Leserartikel Techn. Vergleichstest kleiner Netzteile mit dem HuntKey Jumper 300G P3D-Edition

Reina

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Von Reinhard Szalghary.


Die technische Besonderheit dieses Netzteils liegt in der Auslegung auf hohe Effizenz und technische Perfektion trotz geringem Leistungsvermögen.
Mit Features wie einem LLC-Resonanzwandler, aktiver Gleichrichtung und DC-DC Modulen für 5 und 3,3V gilt es als das effizienteste Retail-Netzteil unter 400 W. Verbaut man hingegen ein weit überdimensioniertes 80-Plus-Gold Netzteil in einem Office, Multimedia oder günstigen Spielerechner, arbeitet dieses in einem ungünstigen Lastbereich mit geringerer Effizienz.

Daher hat mich sehr interessiert, wie sich dieses Netzteil in der Praxis wirklich schlägt und ich bedanke mich bei der Planet3DNow Redaktion für die Überlassung eines Testexemplares. Ich möchte mich in meinem Test aber mehr auf Aspekte beschränken, die in anderen Reviews bisher noch nicht so ausführlich besprochen wurden. Ich habe aus meinem Umfeld einige der interessantesten Konkurrenten zum Vergleich zusammengetragen:
  • Cougar A300, Basis der 1. P3DNow Netzteiledition - 80 Plus Bronze
  • Seasonic S12-II 330W - 80 Plus Bronze
  • Enermax Pro82+ 385W (*) - 80 Plus Bronze
  • Update 22.11.: FSP Aurum 400W - 80 Plus Gold

(*) Das Enermax wurde leicht modifiziert u.a. mit einem Twister-Lager-Lüfter der ErPro-Serie und besseren Kondensatoren im Ausgangsfilter, was sich aber nur geringfügig, v.a. im Ripple und Noise Test, auswirken wird.

Äußerlichkeiten

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Die Kabelstränge des Jumper 300G sind für einen µATX Tower schon mehr als lang genug und sollten auch in Midi-ATX-Gehäusen keine Probleme machen, solange sich der ATX-Stromstecker nicht dummerweise an der entgegengesetzten Seite des Mainboards befindet. Zu beachten ist, dass sich 3 der 4 SATA-Anschlüsse an einem Strang befinden. Wer oben und unten im Tower Laufwerke verbauen will, sollte sich gleich einen Adapter mitbestellen.

Das Netzteil hat schon ab Werk ein paar kleine Lack-Kratzer, die sich bei häufigem Ein- und Ausbau in ein Gehäuse schnell vermehren. Der Lack ist kratzempfindlich.

Einige technische Details

Um die Schaltverluste zu reduzieren, arbeitet das Netzteil primärseitig als LLC-Resonanzwandler, sekundärseitig kommen im 12V-Kreis statt verlustbehafteter Schottky-Gleichrichter-Dioden geschaltete MOSFETs zum Einsatz, die auf einen kleinen Kühlkörper geschraubt wurden. Zwei eigenständige DC-DC-Schaltregeler-Module versorgen effizient die 3.3V und 5V Schienen, welche damit auch eine eigenständige Regelung besitzen und von der Last auf den anderen Schienen unabhängig sind.

Jede Versorgungsleitung verfügt über eine Entstördrossel im Ausgangsfilter, die Hersteller gerne mal einsparen. Auch der Netzeingangsfilter ist mustergültig. In den DC-DC-Modulen werden insgesamt acht 470µF/16V Feststoffkondensatoren verbaut, zwei weitere an der 12V Schiene. Dort werden zur Störunterdrückung zudem hochkapazitive SMD-Keramikkondensatoren bestückt.

Feststoffkondensatoren haben durch die höhere Leitfähigkeit des Elektrolyts einen geringeren und temperaturstabilen Innenwiderstand (ESR) pro Volumeneinheit. Herkömmliche Aluminium-Elektrolytkondensatoren mit flüssigem Elektrolyten sind unterhalb von Zimmertemperatur für höhere Lastströme kaum noch zu gebrauchen. Ausgehend von 105 Grad Nenntemperatur verdoppelt sich ihre Lebenserwartung mit je 10 Grad absinkender Temperatur. Bei Feststoffkondensatoren verdoppelt sich die Lebenserwartung schon alle 6 Grad, so dass sie bei niedrigen und mittleren Temperaturen eine höhere Lebenserwartung aufweisen.

