[Mini Review] Fujitsu P34-9 US - Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

Sun-Berg

Lt. Commander
Registriert
März 2008
Beiträge
1.565
Meine Ausgangssituation: Ein über 8 Jahre alter Fujitsu P24W-6 IPS Monitor (1200p@60Hz) mit fast perfekter Ausleuchtung, ohne Pixelfehler und verhältnismässig gutem Reaktionsverhalten. (Ein Test davon gibts auf prad.de)

Wir sind jetzt 2020 und es soll ein Upgrade werden.

Nach monatelangem Lesen und Vergleichen, fast bis zur Erschöpfung, der Gedult meiner Frau, kam ich schlussendlich zur Schlussfolgerung: Es muss ein UWQHD Monitor werden. Er soll qualitativ hochwertig sein, für Officearbeiten genutzt werden aber auch zum Gamen taugen, wobei ich nicht kompetitiv spiele und eher Single-Player unterwegs bin und ausserdem FreeSync unterstützen.

Ich hatte mich erst auf den MSI MPG341CQR eingeschossen und den dann auch bestellt. Aber ich hatte den Impakt vom VA Panel unterschätzt. Und das nicht etwa beim Spielen, sondern eher beim Browsen. Macht man etwa die Seite worldofgothic.de auf verschwinden beim Scrollen die gelben Schriften im Rand fast komplett. Bei Schwarz->Dunkel Übergängen erzeugt der Monitor zentimeterlange sehr hässliche Schlieren. Und Tja, nach IPS Verwöhnung kann ich mit sowas leider überhaupt nicht leben. Immerhin soll der Monitor mindestens 8 Jahre im Einsatz sein. Also ging der wieder zurück. Aber gelernt habe ich dadurch, dass ich 144Hz nicht brauche. 100Hz reichen für mich vollkommen.

Und nun? Bleibt für einen Curved IPS Monitor >100Hz nur noch der LG 34GN850-B oder ein Acer ein ASUS ProArt für fast 1200€? Laut geizhals.de zumindest. LG kommt wegen offensichtlichem Mangel an Qualitätskontrolle für mich nicht in Frage. Acer ebenfalls. Und der ASUS ist dann doch zu teuer. Fast hätte ich mich dazu überredet den zu kaufen.

Nach weiterer Recherche viel auf, dass die Fujitsu Geräte B34-9 und P34-9 zwar mit 60Hz gelistet sind, aber beide mit 100Hz laufen. Unter anderem aus diesem Thread und diesem Thread. Letzterer handelt zwar von dem B34-9 aber dadurch bin ich erst auf die Idee gekommen.

Also habe ich mir den P34-9 US bestellt.

Wichtige Merkmale:

  • 3440x1440 @ 100Hz Freesync, 1900R curve
  • 98% DCI-P3 Farbraum
  • 400 Nits Helligkeit
  • KVM Switch, mit Netzwerkanschluss und USB-C upstream
  • Helligkeitssensor, Präsenzsensor
  • 3 Jahre Garantie mit Abholung und Pixelfehlerklasse I (Fujitsu verspricht zusätzlich keine schwarzen oder weissen Pixel, Subpixelfehler können, wie immer vorhanden sein)


zum Review:

a. Verpackung und Aufbau


Erste Überraschung: In der Verpackung liegt ein Zettel mit dem Resultat der Vorkalibrierung des sRGB und des Office Modus. ++
Der Monitor ist schon aufgebaut, man braucht ihn nur hinzustellen und anzuschliessen. +

Vom Aussehen her kann man sagen, dezent und qualtitativ hochwertig. Keine LEDs falls es jemanden interessiert. Das ist wohl nicht die Zielgruppe. Geschmackssache also. +

b. OSD

Fujitsu-typisch mit 5 Knöpfen an der Front gelöst. Es ist etwas umständlich aber es erfüllt seinen Zweck. Man merkt, es ist ein Office Monitor ohne Firlefanz. 0
Es gibt eine Software für Windows namens DisplayView, mittels derer man verschiedene Dinge einstellen darf, wie Modus, Helligkeit/Kontrast und Farben etc. Sogar Profile darf man anlegen, was vor allem dann interessant ist, wenn man verschiedene Kalibrationen vornehmen will. Nur die Funktionen Overdrive, FreeSync, DDC/CI und Status LED darf man hier nicht einstellen. Was allerdings nicht sehr wichtig ist. +
IMG_5153.jpg

