CrossFire, SLI oder Einzelkarte?: Günstige Multi-GPU-Systeme gegen teure Einzelkarte

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Update Wolfgang Andermahr
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Beurteilung

Wir waren wahrlich gespannt, wie sich das SLI- und die CrossFire-Systeme mit aktuellen Treibern unter Windows Vista schlagen werden. In den ersten Monaten des neuen Betriebssystems war das Unterfangen Dual-GPU eine kritische Sache und man konnte froh sein, wenn man mit zwei Grafikkarten überhaupt die Performance von einer einzelnen GPU erreichte. Mittlerweile sind diese Schwierigkeiten aber Vergangenheit und unter Windows Vista skaliert sowohl ATis CrossFire- als auch Nvidias SLI-Technik auf einem identischen Niveau wie unter Windows XP. Schwierigkeiten gab es während des Testlaufs somit keine, nachdem alle Windows-Vista-Hotfixes installiert waren, die die Dual-GPU-Unterstützung (bei SLI) verbessern. Wir können nur empfehlen, diese zu installieren, da es ansonsten auf einem SLI-System zu Performanceproblemen kommen kann. Zwei ATi-Grafikkarten zeigten sich davon allerdings unbeeindruckt.

In 1280x1024 mit vier-fachem Anti-Aliasing sowie 16-facher anisotroper Filterung kann sich das SLI-System mit zwei GeForce-8800-GT-Karten an die Spitze setzen und skaliert mit einer Geschwindigkeitssteigerung von durchschnittlichen 61 Prozent ordentlich. Eine einzelne GeForce 8800 Ultra platziert sich 23 Prozent dahinter, während die CrossFire-Konstellation der Radeon HD 3870 um 29 Prozent zurück liegt. Diese skaliert mit 47 Prozent nicht so gut wie die Nvidia-Karten.

ATi Radeon HD 3870 CrossFire
ATi Radeon HD 3870 CrossFire

In 1600x1200 verbessert sich die Skalierung der GeForce 8800 GT aufgrund der geringeren CPU-Limitierung auf 67 Prozent gegenüber einer Einzelkarte. Die GeForce 8800 Ultra liegt nun aber nur noch 18 Prozent zurück. Die Skalierung der Radeon HD 3870 CrossFire liegt bei 49 Prozent. In 2560x1600 zeigen sich erste Probleme bei den Dual-GPU-Grafikkarten, da den Karten allem Anschein nach des Öfteren der VRAM ausgeht und die GPUs die Performance deswegen nicht mehr ordentlich steigern können. Die GeForce-8800-GT-Karten zeigen leichte Schwierigkeiten, können die Geschwindigkeit aber dennoch um akzeptable 50 Prozent erhöhen. Das CrossFire-System kann die Performance nur noch um 27 Prozent steigern, womit man hinter die beiden GeForce-8800-GT-Adaptionen fällt, was bei den Einzelkarten nicht der Fall ist. Die GeForce 8800 Ultra kann in dieser Qualitätseinstellung erstmals die Leistungsspitze erobern.

Die Verwendung von acht-fachem Anti-Aliasing ist bei den Einzelkarten eine Domäne der ATi Radeon HD 3870, die je nach Auflösung nicht nur eine GeForce 8800 Ultra einholen, sondern teilweise gar überholen kann. Dies ist auch als CrossFire-Variante in der Auflösung 2560x1600 der Fall. Dort liegt eine einzelne Radeon HD 3870 bereits vor der GeForce 8800 Ultra und das CrossFire-System deklassiert Nvidias Flaggschiff. Die Skalierung von CrossFire ist in dieser Qualitätseinstellung sehr gut. Jedoch muss angemerkt werden, dass die Geschwindigkeit dennoch längst nicht in allen Spielen für eine flüssige Wiedergabe ausreichend ist. Und manche Spiele starten erst gar nicht. Die GeForce 8800 GT ist für diese Herausforderung zu langsam, das SLI-System skaliert zudem mit 16 Prozent nur noch sehr schlecht.

Nvidia GeForce 8800 GT SLI
Nvidia GeForce 8800 GT SLI

In 1600x1200 kann die Radeon HD 3870 mit acht-fachem Anti-Aliasing ebenfalls ihre Muskeln spielen lassen. Zwar liegt die Einzelkarte noch 34 Prozent hinter einer GeForce 8800 Ultra, das Dual-GPU-Gespann verbessert die Leistung aber um 60 Prozent, womit man spürbar vor der Einzelkarte liegt. Eine einzelne GeForce 8800 GT liegt knapp hinter Radeon HD 3870 und daran ändert auch SLI gegenüber CrossFire nichts. Die Skalierung ist mit 53 Prozent ordentlich, die Radeon HD 3870 löst diese Herausforderung aber besser. Die Radeon-Karten können sich vor die GeForce 8800 Ultra setzen, die GeForce-8800-GT-Modelle schaffen dies aber nicht. In 1280x1024 kann dagegen die GeForce 8800 GT in der SLI-Konstellation punkten. Die Geschwindigkeitserhöhung durch die zweite Grafikkarte liegt bei guten 73 Prozent, womit man sich an die Spitze setzen kann. CrossFire skaliert um 59 Prozent, womit man etwas schneller als die GeForce 8800 Ultra rendert.

Bezüglich der Lautstärke fällt keiner der Testkandidaten aus der Reihe. Die GeForce 8800 GT im Doppelpack ist am lautesten, störend ist der Geräuschpegel aber noch nicht. Punkten können in dieser Disziplin die ATi-Grafikkarten, die sich sehr gut schlagen. Über die Leistungsaufnahme wollen wir an dieser Stelle aufgrund der verschieden eingesetzten Mainboards kein Fazit fällen, da man die Systeme nur schwer miteinander vergleichen kann. Hierzu schaut man sich am besten die Messwerte der Einzelgrafikkarten an. Diese sollten sich prozentual gesehen nicht allzu sehr von den Dual-GPU-Gespannen unterscheiden.