Bei Netzteilen wird als Einschaltstrombegrenzer meist ein Heißleiter (NTC-Widerstand) verwendet. Im Betriebszustand erwärmt sich dieser durch den Stromfluss und verursacht dann nur noch geringe Verluste. Beim Jumper 300G wird dieser NTC nach dem Einschalten aufwändig mit einem Relais überbrückt. Das verbessert nicht nur geringfügig die Effizenz, sondern verhindert auch, dass nach einem nur kurzzeitigen Abschalten die Einschaltstrombegrenzung versagt.

Im Gegensatz zu den meisten Netzteilen (und allen anderen hier im Vergleich..) wurde als Basismaterial eine Epoxyd-Platine (mit Epoxydharz getränkte Glasfasermatten) verwendet. Diese bietet eine höhere Betriebssicherheit als eine übliche Pertinax-Platine (Hartpapier aus Phenolharz mit Papierfasern), da sie wesentlich robuster, wärmebeständiger und feuchtigkeitsresistenter (höhere Kriechstromfestigkeit) ist. In Netzteilen liegen schließlich hohe elektrische Spannungen und Temperaturen vor, daher sollte (meiner Meinung nach) auch bei PC-Netzteilen Epoxyd eigentlich Standard sein.

Die Bestückungs- und Lötqualität der zweiseitigen Platine entspricht erstklassigem Industriestandard. Nach potentiell schwachen oder "kalten" Lötstellen braucht man hier gar nicht erst suchen. Allenfalls die im Netzeingangsbereich in Montageposition nur geklebten X-Kondensatoren wären vielleicht noch verbesserungsfähig.
Schon alleine diese Fertigungsqualität würde den kleinen Aufpreis gegenüber den meisten Konkurrenzmodellen eigentlich bereits rechtfertigen. Nicht ganz ins Bild passen hier aber die NoName-Elkos, von denen auch ein paar Stück im Ausgangsfilter eingesetzt werden. Ein China-Halbleiterbaulement, das nicht hält, was es verspricht, fliegt bei einem Belastungstest schnell auf. Bei Elkos wird man so etwas hingegen erst in einigen Jahren feststellen. Wie der Hersteller die verbauten Komponenten einschätzt, macht er durch die Gewährung von 3 Jahren Garantie allerdings sehr deutlich.

Belastungs-Test

In der PC-Praxis hatte ich starke Spannungsschwankungen bei Spielen oder grafiklastigen Benchmarks beobachtet. Solche Lastszenarien eignen sich allerdings weniger für einen Vergleichstest, da sie weder eine exakte Vergleichbarkeit der Belastungssituation bei verschiedenen Netzteilen ermöglichen noch ein Worst-Case-Szenario darstellen. Um das Verhalten eines regelungstechnischen Systems untersuchen zu können, benötigt man eine definierte, sprungförmige Erregung. In diesem Fall also kurze, wohldefinierte Belastungsimpulse. Bei zyklischen Lastimpulsen fangen Netzteile mit schlecht gewickelten Spulen oder Trafos gerne an zu brummen, summen, singen oder zirpen. Diese Geräuschentwicklung der "Elektronik" wollte ich ebenfalls testen können. Für diese Tests musste ich aber zunächst eine Testschaltung entwickeln.

Prinzipschaltbild der Lastschaltung
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Die Lastschaltung besteht aus einem Impulsgeber, dessen High- und Low-Zykluszeiten getrennt einstellbar sind. Dieser Impulsgeber schaltet eine zweikanalige Stromquelle permanent zwischen hoher und niedriger Last um. Die Stromquelle regelt einen konstanten Strom auf 2 Kanälen, da die hohe Verlustleistung einer PC-Netzteil Maximallast nur schwerlich mit einem Kühlkörper (und Leistungstransistor) beherrschbar ist. Für beide Kanäle lässt sich die minimale und maximale Last exakt einstellen. Natürlich ist der Timer auch abschaltbar, so dass eine kontinuierliche Last entsteht. Die Belastung wird an einem 4-pin 12V Stecker zur CPU-Versorgung des zu untersuchenden Netzteils angeschlossen.