IMG_5154.jpg


c. Bildqualität

Der erweiterte Farbraum ist zwar schön anzusehen, mir sind die Farben jedoch zu grell. Leider habe ich zur Kalibrierung nur meine Augen. Mir reicht daher etwas weniger Sättigung und ein neutraler Grauwert als Richtlinie, dafür ein wenig kontrastreicher als der sRGB Modus. Wenn die Urlaubsphots mal drankommen, dann passt auch der sRGB Modus. ++

Der sRGB Modus scheint trotzdem sehr gut. Man verliert die Kontrasteinstellungen und die Schwarzwerteinstellungen, darf aber die Helligkeitseinstellungen weiter benutzen. (Was bei vielen Monitoren laut reviews, scheinbar nicht der Fall ist.) Durch die Vorkalibrierung ist dieser Modus für alle, die Wert auf Farbtreuheit legen vorzuziehen. ++

Ich kann über den Eizo Screen Test keine Pixel oder Subpixelfehler entdecken. ++

Auch die Ausleuchtung scheint sehr gut. In ganz verdunkeltem Raum kann man, wenn man will, ganz kleine Lichthöfe erkennen, wenn man genau hinsieht. Ausser man stellt den Monitor auf 100% Leuchtstärke, was am Abend eher weniger Sinn macht. Da reichen schon 30% um ein angenehm helles Bild zu haben.
Auf dem Desktop und in Spielen (Subnautica im dunklen Ozean etwa) kann ich keine Lichthöfe erkennen. Nicht vergleichbar mit dem was man so in Foren über andere Monitore liest. Bei längerer Beleuchtungszeit sieht man dann dass es sie doch gibt, aber so sieht man seinen Schirm eigentlich nie. ++

Ausleuchtung wie es fürs blosse Auge aussieht (Irgendwie scheinen die JPGs dunkler nach dem Import von der Kamera als auf der Kamera selber, also dreht die Helligkeit eures Monitors etwas auf, dann seht ihr es besser) :

100% Leuchtsärke, man sieht kleine Lichthöfe an den Rändern.
IMG_9550.JPG





Auch die Homogenität scheint mir gut zu sein. +

IMG_9540.JPG



IPS Glow kann ich nicht feststellen, wobei ich nicht weiss wonach ich hier suchen sollte. Ich sehe keinen Unterschied zum alten IPS.

Sowohl Ausleuchtung und Homogenität sind für ein gekrümmtest IPS Display wirklich gut. Da gibt es nichts zu meckern.

Die Blickwinkelstabilität ist wie IPS Monitoren gewöhnlich der Fall auch gut. +

Das Kontrastverhältnis kann ich mangels des nötigen Geräts nicht richtig testen. Ich habe auf lagom.nl Bilder meiner DSLR Kamera raufgeladen und bin auf 1080:1 gekommen. Rein vom Vergleich mit meinem alten Monitor her sehe ich keinen signifikanten Unterschied, keine Verbesserung oder Verschlechterung. Dieser wurde auf Prad.de getestet und kam damals auf etwas mehr 900:1 Dazu kann ich sagen, dass mir das Kontrastverhältnis beim MSI MPG341CQR auch nicht wirklich besser schien. Aber gut, das habe ich nicht getestet. 0


d. Reaktionsverhalten

Bis jetzt waren alle Eigenschaften gut bis sehr gut aber was nun folgt, zeigt, dass Fujitsu eben keine Gaming Monitore herstellt. Es gibt auch nur eine Overdrive Stufe, die man entweder ein oder ausschalten kann.

Die Bilder, die nun folgen wurden mit einem iPhone 7 gemacht. Können wegen der Bewegung etwas verschwommen (oder verdoppelt) wirken.
Auch die hässlichen Kontraste werden durch das Foto noch verstärkt ebenso wie die Unebenheit der grauen Fläche, die ist 100% homogen. Die Balken erscheinen grösser als sie in Wirklichkeit sind. Das Problem sind die Inversionen, also das Gelbe beim blauen Balken und das dunkle/schwarze beim weissen Balken. Typische Overdrive Artefakte.


Beim ersten Testen des Reaktionsverhaltens mittels des Eizo Tests (Speed auf 960 pixels per second) kam folgendes zum Vorschein:

60Hz@Overdrive Off
IMG_5146.jpg


Ich bin etwas erschrocken, weil der Monitor mit 2ms Reaktionszeit beworben wird (Im Video Modus, was automatisch Overdrive einschaltet). Aber der Monitor stand in dem Moment noch auf 60Hz, weil der alte mit angeschlossen war. Also erstmal Overdrive eingeschaltet.

