Bericht C:\B_retro\Ausgabe_58\: Der Apple Macintosh

Hayda Ministral schrieb:
<kicher> Sowas kann nur jemand schreiben der weder den Amiga noch den Atari ST kannte.
Beide sind von 1985, waren also schon am Markt als der von Dir erwähnte MacPlus rauskam [...]

Der MacPlus verwendete ebenfalls das 84 mit dem 128k herausgegebene MacOS. Also, ja, Apple war dem Amiga sowie dem Atari ST fast 1,5 Jahre voraus.

Damit will ich beide nicht schlecht machen, im Gegenteil, Tribut zollen für ihre jeweils eigenen Innovationen. Das war eine echte Pionierzeit damals. Allerdings will ich darauf hinweisen, dass viele der heute vertrauten und etablierten Bedienmuster von Apple erstmals eingeführt wurden. Jeder in dieser Zeit hat auf die Konkurrenz geschielt und sich die Sahnestücke abgeschaut, sowie auch Apple von Xerox kopiert hat (haha!). Allerdings hat Apple unbestritten ebenso innovative Marketingleute gehabt (Vorstellung beim Superbowl, etliche legendäre Werbespots und -aktionen). Muss aber auch nix schlechtes sein, solange das Produkt liefert. Leider hat sich Apple seit dieser Gründerzeit fundamental geändert (und nicht zum besseren, wie ich finde).

Nix für ungut und einen schönen Dezemberanfang allen Anwesenden!
 
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NDschambar schrieb:
Apple war dem Amiga sowie dem Atari ST fast 1,5 Jahre voraus.

Wenn man Apples Lisa mitrechnet, der ein dem Macintosh sehr ähnliches GUI hatte, sogar noch etwas mehr.

Richtig beeindruckend wird es, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung an Lisa und Macintosh bei Apple schon startete, bevor der erste IBM-PC auf dem Markt war.
Also ja, man kann wirklich nicht bestreiten, dass Apple ein, oder sogar der Pionier war, wenn es darum ging, einen Computer mit modernem, GUI-basiertem Betriebssystem auf den Markt zu bringen.

Ich habe eben nochmal etwas über den gescheiterten Mac-Vorläufer nachgelesen und mit Schrecken erfahren, dass 2700 unverkaufte Lisas von Apple in einer Müllkippe entsorgt wurden. (Atari lässt grüßen.) Was für ein Jammer. 🙁

Aber Apple war seiner Zeit halt nicht allzu lange vorraus, was die GUI-Computer anging. Mitte der 80er wurden sie links und rechts überholt und es gab bessere und günstigere Alternativen.

Ich finde es schon bemerkenswert, dass Apple sich trotzdem eine mal größere, mal kleinere Nische erobern und halten konnte und letztlich als einziger der alten Systemhersteller bis heute überlebt hat.
Wahrscheinlich ist einer der Gründe, dass Apple vor allem in den USA seine Computer sehr erfolgreich an den Schulen platziert hat. Das hat für einen ständigen Nachschub an potentiellen Kunden/Nutzern gesorgt, die von klein auf an Apple gewöhnt waren und offenbar oft bereit waren einen Aufpreis zu bezahlen, um dabei zu bleiben.
 
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joshy337 schrieb:
Danke für diese Geschichte, finde ich interessant.
Ich glaube, es gab später auch die Möglichkeit, System auf der Lisa laufen zu lassen. Mit einer speziellen Bootdiskette, welche eine angepasste Toolbox enthielt. Oder so ähnlich.
Die Lisa bot die Möglichkeit, interne Festplatten zu verwenden. Im großen und ganzen war Lisa der Ur-Mac.

Ja, das ist absolut korrekt, grundsätzlich konnte man mit mehr oder weniger Aufwand jedes MacOS auf der Lisa verwenden das ohne MMU und FPU auskam. Im Lisa-Nachbau wurden meines WIssens nach von anfang an deutlich mehr RAM verbaut und ich schätze daß er das sicher nochmals kräftig ausgebaut hat, eben bis an die Grenze was die Memory-Map hergab. Aber so aus dem Bauch schätze ich mal daß z.B. ein System 7 (keine Ahnung ob das noch lief) darauf absolut keinen Spaß gemacht hätte. Wir reden von einer Maschine die zwischen 30 und 50% der CPU/GPU-Leistung eines Atari STs hatte und sich wohl eher wie ein C64 mit Geos bediente - also weit weg von flüssig.

