Colonel Decker schrieb:
@ sunset_rider
Jopp, hat Picasa (und damit Google) schon lange. Mal abgesehen davon dass Google auch bei der Bildersuche schon länger mit Funktionen experimentiert, die allgemein ähnliche (nicht einfach das gleiche) Bilder finden können sollen.
Wenn du es nicht als Bedrohung für die Freiheit siehst, verstehe ich solche Stasi-Vergleiche nicht, wie man sie hier im Thema und überall liest. Kritisches Denken schön und gut, aber ich finde mit sowas verharmlost man im Endeffekt die Stasi. Für mich ist das auf einer Schiene mit Anti-Drogen Spots wo man so tut als sei Gras das gleiche wie Heroin, und mit solchen offensichtlich weit übertriebenen Vergleichen tut man letzendlich niemandem einen Gefallen. Falls das meine Position verständlicher macht.
Deiner Prognose für die nahe Zukunft stimme ich übrigens nicht zu. Würden Google, FB oder MS es zu sehr übertreiben, würden sie einen derartigen Image-Schaden erleiden, dass sie finanziell dabei verlieren oder gar pleite gehen würden. Das ist eben der Unterschied zwischen Firmen und Regierungen.
Dass es für den gemeinen Europäer so scheint, als würden manche Firmen endlos weiter den Datenschutz zersetzen wollen, liegt vielleicht auch mit daran, dass hier kaum jemand das amerikanische Transparenz-Verständnis kennt oder versteht. Aber auch dort gibt es Grenzen. Nur weil die Polizei dort Fotos von Verhafteten veröffentlicht, man mit Namensschildern versehene Polizisten ablichten, filmen und deren Funk hören darf, würde man auch dort sicher keine Stasimethoden gutheißen.
Insofern, keine Panik.
Nochmal: Das Facebook Feature ist harmloses Gimmick. Ärgerlich höchstens für ein paar Leute, die sich da entblößen. Die Technologie an sich kann in falschen Händen zur Waffe werden.
Der Vergleich mit den USA ist insofern interessant, als er meine These auch unterstützt: Alle dürfen alles wissen, aber alle dürfen sich auch verteidigen, weil sie es müssen. Der Staat nimmt sich zu gunsten der Privatleute zurück. Wenn ich fürchten muss, dass mir wer ans Leder will, dann möchte ich mich auch legal verteidigen können und nicht erst zum Hauptbahnhof fahren, um dort irgendwas aus Kofferräumen zu kaufen.
Ich habe ja keine Angst vor dem Staat. Die Polizei soll das ruhig nutzen.
Ich denke eher an Menschen, die sich verstecken müssen. Frauen, die flüchtend vor Zwangsverheiratung inkognito weiterleben wollen. An Zeugenschutzprogramme will ich gar nicht denken.
Diese Menschen werden von den Mitmenschen bedroht. Wenn Du künftig wen in der Ubahn vor Schäden bewahrst, musst Du befürchten, dass sich die Leute aus Rache Deine Frau und Kinder vornehmen, nachdem sie Dich gegoogelt haben.
Bei der Stasi oder im Nationalsozialismus war die Situation so unangenehm, weil sich das System auf ein ziviles Spitzelwesen aufbaute. Kontrolle des Volkes durch Selbstkontrolle. "Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denuntiant."
Auf gleiches steuern wir heute mit dem Gutmenschentum zu, das Mielke so exemplarisch im zitierten youtube Video aufzeigte: Ich liebe doch alle Menschen, deswegen sind meine Mittel recht.
Anders gefragt: Welcher Nutze besteht für die Menschheit, wenn ich zukünftig durch unbemerktes Ablichten einer Person deren Eckdaten googeln kann? Die Polizei hat ein vernünftiges Interesse. Aber wofür braucht der Privatmann sowas?