Spaltung der Bevölkerung durch Hartz IV

Grundlegen reformieren klingt immer gut, du - und zumindest moralisch alle anderen auch - fordern ja eine Invertierung. Was haben wir heute in der Praxis? Die ganze Gesellschaft ist dem Wohl der Wirtschaft verpflichtet. Kurzarbeit sei nur mal erwähnt, wo alle den Unternehmen die Personalfluktuationskosten erstatten und somit sogar Arbeitssuchende diese "arbeits"politische Maßnahme mittragen. Längerfristig wird das über allgemeine Steuern wieder reingeholt. Mehrwersteuer, sagt nur noch keiner (nach der NRW-Wahl vielleicht?). Lohnsteuer, wo Guidos Mehrnettosprüche wohl nur die Top-10.000-Arbeitnehmer treffen wird, alle anderen werden wohl draufzahlen. Sozialversicherungen, deren zukünftige Mehrkosten nur noch vom Arbeitnehmer getragen werden (...wobei hier Riester, Pflegeversicherung ja schon als kleine Vorboten aktiv sind). Und beim eigentlichen Threadthema sind wir noch gar nicht. Aber da ist sowieso so duster, da reicht dann meine argumentatorische Leuchtkraft auch nicht mehr.

Solange die Wirtschaft nicht vom Binnenkonsum abhängt, wird sich da auch nichts ändern. Billig im Land produzieren und teuer nach außen verkaufen macht den Gewinn, da reicht für die eigenen Leute auch Hartz-4-Niveau...

kleiner Ausblick: die USA drücken den Dollar, werden als Exportmarkt zunehmend ausfallen. China wird sein Binnenmarkt ähnlich schützen, wobei in Masse D da sowieso nicht konkurrenzfähig ist. Japan ist de facto bankrott. GB auch, nur etwas später. Die Ölscheichs konnten nicht anders, als auf Sand bauen, wie sich scheinbar zeigt. Für den Export sieht es langristig nicht rosig aus...
 
es wird doch so schon immer offensichtlicher und das nicht erst seit riester (die man schützen musste, damit das amt das nicht gegenrechnet) oder der praxisgebühr beim arzt. wobei letzteres wirklich klasse ist, wennde am untern ende der kette bist und gegen ende des monats krank wirst und nichmal die 10€ zahlen kannst, geschweige denn die medikamentenzuzahlung, wo man sich dann fragt wozu überhaupt der beitrag eingezahlt wird.. alles schon gesehen und erlebt.. als nächstes kommen wohl die "essensgutscheine".. aber lassen wir das..
jeder siehts, jeder spricht drüber, aber keiner hat scheinbar ne lösung, weil das umdenken fehlt. spätestens seit mitte der kohlära is dieses land meiner meinung nach festgefahren und reitet sich nur noch tiefer in den morast, wie n autoreifen in den schlamm..
 
ich bin mal gespannt auf "Elena" - Elektronischer Entgeltnachweis , Ab Anfang nächsten Jahres werden die deutschen Unternehmen jeden Monat Informationen über ihre Beschäftigten in eine zentrale Datenbank übertragen!

Im Rahmen von "Elena" übertragen die Unternehmen ab dem 1. Januar 2010 monatlich einen Multifunktionalen Verdienstdatensatz. Dieser Datensatz enthält nicht nur Name, Anschrift, Einkommen und die Rentenversicherungsnummer des Beschäftigten, sondern auch zahlreiche weitere Informationen. Informationen wie:

1 befristetes Arbeitsverhältnis ja/nein
2 schriftliche Kündigung ja/nein
3 betriebsbedingte Kündigung ja/nein
4 Kündigungsschutzklage ja/nein
5 Kündigung per Post ja/nein
6 Schilderung des vertragswidrigen Verhaltens ("Freitext")

macht so arbeiten im Angestelltenverhältnis noch spass?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Fu Manchu schrieb:
Die Arbeit selbst wird doch durch Elena nicht beeinflusst.

die Tätigkeit der Arbeit an sich nicht.. aber ich könnte mir vorstellen das man sich so ausgeliefert fühlt, der Arbeitgeber ein weiteres Mittel der Macht hat - Missbrauch davon "könnte" eine neue Möglichkeit des Mobbings darstellen - der psychische Druck auf den Angestellten wird einfach noch größer - er muss alles tun um seinen Arbeitgeber glücklich zu stimmen sonst wird ein fieser Spruch formuliert und in seine Akte hinterlegt.. er selber als kleiner Angestellter hat so jedenfalls nicht die Möglichkeit gegeben falls rechtswidriges verhalten seines Arbeitgebers in ähnlicher Form zu dokumentieren.. das Muss nicht passieren aber es könnte so kommen..

es kann doch nicht ernsthaft Menschen geben die sich dabei wohlfühlen:

Für Arbeiter und Arbeitnehmer kommt ein besonders heikler Aspekt hinzu, denn wie nun bekannt wurde, wird in Zukunft jeder Streikende in dieser Datenbank erfasst , egal ob offizieller oder "wilder" Streik (wie beim Opel-Streik) sowie Fehlzeiten, Abmahnungen, mögliches "Fehlverhalten"
Als Begründung wird angegeben, diese Angaben wären für eine Entscheidung über eventuelle Sperrzeiten nötig.

rein vom Gefühl her würde ich sagen es spielt in Zukunft keine Rolle mehr ob man nun arbeitet und ständig kontrolliert wird - angst hat
oder ob man arbeitslos ist und von den Behörden wie Menschen zweiter Klasse behandelt wird.. wir werden alle in einer Datenbank erfasst und die jeweiligen Stellen könnten darauf zurück greifen..

