AMD Piledriver vs. Bulldozer: Vorschau auf AMDs Vishera

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Volker Rißka
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Einschätzung

Ein echtes Fazit kann am heutigen Tage natürlich nicht gezogen werden, da eine Variable der Gleichung noch im Unbekannten liegt. Man kann aber bereits erkennen, wohin der Weg geht, da der Neuling auch ohne L3-Cache hier und da bereits bei gleichem Takt vor dem alten Probanden inklusive L3-Cache liegt. Die Vorzeichen für einen neuen Prozessor inklusive L3-Cache sind also alles andere als schlecht.

Dennoch muss man mit Vorhersagen vorsichtig bleiben. Im Allgemeinen sind bei Anwendungen die Auswirkungen von L3-Cache in der Vergangenheit immer vernachlässigbar gering gewesen, lediglich in Spielen war dieser gefragt. Im Worst-Case-Szenario findet sich „Piledriver“ mit L3-Cache also bei Anwendungen genau da ein, wo „Piledriver“ ohne L3-Cache bereits steht. Dass man dann aber in Spielen zulegen kann, zeigt sich bereits heute, denn hier schließt der „Bulldozer“ dank seines L3-Caches die Lücke wieder, die „Piledriver“ zuvor bei Anwendungen dank der höheren IPC gerissen hatte. Im einfachsten Falle kann man hier per Milchmädchenrechnung die jeweiligen Unterschiede zusammenfassen und kommt so unterm Strich über Anwendungen und Spiele zusammengefasst auf gut vier Prozent, die „Piledriver“ mit L3-Cache wohl schneller wäre als „Bulldozer“ mit L3-Cache – bei gleichem Takt versteht sich.

„Piledriver“-Verbesserungen gegenüber „Bulldozer“
„Piledriver“-Verbesserungen gegenüber „Bulldozer“

Am Ende wird AMD dem „Vishera“ als „Piledriver“ inklusive L3-Cache aber auch noch einen höheren Takt inklusive stärkerem Turbo zur Seite stellen. Da pro 100 MHz meist noch 2 bis 3 Prozent Performance (in unserem Rating) herausspringen, könnte der FX-8350 (vermutlich 4,0 GHz Basis, 4,2 GHz Turbo) letztlich knapp um einen zweistelligen Prozentwert gegenüber dem FX-8150 (3,6 GHz Basis, 3,9 GHz Turbo für alle Module, 4,2 GHz Turbo für ein Modul) zulegen. Unbekannt ist hierbei aber noch, ob der Turbo 3.0 so scharf agiert wie bei „Trinity“ – dies könnte am Ende eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen. Denn der FX-8150 arbeitet bereits immer mit 3,9 GHz über alle Kerne, wenn der Turbo deaktiviert ist, sind die Hälfte der Module im Einsatz, sind es 4,2 GHz. Unterm Strich liegt der Taktunterschied zum FX-8350 im Schnitt bei nur etwa 200 MHz. So groß wie es auf den ersten Blick (3,6 vs. 4,0 GHz) scheint, fällt dieser in der Realität demnach nicht aus. Letztlich könnte man sich somit mit einem hohen einstelligen Prozentwert Wachstum zufrieden geben müssen. Die bisher oft vermeldeten „bis zu 15 Prozent“ sind wahrscheinlich jedoch ein zu großer Brocken – aber wie immer heißt es ja auch „bis zu“.

Die stärkeren „Ivy Bridge“ von Intel wird AMDs „Vishera“ in keinem Fall angreifen können – zu groß war der Unterschied schon vor dem Start. Vorab des Starts der „Vishera“ am 23. Oktober wird deshalb auch schon gar nicht mehr über die verwendeten „Piledriver“-Kerne geredet, sondern „Steamroller“ steht bereits seit Wochen im Fokus. Bei diesem wird das Modulkonzept wieder etwas mehr in Richtung „echter“ Dual-Core aufgeweicht und die Single-Threaded-Leistung gefördert, die heutzutage immer noch wichtig ist.

AMD hat aber auch noch an anderer Stelle dazugelernt, wie sie schon bei „Trinity“ bewiesen haben. Denn während „Bulldozer“ zu Beginn für die gebotene Leistung viel zu teuer war und erst später durch massive Preissenkungen etwas attraktiver wurde, bietet der Neuling „Trinity“ bereits vom Start weg eine gute Leistung für einen sehr ansprechenden Preis. Es ist davon auszugehen, dass AMD bei „Vishera“ auf das gleiche Prinzip setzt, da das Preis-Leistungs-Verhältnis nach wie vor eine von AMDs wichtigsten Waffen ist. Falls dies eintritt, kann die zweite Generation der FX-Prozessoren ein insgesamt deutlich runderes Paket abgeben als die erste Garde. Im zweiten Teil dieses Tests werden wir anhand eines echten „Vishera“ prüfen, ob sich dies bestätigt.

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