Der Testaufbau
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Die Lastschaltung (ohne Leistungstransistoren)
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In einem älteren SPCR Artikel wurde die reale Lastverteilung auf den einzelnen PC Versorungsleitungen untersucht. Dabei kann als Fazit festgestellt werden, dass bei modernen PCs die 12V Schiene die Hauptlast trägt und für CPU und GPU alleine verantwortlich ist. Damit wird auch nur diese Schiene hohen dynamischen Belastungen ausgesetzt, während die 5V und 3,3V Schienen nur eine weniger schwankende Grundlast für einige On-Board Komponenten, Erweiterungskarten und Laufwerke tragen.

Für die Untersuchung der Netzteile habe ich 3 verschiedene Belastungsszenarios geschaffen. Die Mini-Last wird allein aus Lastwiderständen gebildet und simuliert die Belastung durch ein besonders sparsamen Mini-PC (Nettop). Die Szenarien Grundlast und Volllast simulieren den Stromverbrauch eines kräftigeren PCs mit Stromsparmechanismen, die effektiver als heute üblich arbeiten. Das Szenario Volllast wurde auf das schwächste Netzteil abgestimmt. Das A300 erlaubt nur 228W Last an 12V.

Übersicht: Last-Szenarios
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Die Leistungsaufnahme der Netzteile wurde mit einem ELV EM600 Effektivwert-Energiemonitor gemessen. Die Ausgangsspannungen mit einem Digital-Multimeter sowie einem analogen 100MHz Oszillokop an unbelasteten Kabelsträngen gemessen. Das Ermitteln einer exakten Belastung erwies sich als gar nicht so einfach, da auch die Verluste an den Stromkabeln zumindest grob berücksichtigt werden müssen.

Statisches Lastverhalten

Mit dem Szenario Volllast konnten die Netzteile aufgrund der passiven Kühlung der Testschaltung nur über 3 min belastet werden, dann wurde die Temperatur der eingesetzten Kühlkörper kritisch.

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Update 22.11.: FSP Aurum 400W
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Fehlerbetrachtung: bei der Auswertung der Messungen fiel der unrealistische Volllast-Wirkungsgrad auf. Der Fehler war schnell identifiziert: ich hatte einfache Drahtwiderstände als Stromsensoren für die Lastschaltung verwendet, die einen hohen Temperaturkoeffizienten aufweisen. Die Widerstände haben eine Belastbarkeit von 5W, jedoch bewirkte auch die Belastung mit je 1,9W eine starke Erwärmung. Da einige Drahtwiderstände auch als Lastwiderstände eingesetzt wurden, sind auch die anderen Wirkungsgrade nicht genau. Es handelt sich hier aber um einen systematischen Fehler, so dass die Wirkungsgrad-Werte zwischen den Netzteilen schon verglichen werden können.

Im Bereich der Energie-Effizienz kann sich das Jumper 300G vom zweitbesten S12-II erst im Szenario Volllast deutlich absetzen. Bei sehr geringer Last (Mini-Last, etwa ein Nettop) funktioniert der Resonanzwandler nicht mehr besonders effektiv, es ist aber zumindest schön zu sehen, dass in allen Lastszenarien die Werte der hier getesteten 80Plus-Bronze-Netzteile vom Jumper 300G übertroffen werden. Das Aurum 400W übertrifft sogar das Jumper 300G sowohl im Grund- (Idle) als auch im Volllast-Szenario noch etwas. (Im Szenario Grundlast ist das Jumper 300G mit einem korrekt geregelten Lüfter einige Zehntel Prozent effektiver als in obiger Tabelle.)

Im Bereich der 12V Spannungsstabilität erweist sich das A300 als das schwächste Netzteil, das A300 und Pro82+ haben zudem lastunabhängig recht niedrig angesetzte 5V Schienen. Die Spannungswerte des Jumper 300G sind besonders präzise. Das Aurum zählt hier nicht zu den besten Netzteilen, die 12V Schiene bricht mit 0.21V für ein 400W Modell doch etwas stärker ein. Doch sind diese Ergebnisse eher langweilig, da sämtliche Werte gut innerhalb der ATX-Spezifikationen liegen.