Ich meine die Maschine hat im Eigenbau rund 2000-300DM gekostet und saß in einem Gehäuse einem Altair nicht unähnlich - zwei Altair standen direkt daneben. Der Bekannte arbeitete damals beim Patentamt und war sogar so unverschämt und hat ein paar Patente rund um das Gerät angemeldet.

Witziges Detail am Rande, die nachgebaute MMU war eigentlich ein Fake. Die hatte keinerlei schützende Funktion sondern meldete einfach nur ans OS zurück "ja geht klar was auch immer" was sogar deutlich performanter als die echte MMU war. Hat dem Betrieb keinen Abbruch getan. Die damalige MMU diente auch nicht zum "Paging im heutigen Sinne sondern blendete ein paar sehr wenige Speicherbereiche hin und her und konnte diese schreibschützen. Viel mehr als die MMU eines C128 war das auch nicht.

Wie gesagt, die Lisa selbst war technisch eine masslos überteuerte Katastrophe. Der erste Mac mit 128kByte war zwar definitiv besser aber trotzdem deutlich unterhalb von dem was man damals fürs gleiche Geld an Hardware von anderen Herstellern bekam.
 
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Auch interessant war der eingebaute Netzwerk-Support in System (Chooser).
Per LocalTalk (AppleTalk Protoll) bzw. über die PhoneNet-Technik konnten sehr einfache Netzwerke aufgebaut werden. Lange bevor ThinEthernet/10Base2 auf PCs üblich war.
(Ja, die Spectrums und BBC/Acorn Maschinen konnten das auch; wurde da aber kaum genutzt.)

Bei PhoneNet wurde im Grunde ganz normale Telefonverkabelung eingesetzt, mit verdrillten Drähten ("Twisted-Pair"). Ob das bei unseren Altbauten in old Germany mit seinen unverdrillten Drähten problemlos funktionierte, weiß ich zwar nicht, aber es war sicher besser, als Leute mit Disketten von A nach B zu scheuchen. 😁

https://en.wikipedia.org/wiki/PhoneNet
 
NDschambar schrieb:
Damit will ich beide nicht schlecht machen, im Gegenteil, Tribut zollen für ihre jeweils eigenen Innovationen. Das war eine echte Pionierzeit damals. Allerdings will ich darauf hinweisen, dass viele der heute vertrauten und etablierten Bedienmuster von Apple erstmals eingeführt wurden.

Nope. CBM hatte eine Lizenz von Xerox erworben für die Alto-GUI erworben welche bereits 1973 eine grafische Oberfläche anbot.

https://en.wikipedia.org/wiki/Xerox_Alto

Ebenfalls vor dem Mac gab es das W-Window-System für Unix welches zwischen 1981 und 1982 als Opensource entwickelt wurde und ab 1983 produktiv genutzt wurde. Das GUI-Layout wurde später als Athena Widgets bekannt während W zu X11 über viele Zwischenschritte und Kompatibilitätsbrüche mutierte.

https://en.wikipedia.org/wiki/X_Athena_Widgets

Xerox hat Apple später auch mit Erfolg auf eine knackige Summe verklagt für Patentverletzung.
CBM hingegen wurde nicht verklagt.

Windows nutzt übrigens eine GUI die stark von Motif inspiriert ist während MacOS stark inspiriert und sogar teilweise direkt portiert von OPENLOOK war. Noch heute kann man OPENLOOK-Software mit minimalem Aufwand unter MacOS kompilieren und theoretisch kann man OPENLOOK-Anwendungen schreiben die sich direkt auf allen unioiden Anwendungen kompilieren lassen. Apple hat sich später noch blamiert weil sie Microsoft wegen der Windows-GUI verklagt haben und dabei kam raus daß Microsoft als vollwertiges Motif-Mitglied absolut alle Rechte hatte während Apple bei OPENLOOK defakto schon wieder eine Lizenzverletzung begangen hatte. Das führte zu der absurden Situation daß Motif und OPENLOOK sich gegenseitig lizensierten um solche Dummheiten zukünftig zu vermeiden.

Ganz ehrlich, die ersten Macs waren absolute Kacke. Bis zum ersten 68020-Mac mit Farbgrafik waren das elend lahme Dinger die mit zu wenig Speicher und ohne Erweiterungsmöglichkeit kaum einem C64 unter Geos das Wasser reichen konnten. Das Multitasking war ein Witz, ständig hang und blockierte es und gerade auf dem 128kByte-Model konnte man bestenfalls zwei oder drei Minimalanwendungen parallel laufen lassen. Dazu ein Briefmarkenmonitor mit einer lausigen Auflösung. Jeder Atari ST oder Amiga liefen da Kreise drumherum. Himmel, sogar mit dem Sinclair QL habe ich lieber gearbeitet.
Ergänzung ()

yummycandy schrieb:
mit dem 68010 gemacht haben, denn der 68010 konnte auch mit externer MMU keinen Speicherschutz oder Paging bieten.

