Leserartikel Fünf CPU-Kühler, ein kleines Gehäuse - mein Test im Lian Li A3 Mesh

Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung & Motivation
  • Testsystem & Methodik
  • Getestete Kühler
  • Messergebnisse
  • Analyse und persönliches Fazit
  • Danksagung & Transparenz

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Einleitung & Motivation

Vor ein bis zwei Monaten ergab sich ein Gespräch mit @madzzzn von Mad-Gaming.shop, in dem es um verschiedene Kühlkonfigurationen ging. Im Forum wird ja häufig der Arctic Freezer 36 empfohlen, auch von mir, weil er ein sehr rundes Gesamtpaket bietet.

Im Zuge dieser Diskussion habe ich @madzzzn angeboten, für das Lian Li A3 ein paar Vergleichstests zu machen, um zu sehen, wie sich verschiedene Kühler in einer praxisnahen Gehäusesituation schlagen. Kurz darauf hat er mir freundlicherweise zwei Modelle von Endorfy zugeschickt. Den Fera 5 Black RGB und den Fortis 5 Black.

Nachdem die Tests mit diesen beiden abgeschlossen waren, wollte ich noch wissen, wie sich ein aktueller Thermalright-Kühler schlägt. Also habe ich direkt bei Thermalright nachgefragt, wo ich in der Schweiz einen Burst Assassin 120 bekommen könnte. Zu meiner Überraschung kam als Antwort: „Wir schicken dir gerne ein Testsample zu.“ So kamen schließlich mehrere Modelle auf meinen Tisch.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Mad-Gaming.Shop sowie an Thermalright für die unkomplizierte Unterstützung und die Bereitstellung der Testmuster!

Da ich kein professioneller Hardware-Reviewer bin und mein System auch produktiv nutze, musste der Testaufbau natürlich praxisnah und kompakt bleiben. Ich habe mich daher für ein einheitliches Vollgas-Setup entschieden, bei dem alle Lüfter konstant auf 100 % laufen. Mir ist bewusst, dass das keine perfekte Vergleichsbasis für akustische Messungen ist, aber hier ging es in erster Linie um den thermischen Vergleich, also darum, welcher Kühler bei maximaler Lüfterleistung die CPU am effektivsten kühlt.

In der Realität konfigurieren viele Nutzer ihre Lüfter ohnehin nicht manuell oder fahren sie auf festen Kurven, daher ist dieser Ansatz aus meiner Sicht durchaus ok.

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Testsystem & Methodik

Getestet wurde im Lian Li A3 Mesh, einem kompakten µATX-Gehäuse, das den Luftstrom von hinten nach vorne begünstigt. Vorne sitzt das Netzteil, weshalb die klassische Front-to-Back-Lüftung hier entfällt. Entsprechend wurde das System so konfiguriert, dass hinten ein 120 mm BeQuiet! Light Wing einbläst und die warme Luft über zwei obere Lüfter (1× BeQuiet! Light Wing 120 mm + 1× Arctic P14 ARGB) nach oben abgeführt wird.

Jeder CPU-Kühler wurde unter identischen Bedingungen getestet:
  • Alle Lüfter auf 100 % PWM
  • Wärmeleitpaste: Arctic MX-6
  • Cinebench R24 Multi-Run über 10 Minuten
  • CPU-Limits: PPT 162 W / TDC 120 A / EDC 180 A
  • Mainboard: GIGABYTE B650M AORUS ELITE AX ICE
  • CPU: AMD Ryzen 9 9800X3D
  • GPU: ASUS TUF RTX 5090 (passiv – Lüfter aus)
  • Messung über HWInfo, Auswertung in Excel
  • Temperaturangabe als ΔT = CPU Temperatur – Raumtemperatur

Hinweis:
Die Ergebnisse gelten ausschließlich für diese spezifische Gehäusekonfiguration im Lian Li A3 Mesh. Durch das ungewöhnliche Layout mit vorderem Netzteil und invertiertem Airflow sind die Messergebnisse nicht direkt auf klassische Tower-Setups übertragbar.
Getestete Kühler

In diesem Vergleich wurden insgesamt fünf aktuelle Tower-Kühler getestet, die preislich und leistungstechnisch im beliebten Mittelklasse-Segment liegen.
Von kompakt bis Dual-Tower war alles vertreten, inklusive eines kleinen Bastel-Experiments mit dem Arctic Freezer 36.

