Vorspann in Filmen und Serien.

Nobsi

Lieutenant
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Moin

Möchte hiermit mal eine Umfrage starten, und gerne wissen wie ihr das so seht.

Ich habe mir gestern einen alten Krimi aus den 70er Jahren angesehen. Am Anfang lief der Vorspann mit allen Schauspielern, und wer sonst noch so an diesem Film mitgewirkt hat.

Als dann der Film anfing, konnte man sich ohne störende Nameneinblendung, voll darauf konzentrieren.

Bei den heutigen Filmen und Serien geschieht dies am Anfang während der Sendung. Ich frage mich was das soll?

Beachte ich wer alles an dieser Sendung mitwirkt und verantwortlich ist, verpasse ich den Anfang. Bei einem Krimi, z.B. Tatort nicht empfehlenswert.

Also beachte ich natürlich diese Informationen nicht und konzentriere mich auf den Anfang des Films. Werden wahrscheinlich alle so machen.

Dann frage ich mich natürlich was der Vorspann noch für einen Sinn ergibt? Etwa eine Alibifunktion?

Gruß
Nobsi
 
Die Erklärung wird etwas umfangreicher, bereit ^^.

Bei solchen filmischen Kunstmitteln muss man natürlich etwas weiter ausholen und das ganze auch auf andere Themen erweitern, also wundere dich nicht, wenn ich vielleicht etwas abseits des Themas manchmal bin.

Der Vorspann eines Films(ja wir müssen leider mit dem Film anfangen) ist nichts weiteres als die Hülle bzw. die Einleitung eines Buches. Der Regisseur möchte dir schließlich eine Geschichte in Bildern erzählen. Um dieser Geschichte nachdruck zu verleihen gibt es bestimmte Stilmittel. Am bekanntesten ist dabei natürlich die musikalische Untermalung. Beim Film z.B. werden sehr viele Leute nur durch das hören erkennen können, dass gerade ein Star Wars, James Bond oder Marvelilm startet.
Fangen wir bei älteren Filmen wie z.B. Psycho oder 16 Uhr 50 ab Paddington aber an, sieht das Bild wie folgt aus.
Das Studio wird genannt, die wichtigsten Schauspieler und die Crew im Hintergrund wird genannt. Das ganze wird untermalt mit einer markanten Filmmusik. Selbst bei Miss Marple läuft bereits der Film, aber die Handlung dort ist dem Regisseur eher unwichtig. Die Namen sollen dort stehen, denn bestimmte Schauspieler sind der Grund warum wir einen Film eher schauen als andere.

Ist der Film (60er) vorbei kommt der Abspann, dort sind dann nochmals alle Schauspieler aufgeführt und zusätzlich die Akteure die erst später hinzugetreten sind, die man aber am Anfang noch nicht nennen wollte. Ende.

Über die Jahre hat sich natürlich auch unser Sehverhalten geändert. Schauen wir uns z.B. Star Wars Episode 5 an (1980).Dort werden nur die Studios gezeigt und die Einleitung samt Filmmusik. Keine Personen.
Erst am des Films werden wie heute normal, alle Personen, Statisten CGI-Posten etc. genannt.
Schaut man sich hingegen Zurück in die Zukunft an sieht man, dass ähnlich wie bei Miss Marple der Film bereits läuft und die "wichtigsten" Schauspieler genannt werden. Du siehst, 20 Jahre später gleiches Stilmittel aber 5 Jahre nach Star Wars und komplett anders.
Gehen wir in die Neuzeit, bei Iron Man 3 z.B. fängt der Film mit der Handlung an und die Hauptperson scheint die vierte Wand zu durchbrechen und mit dem Zuschauer zu sprechen. Es folgt das Marvel Intro !!ohne Erkennungsmusik!! und ein Zeitsprung. Keine Namen. Diese folgen erst wieder beim Abspann, der heutzutage teilweise länger ist als manche Filmkapitel. Bei dem Film The Commuter z.B. beginnt der Film (nach Einspielung der Studios) mit der sofortigen Handlung, wird aber immer unterbrochen durch Cuts und die Einblednung von Studio und Schauspielern. Hier möchte der Regiesseur das Stilmittel nutzen um unterschiedliche Tage darzustellen. Gleichzeitig können so die wichtigsten Schauspieler gezeigt werden.

Du siehst über die Jahre hinweg nutzte jeder Film-Regisseur das Opening anders. Es kommt halt darauf an welcher Typ von Erzähler du bist. Möchtest du eher eine Geschichte erzählen wie z.B. bei Star Wars oder ist es eher so etwas simples wie eine einmalige Geschichte wie bei The Commuter.

Jetzt kommt die Transformation auf die Serie.
Diese ist natürlich der kleine Bruder des Films. Ob du den Tatort nimmst, The Big Bang Theory, Criminal Minds oder American Gods. Alle Serien leben vom Wiedererkennungsfaktor. Das Opening stimmt dich auf das folgende ein (Krimi, Drama, Komödie). Desweiteren kannst du im Vorpann auch ein Review bringen und Bezug zu alten Folgen aufbauen. Ähnlich wie im Film werden auch hier die Hauptdarsteller genannt. Aber anders als im Film gibt es hier keinen wirklichen Abspann, da Serien pro Minute Sendezeit abgerechnet werden. Es muss auf das nötigste reduziert werden.

Und vergiss bei diesem kompletten Aufbau folgendes nicht: Als Schauspieler möchtest du natürlich auch namentlich genannt werden. Stell dir vor der Tatort läuft und keiner wüsste welche Schauspieler dort handeln. Du müsstest dich darauf verlassen, dass jemand das entpsrechende Gesicht 100% erkennt und dir dann auch namentlich nennen kann. Bei Masken stelle ich mir das sehr schwer vor (Game of Thrones).

Nobsi schrieb:
Also beachte ich natürlich diese Informationen nicht und konzentriere mich auf den Anfang des Films. Werden wahrscheinlich alle so machen.

Dann frage ich mich natürlich was der Vorspann noch für einen Sinn ergibt? Etwa eine Alibifunktion?
Zu Punkt 1.: Stell dir vor du schaust einen Tatort und achtest nicht auf die Namen, siehst nur die Handlung, siehst dann aber in einer kurzen ruhigen Minute den Namen "SIDO". Dem Regisseur ist also sein Stilmittel gelungen. Du fragst dich ab diesen Zeitpunkt, was macht Sido im Tatort?????

Zu Punkt 2: Ich hoffe ich konnte dir eine kleine Anleitung/Lösungsvorschlag bieten, ob es eine Alibifunktion ist, oder eher ein Zwang (Vertrag Schauspieler - Studio) oder aber Stilmittel, dass muss jeder für sich entscheiden. Ich finde es zumindest schön, dass jeder es anders macht.
 
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