Ich bin noch unentschlossen. Nur zur Klärung meiner Ausgangsposition - ich bin mittelmäßig verdienender Akademiker. Etwas überspitzt (damit die Position klarer rauskommt) gesagt:
Die
CDU/CSU kommt für mich nicht in Frage - sie würden Deutschland weiter in Richtung europäisches Amerika treiben. Arbeitnehmerentrechtung, Abbau des Sozialstaates, Gesundheitsschutz abbauen und steigende Preise. Am Ende gibt's im schlimmsten Fall haufenweise Leute mit zwei Billigjobs (Hauptsache die Arbeitslosenstatistik stimmt) und eine kleine Spitze, denen das Geld aus den Ohren quillt. Zudem halte ich die Physikerin Merkel (Atomkraft komm' zurück - ab in die dreckigen Siebziger) für ungeeignet, um Deutschland zu führen. Stoiber ist in seiner Richtung genauso realitätsfern wie Oscar Lafontaine, nur auf konservative Art und Weise. Koch und Konsorten: geh fort.

Der einzige Schwarze in der Führungsriege mit Hirn war meines Erachtens Merz und den haben Merkel und Stoiber rausgebosst.
Die
SPD hat Deutschland meines Erachtens in den letzten Jahren in die falsche Richtung geritten - und jegliches soziales Gewissen zugunsten des Globalisierungsterrors abgegeben. Ich bin eigentlich seit mehr als zehn Jahren SPD-Wähler (vorher war ich grün) und bin unglaublich enttäuscht, wie sich die Partei entwickelt hat.
Oder ich wähle
Grün. Gut für's Gewissen aber dann kann ich auch gleich wieder die SPD wählen. Oder die
FDP? Dann wähle ich ja die CDU, also nee.
Übrigens mag es vielen polemisch vorkommen aber ich denke, die Politik sollte sich künftig für mehr Unternehmertum um Entbürokratisierung kümmern und sich weitestgehend um Dinge scheren, die sie wirklich direkt beeinflussen kann: Familie, Bildung, Gesundheit, Alter.
Insofern betrachte ich den "realitätsfernen" Oscar Lafontaine inzwischen in einem anderen Licht. Ich habe ihn seit seinem Abgang '98 für einen Fahnenflüchtling gehalten. Inzwischen überlege ich oft, ob er vielleicht einfach nur nicht ertragen konnte, in welche Richtung Schröder die ehemaligen Sozialdemokraten führen würde. Dann wäre sein Abgang nämlich alles andere als "falsch" und feige gewesen, sondern höchst ehrlich und seiner Richtung treu. Bei der Grenzöffnung hat er damals gewarnt und eine Handelsföderation statt einem dumm und dekadent aufgestülpten politischen und wirtschaftlichem West-Dach über Ostdeutschland gefordert. Dafür wurde er ausgebuht und verhöhnt. Rückblickend hatte er auch hier vollkommen Recht. Kohls "blühende Landschaften" sind noch immer nicht da, im Gegenteil.
Vielleicht ist es Zeit, den satten Dauerregierern CDU/SPD einen Schuss vor den Bug zu verpassen, um mal wieder zu zeigen, wie viele nicht mehr vertretene "Arbeiter" und "Angestellte" wir hier haben. Die Gering- und Normalverdiener sind in der Mehrheit in Deutschland, Leute. Vertreten werden seit viel zu langem aber nur noch die Gutverdiener, weil sie sich vor Lobbys kaum retten können. Deutschland kann kein Billiglohnland wie China werden und ebensowenig ein Unternehmerschlaraffenland wie Amerika - auch wenn die Konzerne diese beiden Punkte gern sehen würden.
Die Linkspartei ist für mich deshalb
nicht unwählbar, sondern durchaus einen Gedanken wert. Die Wirtschaft brauchen sie nicht mal wie Spitzenökonomen zu durchschauen (obwohl ich denke, dass der kluge Kopf Gysi durchaus durchblickt), besser wäre es, sie bauen Bürokratie und Hemmnisse ab und lassen die Unternehmer einfach mal machen. Im dem Sinne könnte ich auch die gelben
Liberalen wählen, solange diese sich jedoch zum CDU-Schoßhündchen machen, bleiben sie für mich irrelevant. Unannehmbar und unmöglich sind für mich nur zwei Sachen: Nichtwählen und die Rechten.
So, mein Senf.
Liebe Grüße
marxx