News Umfrage bei Unternehmen: Halbleiter „Made in Europe“ dürfen kaum mehr kosten

phanter schrieb:
Jetzt widersprichst du dir selber. Teil des Risikomanagements ist es wie gesagt das Risiko einfach zu akzeptieren. Gerade für Risiken mit weniger als 10% Eintrittswahrscheinlichkeit ist das vollkommen akzeptabel.

Risiko zu akzeptieren ist legitim - aber nur, solange die Haftung internalisiert ist.

Wenn die 10%-Ereignisse regelmässig durch Kurzarbeit, Staatshilfen oder Preisaufschläge bei Konsumenten abgefangen werden, wurde das Risiko nicht akzeptiert, sondern externalisiert.

Ein echtes Risikomanagement endet nicht bei der Eintrittswahrscheinlichkeit, sondern bei der Tragfähigkeit der Folgen.

phanter schrieb:
Die Lösung ist einfach. Mach gewisse Maßnahmen verpflichtend oder lass es sein. Alles andere funktioniert nicht.

Interessant, dass Marktliberale plötzlich nur noch zwischen „Zwang“ und „Gar-nichts“ unterscheiden.

Dabei lebt Marktwirtschaft genau vom Dazwischen: Regeln, die Haftung durchsetzen, nicht Verantwortung ersetzen.
 
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@jtr00 Beschreib mal ganz konkret was du mit Haftung meinst.
Ich hab dir schon zugestimmt, dass Haftung vollkommen ok ist. Anteile auf Null, Gehälter bis zur Kündigungsfrist auszahlen, Schulden tilgen, Laden dicht machen. Mehr Haftung geht nicht.
 
jtr00 schrieb:
nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit entsteht nur, wenn Resilienz eigenfinanziert und als strategisches Asset verstanden wird,

Die wenigsten Firmen können sich diese Form von "Resilienz" leisten. Es müssen gewisse Skaleneffekte erreicht werden. Ohne staatliche Anreize wird das nichts.
 
phanter schrieb:
@jtr00 Beschreib mal ganz konkret was du mit Haftung meinst.
Ich hab dir schon zugestimmt, dass Haftung vollkommen ok ist. Anteile auf Null, Gehälter bis zur Kündigungsfrist auszahlen, Schulden tilgen, Laden dicht machen. Mehr Haftung geht nicht.

Du beschreibst Haftung rein bilanziell - ich betrachte sie ökonomisch vollständig.
Wenn der Betrieb schliesst, ist das Problem für dich beendet.
Für die Volkswirtschaft beginnt es dort erst: Arbeitslosigkeit, Folgekosten, Lieferkettenbrüche, fiskalische Stabilisierungen.

Echte Haftung bedeutet, dass diese systemischen Kosten nicht automatisch sozialisiert werden. Das heisst:
  • Eigenkapitalquoten, die Schocks abfangen
  • Diversifizierung zur Reduktion von Liefer- und Versorgungsrisiken
  • Versicherungen, Puffer und Rücklagen, die über die Kündigungsfrist hinaus wirken
Solche Mechanismen sind genossenschaftlich quasi intrinsisch: Migros, Raiffeisen oder Fenaco sind dafür gute Beispiele. Und zeigen auch gut, wie profitabel das trotzdem sein kann.
Kurz: Haftung endet nicht beim Handelsregistereintrag, sondern dort, wo der Schaden real aufhört.

BridaX schrieb:
Die wenigsten Firmen können sich diese Form von "Resilienz" leisten. Es müssen gewisse Skaleneffekte erreicht werden. Ohne staatliche Anreize wird das nichts.

Skaleneffekte erklären Infrastrukturkosten, aber nicht das Fehlen von Eigenverantwortung.

Staatliche Anreize können den Aufbau erleichtern, Resilienz beginnt aber im Unternehmen: Diversifizierung, Puffer, Versicherungen, Stresstests. Das sind Managemententscheidungen, keine Subventionstatbestände.

Wenn der Staat fördert, dann nur konditioniert: mit Eigenanteil, Clawbacks und Resilienzauflagen.

Der Staat kann Anschieben, aber nicht Tragen. Wer dauerhaft wettbewerbsfähig sein will, muss Robustheit selbst finanzieren, sonst bleibt es Abhängigkeit auf Zeit.
 