Eine MMU ist nicht automatisch für Speicherschutz zuständig. Das wäre erst eine PMMU und das P läßt man umgangssprachlich weg. Eigentlich ist das nur eine Weiche für den Adressbus. Daß moderne MMUs auch Speicherschutz bieten ist eine andere Geschichte. Selbst der C64 hatte eine MMU und die konnte wirklich garnichts ausser ein paar ROMs einblenden.

Und ja, es gab in den 1980ern für 68000er viele MMU-Implementierungen die nicht von Motorola stammten. Die ersten Sun- und HP-Maschinen liefen ebenfalls mit 68000 und propietären MMUs auch weil die ersten Motorola-MMUs elend lahm und teuer und leistungsschwach waren.

Interessanterweise hatten Amiga 1000 und Mac-128k tatsächliche KEINE MMU. Die Lisa hingegen hatte eine. Allerdings war diese MMU sehr einfach gehalten. Sogar die MMU eines C128 war deutlich leistungsstärker da sie bis zu 16MByte Adreßraum in mehreren 1/4/16-kByte-Blöcken in den 64kByte 6502- als auch Z80-Adreßraum einblenden konnte, sogar mit Speicherschutz. Und da könnte man den nächsten Exkurs über den C128 und die B256-Baureihe (ja, es gab nicht nur einen C128, es gab mehrere) schreiben, das waren architektonisch extrem smarte Designs die natürlich wieder konsequent von der Geschäftsführung verbockt wurden.

Der B256 war der grosse Bruder vom C128 und kam optional mit bis zu 1MByte RAM, 8088/MSDOS, Harddisk und Grafikchip für bis zu 704x540 Pixeln bei acht Farben. Es war damit sogar möglich unter MSDOS auf die C64-Peripherie wie VIC, SID und 1541 zuzugreifen. Auch preislich war das eigentlich ein interessantes Gerät, für 2000DM mit 8088 und 256kByte war er nur geringfügig teurer als der C128. Warum er untergegangen ist? Naja, er war nicht C64-Kompatibel. Er hatte zwar sämtliche Bauteile eines C64, VIC, SID, CIA usw aber an anderen Adressen und es gab schlicht keinen Befehl "GO 64". Zum C128 war er anfangs auch nicht kompatibel da er anfangs mit Basic 3 oder 4 statt 7 geliefert wurde...

https://en.wikipedia.org/wiki/Motorola_68451
 
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Crass Spektakel schrieb:
Windows nutzt übrigens eine GUI die stark von Motif inspiriert ist während MacOS stark inspiriert und sogar teilweise direkt portiert von OPENLOOK war.

Da ist womöglich der Flux-Kompensator mit Dir durchgegangen.
OpenLook -> 1988
MacOS -> 1984
 
Hayda Ministral schrieb:
Da ist womöglich der Flux-Kompensator mit Dir durchgegangen.
OpenLook -> 1988
MacOS -> 1984

Ja da muß ich tatsächlich nachbessern.

Gemeint ist MacOS ab 10.0. Die davor waren ja in keinster Weise Unix-Like und natürlich auch kein OPENLOOK. Schaut man sich die ersten Aqua-Designs an und vergleicht sie mit OPENLOOK dann ist das fast identisch bis auf die Tatsache daß OPENLOOK mit weniger Farben läuft weil es auf über zehn Jahre älterer Hardware läuft.

Wobei, wer genau hinsieht stellt fest daß einige Designs schon ab System8 sich stark an OPENLOOK orientierten. Das war aber nur eine optische Ähnlichkeit die aber den juristischen Hintergrund hat daß OPENLOOK nunmal von Apple mitfinanziert und lizensiert wurde.

Im Übrigen, das erste Apple-Unix A/UX verwendete sogar ein ganz normales OPENLOOK. Mir ist bis heute nicht ganz klar warum MacOS 10 neu entwickelt wurde da A/UX eigentlich in vielen Details gut war. Besser würde ich nicht sagen dafür liegt zu viel Zeit dazwischen.
Ergänzung ()

Hayda Ministral schrieb:
Sowas kann nur jemand schreiben der weder den Amiga noch den Atari ST kannte.
Beide sind von 1985, waren also schon am Markt als der von Dir erwähnte MacPlus rauskam und damit auch als er bei Dir in Verwendung war. Am ST konnte man dank des bezahlbaren 70Hz SW-Monitors richtig gut arbeiten und mit Calamus und Signum hat er afair auch einige Zeit lang recht erfolgreich in den Gefilden gewildert in denen der Mac verdient der Platzhirsch war.

