie der Vorgänger und sind nach rund 40 Minuten vollständig geladen.

Kaum Änderungen bei der Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit der In-Ear-Kopfhörer beträgt laut Huawei 6,5 Stunden, wenn ANC ausgeschaltet ist, und 4,5 Stunden, wenn ANC aktiviert ist. Somit soll nur die Laufzeit bei aktiviertem ANC rund 30 Minuten länger ausfallen als beim Vorgänger – sie bleibt aber eher kurz. In Verbindung mit dem Ladecase soll sich Musik für 31 Stunden ohne ANC bzw. für 22 Stunden mit ANC wiedergeben lassen.

Im Test verfehlen die FreeBuds Pro 3 die Angaben von Huawei und halten erneut etwas kürzer durch. Bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem, adaptivem ANC ist nach 3:55 Stunden der Akku der Ohrhörer leer. Immerhin ist mit dem Schnelllademodus nach wenigen Minuten ausreichend Energie für die nächsten Stunden geladen.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

IP54 gegen Staub und Wasser

Auch die FreeBuds Pro 3 sind nach IP54 gegen Staub und allseitiges Spritzwasser geschützt, so dass sie beim Sport und im Regen problemlos weiter getragen werden können. Beim Schwimmen kann man sie jedoch nicht tragen. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es in diesem Punkt keine Veränderungen.

Huawei FreeBuds Pro 3 Huawei FreeBuds Pro 2
Bluetooth-Standard: 5.2
Audio-Codecs: SBC, AAC, L2HC, LDAC SBC, AAC, LDAC
Bedienung: Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 6,0/4,5 (ANC) h 6,0/4,0 (ANC) h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 31,0 h 30,0 h
Wireless Charging: Ja
ANC: Ja
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IP54
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 5,8/46,0 g 5,9/52,1 g
USB-Ladeanschluss: USB-C
Abmessungen Ladecase: 47,00 × 65,90 × 24,50 mm 47,50 × 67,90 × 24,50 mm
Preis: 199 €

Touch-Druck-Steuerung über den Stiel

Die Bedienung der FreeBuds Pro 3 hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht verändert, Huawei setzt also weiterhin auf eine kombinierte Touch-Druck-Steuerung, bei der der Stiel der Ohrhörer mit zwei Fingern einmal oder mehrfach gedrückt wird, was die ausgelöste Aktion bestimmt. Eine Wischgeste über die nach vorne gerichtete Seite der Ohrhörer steuert hingegen erneut die Lautstärke.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

Für die Musikwiedergabe wird der Stiel zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt und ein Mal gedrückt, um die Wiedergabe zu starten oder zu pausieren, zwei Mal, um zum nächsten Titel zu springen, und drei Mal, um einen Titel zurückzuspringen. Ein langer Druck schaltet zwischen ANC, Transparenzmodus und deren Deaktivierung um. Eine Stimme sagt den jeweiligen Modus an. In der AI-Life-App lässt sich zudem auswählen, ob alle drei Modi durchgeschaltet werden sollen oder man die Aktivierung etwa des Transparenzmodus über die Ohrhörer deaktivieren möchte.

Auch Anrufe lassen sich wie gewohnt über die Ohrhörer annehmen, ablehnen oder beenden, indem der Stiel ein oder zwei Mal gedrückt wird.

Auch bei den FreeBuds Pro 3 überzeugt die Steuerung insofern, als dass keine Fehleingaben verursacht werden, da die wichtigen Funktionen nicht schon bei bloßer Berührung ausgelöst werden. Zudem funktioniert das Auslösen der jeweiligen Aktionen im Test unproblematisch, zuverlässig und schnell. Aber auch bei den FreeBuds Pro 3 muss man sich zunächst mit der Steuerung vertraut machen, um die richtige Stelle zu drücken, und darauf achten, ihren Sitz bei der Lautstärkeanpassung nicht zu sehr zu verändern.