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Beim lesen der Überschrift habe ich als Endkunde direkt gedacht, dass ich maximal 10% mehr zahlen würde.
Für einen Prozessor, der 500€ kostet (Taiwan Produktion) oder 550€ EU Produktion.
Bei dem gleichen Prozessor mit der gleichen Leistung.
Bei Grafikkarten zum Beispiel das gleiche.

Das wäre aber insgesamt ein langer Weg. Die Lieferketten müssten auch zu 100% unabhängig von Asien sein.
Sprich die Rohstoffe müssten auch aus der EU stammen.
Bringt ja nichts die Rohstoffe zu importieren und nur die Endmontage in Europa zu machen.
 
Was ist zum Schluss teurer? Die Produktion steht? Oder mehr Geld für Halbleiter ausgeben?
 
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In der Praxis ist Resilienz selten nur ein Aufpreis für einen Störfall.
Wer Transportverzögerungen mit Alternativrouten oder einem Pufferlager abfedert, steht auch bei einem Lieferantenausfall nicht sofort still.
Zwei bis drei verlässliche Bezugsquellen senken nebenbei die Abhängigkeit von geopolitischen Faktoren a la Zollschocks, Sanktionen, Blockaden.
Und sobald die Lieferkette transparent und faktenbasiert läuft, steigt auch die Cyber-Robustheit.

Gleiche Systeme, andere Wirkung.
Resilienz kostet - ja.
Nicht-Resilienz kostet jedes Mal.

Dazu gibt es passend von McKinsey, WEF, Swiss Re und Deloitte belastbare Zahlen: Nicht-Resilienz ist im Mittel drei bis fünfmal teurer.
 
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Rockstar85 schrieb:
Dabei könnte man halt in Mitteldeutschland mittels Herausspülen von Lithiumwasser sehr sehr viel für den Eigenbedarf produzieren. Aber wie du schon sagtest, würde das etwas teurer werden, saubere Verfahren her zu stellen und da geht man dann lieber nach China. Die sind billiger und weint später, wenn man von China abhängig ist.
Ich bin gespannt, ob die Schweden es anders lösen, deren Vorkommen ist auch nur um den Faktor 10 größer als unseres
Wobei es ja jetzt schon einige Firmen gibt, die versuchen da aktive Förderung an den Tag zu bringen. Bleibt aber natürlich die Frage, ob sich das am Ende lohnt.
 
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NameHere schrieb:
Sind das auch die ersten gewesen, die auf die "Billig-Produktion-Zug" aufgesprungen sind?
Nimand hat diese Firmen gezwungen, nicht schon immer unabhängiger von einem Liferranten zu sein. Gier ist den meisten schon zum Verhängnis geworden.
hm, sind sie das nicht alle?
Im speziellen geht es hier um 2 große Autohersteller aus den USA.
 
jtr00 schrieb:
Zwei bis drei verlässliche Bezugsquellen senken nebenbei die Abhängigkeit von geopolitischen Faktoren a la Zollschocks, Sanktionen, Blockaden.
Und sobald die Lieferkette transparent und faktenbasiert läuft, steigt auch die Cyber-Robustheit.
UND man macht sich von einem Zulieferer nicht erpressbar!

Genau was ist in der Softwarebranche nen riesen Ding wo man auf den ersten Blick schön spart binnen weniger Jahre explodieren aber die Kosten weil man sich abhängig gemacht hat und gemolken wird und da ist es absolut kack egal wie groß man ist. Sobald der Lieferant merkt das man keinen Ausweg hat wird beherzt gemolken.
 
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Mögliche Ausfuhr Stopps aus China, USA... Sind den Firmen nur 5% Mehrpreis wert?
Ja gut, ich bin auch kein Risikoanalyst sondern nur Ingenieur der dann die Mangellage wieder ausbaden darf
 
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Zyv schrieb:
Im speziellen geht es hier um 2 große Autohersteller aus den USA.
Die Autoherteller aus den USA haben als erstes auf dem chinesichen Automarkt versagt und mussten die Koffer packen.
US-Autos laufen auch nicht besonders und das liegt nicht an den Zöllen.
 
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