Übersicht:

KühlerBeschreibungBesonderheiten
Arctic Freezer 36Der Klassiker unter den Luftkühlern und häufige Empfehlung im Forum. Kompakter Dual-Fan-Tower mit zwei 120-mm-Lüftern und solider Performance zu fairem Preis.Getestet in zwei Varianten: „Normal“ und „Optimized“ (geschlossener Luftkanal zwischen Gehäuselüfter und Kühler-Einlass).
Endorfy Fortis 5 BlackEin massiver 140-mm-Tower mit beeindruckender Kühlfläche und leisem Betrieb. Eher für "normale" Tower geeignet.Einziger 140-mm-Kühler im Test; solide Montage, wertige Optik.
Endorfy Fera 5 Black ARGBKompakter und schöner schwarzer Tower-Kühler mit RGB-Beleuchtung. Wurde zusätzlich mit einem zweiten Lüfter getestet, um ihn direkt mit dem Arctic Freezer 36 vergleichen zu können.Getestet mit Single- und Dual-Fan-Konfiguration.
Thermalright Burst Assassin 120 Vision WhiteOptisch sehr schick und sollte auf Augenhöhe mit den anderen Modellen liegen, allerdings lief im Test etwas schief. Der Kühler erreichte konstant 96 °C und die CPU drosselte sich stark.Test wird bei Gelegenheit wiederholt, da ein Montage- oder Kontaktproblem nicht ausgeschlossen werden kann.
Thermalright Peerless Assassin 120 White DigitalEin echter Leistungshammer. Dual-Tower-Design, zwei 120-mm-Lüfter und hervorragender Kühlleistung. Trotz der Größe bleibt die Lautstärke moderat. In diesem Testfeld klarer Leistungssieger.Dual-Tower-Design; hervorragende Performance, aber ab ~1200 RPM leicht hochfrequentes Pfeifen hörbar.


Messergebnisse

Um die Kühlleistung der getesteten Modelle objektiv zu vergleichen, wurde die CPU-Temperatur über einen Zeitraum von 10 Minuten Cinebench R24 Multi-Load gemessen.
Angegeben sind jeweils die Temperaturdifferenzen (ΔT = CPU-Temperatur – Raumtemperatur), um Schwankungen der Umgebungstemperatur auszugleichen.

Das folgende Diagramm zeigt die Temperaturverläufe der einzelnen Kühler über die Zeit:

Diagramm: Temperaturverlauf (ΔT über Zeit)

1761743976301.png


DeltaT (CPU-Temp – Raum-Temp) in °C über den 10-Minuten-Cinebench-Lauf

Ermittelt vor jedem Lauf mit Alexa Echo; Werte in °C

KühlerRaumtemperatur (°C)
Arctic Freezer 36 (normal)22,2
Arctic Freezer 36 – Optimized22,0
Endorfy Fera 5 Black22,0
Endorfy Fera 5 Dual Fans22,2
Endorfy Fortis 5 Black22,5
Thermalright Peerless Assassin 12022,0
Thermalright Burst Assassin 12022,0


Durchschnittliche Temperaturdifferenzen (ΔT)
Stabile Phasen: 100–240 s, 320–490 s, 530–600 s

KühlerΔT Ø (°C)
Freezer 36 - Optimized65,4
Freezer 36 (normal)65,9
Fera 5 Black67,9
Fera 5 Dual Fans67,7
Fortis 5 Black69,8
Peerless Assassin 120 Digital61,3

Interpretation:
Der Thermalright Peerless Assassin 120 Digital liefert im Testfeld mit Abstand die beste Kühlleistung. Rund fünf Grad niedrigere Temperaturen gegenüber den anderen Kühlern sind ein deutliches Ergebnis und das bei nahezu gleicher Drehzahl und identischen Rahmenbedingungen. Mit dieser Leistung hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.

