Wird Hardware immer "offener"? Speziell Mainboards und CPUs

Mondgesang

Lt. Commander
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Liebe Freunde,

ich habe einen subjektiven Eindruck und würde gerne wissen, ob ihr diesen mit Fachwissen oder Erfahrung bestätigen oder widerlegen könnt. Kann es sein, dass die Kernkomponenten des Computers, also die Mainboards und CPUs insofern immer offener gegenüber früheren Systemen werden, dass der Nutzer mehr Kontrolle darüber hat? Ich glaube in diesem Post muss ich wirklich aufpassen mit Begriffen wie Offen, Open, Free, Libre etc. Hier geht es aber weniger um Lizenzen, Offenheit im Sinne von Libre sondern einfach, was man mit seiner Hardware machen kann.


Mein eigenes Beispiel:

Ich habe viel Hardware aus vergangenen Ären. Sowohl Consumer Hardware aber auch sowas, was ich schon laienhaft als Business Hardware bezeichnen würde. Von PCs über Laptops, von HP Compaq (2002), Lenovo Thinkpad T61 (2005), Toshiba Satellite X200 (2006 etwa) Samsung RV511 (2009 herum), Fujitsu Lifebook (2018), selbstgenautes System aus MSI A320M-A Pro und AMD Athlon 3000G (etwa 2020) und ein selbstgebautes System aus MSI A520M-A Pro und AMD Ryzen 5 4600G (2025). Und viele weitere Systeme dazwischen. Dazu noch einige gesponsorte Sachen wie Beelink U59 Pro, Beelink SEi12 Pro und ein weiterer Beelink MiniPC.

In all diesen Systemen war ich bereits im BIOS/UEFI unterwegs. Eins davon (ein Chromebook von 2010 etwa) haben wir sogar erfolgreich auf eine andere Firmware umgerödelt, um da Linux drauf zu installieren. Wenn ich mir die klassischen BIOS der ganzen Laptops oder Desktop PCs der vergangenen Tage ansehe, so konnte man darin gefühlt GAR nichts machen. Master Passwort, Vielleicht Intel Turbo Boost, Festplatte von IDE auf AHCI stellen. Gut. Wenn ich mir jedoch meine beiden MSI Mainboards anschaue, dann sind die Möglichkeiten des benutzerseitigen Eingriffs überwältigend. Dabei war mir damals beim Kauf nur Undervolting wichtig. Auch bei den Beelinks, auch wenn das BIOS da immer noch sehr klassisch blaugrau aussieht, ist die Anzahl an Configmöglichkeiten GIGANTISCH. Nahezu jeder Punkt kann da manipuliert werden.

Selbst das alte Thinpad T61 (Lenovo gilt ja als Tinkerer-freundlich) ist nur bedingt erweiterbar. Es gibt das Middleton's-BIOS, welches die alte Firmware ersetzt. Aber auch da nur bedingt, denn ein Satz ist mir in Erinnerung geblieben, die "Dokumentation der CPU(s)" sei nicht ausreichend, als dass Middleton damals mehr Funktionen in die Firmware hätte packen können. Das heißt so ein BIOS und seine Offenheit hängt auch davon ab, was die Hersteller anderer Komponenten offenlegen oder zur Bearbeitung "freigeben"?

Oder war das alles schon immer möglich nur hatte ich zufällig Geräte, die das von Haus aus eingedämmt haben?

Und meine MSI Mainboards sind ja so wie ich verstehe Einstiegsklasse. Sprich da geht bei anderen Produkten bestimmt noch viel mehr.

Ist das ein Trend? Kann/darf der Nutzer immer mehr unter der Haube seines Systems rumwerkeln? Oder war das schon immer so gewesen und es ist nur mein Eindruck?
 
Ich würde sagen, nein, eher nicht, bzw. nicht speziell Offener

Was jetzt wirkt, es gibt viel mehr quellen um an solche Info zu kommen
über das Internet ist der austausch viel einfacher. Zusätzlich sind auch sehr viele Chinesen/Inder/.... mit entsprechenden KnowHow da, die diese Info im INet teilen.

Ist jetzt aber auch nicht eine fundierte Aussage sondern nur meine Meinung.
 
Na ja, früher war alles besser :evillol: Da hatte man seinen PCI/e Slot und konnte und musste rein packen was man wollte. Mittlerweilebleibt einem eigentlich nur noch die Grafikkarte undalles ist fest auf dem Mainboard. Klar hat man dadurch auch mehr Einstellungsmöglichkeiten (zB Lüftersteuerung). Aberder MB Hersteller läßt sich dann auch alles teuer bezahlen. Braucvhstdu USB 6.3cMax, dann kauf das 500,- MB. Einfach eine PCIe Karte geht gar nicht weil es nur einen Slot gibt und den verdeckt die GPU.
 
