Think big: Pro und Contra Globalisierung

[focusbiker]

Commander
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Servus!

Eines der meist gebrauchten Schlagworte unserer Zeit ist Globalisierung. Das ist allerdings nur ein Überbegriff für viele Unterbereiche.

Unter dem Begriff Globalisierung versteht man im Allgemeinen das weltweite Zusammenwachsen der Nationalstaaten auf Grund von der Entwicklungen im Bereich des Informationen- und Warentransportes.

Der aus der Ökonomie und Soziologie stammende Begriff Globalisierung dringt nach 1990 in die öffentlichen Debatten, und bezeichnet eine Zunahme der nationenübergreifenden sozialen Beziehungen. Dieser Prozess beginnt schon mit der Entwicklung des Kapitalismus, bekommt aber nach dem Zusammenbruch des Sozialismus eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit. Mit der Verdichtung der transnationalen Beziehungen geht eine Zunahme der wechselseitigen Abhängigkeiten einher. Man kann die Globalisierung auf mehreren Ebenen unterscheiden:
1 Kapital- und Warenverkehr
2 Transport und zunehmende Wanderungsbewegungen
3 Kommunikationsprozesse
4 Kultur
5 internationaler Rechtsverkehr
6 internationale Politik

Der Prozess der Globalisierung hat viele Vorteile, aber leider auch einige Nachteile. Gegner behaupten wohl nicht zu unrecht, dass hierbei die Entwicklungsländer viel zu kurz kommen. Auch wir bekommen die Globalisierung deutlich zu spüren - immer mehr Unternehmen wandern ins günstiger produzierende Ausland ab.
Die Frage ist, wo das alles hinführt? Wird die globale Wirtschaft irgendwann durch wenige Firmen beherrscht? Werden die reichen Länder immer reicher? Und werden im Gegensatz hierzu die Entwicklungsländer immer ärmer? Daraus folgt, dass wir uns wahrscheinlich auf eine Flüchtlingswelle aus den armen Ländern einstellen müssen!
Was sagt ihr dazu?
 
Ich sehe für viele arme Länder sogar eine große Chance in der Globalisierung.
Beispiel Asien:
Erst im Zuge der Globalisierung kam es dazu, dass viele Produktionen in diesen Raum verlegt wurden, weil man dort billiger Produzieren kann. Was hier zu Lande Arbeitsplätze vernichtet schafft dort tausendfach neue. Sicher gibt es auch jene Länder, die ganz "übersehen" werden aber es ändert sich doch nichts an ihrer Situation zum schlechten (von ein zwei Ausnahmen vielleicht mal abgesehen).
Hungerkatastrophen in Afrika gab es doch nicht erst seit der Globalisierung. Nur jetzt werden sie bekannt.

Die gefahr, dass sich große Konzerne bilden, die eigentlich viel zu viel Macht haben sehe ich auch. Aber auch solche Großkonzerne bringen Vorteile. Die Ausbildungsstandarts sind meist sehr hoch (zumindest in Europa), die Bündelung von Resourcen schafft neue Möglichkeiten, ...
Aber ich denke, dass in Zukunft die Kartellämter sehr genau hin schauen sollten und sie dürfen auch in Zukunft nicht davor zurück schrecken die ein oder andere Fusion zu verhindern.

Die größte Gefahr ist aber kultureller Art. Die Vermischung von Kulturen und Gesellschaften ist in vielen Ländern der Welt Grundlage für Gewalttätige Konflikte. Letztlich ist auch die Existenz der Al Kaida direkt auf die Globalisierung zurück zu führen, denn erst die durch die Globalisierung hervor gerufene Vermischung von westlicher und islamischer Kultur hat jene auf den Plan gerufen, die ihre (falsche) Einstellung zum Koran mit aller Gewalt verteidigen wollen.
 
Ich finde die "Globalisierungs-Gegner" lustig. Ich meine: die Globalisierung ist ein Prozess/wirtschaftlicher Vorgang und nicht etwas, das man steuern kann. "Dagegen sein" macht also nicht mehr Sinn, als gegen schlechtes Wetter zu sein. Denn dagegen tun kann man eh nichts... (na ja, gut, der Staat kann natürlich jeglichen Waren-/Dienstleistungsverkehr aus dem/an das Ausland verhindern, aber das will ja bestimmt niemand)
 
Die meisten Globalisierungsgegner sind aber nciht gegen die Globalisierung an sich, sondern nur gegen deren Form! Den Gegnern geht es viel mehr darum, dass die Entwicklungs- und Schwellenländer wahrscheinlich zu kurz kommen. Die wollen eher, dass alle gleich von der Globalisierung profitieren.
 