Kaum Anpassung der Steuerung möglich

Die Steuerung kann in der AI-Life-App (abgesehen vom eben genannten Punkt) kaum verändert werden, da sich die meisten Aktionen nur deaktivieren, nicht aber neu belegen lassen. Eine umfangreiche Anpassung der Bedienung an die eigenen Gewohnheiten und Bedürfnisse ist so nicht möglich – im Alltag aber auch nicht zwingend nötig. Lediglich beim Gedrückthalten kann man wählen, ob beide Ohrhörer unterschiedlich belegt sein sollen und einer beispielsweise den Sprachassistenten aktiviert, anstatt durch die Geräuschmodi durchzuschalten.

AI-Life-App mit Huawei FreeBuds Pro 3
AI-Life-App mit Huawei FreeBuds Pro 3

Auto-Pause/Auto-Play

Zusätzlich erkennt, auf Wunsch, erneut ein Infrarotsensor, ob die FreeBuds Pro 3 gerade getragen, aus dem Ohr genommen oder wieder eingesetzt werden. Wird einer aus dem Ohr genommen, pausiert die Wiedergabe automatisch. Wird er wieder eingesetzt, setzt auch die Wiedergabe fort. In der AI-Life-App kann die Funktion zum automatischen Pausieren auch deaktiviert werden, so dass die Ohrhörer weiterhin Musik spielen, wenn sie aus dem Ohr genommen werden.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

Unterbrechungsfreie Einzelnutzung

Die Ohrhörer der FreeBuds Pro 3 können auch jeweils einzeln genutzt werden. Der Wechsel zwischen Stereo- und Mono-Wiedergabe ist unterbrechungsfrei und ohne Signalton, wenn man kein Auto-Pause nutzt. Der Wechsel von Mono zu Stereo erfolgt ebenso nahtlos ohne Aussetzer oder Signalton.

AI-Life-App für Android und iOS

Die AI-Life-App wurde im Verlauf des Tests bereits mehrfach erwähnt und dient auch bei den FreeBuds Pro 3 dazu, Anpassungen an den Einstellungen vorzunehmen und die Ohrhörer auf die neueste Firmware zu aktualisieren. Sie ist nicht mehr im Play Store von Google gelistet, muss unter Android also per Sideloading oder AppGallery installiert werden. Das Anlegen eines Benutzerkontos ist für die Nutzung der App nicht zwingend erforderlich.

AI-Life-App mit Huawei FreeBuds Pro 3

Zusätzlich zu den bereits in diesem Test genannten Funktionen kann in der App ein Passtest für die Ohrhörer durchgeführt werden, um zu prüfen, ob die gewählte Größe der Silikonaufsätze eine gute Abschirmung bietet.

Zudem kann in der App (und nur darüber) zwischen den drei genannten ANC-Modi und der adaptiven Anpassung umgestellt werden. Über die Ohrhörer direkt geht dies nicht. Beim Transparenzmodus lässt sich darüber hinaus ein spezieller Stimmenmodus aktivieren, der Stimmen hervorhebt.

Auch der vom Vorgänger bekannte Equalizer wird wieder geboten. Über den 10-Band-Equalizer können Nutzer die Frequenzen zwischen 60 Hz und 16 kHz anpassen oder aus zahlreichen Equalizer-Presets wählen.

Über den Menüpunkt „Gerät finden“ kann ein Ton über die Ohrhörer abgespielt werden, um sie in der Nähe orten zu können. Dafür müssen sie aber noch in Reichweite des Smartphones sein.

Angenehmes Tragegefühl

Die FreeBuds Pro 3 tragen sich sehr angenehm, da die ovalen Silikonaufsätze das Ohr zwar abdichten, aber nicht tief in den Gehörgang eindringen. Auch die passive Isolierung der Ohrhörer ist sehr hoch. Dem neuen Modell gelingt es (anders als den AirPods Pro) allerdings ebenso wenig, dem Nutzer das Gefühl der Abgeschlossenheit von seiner Umgebung zu nehmen. Auch ohne ANC fühlt man sich beim Tragen der FreeBuds Pro 3 isoliert.

Ausgedehnte sportliche Aktivitäten halten die Ohrhörer beim Tester jedoch nicht durch, ohne dass sich ihr Sitz lockert und sie schlussendlich aus dem Ohr fallen.

