Amazon Kindle Scribe (2024) im Test: Der Stylus und Notizen
4/5Kaum veränderte Stylus-Funktion
Wie bereits zu Beginn erwähnt, liefert Amazon den neuen Scribe ausschließlich mit dem bisherigen Premium-Stift aus, was ebenfalls zur Preiserhöhung beigetragen hat. Diesen hat der Online-Händler auch in seiner ursprünglichen Form belassen und keine Änderungen vorgenommen.
Der Stift liegt weiterhin angenehm in der Hand, jedoch bleibt die unveränderte Position des Tasters für die in den Einstellungen wählbare Zusatzfunktion problematisch, da es nach wie vor bereits bei der normalen Nutzung zu unbeabsichtigten Auslösungen kommen kann. Die Anzahl der wählbaren Werkzeuge hat sich dabei mittlerweile auf acht verdoppelt. Dieser Zuwachs betrifft jedoch nicht exklusiv die neue Scribe-Generation, sondern wird – so viel sei vorweggenommen – auch per Firmware-Update dem Vorgänger zuteil. Zu den bereits bekannten Funktionen wie Textmarker, Stift, Radiergummi und Haftnotiz gesellen sich nun Füller, Marker, Bleistift und Arbeitsbereich.
Da weder der Stylus noch das Display Änderungen erfahren haben, bleibt das Schreibgefühl gegenüber dem Vorgänger unverändert. Im Gegensatz zu den meist glatten Oberflächen herkömmlicher Tablets, bietet die von sich aus raue, matte Oberfläche des E-Ink-Panels ein Schreibgefühl, das dem auf Papier recht nahekommt. Die Latenz, also der Versatz zwischen der Stiftspitze und deren Darstellung auf dem Bildschirm, ist ebenfalls auf einem guten Niveau und vergleichbar mit LC-Displays mit einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hz.
Die Empfindlichkeit des Stiftes wurde seitens Amazon hingegen leicht verbessert. Obwohl Amazon weiterhin keine genauen Angaben zu den verschiedenen Druckstufen macht, scheint dieser auch hier für Verbesserungen gesorgt zu haben, den je nach gewähltem virtuellen Stift fallen die Linien entsprechend dicker aus. Auch die Verwendung des Stiftes bei schrägem Halten wurde optimiert, was sich insbesondere bei Schraffuren, ebenfalls abhängig von der gewählten Stiftspitze, positiv bemerkbar macht. So bietet beispielsweise der Bleistift beide genannten Funktionen, während der Füller keine davon unterstützt. So bleibt Amazon in dieser Disziplin weiterhin weit hinter der Konkurrenz zurück.
Da der Stylus induktiv arbeitet, benötigt er keine zusätzliche Stromquelle, wodurch ein Aufladen entfällt.
Mit dem Stift arbeiten
Die Möglichkeiten zur Erstellung von Notizen bleiben auch beim neuen Modell weiterhin eingeschränkt und beschränken sich nur auf das Wesentliche. Dafür steht dem Nutzer nach wie vor lediglich das Notizbuch zur Verfügung. Eine eigenständige Zeichen-App für Skizzen oder Ähnliches fehlt weiterhin. Bei den Stiften ist nun ein Fineliner hinzugekommen, ansonsten bleibt die Auswahl mit Füller, Marker, Bleistift und einem weiteren Markierungsstift weiterhin begrenzt. Die Strichstärke lässt sich trotz verbesserter Druckempfindlichkeit nach wie vor in fünf Stufen einstellen. Die kleine Seitenleiste mit den auswählbaren Funktionen, die je nach Einstellung links oder rechts angebracht wird, bietet weiterhin nur ein Linien- und Markierungswerkzeug sowie einen Radiergummi, falls der Nutzer seinen Stift nicht drehen möchte.
Die Notizfunktion bietet erneut eine Auswahl aus verschiedenen Vorlagen, darunter blanke, linierte und karierte Blätter. Zusätzlich stehen spezielle Vorlagen wie Tages- oder Wochenplaner, Storyboard oder eine Vorlage für Musiknoten zur Verfügung. Wer Notizen zu unterschiedlichen Themen anlegen möchte, kann diese zur besseren Organisation in einzelne Ordner sortieren.
Auch das Zusammenspiel von Notizen mit digitalen Büchern, die nicht über Amazon erworben wurden, bleibt umständlich und sie müssen weiterhin über die „Send to Kindle“-Funktion auf das Gerät übertragen werden. Dasselbe gilt für PDF-Dokumente.
Kleine Verbesserungen für alle
Zu den wenigen neuen Funktionen gehört Active Canvas, mit dem in E-Books ein horizontales Eingabefeld eingefügt werden kann, das sich danach jedoch in der Größe und Ausrichtung anpassen und mit Notizen füllen lässt. Ist dieses kleiner als eine Textzeile, fliest der Inhalt automatisch um dieses herum.
Mit dem letzten Update auf Version 5.17.3 wurde zudem ein seitliches Panel eingeführt, das zunächst etwa ein Drittel des Bildschirms einnimmt und als Randnotizbereich genutzt werden kann. Bei digitalen Büchern wird der Text dabei ebenfalls neu ausgerichtet, sodass er weiterhin lesbar bleibt – der Inhalt auf der einen, die Leiste auf der anderen Seite. Benötigt der Nutzer mehr Platz für seine Notizen, kann die Seitenleiste ausgeklappt werden, wodurch sie jedoch fast den gesamten Text überlagert. Bei PDF-Dokumenten steht die neue Funktion jedoch nicht zur Verfügung.
Auch diese beschriebenen Neuerungen sind jedoch nicht exklusiv für den 2024er Scribe, sondern stehen nach einem entsprechenden Firmware-Update auch dem Vorgängermodell zur Verfügung.
Auch Exportmöglichkeiten weiterhin kaum vorhanden
Erstellte Notizen werden grundsätzlich über die Amazon-Cloud synchronisiert, während für den Export weiterhin nur der Versand per E-Mail zur Verfügung steht. Eine direkte Übertragung per USB-Verbindung auf einen Computer wird von Amazon nach wie vor nicht unterstützt. Der Versand per E-Mail kann zwar den Vorteil bieten, Notizen an mehrere Empfänger gleichzeitig zu senden, doch wird dem Empfänger lediglich ein Link statt der Datei zugesendet, der zudem nur sieben Tage gültig ist.
Handschriftliche Notizen können ebenfalls weiterhin in Text umgewandelt werden, allerdings bleibt die Einschränkung bestehen, dass dies nur beim Teilen der Notizen möglich ist und nicht bereits bei der Eingabe.
KI-Funktionen stehen in Deutschland erst einmal nicht zur Verfügung
Amazon erweitert das System zudem derzeit um verschiedene KI-Funktionen, die unter anderem die Handschrift des Nutzers verbessern sollen. Zudem soll es künftig möglich sein, handschriftlich erstellte Notizen mithilfe der Summary-Funktion umzuorganisieren. Diese Neuerungen stehen Nutzern in Deutschland bislang jedoch nicht zur Verfügung. Wann diese Funktionen hierzulande eingeführt werden, hat Amazon bisher noch nicht bekannt gegeben.