@Peter_2498 Initiativbewerbung geht natürlich immer. Wenn du dich aber als jemand ohne BE (also gerade bei großen Schuppen auch eher Trainee als Junior dann) auf eine Senior-Stelle bewerben würdest, wäre deine Bewerbung bei mir direkt im Papierkorb. Senior ist i.d.R. 5+ Jahre
relevante BE.
Je nachdem, wie "kreativ" man bei Bewerbungen ist, wäre es unter Umständen auch nicht nur der Papierkorb: Ich hatte vor kurzem die Situation, dass sich jemand ohne BE auf verschiedene Seniorstellen gleichzeitig beworben hat - sowas ist ehrlich gesagt so weit unten durch, dass ich das dann auch zukünftig nicht Ernst nehme und eher als Zeitverschwendung abtue.
Da ich aus dem KI-Umfeld komme und auch schon in Richtung DS gearbeitet habe, würde ich auch noch weiter gehen:
Datenarbeit gemacht mit SQL
Das ist nicht nur irrelevante BE, da würde ich mich sogar fragen, warum jemand mit akademischem Hintergrund und Ausrichtung auf DS nichts Besseres bekommt. Wäre ebenfalls direkt negativ.
Wonach ich bei Bewerbungen schaue (und so oder so ähnlich habe ich das auch selbst früher bei Bewerbungen erlebt...und sehe ich bei Leuten aus dem Netzwerk):
(1) sieht dein Transcript of Records so aus, als hättest du dir das Leben leicht gemacht oder gibt es einen sinnvollen "roten Faden"
(2) was hast du extra-curricular gemacht? Gibt es Paper? Kaggle? GitHub? "Veraltet", aber immer noch gut: CrossValidated & Co. (die ML/DS/AI/... StackExchanges). Hast du irgendwo in der Forschung mitgearbeitet? Projekte?
(3)
relevante BE? Werkstudent?
Wenn du keine Checkbox davon erfüllst, sind die Chancen definitiv nicht gut. Es gibt zwar viele DS-Stellen und noch mehr in ML/AI/...,
aber alles wird immer spezialisierter. Der Markt ist definitiv härter für Junioren geworden.
Vor >=5 Jahren hatte ich auf eine Research Engineer Vakanz vielleicht so 10-15 Bewerbungen. Heute eher 50+
Zusätzlich würde ich aus persönlicher Erfahrung auch behaupten: Mathestudium disqualifiziert dich auch eher heutzutage. Dadurch das Analysen mit großen Libraries stattfinden, Forschung mehrheitlich von den großen Unternehmen + wenigen Elite-Unis/Institituten kommt usw. ist die typische DS-Arbeit deutlich weniger geworden. Die Mehrheit der Vakanzen konzentriert sich eher auf speziellere Gebiete und z.B. in puncto ML würde ich viel eher einen Informatik-Absolventen mit Spezialisierung nehmen, der bekommt die Theorie in dem Bereich ebenso hin, hat aber in den meisten Fällen deutlich mehr Erfahrung im konkreten ML-Bereich (weil einfach mehr Projekte und Credits rein in der Fachrichtung) und zusätzlich ebenso deutlich bessere praktische Skills Richtung Programmierung, um das ganze auch praktisch "auf die Straße zu bringen".
_killy_ schrieb:
Schreib die typischen Unternehmensberatungen an. Da wirst du am ehesten Erfolg haben.
Das hier würde ich auch unterschreiben. Das und Versicherer ist am ehesten, was ich auch aus meinem Netzwerk noch kenne, wo es noch viel DS gibt und auch Mathematiker definitiv gefragt sind.
Bei mir sah es beim Einstieg damals so aus:
- Elite-Uni & während des Studiums als HiWi und Werkstudent gearbeitet (und das berufsbezogen - also im ML-Bereich)
- von DFG geförderte Studi-Forschungsprojekte
- mehrere Publikationen noch vor meinem Masterabschluss (keine kleinen Konferenzen, min. B-Level internationales Zeug)
- Stackoverflow und CrossValidated usw. überall Top 1% weltweit als es in der Prä-ChatGPT-Ära noch relevanter war
- zusätzlich zu den theoretischen Fächern auch viel Softwarearchitektur belegt, um Theorie auch praktisch umsetzen zu können
- in zwei unterschiedlichen Studi-Organisationen (1x DS-Gruppe, einmal KI-Gruppe) ehrenamtlich tätig gewesen
- PhD angefangen und ordentlich Networking betrieben - dann PhD abgebrochen und in die Wirtschaft eingestiegen
...und mein Lebenslauf ist da
absolut nichts Besonderes.
Wenn du
echte DS/ML-Stellen möchtest, dann ist das & mehr deine Konkurrenz. Der Rest ist mE Zeug, wo mit Buzzwords um sich geworfen wird und du am Ende die meiste Zeit mit "copy+paste" von GitHub Sachen zusammenklebst, die andere entwickelt haben und dann über Monate den Datenknecht für mehr oder weniger strukturierte Datenbanken spielst...inklusive "zieh mal diese PDFs noch in die Analyse mit ein" und "hier haben wir auch noch CSVs rumliegen" sowie "ach und dort noch jede Menge Excel-Sheets von unterschiedlichen Leuten".
Am Ende ist aber auch am wichtigsten: Was willst
du selbst überhaupt? Was macht dir Spaß? Work-Life-Balance?
Nichts ist verkehrt an einer normalen Datenanalyse- oder Entwickler-Vakanz. Und gerade in D muss ich persönlich sagen hat es sich monetär für mich
nicht gelohnt, quasi mein Leben der Berufung zu unterwerfen. Ja, du kommst deutlich einfacher und schneller an 100k+ Stellen, aber es ist nicht so wie in den Staaten oder Schweiz oder so, wo du 200, 300, 400k und aufwärts in den "Spezialistenstellen" verdienen kannst. Und dank des Steuersystems hier bleibt dir Netto nicht so viel mehr übrig, im Vergleich zur Lebenszeit, die dich das kostet.