Sehr guter Klang

Zwei getrennte Audio-Treiber für die Höhen und Tiefen überzeugen auch bei den FreeBuds Pro 3, wobei Huawei im Vergleich zum Vorgänger den Bass noch etwas mehr aufzudrehen scheint. Dies ändert aber nichts daran, dass der Bass bei leiser Wiedergabe etwa in St Jude von Florence + The Machine früh verstummt und nicht mehr wahrgenommen werden kann. Auch der Vorgänger hatte hier Probleme. Um dem Klang sein Volumen und seine Fülle zu lassen, sollten die FreeBuds Pro 3 insgesamt etwas lauter bespielt werden.

Die Höhen kommen sehr gut zur Geltung und können sich gut von den anderen Frequenzen absetzen. Details werden sauber wiedergegeben und gehen nicht verloren. Während die Bässe und Höhen versuchen, sich jeweils in den Vordergrund zu schieben, gehen die Mitten unauffällig ihrer Arbeit nach. Ihrem Klang und ihrer Auflösung schadet dies nicht, besonders hervortun können sie sich bei dieser Abstimmung aber auch nicht.

Trotz der Kritik am fehlenden Volumen bei leiser Wiedergabe ist der Klang bei normaler Lautstärke sehr gut und überzeugend.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

Analyse des Frequenzverlaufs

Auch bei den kabellosen In-Ear-Kopfhörern führt ComputerBase Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation. Sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Da das miniDSP H.E.A.R.S. kein Innenohr modelliert, sondern über einen geraden Gehörgang verfügt, sind die Messungen allein kein ausreichendes Kriterium, den Klang abschließend zu beurteilen, sondern können nur als Ergänzungen zu den Schilderungen gesehen werden. Auch Klarheit und Dynamik lassen sich nicht bewerten.

Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert – nicht alle In-Ears lassen sich hier auf genau 84 dB einstellen, so dass eine Abweichung von 1 dB nach oben und unten in Kauf genommen werden muss. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Ohrhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen schlechten Sitz zu erkennen. Bei In-Ears zeigt sich dieser schnell in starken Ausreißern, einem unsauberen Frequenzverlauf oder völlig fehlendem Bass bei schlechter Abdichtung. Die Ergebnisse sind aus fünf Messungen je Seite bei bestem festgestellten Sitz gemittelt und geglättet. Eine gerade Linie bei 84 dB entspräche messtechnisch einer neutralen Präsentation der Frequenzen, die in der Realität aber nie erreicht wird.

Der Frequenzverlauf der FreeBuds Pro 3 zeigt eine deutliche Verstärkung im Bass- und Präsenzbereich, was sich auch klanglich im Hervortun dieser beiden Bereiche deutlich macht.

Adaptives ANC reagiert zu träge

Schon die passive Isolierung der FreeBuds Pro 3 ist sehr hoch, so dass es nach dem Einsetzen der Ohrhörer hörbar leise wird. Die unterschiedlichen Stufen „Gemütlich“, „Ausgeglichen“ und „Ultra“ weisen jeweils auch ein unterschiedlich starkes Hintergrundrauschen auf. Bei „Ultra“ ist es bei Stille deutlich zu hören, bei „Ausgeglichen“ kaum noch und bei „Gemütlich“ dann nicht mehr zu hören. Die Einstellung „Dynamisch“ wechselt nun nicht mehr nur in Abhängigkeit der Umgebungsgeräusche zwischen diesen drei Modi, sondern passt das ANC in Echtzeit der Umgebung an. In leiser Umgebung ist so auch bei „Dynamisch“ kein Rauschen zu hören, da die Filterung heruntergefahren wird.

Huawei FreeBuds Pro 3: Ovale Silikonaufsätze
Huawei FreeBuds Pro 3: Ovale Silikonaufsätze

Allerdings ist für den Nutzer wahrnehmbar, wie zwischen verschiedenen ANC-Stufen gewechselt wird. Nicht nur, wenn die Lautstärke der Umgebung stark variiert, merkt man ein etwas zeitverzögertes Umstellen der Dämpfung, sondern auch anhand des Rauschens ist dies hörbar, wenn man von einer lauten in eine leise Umgebung wechselt.

