Nossi
Captain
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Motto der Bewegung„Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein.“
- Goethe
Morgen zusammen,
ich bin der Meinung, es wird an der Zeit, einen Thread zu erstellen zur Occupy Wall Street Bewegung. Diskutiert werden sollen die Hintergründe, die neuesten Entwicklungen sowie natürlich auch, welchen Einfluss das Ganze tatsächlich auf die kapitalistische westliche Welt haben könnte.
Ich finde dass Thema auch insofern diskussionswürdig, als dass ich das Gefühl habe, dass dort hinten etwas wichtiges passiert, was aber zumindest in den deutschen Medien meist nur eine Randnotiz bleibt. Aber immerhin: Das Thema wird nicht komplett ausgeblendet. Es gibt Quellen, Kommentare, Artikel, auch von angesehenen deutschen Zeitungen. Nur nicht als große Schlagzeile.
Hintergrund
Als grober Überblick über die Hintergründe eignet sich natürlich erstmal der Wikipedia-Artikel. Ohne jetzt die Informationen im Detail bewerten zu wollen soll mir das als Einstieg genügen, ich kann ja auch nicht alles vorkauen
In den Fokus der (europäischen) Medien gerückt worden ist die ganze Sache maßgeblich durch zwei Dinge: Den Einsatz von Pfefferspray gegen Demonstranten (Artikel, Video) sowie der Massenverhaftung von mehreren hundert Demonstranten.Occupy Wall Street (englisch für Besetzt die Wall Street; abgekürzt auch OWS) ist eine Protestaktion, bei der seit dem 17. September 2011 der Zuccotti Park in Lower Manhattan in New York City von Demonstranten besetzt und in „Liberty Plaza“ umbenannt wurde.[2] Die Aktion wurde inzwischen zum Vorbild für ähnliche Aktionen in zahlreichen Städten der Vereinigten Staaten und weltweit, weshalb auch von einer Occupy-Wall-Street-Bewegung gesprochen werden kann.
Die Bewegung prangert die soziale Ungleichheit in den Vereinigten Staaten an und sieht in sich die 99 Prozent der Bevölkerung, „die nicht länger die Gier und Korruption von 1 Prozent der Bevölkerung hinnehmen wird“.[3] Die Kritik richtet sich gegen einen zu starken Einfluss der reichsten Amerikaner auf die Politik und Gesetzgebung sowie eine zu banken- und wirtschaftsfreundliche Politik.
Mittlerweile haben sich die Proteste ausgeweitet und sind in zahlreichen Städten der USA zu finden.
Aber auch Weltweit stößt die Bewegung auf Resonanz. Es wurde zu weltweiten Protesten am Samstag, dem 15. Oktober aufgrufen, unter anderem auch in Deutschland. Auch Oskar Lafontaine und Attac wollen sich den Protesten anschliessen.
Gründe für die Proteste
Die Besetzer verstehen sich als die 99% der Bevölkerung, welche unter einem Prozent der Bevölkerung zu leiden haben. Insbesondere richten sich die Proteste gegen den Finanz- und Bankensektor, welche nach Meinung der Protestler die Welt in die Finanzkrise gestürzt haben und somit Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Ungerechtigkeit verursacht haben. Unterstützung hat die Bewegung dabei mittlerweile auch von einigen Prominenten Schauspielern, Wirtschaftswissenschaftlern und den Gewerkschaften.
Darstellung in den MedienEinige der größten Gewerkschaften des Landes sind beteiligt. Darunter die Autogewerkschaft, mehrere Transportgewerkschaften und der Dachverband AFL-CIO. Viele DemonstrantInnen sind in Anzug und Krawatte direkt aus dem Büro gekommen. Im Finanzdistrikt skandieren sie: "Kauft Aktien, keine Politiker". Auf Transparenten ist zu lesen: "Besteuert die Reichen". Busfahrer, Lehrer und Krankenschwestern versichern: "Wir haben dieselben Ziele wie die Besetzer".
Nachdem die Medien in Deutschland zunächst sehr zurückhaltend reagiert haben, wird seit den oben erwähnten Zwischenfällen auch hierzulande darüber intensiver berichtet.
Im Allgemeinen werden die "Occupy Wall Street"-Protesten als linkte Gegenbewegung zur ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung verstanden und auch so begrüßt. Aber auch andere Redakteure zeigen in Kommentaren Verständnis für die Bewegung.