Beim Arctic Freezer 36 sieht man sehr schön, dass der gezielte Airflow durch meine „Optimized“-Modifikation (abgedichteter Luftkanal zwischen Gehäuselüfter und Kühler) messbar etwas bringt, etwa 0,5 Grad Unterschied im ΔT.

Der Endorfy Fera 5 Black ARGB kann mit einem zweiten Lüfter leicht zulegen, was messabr ist, aber in der Praxi keine Auswirkung zeigt.

Der Endorfy Fortis 5 Black ist trotz seiner Größe und des 140-mm-Lüfters der schlechteste Kühler im Test. Ich vermute das schlechte Ergebnis liegt einfach an der Gehäusekonfiguration.
Im Lian Li A3 ließ sich der Fortis nicht so einbauen, dass der Airflow wie bei den anderen von hinten nach vorne verlief. Stattdessen musste er klassisch montiert werden, also von vorne nach hinten. Dafür wurde der hintere Gehäuselüfter entsprechend gedreht.
Ich gehe davon aus, dass der Kühler für dieses invertierte Setup einfach nicht ausgelegt ist.

Der Thermalright Burst Assassin 120 Digital konnte nicht sinnvoll ausgewertet werden, da der Testlauf aufgrund eines Kontakt- oder Montageproblems konstant 96 °C erreichte und die CPU stark drosselte.
Ein erneuter Test folgt bei Gelegenheit.

Hinweis:
Alle Ergebnisse gelten ausschließlich für das Testsystem im Lian Li A3 Mesh mit invertiertem Airflow und 100 % Lüfterdrehzahl.

Analyse und persönliches Fazit

Im Test zeigt sich, dass der Thermalright Peerless Assassin 120 ein ausgesprochen starker Luftkühler ist, der gerade im Lian Li A3 mit umgekehrtem Airflow hervorragend performt.
In der Digital-Variante bietet er mit seinem kleinen Display zusätzlich ein optisches Schmankerl, besonders dann, wenn man das A3 mit Glasfenster nutzt.

Vergleicht man ihn direkt mit dem Arctic Freezer 36, ist der geringe Aufpreis von rund 7-10 Euro durchaus gerechtfertigt. Die Kühlleistung liegt spürbar höher, dafür muss man beim Einbau etwas mehr Geduld mitbringen: Die Montage ist fummeliger als beim Arctic.

Der Arctic Freezer 36 bleibt trotzdem eine klare Empfehlung. Er ist kompakter, lässt sich deutlich einfacher montieren und liefert auch bei höheren PPT-Werten eine stabile Leistung.
Die „Optimized“-Variante mit geschlossenem Luftkanal ist eher eine kleine Spielerei für Bastler, die den Luftstrom gezielt lenken möchten – nötig ist sie aber nicht.

Der Endorfy Fera 5 Black ARGB liegt leistungsmäßig leicht hinter dem Arctic Freezer 36, kostet dabei aber ähnlich viel.
Damit ist er aus meiner Sicht keine Empfehlung, hier würde ich jederzeit wieder zum Arctic greifen.

Der Fortis 5 Black schließlich taugt schlicht nicht für diese Art von Gehäuse.
Seine Größe und der 140-mm-Lüfter können ihr Potenzial im A3 nicht ausspielen, da der Airflow hier anders geführt wird als in klassischen Tower-Setups.

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Persönliches Fazit

Aktuell läuft in meinem System der Thermalright Peerless Assassin 120.
Dadurch konnte ich die Lüfter etwas langsamer laufen lassen und die Lautstärke im Alltag weiter senken. Mit 125 Watt PPT bleibt die CPU bei Cinebench unter 72°C bei ca. 950 rpm.

Trotzdem bleibt der Arctic Freezer 36 für mich eine absolute Empfehlung.
Er ist kompakt, unkompliziert und für die meisten Nutzer genau das richtige Maß aus Leistung, Preis und Montagefreundlichkeit.

