Nebenberuflich Programmierer

DrCox1911

Lt. Junior Grade
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Juni 2018
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Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei mich etwas einzulesen, was es denn als nebenberuflicher, freiberuflicher Programmierer so zu beachten gilt.
Aufgrund einer bevorstehenden Arbeitszeitsenkung würde ich mich gerne neben meinem Hauptberuf entsprechend um die Programmierung von Auftragsarbeiten kümmern.

Meine Erfahrung erfasst bisher:
  • Studium Elektro- und Informationstechnik, Schwerpunkt Elektronik mit allen Wahlpflichtfächern dem Programmieren gewidmet (Java, C, C++, Assembler, Labview)
  • Langjähriger Prozessingenieur mit parallel Softwareentwicklung für fertigungsnahe Lösungen
  • Aktuell 50% der Arbeitszeit in einer agilen Softwareabteilung mit Schwerpunkt auf C#
  • Privat einige Projekte mit Java (JavaFX, Spring Boot mit Vaadin) umgesetzt, erweiterter Schwerpunkt jetzt auf C#
Ich bin 30 und bilde mich fortlaufend weiter, sei es mit "richtigen" Schulungen oder aber mit Onlinekursen (Pluralsight, IamTimCorey, Amigoscode, ...).

Von der Expertise her würde ich mir mit genügend Zeit aktuell kleinere Projekte, z.B. mit C# Blazor zutrauen.
Allerdings ist mir noch nicht so ganz klar, wie ich die rechtlichen und steuerlichen Aspekte angehen muss.
Daher will ich euch gerne um Erfahrungen fragen, damit ich bevor ich mich mit dem Finanzamt bezüglich Freiberuflich auseinandersetze, mehr Einblicke bekomme.

Richtig Sorgen mache ich mir vor allem um die Haftung.

PS: Einen ersten Auftrag (aus dem Bekanntenkreis) hätte ich schon, den habe ich bisher abgelehnt, da ich eben noch so verdammt viel zu klären habe.
 
Bin selbst kein Freelancer, habe mich aber vor einiger Zeit mal ein wenig eingelesen in die Sache. Soweit ich weiß sind die normalen gesetzlichen Haftungen mit einer Berufshaftpflichtversicherung abgedeckt.

Werden vertraglich zusätzliche Haftungen und Regeln aufgestellt (Haftungsverschärfungen), lässt sich das meist nicht versichern, da es zu speziell ist und die Versicherungen das schlecht kalkulieren und einschätzen können, damit dann also aufpassen. Ansonsten ist Haftung natürlich davon abhängig ob du eine Kapitalgesellschaft gründest (UG, GmbH).
 
Eine Haftungsbegrenzung, insbesondere im Bereich der AGB, hat womöglich erhebliche Wirksamkeitsprobleme. Das betrifft auch insbesondere Späße wie Folgeschäden, z. B. entgangener Gewinn, Produktionsausfall usw.

Es gibt verschiedene Konstrukte, mit denen - oft erfolglos - versucht werden kann die Haftung zu limitieren, z. B. auf ein Vielfaches (mehrere hundert oder gar tausend Prozent) des Auftragswertes; die Summe kann man dann oft auch recht problemlos versichern bzw. ist in den allgemeinen Versicherungen gedeckt.


Mal als Beispiel: Unsere relevanten Versicherungen (Industrie-Mittelständler mit 1500-5000 Mitarbeitern) gehen, mit ein paar Ausschlüssen, bis auf 85 Mio Euro. Branchenüblich sind 2,5-20 Mio Euro. Für bestimmte Projekte decken wir zusätzlich ein; teilweise zahlt das der Kunde, teilweise geht das von der Marge ab.

Wirklich effektiv ist die Begrenzung für eine Privatperson nur dann, wenn eine beschränkt haftende Gesellschaft dazwischen geschaltet wird und es kein Organisationsversagen, Compliance-Verstöße etc. gibt, welche eine Durchgriffshaftung begründen würden.
Der Individualvertrag in Deutschland ist extrem schwierig, man wird also letztlich sehr oft in Klauselkontrollen der AGB landen.


Ich kann da nur dringend zu raten, Geld in die Hand zu nehmen und sich anwaltlich beraten zu lassen.
 
Mal noch eine ganz andere Frage:
Ist diese nebenberufliche Tätigkeit von deinem primären AG auch genehmigt? Wie es mir scheint ergeben sich da z.T. einige Überschneidungen (Auch wenn dein Unternehmen womöglich nicht genau diese Branche bedient, die du bedienen möchtest)
Bei mir war das zumindest in den Arbeitsverträgen immer gefordert, dass ich nebenberufliche Tätigkeiten zu kommerziellem Zweck erst genehmigen lassen muss. (Stichwort Regelmäßige Arbeitszeit und Leistungsfähigkeit etc.)
 
Danke für die Antworten, einiges davon habe ich mir zwar schon selbst erlesen, aber schadet nicht, das nochmal auch von anderen quasi so bestätigt zu bekommen.

Mit meinem Arbeitgeber habe ich schon darüber gesprochen, da gibt es aus aktueller Sicht keine Probleme. Den eigentlichen Antrag habe ich aber noch nicht gestellt, es ist ja auch noch einiges vorab zu klären.

Auch ein Gespräch mit einem Anwalt und dem Finanzamt ist geplant, aber ich wollte vorab gerne hier Infos einholen, damit dann bei den Gesprächen entsprechend auch alles von mir angesprochen wird.

Gibt es hier vllt. jemanden, der diesen Weg schon hinter sich hat?
 
Jupp, ich hab das schon hinter mir. Wichtigstes Learning bei mir war: Du brauchst mehrere Kunden, ansonsten rutscht du fürs Finanzamt in die Scheinselbstständigkeit und das kann richtig teuer werden.

Ich hab mich bei dem ganzen Prozess damals auf -entfernt- informiert und hatte keine Probleme. Keine Ahnung ob die noch aktuell gehalten wird, ist bei mir jetzt schon ein paar Jahre her. Insgesamt ists aber eigentlich nur halb so wild.

Viel Erflog!
 
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