Amazon Kindle Scribe (2024) im Test: Audio-Funktionen und Lesequalität

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Michael Schäfer
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Audio-Ausgabe nach wie vor auf Audible beschränkt

Die Einschränkungen bei den unterstützten Formaten der Kindle-Geräte setzen sich auch bei der Audio-Ausgabe fort, denn hier wird weiterhin ausschließlich die Amazon-Tochter Audible unterstützt. Nutzer, die ihre Hörbücher oder Hörspiele im weit verbreiteten MP3-Format vorliegen haben, müssen daher auf zusätzliche Abspielgeräte zurückgreifen. Dies zeigt ebenso, dass Musik auf dem Scribe, wie auch auf den übrigen Geräten der Kindle-Serie, nicht wiedergegeben werden kann – auch wenn Amazon mit Amazon Music einen eigenen Audio-Streaming-Dienst betreibt.

Doch selbst Audible-Nutzer müssen auf dem Scribe wie bei allen Kindle-Geräten mit Audible-Unterstützung mit Einschränkungen leben, denn auch mit der neuesten Software-Version der Kindle-Geräte ist es immer noch nicht möglich, separate Audible-Konten einzubinden – dieses muss zunächst mit ihrem Amazon-Konto verknüpft werden.

Auch beim Kindle Scribe (2024) lässt sich nur das Audible-Format abspielen
Auch beim Kindle Scribe (2024) lässt sich nur das Audible-Format abspielen

Wichtig ist es zudem, bei der kleineren Speichergröße von 16 GB die Dateigröße der Hörbücher zu berücksichtigen, da standardmäßig immer die „höhere“ Qualität geladen wird, bei der Dateien je nach Länge des Hörbuches gerne auch ein bis zwei Gigabyte Speicherplatz auf dem Scribe belegen können.

Der integrierte Player ist auch auf dem Scribe auf wenige und vor allem grundlegende Funktionen beschränkt, die aus der Wiedergabegeschwindigkeit, dem Vor- oder Zurückgespringen in 30-Sekunden-Abschnitten, dem Navigieren nach Kapiteln und dem Setzen von Lesezeichen bestehen.

Audio-Ausgabe nur per Bluetooth

Die Audio-Ausgabe erfolgt dabei ausschließlich über ein per Bluetooth verbundenes Ausgabegerät wie Kopfhörer oder Lautsprecher. Der Scribe verfügt weder über einen analogen Ausgang, einen eingebauten Lautsprecher noch unterstützt er die Nutzung eines Adapters am USB-C-Port.

Bibliothek profitiert von großem Display

Die Startseite des aktuellen Kindle Scribe nutzt Amazon, ähnlich wie bei den anderen Mitgliedern der Kindle-Familie, nur begrenzt zur Darstellung der eigenen Inhalte, wobei sich der Nutzer hier wie in einem Krämerladen vorkommt: In einer einzigen Reihe erscheinen seine Bücher sowie Audible-Titel, den größten Teil nehmen aber Vorschläge aus dem überschaubaren Angebot von Prime Reading sowie eine Reihe von Kaufempfehlungen aus dem eigenen digitalen Bücherladen ein.

Erst mit einem Tipp auf den Reiter „Bibliothek“ am unteren Bildschirmrand wird die Darstellung erheblich übersichtlicher. Bereits bei den kleineren Kindle-Modellen hat es Amazon verstanden, eine gut strukturierte Übersicht der Inhalte auf begrenztem Raum zu bieten. Von dieser Stärke profitiert aufgrund des größeren Displays auch der neue Scribe, da mehr Bücher gleichzeitig angezeigt werden können.