Nicht zu vergessen daß der Mac damals nur schwarz/weiß 512x384 Pixel auf neun Zoll darstellte. Selbst ein verkorkster 8Bitter wie der C128 konnte bis zu 640x512 in 16 Farben Text oder 2 Farben Grafik darstellen bzw. per Raster-IRQ zwei Farben pro Zeile. Ja, ernsthaft, die sogenannten VDC-64k-C128er konnten das. An einem 20Zoll/50cm-Fernseher und Geos lies sich damit gut arbeiten.

Technisch waren Macs seinerzeit immer zwei Armlängen hinter er Konkurrenz von Atari und Commodore und das zu völlig überzogenen Preisen. Ich kann mich noch an einen Test der ersten STs in Zeitschriften erinnern in denen ein 2000DM-ST-System ein 8000DM Mac-System in absolut jeder Disziplin mit Abstand schlug. Ich erinnere mich noch an einen Markt&Technik-Redakteur der mir mal am Stammtisch sagte "hätte ich die Wahl zwischen einem geschenkten Mac, einem 500DM ST und einem 2000DM Amiga würde ich sofort den Amiga nehmen". Wenige Wochen später senkte Commodore den Preis auf 2000DM und sofort hatte er einen Amiga 1000.

Aber eins muß man Apple zugute halten: Während andere sich auf ihren Lohrbeeren ausruhten hat man bei Apple sehr konsequent nachgebessert. Es kam alle ein bis zwei Jahre ein Gerät mit neuer Technik raus. Bei Commodore, Atari und Sinclair lagen hingegen zwischen neuen Techniken mitunter fünf Jahre. Ähnlich erneuerungsfreudig waren nur PCs und Amstrads.
 
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Crass Spektakel schrieb:
Bei Commodore, Atari und Sinclair lagen hingegen zwischen neuen Techniken mitunter fünf Jahre.

Nur eine Theorie:

Bei Apple oder z.B. auch Microsoft waren in den entscheidenen Phasen Leute am Ruder, die sich wirklich mit Computern auskannten und denen persönlich etwas an dieser Technik lag.

Bei Commodore, Atari und diversen anderen Größen der 80er und 90er waren es die meiste Zeit reine Geschäftmänner.

Jack Tramiel z.B. war ein genialer (und skrupelloser) Geschäftsmann, aber letztendlich kümmert es ihn herzlich wenig, ob der Computer verkaufte oder Schreibmaschinen oder Büromöbel. Anders als z.B. Steve Jobs hatte er keine besonderen Visionen, was Computertechnik angeht, außer wie man damit möglichst viel Geld verdienen kann.
Die Ingenieure bei Commdore und später Atari mussten unter Tramiel also immer darum kämpfen darzustellen, warum rechtzeitig was neues entwickelt werden muss, solange die alten Modelle sich noch verkaufen. Statt dessen wurde im Schatten eines Erfolgsmodells (wenn also gerade Geld und Kapazitäten da waren) erstmal vom Gas gegangen und die freigewordenen Ingenieure oft auf fragwürdige Nebenpojekte angesetzt, die zu nichts konkretem geführt haben, weil an der Spitze die klare Vision fehlte, wie es weiter gehen soll.
 
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Crass Spektakel schrieb:
Ja da muß ich tatsächlich nachbessern.

Gemeint ist MacOS ab 10.0. Die davor waren ja in keinster Weise Unix-Like und natürlich auch kein OPENLOOK. Schaut man sich die ersten Aqua-Designs an und vergleicht sie mit OPENLOOK dann ist das fast identisch bis auf die Tatsache daß OPENLOOK mit weniger Farben läuft weil es auf über zehn Jahre älterer Hardware läuft.
Verwechselst du gerade OPENLOOK mit OpenStep bzw. NeXTSTEP?
Ich hatte früher das vergnügen unter SunOS mit olwm zu arbeiten (OPENLOOK) und auch mit NeXTSTEP. OSX und auch Rhapsody hatte so ziemlich gar nichts mit OPENLOOK gemeinsam, wohl aber mit OpenStep. Warum das wohl so war bzw. warum nach wie vor die Prefixe bei Cocoa etc. mit NS beginnen?
 
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