anonym surfen?

[sussi88]

Hallo, kann man mit Tor wirklich anonym surfen?

1. Auch wenn ich mit dem eigenen Internet ins Netz gehe? Oder kann dann herausgefunden werden, wem der Anschluss gehört?
2. Wie sieht das aus, wenn ich mit meinem Handy nen Hotspot einrichte und dann via Notebook & Tor surfe? Kann ich dann über meine Handynummer ermittelt werden?

Danke für Infos

 

[cruse]

Handynummer?^^ - nein
Im Normalfall kann niemand deinen direkten Anschluss herausfinden - außer dein Provider selbst natürlich.

 

[pumuck|]

Beim anonymen surfen über Tor liegt die Schwierigkeit darin, seinem Endgerät gleichzeitige Verbindungen ins Internet ohne den Umweg über Tor zu verbieten.

Beispiel: Dein Browser nutzt Tor, aber deine You-Name-It-App greift gleichzetig (im Hintergrund) ohne Tor auf das Netz zu.

Bei 1.) kannst du soetwas in meinen Augen leichter als bei 2.) vermeiden.
Ich nehm das zurück, allerdings würde ich persönlich 1.) bevorzugen.

Grundsätzlich wird vermutlich jede Exit-Node des Tor-Netzwerkes überwacht und mit viel Aufwand ist es denkbar eine dort abgefangene Anfrage einem Tor-User zuzuordnen. Ob Du diesen Aufwand Wert sein wirst, hängt vermutlich davon ab was du vorhast.

 

[DeusoftheWired]

Vor dem Verwenden von Tor sollte man sich Grundlagen aneigenen. Das ist nichts, was man 5 Minuten bei der Fahrt mit der S-Bahn nebenbei liest. Solange man sein System noch nicht tief genug versteht, um es selbst abdichten zu können, ist es sinnvoll, Distributionen von Leuten zu verwenden, die das können. Die erste Wahl ist hier Tails, weil die so vorkonfiguriert kommt, daß jeglicher Verkehr aller Programme durchs Tor-Netz geleitet wird. Solange man keine der Einstellugen des Torbrowsers verändert (Auflösung, Vollbild, Schriftarten, Erweiterungen), ist man halbwegs sicher.

Was man damit allerdings nicht machen sollte: Sich bei seinem Webmail-Konto, Instagram, Facebook der sonst irgendeinem anderen Konto anzumelden, auf das man früher schon mal mit seiner Klar-IP zugegriffen hat und das am schlimmsten auch noch Angaben zu Wohnort, Name etc. enthält. Reines Surfen ohne Kontoanmeldung, also das simple Ansehen von Internetseiten, ist dagegen in Ordnung.

 

[MECD]

Die Lösung deiner Frage hängt auch ein wenig davon ab, wofür du die Anonymisierung benötigst. Je nachdem kommen unterschiedliche Ansätze in Frage, bzw. die Anforderungen erhöhen sich.

Man könnte zB von einem ubuntu Stick aus surfen (live session). Damit geht man auf Nummer sicher, dass man keine App oder kein Konto übersehen hat. Das kann aber völliger Overkill sein, wenn nur die Familienmitglieder nicht sehen sollen, was man macht.

Für viele Zwecke wirkt eine VPN Verschlüsselung Wunder, ist aber auch kein Allheilmittel.

Ich denke generell, dass man sich viel technischen Aufwand ersparen kann, wenn man Datensparsamkeit praktiziert und Mittel und Wege sucht, weniger Daten in den PC/ins Netz einzugeben.

 

[Der Kabelbinder]

Daten umleiten heißt nicht zwangsweise Anonymisierung. Man sollte sich erstmal genau überlegen, was man braucht und wie schützenswert der eigene Traffic ist, bevor man irgendwelche Dienste in Anspruch nimmt. Das gilt insbesondere für zahlungspflichtige VPNs. Entgegen dem, was gerne mal in der Werbung dargestellt wird, gibt es nämlich unzählige weitere Faktoren, die bei Nichtbeachtung nach wie vor eine sofortige Identifikation des Users zulassen.

Ich würde erst mal bei der Konfiguration des Browsers anfangen. Das "Privacy Handbuch" ist imo ein guter Startpunkt.

 

[sussi88]

erstmal danke für eure Einschätzung

 

[TSKNF]

Absolute Anonymität kostet etwas. Perfekt Privacy VPN ist das was du suchst glaube ich aber da kosten 2 Jahre auch schon Mal gut 210€.

Mfg

 

[chrigu]

Es gibt keine absolute Anonymität, nicht mal für 210€

 

[DeusoftheWired]

@TSKNF Die IP ist mittlerweile nur eines von -zig Teilen, das zum Fingerprinting von Geräten bzw. Nutzern eingesetzt wird. Wenn man für alles aus dem Browser Ausgelesene wie Auflösung, Sprache, Erweiterungen, Canvas-Fingerprinting-ID etc. – was sich mit diesem Werkzeug der EFF hübsch testen läßt – Übereinstimmungen erhält, die IP aber die eines VPN-Anbieters ist und nicht mehr aus den IP-Ranges früherer Zugriffe stammt, kann man sich trotzdem sehr sicher sein, immer noch den gleichen Nutzer bzw. das gleiche Gerät identifiziert zu haben.

Natürlich muß man abwägen, wem gegenüber man möglichst anonym erscheinen möchte. Ist der angenommene Gegner einer Regierung, muß man viel mehr und stärkere Geschütze auffahren. Ein gewisser Herr Snowden kannte sich damit gut aus.
Geht es dagegen nur um z. B. eine nationale Firma, muß man wesentlich weniger Aufwand betreiben.