ASRock DeskMeet X600 im Test: Testergebnisse und Fazit

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Volker Rißka
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Alltagserfahrungen im Test

Ist die Hardware installiert und verschraubt, startet das System schnell und Windows kann installiert werden. Dank nicht nur sprichwörtlich Hardware von der Stange, die es seit nun schon eineinhalb Jahren gibt, sind nach dem Start und mit dann allen installierten Treibern auch keine Probleme anzutreffen.

ASRock DeskMeet X600 mit AMD Ryzen 5 8600G
ASRock DeskMeet X600 mit AMD Ryzen 5 8600G

Ein BIOS-Update ist empfohlen. ASRock hat kurz nach dem Start am 15. März die Version 5.02 für den DeskMeet X600 veröffentlicht, die die AGESA-Version für die AMD Ryzen aktualisiert und sich zugleich des lästigen STAPM-Problems der neuen AMD Ryzen 8000 annimmt. So richtig einen Unterschied macht das bei der Performance aber nicht aus, denn zuvor greifen andere Parameter, wie sich im Test schnell festhalten lässt.

ASRock DeskMeet X600 mit neuestem BIOS
ASRock DeskMeet X600 mit neuestem BIOS

ASRock erklärt auf der Homepage: CPU performance may be limited due to power phase design. Im Test griff jedoch ein Temperaturlimit früher, das bei 90 °C rangiert. Mit dem Boxed-Kühler von AMD durfte der AMD Ryzen 5 8600G dann nur bis maximal 66 Watt aufdrehen. Da er auch dann noch zu heiß lief, taktete er stetig weiter herunter.

AMDs Boxed-Kühler ist schnell am Limit

Mini-PCs glänzen durch kleinen Raum und dabei theoretisch hohe Leistung, fordern aber auch ihren Tribut ein – zum Beispiel beim Kühler des Prozessors. Dieser darf nur maximal 54 mm hoch sein, was den Großteil des Marktes ausschließt. Diese Marke wurde jedoch so gewählt, dass der Boxed-Kühler von AMD alias AMD Wraith Stealth, der den meisten 65-Watt-Prozessoren beiliegt, exakt passt.

ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test

„Exakt passt“ ist dabei aber auch das Stichwort. Es ist buchstäblich so eng zwischen dem CPU-Kühler und dem darüber verschraubten Netzteil, dass sie sich bis auf weniger als 1 mm annähern. Die 65-Watt-APU wurde deshalb stetig langsamer und durfte erst nur noch 60, später 58 und dann 56 Watt verbrauchen – und das immer bei noch maximaler Temperatur. Das ist letztlich nicht schön.

Blender Benchmark – Temperatur im ASRock DeskMeet X600
020406080100°C 150100150200250300350400450500550

ASRock empfiehlt deshalb, den Blick auf einen alternativen Kühler zu lenken, und nennt direkt auf der Support-Homepage drei Möglichkeiten: Jonsbo HP-400S, Noctua NH-L9A-AM5 und Thermalright AXP90-X47 Full.

In der ComputerBase-Redaktion lag noch ein alter Noctua NH-L9A aus einem vorangegangenen AMD-Mini-PC-Test. Noctua zeichnet sich seit Jahren dadurch aus, alte Kühler mit einem neuen Mounting-Kit fit für neue Lösungen zu machen – so auch bei dem bisherigen AM4-Modell. Umgerüstet auf die AM5-Halterung, kann der Jahre alte Kühler nun den Ryzen 7000 auf dem Sockel AM5 mit Frischluft versorgen.

Blender Benchmark – Leistungsaufnahme im ASRock DeskMeet X600
020406080Watt (W) 150100150200250300350400450500550

Am Ende kann das durchaus einen Unterschied ausmachen. Zwar kratzt Noctuas Kühler im Dauertest mit 89 °C ebenfalls an der Marke, das Thermal-Limit liegt aber bei 99 Prozent und ganz sauber unterhalb der Grenze. Im Blender-Benchmark hat dies zur Folge, dass der Test knapp eine Minute schneller erledigt ist.

Eine weitere Alternative oder zusätzliche Ergänzung kann der Betrieb über eines der Profile im BIOS sein. Hier wird eine Zieltemperatur von 85 °C definiert und die Spannung ein wenig herabgesenkt. Diese kleine Spielerei geht in die Richtung, was Anwender mit Curve Optimizer und Ryzen Master nach ihren Ansprüchen und Wünschen ohnehin korrigieren.

