Amazon Kindle Scribe (2024) im Test: Fazit
5/5Der neue Kindle Scribe stellt ein Facelift des Vorgängermodells dar und bleibt weit von einer Weiterentwicklung entfernt. Dies wird vor allem daran deutlich, dass die Hardware nahezu unverändert geblieben ist und sich lediglich kosmetische Unterschiede zeigen. Darüber hinaus sind die wenigen, mit der Lupe zu suchenden Neuerungen in der Software nach einem Update auch für Nutzer des ersten Modells verfügbar.
Die Verarbeitung des neuen Scribe überzeugt hingegen, das gesamte Gerät wirkt wie aus einem Guss gefertigt und hinterlässt einen hochwertigen Eindruck. Auch die Farbgebung des Testmodells weiß zu gefallen. Gleiches gilt für das hochauflösende Display, das sich insbesondere durch eine hohe Helligkeit auszeichnet. Die Textdarstellung bleibt ebenfalls auf dem gewohnt hohen Niveau und stellt weiterhin die beste ihrer Art dar. Negativ sind aber erneut die geringen Einflussmöglichkeiten auf die Darstellung und Formatierung zu nennen, – ein Problem, das die gesamte Kindle-Familie betrifft. Gleiches gilt für die nach wie vor geringe Formatunterstützung.
Die E-Note-Funktionen schränken den Nutzer jedoch in vielen Bereichen unnötig ein, was auch an der geringen Formatunterstützung und den umständlichen Wegen, die erforderlich sind, um Dokumente überhaupt mit Notizen versehen zu können, liegt. Damit dürfte der Testkandidat in der Praxis auch künftig für Unternehmen unattraktiv bleiben.
Beim Schreibgefühl kann der Testkandidat wieder punkten, diese ist mit dem nun nur noch in der Premium-Variante erhältlichen Stift gut, wenn auch hier die Möglichkeiten erneut massiv eingeschränkt sind und die Konkurrenz in dieser Hinsicht meist eine größere Auswahl an virtuellen Stiften bietet.
Am Ende muss konsterniert festgehalten werden, dass Amazon es auch nach zwei Jahren seit der Einführung des ersten Scribe nicht geschafft hat, auf die Kritik der Nutzer einzugehen. Auch der neue Scribe geht deshalb an vielen Bedürfnissen vorbei. Unklar bleibt auch, was der Testkandidat überhaupt sein möchte: Mit einem Preis von 420 Euro (UVP) liegt er, gemessen an den 8-Zoll-E-Book-Readern von PocketBook, die bereits ab 300 Euro erhältlich sind, noch im Rahmen eines großen Lesegeräts, für ein E-Note reichen seine Funktionen jedoch bei Weitem nicht aus. Mit aktuell 335 Euro im Angebot* ist er hingegen deutlich interessanter.
Auch preislich dürfte es der neue Scribe gegenüber dem Vorgängermodell schwer haben, das in der Standardvariante mit einem einfachen Stylus ohne Radierfunktion zuletzt zu einem Einstiegspreis von 370 Euro erhältlich war – bei ansonsten gleicher Hardware und bisher gleicher Software-Ausstattung. Aber auch im direkten Vergleich mit der Konkurrenz kann Amazon hier wenig entgegensetzen. Das Boox Note Air 3 von Onyx ist beispielsweise nur geringfügig teurer, bietet jedoch von Haus aus deutlich mehr Möglichkeiten und setzt auf ein offenes Android-Betriebssystem mit Play-Store-Anbindung.
- großes Display
- gute Darstellung
- helle und gute Ausleuchtung
- Stifteingabe
- keine wirklichen Veränderungen gegenüber dem Vorgänger
- geringe Format-Unterstützung
- Import von Dateien zur Bearbeitung umständlich
- Export von Notizen umständlich
Wer jedoch auf der Suche nach einem großen E-Book-Reader mit sehr guter Textdarstellung und großem Display ist und für den der Preis keine entscheidende Rolle spielt, kann dem Scribe 2024 durchaus einmal eines Blickes würdigen – oder wenn möglich zum Vorgänger greifen.
ComputerBase hat den Kindle Scribe 2024 leihweise von Amazon zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
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