"Es widerspricht der menschlichen Würde, den Menschen zum bloßen Objekt im Staat zu machen ... Mit der Menschenwürde wäre es nicht zu vereinbaren, wenn der Staat das Recht für sich in Anspruch nehmen könnte, den Menschen zwangsweise in seiner ganzen Persönlichkeit zu registrieren und zu katalogisieren (...) und ihn damit wie eine Sache zu behandeln, die einer Bestandsaufnahme in jeder Beziehung zugänglich ist.
Bundesverfassungsgericht 1969"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dem kann ich mich komplett anschließen.
Die ganzen tollen Vorhaben insgesamt betrachtet erinnert einem schon ein bisschen an Orwells 1984. Eine Mahnung wird zur Anleitung ...
 
Mam sollte Arbeitgebern nicht immer gleich "Machtmissbrauch" und "Ausbeutung" unterstellen.
Wobei ich hier nur für kleine Unternehmen sprechen kann - so bis 30 Angestellte. Da gibt es meist noch persönliche Bindung untereinander und auch AG und AN sind mehr "auf einer Wellenlänge" als bei den Groß - Konzernen. Da verkommt man zur Nummer - der Vorgesetzte hat Druck von oben usw...

Wäre schön, wenn auch die Konsumenten dieses bessere Arbeitsumfeld mehr honorieren würden und ncht in Scharen zu H & M , Lidl , Media Markt und co. rennen würden, denn im Endeffekt bestimmt der Konsument welche Geschäftsmodelle sich durchsetzen.
 
Ich beziehe mich direkt auf den ersten Beitrag in diesem Thread und kommentiere, ohne mir die Antworten darauf durchgelesen zu haben.

Wenn alle Erwerbspersonen einer ausreichend gut bezahlten Beschäftigung nachgehen könnten, hätten wir in Deutschland und anderswo viele Probleme weniger. Nun haben wir aber z. B. den technischen Fortschritt, der regelmäßig Arbeitsplätze kostet. Denn die Unternehmen stehen in Konkurrenz zueinander und sind um Kostenvorteile bemüht. Das gilt sowohl national als auch international.

Gleichzeitig steigt die Qualifikation der Menschen oft nicht in dem Tempo, wie es die Arbeitswelt erfordert. Die Anzahl vergleichsweise schlechter qualifizierter Arbeitnehmer steigt bei gleichzeitiger Abnahme der Jobangebote für vergleichsweise einfache Tätigkeiten. Manche Menschen finden daher kaum noch einen Job, andere finden keine gut bezahlten Jobs mehr und leiden unter starker Konkurrenz. Die Palette der Einstellungshemmnisse ist dabei groß.

Sinkende Beschäftigungszahlen haben im derzeitigen System sinkende Einzahlungen in die Sozialversicherungssysteme zur Folge. Gleichzeitig steigen naturgemäß die Sozialausgaben, wenn mehr Menschen keinen Job haben. In Verbindung mit anderen Problemen (deutsche Einheit, Staatsverschuldung) stoßen wir finanziell an unsere Grenzen. Als Notbremse wurden die Sozialleistungen gekürzt, um einen höheren Arbeitsanreiz zu bieten und um die Kosten zu senken. Schließlich macht der Sozialhaushalt einen großen Teil des Gesamthaushalts aus.

Wird die Gesellschaft dadurch gespalten? Tatsache ist, dass man nach längerer Arbeitslosigkeit heute schneller arm werden kann. Das ist beabsichtigt in den Fällen, wo jemand nicht arbeiten will. Das ist eine Tragödie in den Fällen, wo jemand trotz zahlreicher Bemühungen und vorhandenem Willen keine Arbeit findet.

Könnte man das ändern? Ja sicher. Durch die Gesetzgebung könnte man die Steuern und die Transferleistungen theoretisch so weit umbauen, dass am Ende jeder gleich viel Geld hätte. Ob das noch motivierend wäre, ist eine andere Frage.

Wer (längere Zeit) arbeitslos gewesen ist, kann sich einen Teil des Gehalts subventionieren lassen. So ist er für den Arbeitgeber billiger. Es gibt auch Qualifizierungsmaßnahmen, die mal mehr und mal weniger erfolgreich sind (Beispiel: Wiedereingliederung von Müttern nach der Erziehungszeit).

Ich setze einen Hartz-IV-Empfänger nicht mit der Unterschicht gleich. Zur Unterschicht gibt es in diesem Forum sogar einen separaten Thread von mir. Zur Unterschicht gehört für mich jemand, der sich aufgegeben hat und der sich auch so verhält. Mittelfristig müssen wir uns als Gesellschaft trotzdem überlegen, wie wir damit umgehen, dass ein größerer Prozentsatz der Bevölkerung keine Arbeit hat oder nicht von seiner Arbeit leben kann. Das ist eine echte Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
 
Zurück
Oben