Im Volllast-Szenario wurde von den Netzteilen ebenfalls der Widerstand der Masseverbindung vom 4-pin 12V CPU-Stecker bis zur internen Netzteil-Masse bestimmt. Diese Eigenwiderstände führen zu Spannungsverlusten bei hoher Last. Hier schneiden Netzteile, deren Kabel einen geringeren Kupferquerschnitt haben oder besonders lang sind, schlechter ab.
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An den Kupferleitungen scheint Cougar beim A300 etwas gespart zu haben.

5V-Standby Test:
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Auf der Standby-Leitung sollten Netzteile zumindest genug Strom liefern, um USB-Geräte (z.B. eine Festplatte) betreiben zu können. Leistungsprobleme hatte hier aber auch kein Test-Teilnehmer.

Dynamisches Lastverhalten

Die Belastungsschaltung schaltet durch Belastung der 12V Schiene zyklisch jeweils für 2,4ms Volllast und dann für 7,4ms Grundlast. Experimentell zeigte sich, dass in diesem Zeitrahmen das Regelverhalten der Netzteile gut beobachtet werden kann. Durch die dreimal längere Grundlastphase wird die beträchtliche Verlustleistung der Testschaltung auch dauerhaft beherrschbar.

Der Intel ATX12V Power Supply Design Guide sieht für das dynamische Lastregelverhalten (Output Transient Response) eigentlich einen gleichzeitigen Belastungssprung auf eine Höhe von 40% / 60% / 30% / 30% des jeweiligen Maximalstroms von 12V1, 12V2 (CPU), 5V und 3.3V vor. Bei Netzteilen im unteren Leistungsbereich hängen 12V1 und 12V2 üblicherweise an einer Versorgungsschiene. Belastet wurde hier nur 12V2, gemessen an der (fast) unbelasteten 12V1 und der konstant geringfügig belasteten 5V Schiene.

Verlauf des durch die Impulsschaltung aufgeschalteten Laststroms:
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Die Oszillogramme zeigen die Spannungsschwankungen (nur den Wechselanteil) auf der 12V und 5V Schiene der Netzteile über einen Zeitraum von 10ms. Die Auflösung beträgt im linken 12V Diagramm 0,2V pro Skalenmarkierung, im rechten 5V Diagramm 0,1V pro Skalenmarkierung.

Cougar A300:
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Seasonic S12II-330:
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Enermax Pro82+ 385W:
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HuntKey Jumper 300G:
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FSP Aurum 400W:
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Das A300 bricht in der Spitze um 0,5V auf 11,6V ein, jedoch nur einen sehr kurzen Augenblick, was auf eine knappe Ausgangskapazität hinweist. Die Überhöhung auf 5V beträgt 0,13V. Ansonsten ist das Regelverhalten sehr gut.

Das S12-II hat das beste dynamische Lastregelverhalten mit einem Einbruch von kaum mehr als 0,3V auf 11,8V, einer Erhöhung von weniger als 0,1V bei 5V und einem sehr schönen Regelverhalten.

Das Pro82+ bricht um 0,4V auf 11,7V ein. Der schnellere Regler schwingt etwas stärker über und erzeugt damit seinerseits eine Welligkeit der Ausgangsspannung. Aufgrund der kleineren Phasenreserve könnte mit sehr hoher kapazitiver Last, wie sie auf modernen Mainboards mit Feststoffkondensatoren aber nicht vorkommt, dieses Netzteil evt. instabil werden. Die Überhöhung auf 5V beträgt 0,15V.

Beim Belastungstest des Jumper 300G zeigt sich eine Schwäche der wesentlich komplizierteren Resonanzwandler: die Elektronik benötigt mehr Zeit, um Lastschwankungen auszuregeln. Das führte zu einem Einbruch um 0,70V auf ca. 11,35V - schon leicht ausserhalb der 5% Toleranz. Die Nachregelzeit liegt in der Größenordnung einer Millisekunde und kann damit nicht mehr kapazitiv abgefangen werden. Für eine Halbierung des Spannungseinbruchs würden etwa 20 Elkos (d=10mm) benötigt. Erwartungsgemäss ist die 5V Schiene von der 12V Belastung praktisch unabhängig.