[focusbiker] schrieb:
Die wollen eher, dass alle gleich von der Globalisierung profitieren.
Aber das ist auch ein Wunschtraum. Das kann man nicht einfach so verlangen, weil das niemand einstellen kann...
 
Das ist auch nicht ganz richtig. Es sind ja keine GlobalisierungsGEGNER, sondern Globalisierungskritiker (wie z.B. ATTACK). Diese Gruppen sind gegen die Form und gegen das Ausmaß der kapitalistischen Globalisierung, wie sie momentan stattfindet. An sich bringt Globalisierung auch Vorteile und das sehen die Kritiker auch. Ihnen geht es z.B. darum, dass die Globalisierung nicht nur einigen Staaten zugute kommt und, dass der Aspekt Umwelt deutlich mehr berücksichtigt wird. Also kritisieren sie, wie gesagt, den Kapitalismus an der Globalisierung und die damit bestehende Ungerechtigkeit und versuchen das zu ändern.
 
Die Vorteilhaftigkeit von internationalem Handel ist aus ökonomischer Sicht unstrittig. Handel ist kein Nullsummenspiel sondern hier wird echter Mehrwert (Wachstum) geschaffen - und zwar für beide Seiten. Bei Produktionsverlagerungen von bspw. Deutschland nach China profitiert man dort von neuen Arbeitsplätzen und wir erhalten billigere Güter und werden gezwungen uns innovativ(er)en Wirtschaftsbereichen zuzuwenden. Konkurrenz belebt auch hier das Geschäft.

Problematisch ist nur ein Mangel an freiem Waren- und Kapitalverkehr. Die Agrarsubventionen der EU sind für uns unglaublich teuer und unfair den Entwicklungsländern gegenüber, deren Wirtschaft hauptsächlich aus Landwirtschaft und Rohstoffabbau besteht. Wie man auch ohne Subventionen auf dem Weltmarkt bestehen kann hat Neuseeland eindrucksvoll bewiesen.
Auch Kinderarbeit ist ein großes Problem, was aber ebenfalls nur durch Wachstum und dem damit einhergehenden Wohlstand der Eltern bekämpft werden kann.
Das größte Versagen der westlichen Industrieländer findet sich aber auf politischer Ebene. Die Unterstützung von Diktatoren in Entwicklungs- und Schwellenländern für geostrategische Ziele oder die Rohstoffversorgung ist inakzeptabel. Dadurch werden ganze Regionen destabilisiert, worunter hauptsächlich die einfache Bevölkerung zu leiden hat. Ziel muß es daher sein die politische Stabilität zu erhöhen/schaffen, da nur so ein solides Wirtschaftswachstum möglich wird, welches der gesamten Bevölkerung zu Gute kommt und nicht den korrupten Regierungen und ihren Günstlingen.
 
Globalisierung ist eine gute Sache, wenn es als Weg zu "One world - one nation" betrachtet. Das ist aber nicht der Fall.
Was gerne als Globalisierung bezeichnet wird ist nicht anderes als der Versuch der Wirtschaft, Gewinnmaximierung zu betreiben. Da wird in Länder mit niedrigeren Kosten verlegt, und zu Hause bleiben die Leute hängen.
Globalisierung funktioniert nur dann richtig, wenn in allen Ländern die gleichen Bedingungen herrschen. Nur so lassen sich Ungerechtigkeit und soziale Verelendung vermeiden.
Als aktuelles Beispiel dient da die EU-Osterweiterung, eigentlich die EU an sich. Eine gute Sache, aber nicht mit derartigen Lohngefällen und unterschiedlichen Sozialleistungen seitens des Staates. Gerade für Deutschland wird es sehr schwer werden, da mitzuhalten, denn unser Sozialwesen erfordert hohe Steuern und damit hohe Löhne, um aufrecht erhalten zu werden (und das muss es). Da liegt es doch für die Firmen nahe, woanders produzieren zu lassen, da, wo es günstiger ist.

Ein weiteres Problem ist die Umwelt: in Ländern mit geringeren Auflagen lässt sich günstiger produzieren. Die dadurch entstehende Verschmutzung zerstört aber auf Dauer das Land.

Gruß
Morgoth
 
Globalisierung an sich finde auch ich gut. Nur, wenn einige Märkte bspw bei Medikamenten von den USA so kontrolliert werden, daß die armen Länder nix davon kriegen...
Oder das Mais-Anbau-Länder wie Mexiko den Mais sogar importieren müssen...