Darüber hinaus wird bei der Stufe „Dynamisch“ nicht automatisch immer das stärkste ANC gewählt, sondern „Ultra“ dämpft etwa weißes Rauschen oder Gewitter stärker als die automatische Einstellung. Das ist allerdings gar nicht immer schlecht, da durch eine geringere Filterung auch die zurückbleibenden, meist hohen Frequenzen nicht so in den Vordergrund rücken.

Dennoch ist auch das ANC bei den FreeBuds Pro 3 nicht in der Lage, Vogelgezwitscher, Stimmen, Regen oder generell plötzliche Klangereignisse stark zu filtern. All dies bleibt weiterhin deutlich hörbar, obschon tiefe, monotone Geräusche gut eliminiert werden. Ein deutlicher Vorteil gegenüber dem Vorgänger kann im Test zudem nicht ausgemacht werden.

In-Ear-Kopfhörer wie die Sony WF-1000XM5 (Test) sind weitaus leistungsfähiger, wenn es um ANC geht.

Trifft Wind auf ANC, hat sich im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls nichts geändert. Die FreeBuds Pro 3 reagieren auf erkannten Wind, indem das außen liegende Mikrofon nach kurzer Zeit heruntergeregelt wird. Dieser Wechsel ist erneut deutlich zu hören und insbesondere dann störend, wenn hin und her gewechselt wird.

Transparenzmodus mit Sprachmodus

Der Transparenzmodus bietet hingegen keine unterschiedlichen Stufen, dafür aber die Option, zusätzlich einen Sprachmodus zu aktivieren, was Stimmen etwas verstärkt. Auch der Transparenzmodus rauscht etwas, was durch den Sprachmodus zu stark verstärkt wird. Zudem sorgt er erneut dafür, dass die Umgebung härter wiedergegeben wird, als sie tatsächlich klingt. In der Praxis ist der Transparenzmodus ohne aktivierten Sprachmodus deshalb in der Regel wieder die bessere Wahl.

Dann klingt die Umgebung auch natürlich und nicht zu hart. Ansagen lassen sich wahrnehmen, je nach Lautstärke muss aber die Wiedergabe pausiert oder ein Ohrhörer herausgenommen werden, um sie auch gut verstehen zu können.

Telefonie mit starker Filterung

Bei der Telefonie verspricht Huawei eine deutlich bessere Spracherkennung, was für eine klarere Stimme bei Anrufen sorgen soll. Grundsätzlich klingt die Telefonie etwas besser und klarer als bei den FreeBuds Pro 2, aber auch beim neuen Modell gilt, dass die Filterung so stark ist, dass die Stimme darunter leidet und es mitunter zu einem leichten Echo und Verzerren der Stimme kommt.

Huawei FreeBuds Pro 3 – Mikrofonqualität
Huawei FreeBuds Pro 2 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 10 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 8 Active – Mikrofonqualität
Sony WF-1000XM5 (FW 2.0.1) – Mikrofonqualität
Apple AirPods Pro 2 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 5 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 7 Pro – Mikrofonqualität
Jabra Elite 7 Active – Mikrofonqualität
Weitere Testaufnahmen anderer In-Ear-Kopfhörer

Latenz der FreeBuds Pro 3

Die FreeBuds Pro 3 verfügen über einen Niedrig-Latenz-Modus, der manuell in der AI-Life-App aktiviert werden muss. Da er den störungsfreien Abstand zwischen Smartphone und Ohrhörern reduziert, sollte das Smartphone bei Nutzung der Funktion immer in der Nähe bleiben. Durch die Einstellung wird die Latenz, also die Verzögerung zwischen Bild und Ton bei der Videowiedergabe oder in Spielen, reduziert.

ComputerBase misst die Latenz der FreeBuds Pro 3 deshalb erneut unter Android und iOS mit LDAC und AAC sowie mit aktiviertem Niedrig-Latenz-Modus.