Das Aurum 400W erweist sich im dynamischen Belastungstest als ausgesprochen stabil. Lastschwankungen werden zwar nur sehr langsam und wenig aggressiv ausgeregelt, was im statischen Lasttest zunächst nicht soo gut aussah, jedoch ist die Spannungsversorgung schon vor der Regelung sehr stabil und niederohmig. Dazu trägt sicher der im Vergleich zum Jumper 300G viel grössere Transformator bei. Die 12V Schiene bricht bei einer sprungförmigen 200W Belastung an 12V2 um 0,24V ein, die 5V Schiene wird in der Folge um 0,1V erhöht.


"Ripple and Noise"

Schaltnetzteile basieren auf schnellen An/Aus-Schaltern und müssen die Spannungspulse im Ausgangsfilter erst zu einer Gleichspannung filtern. Bei den schnellen Schaltvorgängen entstehen hochfrequente Störspikes, die gleich nahe der Quelle mit Drosseln und kleinen (SMD) Kondensatoren bedämpft werden sollten, weil sie sich sonst unkontrolliert ausbreiten und die Funktion anderer Komponenten, Geräte oder den Rundfunkempfang beeinträchtigen können. Eine hohe Restwelligkeit (Ripple) belastet v.a. die Elkos in angeschlossenen Komponenten, was sich negativ auf deren Lebenserwartung auswirken kann. Die Diagramme zeigen, wie sauber die Ausgangsspannung am Netzteilsausgang im kontinuierlichen Lastszenario Volllast (s.o.) ist. Bedingt durch die eher geringe Belastung ist der 5V Ripple jedoch kein Worst-Case-Wert.

Nach den ATX Spezifikationen darf die Restwelligkeit auf der 12V Leitung maximal 120 mV und auf der 3,3 und 5 V Leitung maximal 50 mV betragen.

Die Oszillogramme zeigen die Spannungsschwankungen (nur den Wechselanteil) auf der 12V und 5V Schiene der Netzteile über einen Zeitraum von 50µs. Die Auflösung beträgt dabei 0,05V pro Skalenmarkierung - mit Ausnahme des Cougar 12V Diagramms, wo hiermit der Darstellungsbereich überschritten wurde und stattdessen 0,1V pro Skalenmarkierung verwendet wurde.

Cougar A300:
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Seasonic S12II-330:
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Enermax Pro82+ 385W:
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HuntKey Jumper 300G:
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FSP Aurum 400W:
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In diesem Test wurde deutlich, wo Cougar beim A300 gespart hat: die Ausgangskapazität auf der 12V Schiene wurde mit Blick auf die ATX Spezifikationen knapp bemessen. Sowohl auf der 12V als auch auf der 5V Schiene sind beträchtliche Stör-Spikes festzustellen. Ein solches Netzteil sollte man zumindest nicht in einem Gehäuse mit großem Plexiglas-Seitenfenster verwenden.
Das S12-II weist nur minimalen Ripple auf, bei der 5V Schiene sind aber ähnlich wie beim A300 unschöne 100mV Stör-Spikes festzustellen. Beim (modifizierten) Enermax Pro82+ und dem Jumper 300G ist ein Ripple nicht erkennbar, Störspikes wurden wirksam bedämpft. Beim Jumper 300G liegt auf der 12V Schiene nur ein leichtes (vernachlässigbares) Rauschen. (Update 22.11.: wiederholte Messung ->) Auf der 5V Schiene liegen leichte Stör-Spikes, die noch wirksamer hätten bedämpft werden können. Beim Aurum 400W sind bei 12V 100mV Spikes, bei 5V 75mV Stör-Spikes festzustellen. Ein besonderen Aufwand hat FSP hier also nicht betrieben. Trotz geringer Belastung der 5V Schiene ist auch hier ein leichter Ripple erkennbar. Der 12V Ripple ist wahrscheinlich den günstigen Kondensatoren zuzuschreiben, die relativ hohe Eigenwiderstände (ESR) aufweisen.