Mondgesang schrieb:
Nahezu jeder Punkt kann da manipuliert werden.
Vermutlich immer noch nur die Spitze des Eisberges, wenn man mal überlegt was alles in der Hardware stattfindet.
Mondgesang schrieb:
Ist das ein Trend? Kann/darf der Nutzer immer mehr unter der Haube seines Systems rumwerkeln?
Ich vermute, dass solche Standardbibliotheken wie AGESA zu mehr "Offenheit" führen, da viele Funktionen nun deutlich einfacher bereitgestellt werden können. Ich kann aber nicht beantworten, wieso AMD das strategisch überhaupt macht (vielleicht steigt einfach auch die Komplexität über die Jahre, was das sogar erforderlich macht, um alle "Eventualitäten" abdecken zu können?!).
https://de.wikipedia.org/wiki/AMD_Generic_Encapsulated_Software_Architecture
 
Eine Laptop-CPU wirst du kaum mit Flüssigstickstoff kühlen wollen, um sie maximal zu overclocken, oder?
Warum sollten also im BIOS eines Laptops die entsprechenden Möglichkeiten zur Verfügung stehen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.

Ich würde also die Einstellmöglichkeiten, die ein BIOS bietet, weniger an der Gerätegeneration festmachen, sondern eher an der Geräteklasse.

Tatsächlich sind aber die Möglichkeiten, CPUs zu übertakten, ungefähr seit dem Aufkommen von Ryzen eher weniger geworden, weil sie von Haus aus schon nah an der Kotzgrenze arbeiten. Heute wird nicht mehr an den Spannungen rumgespielt, um den maximalen Takt rauszuholen, sondern einfach ein größerer Kühler draufgeschnallt, damit die CPU später drosselt. Oder es wird leicht undervoltet.

Ich sehe also im Gegensatz zu dir eher die Tendenz, dass die Freiheit des Konsumenten, im BIOS rumzuspielen, abnimmt. Die Neuerungen eines modernen BIOS beschränken sich im Wesentlichen auf Bling-Bling, Lüfterkurven und Maussteuerung. Was AMD da mit AGESA macht, richtet sich auch eher an die Mainboardhersteller als an die Konsumenten.
 
Ich glaube du hast einfach keine gute Vergleichsbasis von früher. Notebooks, Enterprise-Desktops und ähnliches waren schon immer deutlich eingeschränkter und sind es auch heute noch.

Ein DIY-Mainboard (auch günstigere) bietet dagegen in der Tat massig Optionen, die gab es aber auch schon vor 20 Jahre. Ein paar kamen dazu, ein paar sind verschwunden, aber aus meiner Sicht hat sich da nicht viel getan.
Einzige größere Änderung, die mir noch in den Sinn kommt, ist mehr RGB- und Lüftersteuerung und gerade Zweiteres begrüße ich sehr.

gimmix schrieb:
Warum sollten also im BIOS eines Laptops die entsprechenden Möglichkeiten zur Verfügung stehen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.
Die gleichen Optionen wie fürs Overclocking braucht man meist auch für Undervolting und solche Dinge und da gibt es ggf. schon Bedarf in Notebooks. Oder auch RAM-Timings optimieren etc. Der Markt ist nur deutlich kleiner als bei DIY-Desktops und die Hersteller haben keine Lust drauf.

gimmix schrieb:
Ich sehe also im Gegensatz zu dir eher die Tendenz, dass die Freiheit des Konsumenten, im BIOS rumzuspielen, abnimmt.
Ich nicht. Statt den Takt hochzuknallen, bearbeitet man jetzt CPU-Spannungskurven oder RAM-Subtimings. Der Effekt ist am Ende aber natürlich nicht mehr so groß wie früher als man gerne mal 20, 30 und mehr Prozent Mehrleistung aus einer CPU rausholen konnte.
 
Es gibt auch heute noch Mainboards, auf denen du im UEFI maximal die Uhrzeit einstellen kannst. Und deine Boards sind auch nicht herausragend konfigurierbar, eher Durchschnitt.

Es spielen hier 2 Punkte in deine Empfindung rein (die teilweise auch stimmt)
1. Boards mit modernem UEFI können einfach viel mehr als die früheren BIOS-Boards. Viel viel mehr. Die Entwicklung dazu ist recht kontinuierlich, es gab mit dem Wechsel von BIOS auf UEFI den Startschuss für große Sprünge nach vorne, aber da ging die Entwicklung erst richtig los. Das heißt, selbst wenn dir deine UEFI-UI heute nur 10% der Steueroptionen anzeigt, dann ist das überwältigend mehr als es früher war. Funfact zum Thema: BIOS war per Definition auf 8KB Größe limitiert, diverse Erweiterungen haben es auf bis zu 64KB gebracht. Bei UEFI sind die größten Vertreter inzwischen etwas mehr als 32MB groß. Um mal ein Gefühl dafür zu bekommen wie viel mehr da allein vom Speicherplatz möglich ist.
2. Dein Kaufverhalten hat sich verändert. Die OEM-Boards / Laptops sind im Mittel sehr viel eingeschränkter als dediziert im Handel erhältliche Consumerboards. Das war früher so, das ist heute noch so. Da deine modernere Hardware laut deiner Auflistung weniger OEM-Teile enthält, kommst du jetzt verstärkend in den Genuss mehr zu steuern.

Pauschal "offener" ist BIOS nicht geworden. OEMs riegeln immer noch ab wie früher, freie Boards sind immer noch so offen, wie er Hersteller möchte. Es sind einfach absolut mehr Optionen geworden. Prozentual (sichtbar vs möglich) hat sich vermutlich nicht so viel getan bzw. unterscheidet sich das nach wie vor sehr stark von Board zu Board.
 
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