Internetausbau Glasfaser ins Haus vs 5G (bzw. Handynetz)

Aldwin schrieb:
Frage
Warum wird vor allem das Glasfasernetz bis ins Haus gepusht, anstatt die Versorgung mit schnellem Internet über das Mobilfunknetz zu realisieren?

Weil die vorhandene Funktechnik (4G), die vorhandenen Frequenzen (bis 2.x GHz), die vorhandenen Router sowie die Anschaffungs- und Unterhaltskosten bisher noch keinen Vorteil für großflächigen Einsatz solcher Lösungen ergeben haben. Bei uns, wohlgemerkt. In Finnland soll FWA bereits heute 60% des Datenvolumens im Mobilfunknetz ausmachen.
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Dimensionday schrieb:
Ich kenne mich NULL aus, könnte mir aber vorstellen, dass Glasfaser bezuschusst wird und Mobilfunkmasten usw. nicht

Bezuschusst wird nicht das Medium sondern die Bereitstellung des Anschlusses.
 
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Aldwin schrieb:
Im ländlichen Raum dagegen macht es aus meiner Sicht wenig Sinn, jedes Haus mit Glasfaser zu versorgen, anstatt das Mobilfunknetz massiv auszubauen. Ein ausgebautes Mobilfunknetz auf dem Land (Glasfaser bis zum Mast) mit freier Anbieterwahl für die Haushalte ist mMn flexibler (sollte die Bandbreite nicht reichen, kann zentral nachgebessert werden) und schneller umzusetzen als Glasfaser bis in jedes Haus.
Um ein vergleichbar gutes Netz mit Mobilfunk zu stellen müsste man alle 100-200m eine Mobilfunkzelle aufstellen, welche auch mit Strom versorgt werden muss. Gerade dadurch lohnt sich auf dem Land eher FTTH.
Aldwin schrieb:
Weißt du wie hoch die Bandbreite in Praxis und Theorie pro Funkmast (4G oder 5G) ist? Ich konnte dazu leider nichts finden.
Aldwin schrieb:
Für mich bleibt die Frage, wie viel Gesamtbandbreite ein gut angeschlossener Mast in der Regel bieten könnte/sollte. Kannst du dazu eine ungefähre Größe einschätzen?
Das kommt auf das verwendete Frequenzspektrum an.
Grundsätzlich hat ein Mast 3 Zellen mit 120° Abstrahlwinkel. Wir betrachten also erst mal die Kapazität pro Zelle. Als LTE800 (800 MHz, 10 MHz Kanalbreite) gestartet ist, waren das 50 Mbit/s pro Zelle. Durch höhere Modulation später 75 Mbit/s. Mit den beiden anderen Frequenzbereichen (700 und 900 MHz) gibt das im Optimalfall 225 Mbit/s pro Zelle, siehe:
1607626938698.png


Ein typischer Mast auf dem Land muss also mit mindestens 675 Mbit/s (3 Zellen je 225 Mbit/s) angebunden sein. Das ist weder für Richtfunk noch für Glasfaser ein Problem.
Du musst allerdings bedenken, dass so ein Mast bzw. Zelle einen Radius abdeckt, der in der Regel um die 5km beträgt:
1607627088153.png

Dementsprechend viele Leute teilen sich die 225 Mbit/s einer Zelle.
(Quelle: https://www.computerbase.de/2020-06/deutsche-telekom-12.000-5g-antennen-dss/)
conf_t schrieb:
Es soll wohl auch Funkmasten geben, die Kupfer ( DSL Technik?) für die Datenübertragung nutzen. Ist dann schön wenn LTE mit 300 Mbit/s geht, aber hinten am Mast nur 100 oder so anliegen.
Es gibt wenige Masten, die per SDSL (2 oder 10 Mbit/s) angebunden sind. Die machen aber nur GSM/2G. LTE/5G Masten sind per Glasfaser oder Richtfunk angebunden. Da hast du keine Engpässe im Backbone.
Aldwin schrieb:
Ich hätte gedacht, dass Funkmasten so gut wie immer per Glasfaser angeschlossen sind.
Auf dem Land oft auch per Richtfunk. Ist aber kein Problem, damit lassen sich auch >= 1 Gbit/s übertragen.
Aldwin schrieb:
dass Streaming am Abend der Standard ist und entsprechende Kapazitäten da sein müssten. Bei meinen Eltern klappt das alles problemlos über einen unlimitierten Datentarif für 40€ bei O2, aber das wäre bei gleicher Nutzung durch alle Nachbarn wohl hinfällig.
Das ist eher unwahrscheinlich, Streaming läuft auch mit < 10 Mbit/s. Selbst wenn es zu einer kompletten Auslastung der Zelle kommt, würden die Streaming Dienste die Qualität auf 720p zurückschrauben, dann sind wir bei < 5 Mbit/s pro Stream, das wären im Optimalfall 45 Streams gleichzeitig, das muss man erst mal erreichen.
 
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Es ging anfangs um die Versorgung von Haushalten. Fixed Wireless Access (FWA)

Dabei gelten teilweise andere, teilweise ganz erheblich andere, Bedingungen als beim klassischen Mobilfunk (der spätestens mit 5G dank Beamforming auch nicht unbedingt klassisch/reinrassig mit drei Sektoren pro Mast versorgt wird)
 
Beamforming kommt aber erst bei größeren (Massive-)MIMO Konstellationen zum Einsatz.
Bei den auf dem Land üblichen 2x2 MIMO Zellen nicht.
FWA als Alternative zu VDSL macht meiner Meinung nach erst mit den Frequenzen ab 3,6 GHz einigermaßen Sinn. Da kommt man wahrscheinlich mit einer Hand voll Masten aus.
Wenn man aber eine Alternative zu FTTH haben will, muss man schon mit > 24 GHz arbeiten. Da reden wir von vielleicht 100-200m Reichweite, auch mit Beamforming.
Auf dem Land lohnt sich das nicht, alle 100m eine Zelle an die Straßenlaterne hängen um dann 2-3 Häuser zu versorgen. Da ist es günstiger FTTH zu legen.

Tatsächlich sieht das in der (Innen-)Stadt anders aus. Hier erreicht man mit einer Zelle alle paar Straßenlaternen direkt relativ viele Haushalte. Hier könnte sich das als Alternative zu FTTH rechnen. Vor allem, da der (Tief-)Bau in der bepflasterten Stadt deutlich aufwändiger ist.
 
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