Update

Colin McRae Dirt und Crysis wurde aufgrund der problematischen Testergebnisse aus der Berechnung der Ratings herausgenommen. Dies verändert die Ratings teils recht stark, somit auch die Bewertung und zwar wie folgt: In 1280x1024 mit vierfachem Anti-Aliasing sowie 16-facher anisotroper Filterung liegt die die Radeon HD 3870-Paarung nur noch um 14 Prozent zurück. Diese skaliert nun mit 60 Prozent ähnlich gut wie die Nvidia-Karten. Eine einzelne GeForce 8800 Ultra platziert sich 23 Prozent hinter dem 8800GT-Pärchen.

In 1600x1200 verbessert sich die Skalierung der GeForce 8800 GT auf 71 Prozent gegenüber einer Einzelkarte. Die Skalierung der Radeon HD 3870 CrossFire nun 63 Prozent. Die GeForce 8800 Ultra liegt mit 22 Prozent wieder ähnlich zurück. In 2560x1600 können die GeForce-8800-GT-Karten die Geschwindigkeit um 66 Prozent erhöhen. Das CrossFire-System kann die Performance nun um 43 Prozent steigern. Die GeForce 8800 Ultra liegt nun knapp 7% hinter dem GeForce-8800-GT-Gespann.

In der Auflösung 2560x1600 unter Verwendung von achtfachem Anti-Aliasing skaliert SLI-System mit 17 Prozent weiter sehr schlecht. In 1600x1200 liegt die einzelne Radeon HD 3870 mit achtfachem Anti-Aliasing nur noch 21 Prozent hinter einer GeForce 8800 Ultra, das Dual-GPU-Gespann verbessert die Leistung nun um 64 Prozent. Die Skalierung des SLI-Systems ist mit 61 Prozent nun ebenfalls ordentlich. Auch das GeForce-Gespann kann sich nun knapp vor die GeForce 8800 Ultra setzen. In 1280x1024 liegt die Skalierung für das 8800-GT-Paar bei guten 79 Prozent und für das CrossFire-System bei 67 Prozent.

Insgesamt zeigt sich, wie stark die Bewertung vom Spiele-Support der Multi-GPU-Lösungen abhängt. Liegt das CrossFire-System mit den problematischen Titel Colin McRae Dirt und Crysis (ohne Patch) bei der Skalierung noch in teils erschreckend niedrigen Bereichen, sind die Systeme nun größtenteils gleich auf, außer beim achtfachen Anti-Aliasing unter 2560x1600. Hier sieht das GeForce-8800-GT-Gespann weiter schlecht aus.

Fazit

Was soll man denn nun nehmen? Eine GeForce 8800 Ultra oder doch lieber zwei GeForce-8800-GT-/Radeon-HD-3870-Grafikkarten? Wie so oft kann man dazu leider keine allgemeingültige Aussage treffen, da die Wahl maßgeblich von den bevorzugten Einstellungen abhängig ist. Solange es nicht mehr als vier-faches Anti-Aliasing sein soll, empfehlen wir zwei GeForce-8800-GT-Grafikkarten, da sie in den meistens Spielen am schnellsten arbeiten. Alternativ sollte es eine GeForce 8800 Ultra sein, deren Vorteil sich voraussichtlich vor allem in neuen Spielen (mit einem hohen Speicherbedarf) wohl vergrößern wird. Falls gerne mit acht-fachem Anti-Aliasing gespielt wird, sieht die Empfehlung dagegen anders aus.

In diesem Fall raten wir zu zwei Radeon-HD-3870-Karten, die zwar in 1280x1024 noch das Nachsehen gegen die SLI-Konstellation haben, darüber aber dann davon ziehen. In der Extremauflösung 2560x1600 ist der Vorsprung schlussendlich atemberaubend, wobei dort nichtsdestotrotz auch die beiden Radeon-Karten oft überfordert sind. Auch hier lautet die Alternative, das Geld in eine GeForce 8800 Ultra zu investieren. Generell abraten müssen wir von zwei Radeon-HD-3850-Karten, solange diese einen nur 256 MB großen VRAM aufweisen. Während sich der Preis-Leistungs-Champion alleine für das Geld hervorragend schlägt und die gesamte Konkurrenz hinter sich lässt, ist es sinnvoller, sich eine einzelne (und günstigere) Radeon HD 3870 als zwei Radeon-HD-3850-Karten zu kaufen.

Beide Techniken, SLI und CrossFire, haben unter Windows Vista große Fortschritte gemacht und sind ohne größere Bedenken für den alltäglichen Einsatz geeignet. Völlig problemlos auf jedem Terrain sind aber beide Techniken auch weiterhin nicht. Bei CrossFire kritisieren wir insbesondere, dass es im Gegensatz zu SLI nicht möglich ist, mit Tools die Spielprofile zu modifizieren. Dadurch laufen einige Spiele schlechter, als es eigentlich nötig wäre. Hier wünschen wir uns, dass ATi offene CrossFire-Profile dem Kunden zugänglich macht, damit dieser Einfluss darauf hat, wie die Grafikkarten miteinander kommunizieren. Vor allem bei neu erscheinenden Spielen wäre dies ein großer Vorteil, da die Dual-GPU-Technik dann (mit etwas Glück und Handarbeit) auf Anhieb funktionieren würde.

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