Firmen wachsen zusammen. Und daneben existieren viele Zulieferer. Menschen begegnen sich usw. Ich finde das git, aber in einigen Teilbereichen muß noch etwas getan werden.

Aber grade auch in ärmeren Ländern entstehen durch Nuiederlassungen Arbeitsplätze usw.

Ich bin pro Globalisierung.
 
Morgoth schrieb:
Globalisierung funktioniert nur dann richtig, wenn in allen Ländern die gleichen Bedingungen herrschen. Nur so lassen sich Ungerechtigkeit und soziale Verelendung vermeiden.
Aber wenn überall die gleichen Bedingungen herrschen, dann gibt es doch keine Globalisierung mehr. Wenn in Bangladesch oder Portugal die Kosten (Löhne etc.) gleich hoch sind wie in Deutschland, lässt doch niemand mehr dort produzieren...
 
Deutschland hat von der Globalisierung immens profitiert. Von einem Lohndumpingstaat in den 50ern zu einer Industrienation heute. Und tja, jetzt machen die jetzigen Entwicklungsstaaten eine ähnliche Entwicklung durch, diesmal auf unsere Kosten. That's life :)
 
FH16 schrieb:
Aber wenn überall die gleichen Bedingungen herrschen, dann gibt es doch keine Globalisierung mehr. Wenn in Bangladesch oder Portugal die Kosten (Löhne etc.) gleich hoch sind wie in Deutschland, lässt doch niemand mehr dort produzieren...

Das ist ja das paradoxe daran ;)

Ich meinte das eher im Sinne meines ersten Satzes: "One world - one nation".

Odium schrieb:
Deutschland hat von der Globalisierung immens profitiert. Von einem Lohndumpingstaat in den 50ern zu einer Industrienation heute. Und tja, jetzt machen die jetzigen Entwicklungsstaaten eine ähnliche Entwicklung durch, diesmal auf unsere Kosten. That's life

Das ist nicht vergleichbar.

Deutschland war nach dem Krieg nie ein Lohndumpingstaat. Sicher waren die Löhne niedrig, die Lebenserhaltungskosten aber auch, genau wie in den Niedriglohnländern (ich lache mich jedesmal halb tot wenn darüber berichtet wird, mit wie wenig Geld die Menschen in manchen Ländern auskommen müssen; die bezahlen ja auch nicht soviel für Essen wie wir). Allerdings war das nach dem Krieg in jedem Industriestaat so. Es hätte sich also für ausländische Firmen gar nicht gelohnt, nach Deutschland zu zu ziehen.

Damals war Globalisierung noch kein Thema, auch wenn Ideen dazu bestimmt schon in den Schubladen der großen Unternehmen gelegen haben.

Gruß
Morgoth
 
Zuletzt bearbeitet:
Morgoth schrieb:
Deutschland war nach dem Krieg nie ein Lohndumpingstaat. Sicher waren die Löhne, die Lebenserhaltungskosten aber auch, genau wie in den Niedriglohnländern (ich lache mich jedesmal halb tot wenn darüber berichtet wird, mit wie wenig Geld die Menschen in manchen Ländern auskommen müssen; die bezahlen ja auch nicht soviel für Essen wie wir). Allerdings war das nach dem Krieg in jedem Industriestaat so. Es hätte sich also für ausländische Firmen gar nicht gelohnt, nach Deutschland zu zu ziehen.

Damals war Globalisierung noch kein Thema, auch wenn Ideen dazu bestimmt schon in den Schubladen der großen Unternehmen gelegen haben.

Nein, das stimmt so nicht ganz. Wir hatten eine Menge Soldaten, die zurück kamen und Arbeit suchten. Das Know-How war da. Es floß massiv Geld seitens der Allierten in unsere Lande. 'Made in Germany' war günstig und qualitativ hochwertig. Wie soll es ein Wirtschaftswunder gegeben haben, wenn Arbeit teuer gewesen wäre und wir nicht hätten exportieren können? Nun, ich will nicht behaupten, dass ich dabei war, ich gebe nur das wieder, was ich gehört hab :D
 
Es floss viel Geld nach Deutschland, das stimmt. Jedoch wurden in den anderen Ländern dafür keine Fabriken dicht gemacht. Die westlichen Mächte hatten nur ein gesteigertes Interesse daran, uns als Schutzschild gegen die bösen Kommunisten aufzubauen.

Dagegen verlegen die Firmen heutzutage ganz Fabriken ins Ausland, weil sich dort günstiger produzieren lässt.

Gruß
Morgoth
 
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