Hey Leute!
Doch noch mal ein Schritt zurück: Als bekennender Atheist (häh?) gestehe ich jedem bekennendem Christen das Recht zu, jeden christlichen Feiertag im Sinne der jeweiligen Religionsgemeinschaften zu begehen, und nehme den freien Tag dankbar mit.
Das gleiche gilt natürlich auch für Moslems, Juden, Hindus, jegliche Glaubengemeinschaft.
Gleichzeitig verlange ich aber auch von jedem Katholiken, Protestanten, Reformierten, oder was auch immer, daß mir das Recht zugestanden wird, mein Leben außerhalb jeglicher Religionsgemeinschaften zu verbringen, und daß nicht der Donnerhall der Inquisition auf mich niederfährt.
Falls ich mit meiner Einstellung daneben liegen sollte, hoffe ich übrigens darauf, daß Petrus den Wert eines Menschenlebens weniger nach der Anzahl der Kirchenbesuche, sondern nach der Art der Lebensführung bemessen wird. Denn, nicht an Gott zu glauben, heißt noch lange nicht, sich aus unserer - christlich geprägten - Wertegemeinschaft zu verabschieden.
Nur: Wie verbringen denn eine Vielzahl der kirchentreuen Christen diesen Feiertag? Donnerstag hat mein Schwager gegen Mittag einen Pferdewagen voll mit Kolpingleuten gesehen, also voller Leute, die teilweise als lokale Kirchenvorstände ihren Heiligenschein fast schon demonstrativ durch die Gegend tragen. Die eine Hälfte sah so aus, als wären sie der Gesichtslähmung sehr nahe und würden sich jede Sekunde übergeben müssen, die andere Hälfte schien das schon hinter sich gehabt zu haben.
@Silencer83: Ich respektiere Deine Einstellung voll und ganz, also verstehe mich bitte nicht falsch! Ich gehe auch davon aus, daß Du das lebst, und nicht nur als Fasade vor Dir herträgst.
Aber am wichtigsten ist doch, wenigstens für mich, wie jeder für sich mit seiner Philosophie (lt. Buddha ist Religion nichts anderes - sehr sympathisch!) umgeht. Und da ist mir ein weltoffener, menschlicher und mitfühlender Atheist oder Agnostiker wesentlich lieber als ein bibeltreuer Christ egal welcher Konfession, der sich als Ar**loch verhält, aber jeden Sonntag Choräle singt, und damit meint, er wäre damit der Gutmensch schlechthin.
Das läßt sich natürlich auch auf andere Religionen erweitern, völlig klar. Ohne hier das Thema erweitern zu wollen, bezieht sich da natürlich auch auf fundamentalische Moslems, die mir - wie am 11.09.2001 grausam dokumentiert - das Recht verweigern wollen, so zu leben, wie ich es möchte.
Meine interessantesten Diskussionen zu diesem Thema hatte ich übrigens mit Mormonen, sei es an Ständen in Münster, oder vor allem vor ein paar Jahren direkt in Salt Lake City.
Also, liebe Mit-Atheisten: Den Ball flach halten! Wenn Ihr Eure Einstellung als generelle Aufforderung zur Toleranz versteht, gehe ich Euren Weg mit! Wenn Ihr aber den Atheismus zur intoleranten Ersatz-Religion erhebt, dann habe ich ein Riesenproblem mit Euch!
Nach kanonischem Recht ist btw. ein empfangenes Sakrament in der Tat nicht mehr rückgängig zu machen, nach deutschem bürgerlichem Recht sehe ich aber die Taufe und auch die Kommunion als Vertrag zu Lasten Dritter an, was diesem BGB-Recht aber zufolge als "ex tunc" - von vorneherein - nichtig anzusehen ist. Wenn man es denn will ...
Mein Problem übrigens, was mich als getauftem und konfirmiertem Katholiken zum Austritt bewogen hat, ist die Einstellung dieser Kirche zu ihrer Vergangenheit. Als Deutscher habe ich einen Weg finden müssen, mich meiner nationgebundenen Verantwortung für das "Dritte Reich" zu stellen - oder stellen zu müssen. Als Ex-Katholik war aber kein Weg für mich erkennbar, mit z.B. der bisher offiziell unwidersprochenen Inquisition klarzukommen.
Viele Grüße, Tiguar