Lautstärke

Die Lautstärke habe ich beurteilt, während ich neben dem frei liegenden Netzteil saß. Die Störgeräusche beziehen sich immer auf den obigen dynamischen Belastungstest.

Cogar A300:
Lüfter: Bei Grundlast und auch bei Mini-Last in Form leisen Brummens und Luftrauschens hörbar.
Störgeräusche: hörbares aber leises Summen

Seasonic S12-II:
Lüfter: eigentlich leise, dreht aber bei Last schnell auf. Bei Volllast bereits nach 1min nicht mehr als leise zu bezeichnen.
Störgeräusche: fast keine

Enermax Pro82+:
Lüfter: Das schon leise Original wurde ausgetauscht. Twister-Lager-Lüfter war nie zu hören.
Störgeräusche: gut hörbares Summen.

HuntKey Jumper 300G:
Lüfter: hörbares, konstantes Brummgeräusch und etwas leiseres Luftrauschen, kein Schleifgeräusch. Drehzahl wurde während der Tests nie angehoben.
Störgeräusche: überhaupt keine

FSP Aurum 400W:
Lüfter: Die Lüfterregelung scheint wirksam und gelungen. Der Lüfter ist jedoch kein besonderer Silent-Lüfter, sondern sehr leise hörbar. Das würde aber eher deutlich, wenn er bei längeren und höheren Lasten doch aufdrehen sollte, was aber auch nach 3min Vollast nicht passierte.
Störgeräusche: keine Auffälligkeiten (wenn überhaupt, dann fast keine)

Die Lüfterproblematik des Jumper 300G

Der Lüfter war bei geringer Last klar der lauteste der verglichenen Netzteile. Hier von laut zu sprechen wäre zwar übertrieben. Stören wird er aber Anwender, die einen nicht nur relativ leisen sondern fast oder komplett unhörbaren PC wünschen.

Als Lüfter wird ein Yate Loon D12BL-12 verwendet. Das ist der leiseste 12cm Kugellagerlüfter von Yate Loon. Er ist mit 1200U/min, einem Luftstrom von 76m^3/h von einer Geräuschentwicklung von 24dB spezifiziert. Die auf einer kleinen Extra-Platine untergebrachte Lüftersteuerung basiert auf dem WT7036 PWM Fan Speed Controller IC und die minimale Drehzahl wurde auf 29% festgelegt.
Bei Oszilloskop-Messungen zeigte sich aber, dass die PWM-Steuerung nicht wirklich funktioniert, weil auch in den Aus-Pulszyklen die Spannung am Lüfter nur langsam um 3V sinkt. Offenbar ist in der Lüfterelektronik ein kleiner Stützkondensator (~1µF) verbaut worden, der diesen Lüfter nicht so einfach PWM-fähig macht, wie der IC Hersteller Weltrend sich das vorgestellt hat.

Zumindest ist auch die höhere Lüfter-Geräuschentwicklung nicht Ausdruck von Ignoranz oder falscher Sparsamkeit, sondern kann durch Tausch des steckbaren Lüfters korrigiert werden. Die aktuell höhere Lüfter-Drehzahl kann aber auch sinnvoll sein, wenn der Netzteil-Lüfter zur Entlüftung eines kleinen PC-Gehäuses oder semi-passiver CPU-Entlüftung dienen soll.

Schutzschaltung

Der Maximalstrom, den das Jumper 300G auf der 12V2 CPU-Leitung erlaubt, bevor es abschaltet, beträgt 20,4A. Hier macht sich je ein präziser Widerstand auf 12V1 und 12V2 statt einer einfachen Drahtbrücke bemerkbar.


Abschließende Bemerkungen

Das Konzept, technische Innovationen und Qualität auch bei Netzteilen im unteren Leistungsbereich einzuführen, ist derzeit einzigartig und im Interesse aller PC-Anwender, die keine Power-Gamer sind und für die PC-Technik dennoch einen hohen Stellenwert in ihrem Leben hat. Die kleinen Preisunterschiede langlebiger Netzteile sollten hier auch kaum eine Rolle spielen. Es ist nicht ganz überraschend, aber doch schade zu sehen, dass LLC-Resonanzwandler nicht nur Vorteile haben. Für Vergleichszwecke wäre es interessant, andere 80-Plus-Gold Netzteile meinem dynamischen Lasttest zu unterziehen.