Am Ende macht man mit beiden Kühlern nichts falsch:
Der Peerless Assassin 120 für maximale Leistung,
der Arctic Freezer 36 für stressfreies Handling und ein ausgewogenes Gesamtpaket.


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Danksagung & Transparenz

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Mad-Gaming.shop , (insbesondere @madzzzn) sowie bei Thermalright bedanken, die mir die getesteten Kühler freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.

Es gab keinerlei finanzielle Unterstützung oder sonstige Gegenleistungen – lediglich die Hardware wurde leihweise bzw. als Testsample bereitgestellt.
Alle Tests, Messungen und Auswertungen habe ich selbstständig durchgeführt.

Ziel dieses Artikels war es, meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen im Lian Li A3 Mesh zu teilen und anderen Bastlern oder A3-Nutzern eine Orientierung zu geben, welcher Kühler in dieser speziellen Konfiguration am besten funktioniert.

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PS:
Mir ist durchaus bewusst, dass die Art des Tests, alle Lüfter auf maximaler Drehzahl laufen zu lassen, nicht optimal ist.
Eine Normalisierung auf beispielsweise 1.200 oder 1.500 U/min wäre vermutlich praxisnäher gewesen.
Allerdings fehlte mir schlicht die Zeit, das sauber umzusetzen.
Das Setup auf meinem Produktivsystem so konstant wie möglich zu halten, war für mich die einfachste Methode, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten.

Hätte ich eine separate Testbench, würde ich die Messungen sicher noch detaillierter gestalten.
Ich bin kein Tech-Reviewer, sondern einfach ein interessierter Nutzer, der seine Bastelergebnisse mit euch teilen möchte.
Vielleicht helfen die Erkenntnisse ja dem einen oder anderen weiter.
Über Feedback oder Fragen freue ich mich und falls gewünscht, kann ich gerne noch weitere Daten oder Screenshots nachreichen.

Ich versuche außerdem, im Anhang noch die Messwerte aus HWInfo64 mit hochzuladen, damit ihr sie bei Interesse selbst nachvollziehen könnt.
 

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Schöner Test. Dass der PA120 aber derart davonzieht ist schon sehr speziell.
 
@djducky
Ich schiebe es auf die Konfiguration.
Der hintere Lightwing schiebt direkt die kalte Luft zum 1. Lüfter der PA120, das vielleicht in Kombination mit mehr Heatpipes und der grösseren Kontaktfläche auf dem HS der CPU?? Die Fans des PA drehen ja "nur" 50rpm schneller als die Arctics. Daran kann es ja fast nicht liegen.
 
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Ich denke auch, dass es einiges mit der Hitzedichte auf dem CCD zu tun hat. HWC messen beim vergleichbaren 7700X immerhin zwei K Unterschied.
 
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Phantom Spirit 120 SE haben zwei Freunde in dem Case verbaut. Zahlen kenne ich keine, aber die sollen auch sehr ruhig laufen (7600X3D und 9900X).
 
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Ich hab selbst einen Phantom Spirit 120 (EVO mit geänderten Lüftern) auf meinem 5800X3D.
->Top notch und super leise.

Dann hab ich einen Peerless Assassin 120 V3 auf meinem 9600X 105W TDP,
sehr, sehr gut, günstig und sehr leise mit den neuen Lüftern, viel besser als der alte PA120.
Den PA120 (SE) V3 hab ich inzwischen 3x verbaut.

Und in letzter Zeit hab ich 2x den Peerless Assassin 120 Digital verbaut.
War auch sehr, sehr stark, sehr leise und günstig und das Display ist noch schick je nach Setup.
Auch hier sind die neuen Lüfter deutlich besser als die Orginalen TL-C12C des ersten PA120.

Also ja, Thermalright, hat gerade ein paar echte Waffen für wenig Geld im Programm.
 
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Wenn du die Zeit hast, lass dir von TR den PA120 V3 zuschicken, ich wette er macht sie alle platt und
ist dazu noch ein stück leiser.
 
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