Instabile K-CPUs: Intel sieht die Schuld allein bei den Mainboard-Herstellern

Jan-Frederik Timm
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Instabile K-CPUs: Intel sieht die Schuld allein bei den Mainboard-Herstellern

Über Wochen hielt sich Intel zu instabil laufenden K-CPUs der 13. und 14. Gen Core bedeckt, jetzt hat der Hersteller ein Statement gegenüber Mainbord-Herstellern abgegeben. Es nennt einen möglichen Grund für die Abstürze und dessen potentielle Ursache, deren Verantwortung Intel nicht bei sich sieht, sondern bei den Partnern.

Igor's Lab hat das Statement von Intel, das über „wir gehen den Berichten nach“ hinaus geht, veröffentlicht.

Mögliche Ursache: Betrieb außerhalb der Spezifikationen

Demzufolge hält es Intel für möglich, dass die von Nutzern gemeldeten Probleme darauf zurückzuführen sein könnten, dass die CPUs außerhalb der Spezifikationen bei hohen Temperaturen zu lange mit zu hoher Spannung und zu hohem Takt betrieben wurden.

Einige von Intel untersuchte und betroffene CPUs würden Veränderungen in der minimalen Betriebsspannung aufweisen, was auf den Betrieb außerhalb der Spezifikationen zurückzuführen sein könnte.

Intel has observed that this issue may be related to out of specification operating conditions resulting in sustained high voltage and frequency during periods of elevated heat. Analysis of affected processors shows some parts experience shifts in minimum operating voltages which may be related to operation outside of Intel specified operating conditions.

Die Ursache dafür sei zwar noch nicht abschließend gefunden, aber die meisten der derart betroffenen CPUs seien von Anwendern auf Mainboards betrieben worden, die in der Lage sind, die CPU außerhalb der Spezifikationen zu betreiben.

While the root cause has not yet been identified, Intel has observed the majority of reports of this issue are from users with unlocked/overclock capable motherboards.

Was daraufhin im Statement folgt, dürfte viele Nutzer, die seit Jahren auf Intel-CPUs und herkömmliche Mainboards aus dem Handel setzen, staunend zurücklassen.

Intel zeigt sich überrascht

Intel gibt an „beobachtet zu haben“, dass viele Mainboards den Spezifikationen ab Werk („BIOS default“) nicht folgen und von Intel vorgegebene Sicherheitsmechanismen außer Kraft setzen.

Intel has observed 600/700 Series chipset boards often set BIOS defaults to disable thermal and power delivery safeguards designed to limit processor exposure to sustained periods of high voltage and frequency, for example:

  • Disabling Current Excursion Protection (CEP)
  • Enabling the IccMax Unlimited bit
  • Disabling Thermal Velocity Boost (TVB) and/or Enhanced Thermal Velocity Boost (eTVB)
  • Additional settings which may increase the risk of system instability:
  • Disabling C-states
  • Using Windows Ultimate Performance mode
  • Increasing PL1 and PL2 beyond Intel recommended limits

Dass Intel dieses Verhalten erst jetzt in Folge der Untersuchungen beobachtet hat, ist dem Wortlaut zwar nicht zu entnehmen, doch offensichtlich soll genau diese Botschaft vermittelt werden: Intel war sich dieses Verhaltens nicht bewusst.

Seit Jahren Standard – für Intel neu

Dass (Gaming-)Mainboards der großen Hersteller seit Jahren entweder direkt ab Werk oder nach kurzer Abfrage beim 1. Booten (z.B. bei MSI: Boxed-Kühler, Custom-Kühler oder AiO im System?) Intels offizielle Spezifikationen verlassen, ist in der Branche und unter Kunden dieser Platinen weitläufig bekannt. Foren wie das von ComputerBase sind voll von entsprechenden Threads und nicht umsonst galt diese Verhalten – direkt nachdem instabile K-CPUs Anfang 2024 zum großen Thema wurden unter Anwendern – als potentielle Ursache.

Seit Jahren wurde davon ausgegangen, dass Intel dieses Verhalten zumindest geduldet, wenn nicht sogar forciert hat, wenngleich es dafür keine Beweise gab. Widersprochen hatte Intel derartigen Vermutungen aber ebenfalls nicht.

Immerhin: Es könnte besser werden

Immerhin könnten die Probleme, die von Intel jetzt bestätigt und mutmaßlich auf verlassene Spezifikationen zurückzuführen sind, dazu führen, dass derartige Praktiken in Zukunft eingedämmt werden.

Denn Intel verlangt von PC- und Mainboard-Herstellern offensichtlich ab sofort, dass sie Anwendern in Zukunft ein „Default BIOS“ zur Verfügung stellen, das den Betrieb nach Intels Vorgaben ermöglicht. Darüber hinaus empfiehlt Intel den Herstellern „dringend“ Warnungen im BIOS zu implementieren, die Nutzer darauf hinweisen, wenn sie drauf und dran sind, die CPUs außerhalb der Spezifikationen zu betreiben.

Intel requests system and motherboard manufacturers to provide end users with a default BIOS profile that matches Intel recommended settings.

  • Intel strongly recommends customer’s default BIOS settings should ensure operation within Intel’s recommended settings.
  • In addition, Intel strongly recommends motherboard manufacturers to implement warnings for end users alerting them to any unlocked or overclocking feature usage.

Für den Mai kündigt Intel abschließend ein weiteres Statement an, in dem der Konzern das Thema abermals adressieren und empfohlene BIOS-Einstellungen nennen wird.

Intel will be publishing a public statement regarding issue status and Intel recommended BIOS setting recommendations targeted for May 2024.

Mit dem neuen „Intel Baseline Profile“ sind Asus und Gigabyte inzwischen in Teilen den neuen Vorgaben gefolgt und haben ein Profil, das die CPUs nach Spezifikationen betreibt, implementiert. Nach aktuellem Kenntnisstand stellt dieses Profil aber nicht das Default-Profil dar.

Ob Intel dieses Vorgehen dulden wird?