60Hz@Overdrive On
IMG_5147.jpg


Autsch! Man sieht, est wird nur schlimmer. Die selbe Beobachtung kann man übrigens im Ghosting test auf testufo.com nachempfinden, wo es allerdings weniger schlimm wirkt. Jetzt beide Modi auf 100Hz.

100Hz@ Overdrive Off
Man sieht, es ist merklich besser.
IMG_5151.jpg

100Hz@Overdrive On
IMG_5148.jpg



Auch hier kann Overdrive nur verschlimmbessern.

Fazit: Overdrive braucht man nicht. Ich denke Fujitsu nutzt schon im Overdrive Off Modus eine Art Overdrive. Denn die Darstellung wirkt, im Gegensatzt zum MSI MPG341CQR immer sehr detailliert. Aber schon das Overdrive ist etwas zu viel. Also braucht man die Funktion an sich eigentlich nicht. Da hat Fujitsu den Modus einfach zu extrem eingestellt.
Ausserdem sollte der Monitor eigentlich dauernd auf 100Hz betrieben werden, weil hier die Darstellung der Bewegung am besten abgestimmt ist. Die Reaktion von der Hand zum Bild scheint mir sehr gut zu sein. Ich kann keine Verzögerung registrieren, bin aber auch kein Pro-Gamer.

Praxis:

Im Officebetrieb merkt man eigentlich nichts davon. Da wo der MSI MPG341CQR für mich unbenutzbar wurde, kann der P34-9 nur glänzen. Durch die 100Hz wirkt das Browsen oder das Bewegen von Fenstern irgendwie besser, entspannter wollte ich fast sagen. Schwer zu beschreiben. Auf jeden Fall ein toller Eindruck. Das kann der MSI zwar sogar besser, weil er bis 144Hz geht, aber den Unterschied zwischen 100Hz und 144Hz merke ich nicht. (Jahrelang nur 60Hz gewöhnt.)

Auch beim Gaming habe ich keine Artefakte bemerkt. Dass es sie gibt, sollte angesichts des Eizo Tests unumstritten sein. Aber aufgefallen ist mir nichts. Doom 2016 läuft problemlos auf über 100FPS und das ist schon der Wahnsinn. Die Bewegungen spüren sich irgendwie viel flüssiger und klarer an und die erweiterte Sicht zieht einen in das Geschehen hinein. Auch Subnautica sieht in Bewegung wirklich toll aus. Elite Dangerous zeigt dann wieder die Vorteile des IPS. Beim MSI verlieren Sterne durch das Black Smearing an Leuchtkraft, wenn man in Bewegung ist. Hier kann man so etwas nicht feststellen.

e. HDR

edit: Also, ich musste FreeSync am Monitor ausschalten, damit lief auch HDR. Habs nur mit SOTTR getestet. Es erscheint mir relativ zwecklos zu sein. Da reichen weder Schwarzwert, noch Helligkeit um den nötigen Kontrast herzustellen. Aber der Monitor wird nicht mit HDR beworben. Von daher: HDR aus, FreeSync an. 0

Schlussfolgerung:
Grundsätzlich also, nach einem Tag, und ein paar Stunden Testen bin ich mit dem Resultat zufrieden. Der Monitor bleibt. Das Reaktionsvermögen ist zwar ein kleiner Wehrmutstropfen aber man merkt es eigentlich nur beim Testen. Und auf 100FPS kommt man mit ein paar Einstellungen auf Medium und später mit einer besseren GPU auch recht einfach. So gesehen wird es ein Non-Issue.
Fujitsu bewirbt den Monitor übrigens auch damit, dass man Firmware updates als Enduser selber aufspielen wird können. Ob sie dann auch liefern und evtl. ihren Overdrive Modus überarbeiten, das sehe ich eher kritisch. Aber man weiss ja nie.
Ja der Monitor ist vergleichsweise teuer, aber man bekommt, auch eine gewisse Qualität geboten. Einen Monitor behalte ich gerne über 2-3 PCs hinaus, und ja, es ist der Monitor, den man ständig anschaut. Von daher scheint mir der Preis in jedem Fall gerechtfertigt. Ich bin mit meiner Odyssee am Ende.

tl;dr:

