Linux: China will Windows bis 2020 breitflächig ersetzen

Ferdinand Thommes
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Linux: China will Windows bis 2020 breitflächig ersetzen
Bild: Jakob Montrasio | CC BY 2.0

Bereits Mitte des Jahres gab es Berichte, China verbanne Windows 8 und seine Nachfolger von neuen Regierungscomputern. Der Hauptgrund sind Sicherheitsbedenken. China möchte eine Situation wie nach dem Support-Ende von Windows XP vermeiden und dulde keine „fremden Betriebssysteme“ mehr auf Regierungsrechnern.

Das meldete im Mai die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Dort heißt es auch, Windows XP habe in China landesweit noch einen Marktanteil von 70 Prozent. Auch die Mehrzahl der Rechner in der Verwaltung laufe noch unter Windows XP. Als mögliche Linux-Varianten wurden damals Ubuntu Kylin und StartOS genannt.

Cyber-Sicherheit wurde in China zur Sache der nationalen Sicherheit erklärt. Spionagevorwürfe gegen die USA und unter anderem Microsofts Betriebssystem sowie Android stehen seit Langem im Raum. Im März wurde von der Akademie der Wissenschaften ein eigenes Smartphone-OS mit dem Namen China OS veröffentlicht, das seine Nähe zu Android nicht verbergen kann. Dieses Betriebssystem soll künftig auch auf PCs lauffähig sein.

Ein Bericht, der jetzt in der Beijing Times erschien, erklärt, die Regierung habe einen Vorschlag von Ni Guangnan, Forscher an der „Chinese Academy of Engineering“ bewilligt, der jährlich 15 Prozent der Rechner der chinesischen Verwaltung von Windows auf Linux umstellen soll. Damit soll bis 2020 ein Großteil der Regierungsrechner migriert sein. Eine offizielle Festlegung auf eine bestimmte Linux-Distribution gibt es allerdings noch nicht. Gleichzeitig soll jegliche Microsoft-Hardware und weitere Software aus Redmond aus den chinesischen Amtsstuben und aus allen staatlichen Betrieben verschwinden. Es gibt keine Angaben dazu, wie viele Rechner es in der Verwaltung und den Staatsbetrieben des Landes gibt.

Die Beziehungen zwischen Microsoft und der chinesischen Regierung sind seit langem schwierig. so berichtete Steve Ballmer 2011, die Einnahmen, die das Unternehmen in China generiert, entsprächen trotz der Größe des Landes wegen weitverbreiteter Software-Piraterie nur rund fünf Prozent der US-amerikanischen Erträge. Das sei weniger als in den Niederlanden, so Ballmer. Zudem unterliegt Microsoft derzeit in China einem Kartellverfahren.