Zusammengefasst haben alle hier untersuchten Netzteile Eigenarten, aufgrund derer sich manche Anwender für oder gegen das eine oder andere Modell entscheiden mögen.
Das Jumper 300G findet im Aurum 400W einen sehr starken Herausforderer, der mit geringerem technischem Aufwand und ähnlicher Fertigungsqualität sogar noch etwas bessere Effizienzwerte ohne anderweitige Nachteile erzielt, mit einer funktionierenden Lüftersteuerung und einer kratzfesten Beschichtung aufwartet. Die grösste Enttäuschung liegt hier aus meiner Sicht im sparsamen und nur mäßig-entstörenden Ausgangsfilter mit hochkompakten NoName Elkos (Spezialanfertigungen der mässigen Serie CapXon KX, Bsp: 3300µF/16V mit d=10mm), für die kaum Ersatztypen beschafft werden können. Ein Austausch oder eine Reparatur wird da schwierig. Die wesentlich teureren Aurum CM Modelle scheinen jedoch mit Nippon Chemi-Con KZE Typen bessere (geringerer ESR, japan. Marke) Elkos einzusetzen. Die Frage ist aber, ob bei allen Leistungsvarianten...

Das HuntKey Jumper 300G ist seinen Preis jedenfalls schon durch die Fertigungsqualität und ausgelegte Lebenserwartung wert. Es ist in der derzeitigen Ausführung aber zumindest für Anwender, die einen kaum hörbaren Silent-PC realisieren wollen, nicht zu empfehlen. Für einen kleinen, sparsamen Server ist höhere Lüfter-Drehzahl sehr passend. Ultrasparsame Nettops werden zumindest von den besonderen Effizienz-Leistungen kaum profitieren. Das Netzteil passt insofern gut zum grünen Planeten, als dass es dem höheren Last-Verbrauch von AMDs aktuellen CPUs etwas entgegen wirkt. Doch trotz der beworbenen Leistungsreserve bis 400W würde ich aufgrund des bescheidenen dynamischen Lastregel-Verhaltens von einer annähernden Ausschöpfung der regulären Leistungsgrenze abraten.


Folgende Wünsche hätte ich an HuntKey bezüglich des Jumper 300G:
  • Der Lüfter sollte gegen ein PWM-fähiges Modell getauscht werden.
  • Bei allen Elkos könnte auf renomierte japanische Hersteller zurückgegriffen werden.
  • Der Gehäuselack ist zu kratzempfindlich.
  • Am 2. Kabelstrang könnten sich ebenfalls 2 SATA-Anschlüsse befinden oder ein Adapter mitgeliefert werden.
  • Die 12V Spannung könnte zumindest leicht erhöht werden, da das Netzteil bei Belastung kurzzeitig stärker einbricht, als es bei Entlastung überhöht.

mfg, Reina
 
Zuletzt bearbeitet: (FSP Aurum 400W hinzugefügt)
Das ist ein sehr umfangreicher Test, wie man ihn sich nur wünschen kann!

Ich frage mich, warum das Netzteil mit dem gewählten Lüfter in Produktion gegangen ist. Was für einen Sinn macht da die PWM-Steuerung?

Berücksichtigt man nun noch die Verwendung der NoName-Elkos, so sehe ich den Aufpreis gegenüber den meisten Konkurrenzmodellen als kaum gerechtfertigt an.
 
schöner Test, der auch gut zeigt wie Problematisch Netzteile zu testen sind.

Kleine Anekdote, selbst Tests an Chroma Teststationen sind nicht perfekt, Wackelkontakte an Kabeln, Kontaktwiederstände, abgenutzte Kabel, .... selbst Emissionen durch andere Elektronische Geräte können die Ergebnisse beeinflussen.

schon am Osszi lassen sich solche Messfehler einfangen, einfach mal die Kabel bewegen schon gibt es Peaks :D

Was für ein Osszi nutzt du, oder habe ich das überlesen (hab aktuell nicht soviel zeit werde aber deinen Test ausführlich lesen :))?
 