Ohne die Aktivierung des Niedrig-Latenz-Modus zeigen die FreeBuds Pro 3 keine Auffälligkeiten und weisen eine Latenz zwischen 160 und 180 ms auf, die bei Videoplayern ohne Synchronisation zwischen Bild und Ton sichtbar ist.

Wird der Niedrig-Latenz-Modus aktiviert, liegt die Latenz bei 80 bis 100 ms und ist somit auch sichtbar geringer.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Huawei FreeBuds Pro 3 80–100 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android, LDAC/iOS, AAC)
Jabra Elite 10 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Jabra Elite 8 Active 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Sony WF-1000XM5 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC)
Sony WF-1000XM4 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC)
HP Poly Voyager Free 60+ 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) / 160 ms (LC3, BT700-Dongle)
Nothing Ear (2) 160 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 60 ms (Low-Latency-Modus)
Anker Soundcore Liberty 4 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Huawei FreeBuds 5i 120 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 180–200 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Bose QuietComfort Earbuds II 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds 2 Pro 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 60–90 ms (Galaxy-Smartphone, SSC + Spielemodus)
Jabra Elite 5 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Google Pixel Buds Pro 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Die Latenz weiterer In-Ear-Kopfhörer im Vergleich

Fazit

Die FreeBuds Pro 3 machen durch die zwei Audio-Treiber wieder positiv auf sich aufmerksam – auch klanglich. In Verbindung mit der Unterstützung von LDAC haben insbesondere Android-Nutzer in dieser Hinsicht wenig zu klagen. Die Höhen profitieren deutlich, beim Bass fehlt es bei leiser Wiedergabe noch an Fülle. Je nach Geschmack ist eher die Verstärkung etwas zu gut gemeint.

Huawei FreeBuds Pro 3
Huawei FreeBuds Pro 3

Auch bei allen anderen Aspekten sind die FreeBuds Pro 3 dem Vorgänger, den FreeBuds Pro 2, sehr ähnlich. Die Akkulaufzeit fällt etwas kurz aus, das ANC dämpft monotone, tiefe Frequenzen gut, hohe und plötzliche Frequenzen aber nicht so gut wie namhafte aktuelle Konkurrenten. Das vergleichsweise auffällige Rauschen sowohl beim ANC als auch Transparenzmodus machen andere Modelle inzwischen ebenfalls besser. Zudem ist der Tauchglockeneffekt unter den FreeBuds Pro 3 sehr ausgeprägt, selbst wenn man das ANC deaktiviert lässt. Dafür tragen sie sich selbst über längere Zeit erneut sehr angenehm.

Die Frage, die sich am Ende des Tests deshalb aufdrängt, ist eher, wofür es die FreeBuds Pro 3 eigentlich gebraucht hat. Spürbar von den FreeBuds Pro 2 können sie sich nicht absetzen; Besitzer dieser haben keinerlei Grund, das neue Modell zu kaufen. Neue Funktionen lassen sie vermissen und versuchen stattdessen, die bestehenden zu verbessern, was aber nur sehr eingeschränkt funktioniert. So erwecken die FreeBuds Pro 3 auch etwas den Eindruck, als wurden sie entwickelt, um etwas Neues auf den Markt bringen zu können, das vermarktet werden kann. Wer allerdings jüngst die FreeBuds Pro 2 kaufen wollte, greift jetzt direkt zum Nachfolger.

Huawei FreeBuds Pro 3
Produktgruppe In-Ear-Kopfhörer, 18.10.2023
  • Klang
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • Tragekomfort
    ++
  • Bedienung
    +
  • Guter Klang
  • Niedrig-Latenz-Modus
  • Aktive Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus
  • Sehr gute Einzelnutzung
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Auto-Play und Auto-Pause
  • Wireless Charging
  • IP54
  • Schwächen bei leiser Lautstärke
  • ANC und Transparenzmodus rauschen
  • Kurze Akkulaufzeit

Für die unverbindliche Preisempfehlung der Huawei FreeBuds Pro 3 von 200 Euro gibt es beispielsweise auch die Jabra Elite 8 Active (Test), die ein besseres Gesamtpaket bieten.

ComputerBase hat die FreeBuds Pro 3 leihweise unter NDA von Huawei zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.