Zu folgenden Meinungen:
"Die TAZ hatte auch mal eine Kolumne, die gegen den Pressekodex verstößt"
"Keine Zeitung ist 100% objektiv"
"man kann gar nicht nachweisen, dass eine Falschmeldung bewusst war"
"wer definiert denn die Wahrheit, das ist ja nie so eindeutig"
Ich würde nochmal darum bitten, die Anzahl der Presserat-Rügen Richtung BILD mit der Anzahl der Rügen in Richtung aller anderen Medien zu vergleichen und in Frage stellen, ob es an unverpixelten Opferbildern jetzt was zu interpretieren gibt, ob das gegen den Pressekodex verstößt oder nicht. Ebenfalls die Häufigkeit letzterer Verstöße berücksichtigen - da kann einfach nicht mehr die Frage sein, ob das Absicht ist oder nicht oder will das jemand in Frage stellen?
Außerdem hatte die BILD auch mal Phasen, in denen sie die Rügen nicht abgedruckt hat, obwohl das im Presserat eigentlich Pflicht ist (ich weiß nicht, ob sie gerade auch in so einer Phase ist).
Ich sehe es nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt, dass sich ein Medium offiziell zu einem Pressekodex bekennt und dann aber regelmäßig dagegen verstößt (teils ganz offensichtlich bewusst) und zwar um Größenordnungen öfter als jedes andere Mitglied des Presserates.
Wenn dann die Rügen noch nichtmal eine Auswirkung haben, dann hat das System Presserat versagt und wir brauchen meiner Meinung nach ein wirksameres.
"Die BILD Auswüchse sind weniger schlimm als Einschränkungen, die potentiell totalitäre Züge annehmen können"
Was wäre denn totalitär daran, Medien tatsächlich gesetzlich zu verbieten, unverpixelte Opferbilder zu veröffentlichen oder der BILD zu verbieten, sich als überparteilich zu bezeichnen solange Döpfner "wir müssen die FDP pushen" der Chef von dem Laden ist? Oder was wäre totalitär daran, die Rügen vom Presserat mit wirksamen Geldbußen zu verknüpfen?
Wenn außerdem über Jahrzehnte Narrative wie "alle Geflüchteten sind kriminell", "ausländische Großfamilien sind kriminelle Clans", "alle Sozialempfänger sind faul", "Muslime sind Terroristen", "Klimaschutz ist voll doof", in Köpfen zementiert werden und durch Angst und Hass die Gesellschaft spalten, dann wären Maßnahmen, die das einschränken, meiner Meinung nach zu begrüßen (sofern sie verhältnismäßig sind und nicht dazu genutzt werden können, Meinungen zu verbieten. Gekennzeichnete Kommentare/Meinungen sind sowieso ok). Die o.g. Narrative zu verbreiten, hat mit der eigentlichen Aufgabe von Journalismus, dem "wahrheitsgemäßen Informieren", eben nichts mehr zu tun.
Wenn man SZ oder ÖR als ähnlich tendenziös wie BILD einstuft oder meint, die Journalisten seien rot-grüne Aktivisten - sorry, das ist dann so weit weg von der Realität und auf dem Niveau "Lügenpresse!", sodass man auf der Basis keine vernünftige Diskussion mehr führen kann.
Und evtl. nochmal konkret:
Kinschal schrieb:
Gilt das dann nur für BILD oder soll das für alle Medien gelten?
Für alle Medien, die sich als überparteilich bezeichnen, denen aber nachgewiesen wurde, dass Verleger / Redaktion eine bestimmte Partei pushen wollen.
Guter Punkt, hast du da konkrete Vorschläge für?
Klar, einfach in der Schule Medienkompetenz stärken. Mein Politiklehrer sagte zur BILD z.B. damals "die BILD ist die einzige Zeitung, der man nachgewiesen hat, dass sie bewusst die Unwahrheit geschrieben hat, die verwenden wir nicht als Quelle."
Die BILD oder andere Medien komplett verbieten will keiner, das ist ein Strohmann-Argument.