Zuletzt bearbeitet:
^^ Die Leistungsaufnahme der Netzteile wurde mit einem ELV EM600 Effektivwert-Energiemonitor und die Ausgangsspannungen mit einem Digital-Multimeter sowie einem analogen 100MHz Oszilloskop an unbelasteten Kabelsträngen gemessen.

Als Studi kann bzw. will ich mir ein digitales Speiceroszi nicht leisten. Das Fotografieren ist aber echt umständlich und zeitraubend...
 
Der Bericht wurde um das Modell FSP Aurum 400W ergänzt.

Hier findet sich eine Anleitung, wie das HuntKey Jumper 300G u.a. für einen leisem Lüfter modifiziert werden kann.

mfg, Reina.
 
Danke für die Ergänzung mit dem Aurum 400W. Wirklich beachtliche Effizienzwerte, die meine guten Erfahrungen mit den aktuellen FSP Geräten mal wieder bestätigen. ;)
 
Ich habe den Erfahrungsbericht erst heute gesehen. Schade drum.

Ist dir echt gut gelungen :)
Vor allem der Paragraph zur Fehlerbetrachtung hat mir sehr gut gefallen.
 
Leserartikel auf Startseite erwähnt!

Glückwunsch, dieser Leserartikel hat es auf die Startseite von ComputerBase geschafft! :)
 
@ :-]

Das Lustigste an der Geschichte hier ist aber die Tatsache, dass dieses überteuerte Huntkey in DE bereits seit Längerem nicht mehr angeboten wird. :D
 
joop Huntkey hat leider nicht denn Sprung in die EU geschaft und das trotz X7 1200W, R10 und denn geplannten 500W Platin NT. Dieses Jahr waren die nicht mal mehr mal auf der CeBit und mein Kontakt arbeitet dort auch nicht mehr.
 
Das Jumper 300G war zwar noch nicht ganz ausgereift (dyn. Lastregelverhalten, Lüftersteuerung), aber sicher nicht überteuert!
Der Bauteilaufwand und die Verarbeitungsqualität waren beachtlich!

Huntkey fehlte wohl Ehrgeiz, solche Schwächen zu erkennen und zu beseitigen.
 
Hab den Artikel erst jetzt gelesen, muss aber meinen Respekt zollen. Schade, dass im Thread die große Resonanz ausgeblieben ist, die dir eigentlich zustehen sollte. Viele bezahlte Reviewer können sich bei deinem Review noch eine Scheibe abschneiden.
Die Untersuchung des Regelverhaltens mit deiner eigenen Testschaltung gefällt mir sehr gut, die Messergebnisse liefern auch echte Informationen. Die Ripple&Noise-Messungen sind natürlich sehr anfällig für externe Störungen wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Da reicht wirklich schon das berühmte Handauflegen, um ein abweichendes Verhalten zu sehen.

In wie weit kannst du eigentlich die Lastwerte für 12 Volt bei deiner Lastschaltung einstellen? Wäre es möglich, auch die 80-Plus-Vorgaben (20%,50%, 100% Last) zu testen? Übrigens hab ich mich im ersten Absatz "Der Testaufbau" noch gewundert, wie du mit diesen relativ kleinen Kühlkörpern über 200 Watt auf 12 Volt abführen willst. Aber die Aufklärung kam ja prompt im nächsten Abschnitt mit der Beschränkung auf 3 min Volllast.

P.S.: An meiner Hochschule gibt ein Studentenlabor für private Zwecke mit exzellenter (gesponsorter) Ausstattung. Vielleicht gibts das bei dir ja auch, so dass du dich bei deinem nächsten Usertest nicht mit Abfotografieren des Oszi-Displays rumplagen musst. ;) So ein digitales Speicheroszi hat auch den Vorteil, dass du die gespeicherten Werte in einem gemeinsamen Diagramm darstellen kannst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem ist die Temperatur Anfälligkeit seiner Konstruktion, da müsste er halt nachbessern um eine Reproduzierbarkeit zu ermöglichen sonst wäre das an sich Klasse.
 
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