Positiv:

  • (für mich) ansprechende aufgeräumte Optik und gute Verarbeitung +
  • erweiterter Farbraum (DCI-P3 98%)+
  • vorkalibrierter funktioneller sRGB Modus inkl. Helligkeitsanpassung ++
  • keine Pixelfehler ++
  • Sehr gute Ausleuchtung bzw. Homogenität, für ein Curved sehr gute Leistung ++
  • KVM Switch mit Aufladefunktion über USB-C +
  • Gute Blickwinkelstabilität +
  • 3 Jahre Garantie mit Abholung ++
  • 100Hz in Office und Gaming sehr ansprechend +
  • UWQHD ist für mich für Office und fürs Gamen einfach ein Mehrwert +

Neutral:

  • Kontrast. Ist Ok aber nicht überragend. Das liegt am IPS. Das wird nicht besser, ausser man holt sich ein VA Panel oder wartet auf OLED Panel in "normaler" Grösse. 0
  • HDR funktioniert wenn man auf FreeSync verzichten kann. Ist aber meiner Meinung nach nicht wirklich sinnvoll. Jedenfalls nicht in SOTTR. Weiter habe ich das nicht getestet, da mir FreeSync wichtiger ist. 0

Negativ:

  • Sinnloser Overdrive Modus, bzw. zu aggressive Overdrive Einstellung --
  • Reaktionsvermögen nur auf 100Hz wirklich ausreichend, allerdings sehr klares und schnelles Bild beim Gamen -/+
  • Preis: 900-950€ sind viel Geld -


Ich mag prinzipiell keine persönlichen Fotos hochladen. Mein Schreibtisch ist nicht unbedingt zum anschauen. Aber wenn der Monitor in den nächsten Tagen an den VESA Arm kommt und mal etwas aufgeräumt wurde, kommt noch ein Foto nach.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: Matthauser, Bhaal3010, downunder4two und 6 andere
Sehr schön, danke für dein ausführliches Review.

Ich war nach sehr langer Suche mit ähnlichen Anforderungen wie Du auch beim P34-9 (allerdings EU) gelandet, habe diesen sogar bestellt, dann wurde die Bestellung jedoch da es keinen absehbareren Liefertermin gab storniert. Dies und die 100Hz "RB" Thematik haben mich dann jedoch zum Alienware AW3420DW gebracht. Nano-IPS, 120HZ, Design und ich hätte es nicht für möglich gehalten die AlienFX Beleuchtung waren die ausschlaggebenden Argumente.

Fujitsu ist effektiv eine der wenigen Marken welche zumindest die Möglichkeit für Firmware Updates bietet, ob diese dann kommen oder notwendig sind ist dann eine andere Geschichte ;)

Ich freue mich für dich, dass der P34-9 effektiv wie er auf dem Papier schien ein erstklassiger Monitor ist.
Weiterhin viel Spass mit deinem neuen Bildschirm :daumen:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: Sun-Berg
Danke. Ich wünsche ebenfalls viel Spass mit dem Alienware. :) Der wird mit Sicherheit ein besser abgestimmtes Overdrive haben. Wäre er nicht G-Sync, stünde er definitiv auch auf meiner Liste. Dell kann man, glaube ich, eher vertrauen als LG wenn es um Qualitätskontrolle geht.
 
Sun-Berg schrieb:
Dell kann man, glaube ich, eher vertrauen als LG wenn es um Qualitätskontrolle geht.

Man hat zwar bei den teuren IPS Panels eine bessere Qualität. Aber bei Montioren würde ich nie das Wort Kontrolle verwenden, da wird nichts kontrolliert. Sei es Dell/LG/Samsung oder sonst was, da werden auch Monitore mit heftigem BLB und Haaren im Panel durchgewunken.

Das von dir getestete Panel ist im übrigen sehr gut, bei meinem alten Acer VG270UP hatte ich ein ähnlich gutes Panel (quasi 0 BLB und kaum Glow).
 
Ich behaupte nicht LG und Acer liefern nur schlechte Panels. Aber angesichts der Pixelfehlerklasse, der Garantie und der Vorkalibrierung (derer ich mir vor dem Kauf nicht bewusst war) scheint mir die Lotterie bei Fujitsu etwas gnädiger zu sein. Und so sehe ich das auch bei DELL. Oder ich hatte beim Ersten Schlag hier einfach Glück. Kann ja auch sein.
 
Zurück
Oben