Leserartikel Single- vs. Dual-Channel: Theorie und Praxis

habichtfreak

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Seit über 15 Jahren beschäftige ich mich nun mit PCs. Eine immer wiederkehrende Frage ist „Was, wann und wie viel bringt eigentlich Dual Channel im Vergleich zu Single Channel?“ Diese Frage führte in der Vergangenheit oft genug zu hitzigen Debatten. Leider macht sich heutzutage keine IT-Redaktion mehr die Mühe der Frage auf den Grund zu gehen. Warum auch, wenn ATX bzw. mATX meist vier Steckplätze bieten. Anders sieht es da bei ITX aus. Hier stehen maximal zwei Slots zur Verfügung. Auch ich stand in der Vergangenheit vor der Frage, kaufe ich 1x 8 GB oder 2x 4 GB? Single Channel hat den Vorteil, dass ich später aufrüsten kann ohne Komponenten erneut kaufen zu müssen. Bei 2x 4GB müssen beide Module durch größere ersetzt werden, was die kosten verdoppelt. Dafür glaubt man, hätte man einen signifikanten Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Single Channel.

Welche Entscheidung ist nun die richtige? Nun, diese Frage werde auch ich nicht hinreichend beantworten können, es hängt auch davon ab, ob jemand überhaupt jemals RAM nachrüsten möchte. Aber ich versuche anhand einer breiten Palette an reproduzierbaren und realitätsnahen Anwendungen zu klären, was es im Einzelfall bringen kann.

Testsystem:
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Grundlagen:

Bevor ich euch mit Diagrammen überflute, möchte ich kurz auf den technischen Hintergrund eingehen, denn es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, Dual Channel ist so viel besser weil es die doppelte Speicherbandbreite bietet und das wiederum wird annähernd in Leistung umgesetzt.

Es stimmt, dass sich die Speicherbandbreite verdoppelt. Diese errechnet sich - vereinfacht – aus dem effektiven Speichertakt (hier 1600 MHz), mal 8. Damit ergeben sich 12.800 MB/s. Diese Bandbreite steht jedem 64bit Kanal zur Verfügung. Nutzt man mehrere Kanäle (bei Dual Channel sind es zwei), steht theoretisch die doppelte Bandbreite von 25.600 MB/s zur Verfügung. Die Triple Channel ist es das Dreifache, bei Quad Channel das Vierfache.

Immer potentere CPUs und insbesondere der Umstand, dass die IGPs sich heutzutage auch am Arbeitsspeicher bedienen, verlangt nach immer mehr Speicherbandbreite. Die Erhöhung geschieht aber nicht nur durch das Bündeln von Kanälen, sondern auch durch den Takt. Hier mal eine kleine Übersicht wie schnell Single Channel in der Vergangenheit war, heute ist, und morgen sein wird:

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Wie man schön sehen kann, hat sich die Speicherbandbreite bei jeder neuen Generation verdoppelt umso den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Aus diesem Grund ist Single Channel auch heute noch ausreichend für die allermeisten PCs und wird es auch in Zukunft sein.



Ergebnisse:

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Ich verzichte an dieser Stelle ganz bewusst auf eine prozentuale Zusammenfassung. In CPU-lastigen Anwendungen gibt es praktisch keinen Geschwindigkeitsunterschied. Die Unterschiede liegen im Bereich der Messungenauigkeit. Die IGP kann teilweise sehr deutlich von der höheren Bandbreite profitieren. Von 100% mehr Leistung, wie es von einigen immer wieder behauptet wird, sind wir aber ein ganzes Stück weit entfernt. Am Ende bleibt es eine IGP. Was mit Single Channel einem Daumenkino gleicht, wird mit Dual Channel nicht zum Gamingerlebnis der Extraklasse.

Letztendlich kann ich jedem nur empfehlen, die für ihn relevanten Werte zu vergleichen und auf dieser Basis eine Entscheidung zu fällen.

Falls ihr euch weitere Ergebnisse von Anwendungsszenarien wünscht, die die bisherigen Benchmarks nicht abgedeckt haben, bin ich gerne bereit die Liste zu erweitern.


mfg hb
 

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Reaktionen: andi_sco
Schöner Test aber das war ja schon seit Jahren klar. Dual Channel genau wie Tripple oder Quad Channel ist Messbar und bringt in einigen Szenarien etwas aber für den 0815 User macht es kein Unterschied.
 
Sehr schön, danke für die Mühe :) Es zeigt genau das, was bei den AMD APU auch gilt: schnellerer RAM/mehr Bandbreite beschleunigt die GPU-lastigen Szenarien.

Interessant fände ich nun Tests mit dedizierter Grafikkarte. Es gibt hier einen Sammelthread der zeigt, dass schnellerer RAM bspw. bei BF4 Vorteile bringt (gerade im CPU-Limit). Wie wirkt sich hier Single/Dual Channel aus? Da man inzwischen recht potente ITX-Systeme zusammen schrauben kann, würde mich das wirklich interessieren :)
 
Vielen Dank für den Test :daumen:
 
schöner test, aber gibts nen grund wieso du einmal mit 8 gb und einmal mit 16 testest? der genauigkeit halber müssten doch beide systeme mit 8 gb auskommen (1x8 und 2x4)
oder hab ich das jetzt überlesen
 
Butzi schrieb:
schöner test, aber gibts nen grund wieso du einmal mit 8 gb und einmal mit 16 testest? der genauigkeit halber müssten doch beide systeme mit 8 gb auskommen (1x8 und 2x4)
oder hab ich das jetzt überlesen

einen grund gibt es:

der rechner mit 8gb: mein eigentum
der rechner mit 16gb: arbeitsplatzrechner (da darf man nicht einfach dran rumbasteln)

ansich hast du recht, 1x8 und 2x4 wären noch besser gewesen. aber ich glaube in so gut wie keinem szenario macht das einen unterschied.
 
habichtfreak schrieb:
ansich hast du recht, 1x8 und 2x4 wären noch besser gewesen. aber ich glaube in so gut wie keinem szenario macht das einen unterschied.

Dein Ergebnis hab ich auch vorher schon geglaubt. Durch deine unterschiedlichen PCs ist die Welt genauso weit wie vorher. Und über Gaming mit ner Intel iGPU braucht wie Welt eigentlich auch nicht sprechen. Schade dass du nicht die Möglichkeit hast auf der gleichen Plattform und mit gleichen Speicherkapazitäten zu benchen.
 
2 Riegel haben auch den Vorteil falls mal 1 Riegel defekt wäre kann man noch immer mit einem weiterarbeiten.
Und wenn Geld keine Rolle spielt eventuell gleich 2x8 (4x4) GB kaufen. Für VMs Ramdisks etc ganz praktisch.
Mainboard muss es halt unterstützen.
 
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