Insbesondere die TAZ hat eine ganze Artikelserie zum Thema veröffentlicht, aber auch bei der FAZ findet man mittlerweile einiges zum Thema. Auf Tagesschau.de findet man vorallem Videoartikel.
Eine unfreiwillige Steilvorlage und bedenkliche Legitimation für eine tatsächlichen Systemwechel liefert allerdings die New York Times.
Es kommt selten vor, dass man so deutlich sieht, wie versucht wird die Meinungen zu durch die Massenmedien zu manipulieren, wie es hier der Fall ist. Nachdem es in einer ersten Version hieß, die Demonstranten wurden auf die Brücke gelassen um sie anschliessend einzukesseln und zu verhaften, heißt es in einer zweiten Version plötzlich, die Demonstranten hätten die Brücke blockiert und währen deswegen verhaftet worden. (Nicht auf dem Screenshot zu sehen, aber u.a. im oben verlinkten TAZ-Artikel zu lesen)
Eigene Meinung
Es gibt eine Menge zu berichten. Wesentlich mehr als ich hier darstellen kann und will. Wenn es euch interessiert, dann schaut ihr euch selbst ein paar Artikel an und macht euch ein Bild von den Protesten, den Zielen und Ansichten der Bewegung
Ich persönlich bin etwas irritiert, weil ich nicht gedacht hätte, dass in der westlichen Welt tatsächlich solche dauerhaften und ernste Proteste noch möglich wären. Die Leute sind meist zu faul und zu verdrossen, um wirklich etwas ändern zu wollen. Mittlerweile geht das ganze fast 4 Wochen und breitet sich weiter aus. Die Leute zelten sogar in den Parks.
Eine Ironie der Geschichte ist auf jedenfall, dass als Vorbild der Occupy Wall Street Bewegung die Proteste in der arabischen Welt gelten. Da zeigen ausgerechnet Moslems* und Bürger von Diktaturen der amerikanischen Öffentlichkeit, wie man sich gegen die Mächtigen auflehnt und organisiert. Allerdings sehe ich dass ganze auch mit einem weinenden Auge, wenn ich sehe, dass sich die Menschen im arabischen Raum für Freiheit und Demokratie einsetzen, während es der westlichen Bevölkerung an die Brieftasche gehen muss, damit sie sich aufraffen. Geht es uns vielleicht doch noch zu gut?
Bedenklich finde ich, auf welche Art und Weise Polizei und Medien auf die Proteste reagieren. Legitmiert nicht grade dieses Verhalten - Polizeibrutalität und Meinungsmache - die Proteste? Zeigt man nicht grade dadurch deutlich, dass etwas schief läuft in den USA und der restlichen westlichen Welt, wenn Polizisten friedliche Demonstranten verhaften und verletzten?
Gleichzeitig denke ich in diesem Zusammenhang an die Ratingagenturen, welche nicht müde werden europäische Staaten und Banken abzuwerten, so dass sich nicht wenige Fragen, ob dahinter nicht viel mehr politisches Kalkül steckt. Sind dies gar die Anfänge des Niedergangs der westlichen Welt? Was uns so stark macht ist unter anderem auch die Freundschaft und Unterstützung untereinander. Lohnen sich auch deswegen Demonstrationen gegen den Finanzsektor, weil bei einer zu starken Krise eine Zersplitterung alter Freundschaften droht?
Ich persönlich bin jedenfalls sehr neugierig was noch passieren wird. Meine Sympathien haben die Leute in jedemfall. Alleine sich aufzuraffen und etwas ändern zu wollen, die Gesellschaft zu verbessern, verdient Respekt. Ob sich dadurch etwas ändert? Ich weiß es nicht. Aber ich bin aufgrund von Ausmaß und Dauer der Proteste an die Aufstände in der DDR erinnert, welche zum Fall der Mauer beitrugen. Insofern sehe ich durchaus potentiall für gesellschaftliche Veränderungen.
*Ausgerechnet Moslems deshalb, da es bedingt durch den "War on Terror" und der entsprechenden Propaganda hohe vorbehalte gegen den Islam in der westlichen Welt gibt.
PS: Sicher nicht die beste Threaderöffnung aller Zeiten, ich werde das ganze vermutlich nochmal etwas erweitern und überarbeiten, aber immerhin ein Anfang.
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