Auch die Bibliothek des Kindle Scribe (2024) bietet alles, um Inhalte gut organisieren zu können
Auch die Bibliothek des Kindle Scribe (2024) bietet alles, um Inhalte gut organisieren zu können

Die Inhalte der Bibliothek lassen sich nach zahlreichen Kriterien filtern, auch die Sortiermöglichkeiten sorgen für eine hohe Flexibilität des Systems. Zudem gibt es die Möglichkeit, eigene Sammlungen anzulegen, um die Inhalte weiter zu organisieren. Die Darstellung kann wahlweise in einem Raster oder als Liste erfolgen. Die Bibliothek bietet jedoch keine Option, die Größe der angezeigten Cover zu verkleinern, was die Anzahl der pro Seite dargestellten Bücher hätte erhöhen können.

Lesen auf dem neuen Kindle Scribe

Der Lesekomfort hat sich gegenüber dem Vorgänger ebenfalls nicht verändert, was aber kein Nachteil darstellt, denn Texte und andere Inhalte werden erneut scharf dargestellt. Der Bildschirm, der in etwa der einer Seite in einem normalen Buch entspricht, ermöglicht es, viel Text anzuzeigen, wodurch weniger häufig umgeblättert werden muss. Trotz der Vorteile besitzen der Kindle und der Kindle Paperwhite weiterhin ihre Berechtigungen, da diese gerade unterwegs wesentlich handlicher sind und weniger Platz in der Tasche beanspruchen.

Leseeinstellungen weiterhin eingeschränkt

Auch wenn der neue Scribe viele positive Merkmale seines Vorgängers übernommen hat, gilt dies ebenso für einige negative Aspekte, darunter die nach wie vor beschränkten Leseeinstellungen, die Amazon bereits seit Jahren unverändert gelassen hat.

Auch wenn Amazon bei der Schriftdarstellung im Bereich der E-Ink-Geräte weiterhin führend ist, bleibt der Einfluss auf die Textformatierung mit der Ausrichtung linksbündig oder Blocksatz und der Wahl der seitlichen Ränder und des Zeilenabstandes in jeweils in drei vorgegebenen Stufen unverändert. Positiv bleibt jedoch die Einstellung der Schriftstärke hervorzuheben, die besonders für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen von Vorteil sein kann. Dem Nutzer stehen zudem neun qualitativ hochwertige Schriftarten zur Verfügung, deren Größe in 14 Stufen angepasst werden kann. Auf Wunsch können weitere Schriften auf den Scribe geladen werden, indem diese einfach in den Font-Ordner abgelegt werden. Die vorgenommenen Einstellungen lassen sich als sogenannte Themen abspeichern.

Auch der Kindle Scribe (2024) bietet nur die nötigsten Texteinstellungen

Es gibt auch einige Zusatzfunktionen. So sucht das System automatisch im jeweiligen Text nach Verweisen auf andere Bücher und zeigt diese auf Wunsch an. Zudem können markierte Textstellen mit anderen Lesern geteilt oder von diesen geteilte Markierungen angezeigt werden. „Word Wise“ stellt daneben weiterführende Informationen zu bestimmten Begriffen bereit, während das bekannte „X-Ray“ Details zu den Figuren und Handlungsorten oder anderen interessanten Dingen des jeweiligen Buches liefert. Ein integrierter Vokabeltrainer, der beim Lernen von Fremdsprachen durch Lesen fremdsprachiger Texte durchaus hilfreich sein kann, ist ebenfalls verfügbar.

Keine Geisterbilder mehr

Das sogenannte Ghosting, also das Durchscheinen vorheriger Inhalte nach einem Seitenwechsel, spielt auch beim Scribe 2024 keine Rolle mehr. Beim reinen Lesen tritt das vor allem von früheren E-Ink-Panels bekannte Phänomen nur noch selten auf, etwa in Menüs oder bei grafischen Darstellungen, verschwindet aber auch hier spätestens nach dem nächsten Seitenwechsel. Nutzer, die auf Nummer sicher gehen wollen, können in den Einstellungen eine vollständige Invertierung, also eine komplette Neuausrichtung aller Bildpunkte, für jedes Umblättern wählen.