Im BIOS des ASRock DeskMeet X600  gibt es viele Profile
Im BIOS des ASRock DeskMeet X600 gibt es viele Profile

Das PBO-Profil mit 85 °C und -40 mV ergibt am Ende zusammen mit der Mischung von einem Noctua-Kühler am meisten Sinn, ohne größeren Aufwand zu betreiben. Kurzfristig kann die CPU nun sogar mehr Leistung aufnehmen, da sie kühl gehalten ist. Langfristig bleibt das System kühler und verbraucht etwas weniger, ohne deutlich an Leistung zu verlieren. Unterm Strich ist das Setup so aber immer noch leicht schneller, als nur einen AMD-Boxed-Kühler in der Standard-Einstellung zu verwenden.

Tests in Blender mit unterschiedlichen Kühlern/Einstellungen
Ryzen 5 8600G + Boxed-Kühler Ryzen 5 8600G + Noctua Ryzen 5 8600G + Noctua & PBO-Profil
Dauer des Tests 17:19 Minuten 16:34 Minuten 17:12 Minuten
Maximalverbrauch 66 Watt 71 Watt 77 Watt
Maximaltemperatur 90,2 °C 89,9 °C 85 °C
Drosselung Ja Nein Ja (aber gewollt)

Betrieb mit dGPU problemlos – aber sehr schnell (zu) warm

Den DeskMeet unterscheiden vom DeskMini in erster Linie zwei Positionen: der verwendete Speicher und die Aufrüstmöglichkeit. Letztere schließt beim DeskMeet eben bis zu 20 cm lange Grafikkarten ein. Was genau da nun am sinnvollsten ist, gilt es abzuwägen: Soll es wirklich ein kleiner Gaming-PC sein? Das ist durchaus möglich. Ein AMD Ryzen 5 7500F (Test) gepaart mit einer modernen Grafikkarte lädt problemlos zum Spielen ein.

Als Grafikkarte dürften insbesondere moderne, aber auch günstige Lösungen infrage kommen: eine RTX 3050 oder RTX 3060 (Ti). Theoretisch wäre sogar eine RTX 4060 (Ti) möglich, hier wird es dann aber dementsprechend teurer. Bei AMD stehen wahlweise Radeon RX 6400 XT, 6500 XT oder 6600 XT zur Auswahl. Die komplette Übersicht der unterstützten Modelle (hauptsächlich der Länge wegen) gibt es bei ASRock (PDF-Dokument).

In der Redaktion wurde der DeskMeet X600 dieses Mal mit einer ASRock Radeon RX 6500 XT bestückt. Eine diskrete Grafikkarte bringt nun natürlich ihre eigenen Ausgänge mit und sorgt ab dieser Klasse für deutlich mehr Spieleleistung, als es eine APU und ihre iGPU schaffen können. Wunder vollbringt sie aber nicht, schließlich zählt sie auch schon ein wenig zum alten Eisen.

ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test

Und es gibt auch Nachteile. Natürlich steigt der Verbrauch und die Abwärme wird mit größerer Grafikkarte und höherer Verlustleistung schneller ein Problem. Allein schon im Idle-Betrieb erhöht sich die Leistungsaufnahme um fast 50 Prozent auf über 22 Watt, wenn von der Sparvariante Ryzen 5 8600G mit stromsparendem DDR5-5200 auf eine Gaming-Config mit DDR5-6400 und Radeon RX 6500 XT gewechselt wird.

Da sich das Gehäuse nicht wirklich verändert hat, rennt der Kunde auch im Jahr 2024 in die gleichen Probleme wie vor zwei Jahren: Je nach Lastszenario wird der kleine Würfel mit diskreter GPU mitunter sehr warm. Die etwas kleinere ASRock-Grafikkarte zählt mit rund 100 Watt Stromverbrauch noch zu einer Lösung, die nicht sonderlich viel zieht. Die RTX 4060 Ti kann hier auch in ganz anderen Regionen unterwegs sein und 170 Watt verbraten. Natürlich gibt es dann mehr Leistung, aber die muss auch gekühlt werden. Doch hier kommt der Mini-PC schnell an seine Grenzen – es wird zu warm.

Theoretisch kann der PC allerdings noch mehr: Der 8-Pin-Stromstecker stellt 150 Watt zur Verfügung, über den PCIe-Slot gibt es noch mal theoretisch 75 Watt, realistisch eher 60 Watt. Summa summarum ist jedoch erst jenseits der 200-Watt-Marke Schluss. Theoretisch, versteht sich, denn praktisch geht es eben nicht, da die Komponenten vorher alle aufgrund der zu hohen Wärme heruntertakten.

ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test

Unterm Strich bleibt es die Frage der persönlichen Entscheidung, was mit dem kleinen PC denn angestellt werden soll. Nur eine APU oder kleine CPU nebst diskreter Grafikkarte? Beide Optionen funktionieren problemlos. Die Limits sollte man aber kennen und im Auge behalten.

Fazit und Empfehlung

Der ASRock DeskMeet X600 hält in der neuen Generation an den bisherigen Tugenden fest, baut einige Schnittstellen aus, lässt jedoch auch Chancen links liegen. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ist mit dem Sockel AM5 für aktuelle Ryzen-Prozessoren und bis zu 256 GByte DDR5-7200+ als Arbeitsspeicher flankiert von schnellem Massenspeicher vor allem für das Office- und Multimedia-Umfeld ein kleiner, aber flotter Mini-PC möglich.

ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 mit AMD Ryzen 5 8600G
ASRock DeskMeet X600 mit AMD Ryzen 5 8600G
ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test

Dieser kann sogar in Richtung Gaming gezogen werden, denn Platz hat dort auch eine Nvidia GeForce RTX 4060 Ti, sofern sie die 20 cm Länge nicht übersteigt. Die passende CPU darf der DeskMeet dafür ja auch offiziell aufnehmen: einen AMD Ryzen 7 7800X3D. Also theoretisch geht hier was, wobei Theorie und Praxis dann schnell auseinandergehen.

Hinsichtlich der Anschlussvielfalt sieht die Lösung auf den ersten Blick mit zwei Mal DisplayPort und HDMI sowie 2,5-Gbit-LAN sehr modern aus. Bei USB mit nur 5 oder 10 Gbit/s bleibt es hier allerdings wieder auf dem Stand von vor zehn Jahren stecken.

Die Empfehlung für die Lösung ist erneut, nur nicht aufs Ganze zu gehen. Keine maximal mögliche CPU, lieber eine Nummer kleiner – über 65 Watt sollte man nicht gehen. Und bei der Grafikkarte sowieso, sofern denn eine diskrete Lösung zum Einsatz kommen soll. An erster Stelle stehen natürlich Lösungen wie der AMD Ryzen 5 8600G, sie sind für den Einsatz hier prädestiniert. Und wenn es ein wenig in Richtung Gaming zielt, käme realistisch wohl ein Ryzen 5 7500F nebst einer passenden GeForce-Karte infrage, wobei es dann weitere Punkte zu beachten gibt.

Dem Aufbau geschuldet ist es nämlich einmal mehr, dass der AMD-Boxed-Kühler schnell an seine Grenzen kommt – er küsst quasi das Netzteil und bekommt dadurch kaum frische Luft. Selbst den Ryzen 5 hält er nicht kühl genug. Einige Euro zusätzlich in die Hand genommen, für beispielsweise den flachen Noctua-Kühler, sind sehr gut investiertes Geld.

ASRock DeskMeet X600 im Test
ASRock DeskMeet X600 im Test

Der Betrieb nur mit einer neuen AMD-APU und dazu passendem Speicher, der nicht überzüchtet ist, lässt den PC im Leerlauf unter Windows sehr sparsam bei unter 15 Watt agieren. Kleinere Lasten werden dann mit passendem Kühler ohne Lärmbelästigung absolviert.

Und was kostet es? ASRock hat keine offizielle Preisgestaltung genannt. Der Handel führt die Modelle auch noch nicht, nicht mal als vorbestellbar – Mitte bis Ende April sollen sie kommen. Vermutlich wird sich das Produkt aber auf ähnlichem Niveau einfinden wie die letzten Lösungen, die von 190 bis 230 Euro rangieren.

Wer mit einem kompakten System liebäugelt, aber High-End-Leistung darin unterbringen will, der muss mit nochmals gestiegenen Abmessungen auskommen. Am unteren Ende dieser Klasse findet sich beispielsweise der DAN Cases C4-SFX V1 (Test), der in 14,7 Litern dafür sogar eine GeForce RTX 4090 bei maximaler TDP vergleichsweise leise gekühlt bekommt.

RTX 4090 und eine 280-mm-AiO (einblasend) im C4-SFX
RTX 4090 und eine 280-mm-AiO (einblasend) im C4-SFX

ComputerBase wurden der DeskMeet X600 und die Radeon RX 6500 XT Challenger ITX leihweise von ASRock zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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