Battleborn im Test: Von „Badass“-Helden gerettet

Sasan Abdi
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Battleborn im Test: Von „Badass“-Helden gerettet

Vorwort

Gearbox war lange Zeit eine Vorzeige-Spieleschmiede. Half-Life: Blue Shift, die Brothers-in-Arms-Reihe, Borderlands – die Werke der Entwickler um Randy Pitchford konnten sich immer sehen lassen. Doch dann kam Aliens: Colonial Marines – ein Totalausfall, der über Nacht nachhaltig das Image des Studios beschädigte.

Insofern verwundert es nicht, dass einige Skepsis herrschte, als Gearbox mit Battleborn einen Moba-Shooter ankündigte. Jetzt ist der Titel erschienen. Ist das Genre-Crossover gelungen?

Systemanforderungen

Bei der Hardware gibt sich Battleborn im Test moderat. Ein relativ aktuelles System sollte aber schon vorhanden sein, damit der Titel in voller Pracht gespielt werden kann.

Testsystem und Herstellerempfehlung
Komponente Testsystem Herstellerempfehlung
Betriebssystem Windows 8.1 (64 Bit) ab Windows 7 (64 Bit)
Prozessor Core i7-4790 Core i5-750 / AMD Phenom II X4 945
Arbeitsspeicher 8 GByte 6 GByte
Grafik Radeon R9 290X Radeon HD 7850/ NVIDIA GeForce GTX 660
Festplattenspeicher ca. 30 GByte
Internetanbindung Für Steam-Aktivierung

Ein Koop für nebenbei

Es gehört zum guten Ton, dass auch ein sogenannter Hero-Shooter heutzutage eine Kampagne mit bringt. Diese kann bei Battleborn mit bis zu vier Mitstreitern im Koop gespielt werden. Dabei gilt: Für ein Dutzend Stunden Nebenbei-Action ist das Gebotene gut zu gebrauchen, mehr darf man aber nicht erwarten.

Battleborn im Test
Battleborn im Test

Dies liegt schon allein an der Story, die genretypisch nur als kleines Beiwerk für den zentralen Multiplayer gedacht ist: Die bösen Varelsi haben Stück für Stück alle Sterne in der Galaxie ausgeknippst, sodass sich alles Leben um die letzte verbliebene Sonne schart. Glücklicherweise schickt sich eine Gruppe „Badass“-Helden an, den Varelsi den Hintern zu versohlen und so die letzte Hoffnung auf ein Überleben zu bewahren.

Im Verlauf der Kampagne schaltet der Spieler immer neue Recken frei und tritt in ultralinearen aber schön und abwechslungsreich gestalteten Gebieten gegen die Bösewichter an. Wir halten Angriffswellen aus, bearbeiten Bosse und eskortieren wichtige Charaktere von A nach B. All das ist nicht neu, aber nicht zuletzt dank eines tollen, an Bordlands angelegten Comic-Stils in den raren aber gelungenen Zwischensequenzen und den typisch bissigen Dialogen eine spaßige Angelegenheit.

Wenig Modi, tolle Helden

Diese ästhetischen Merkmale können allerdings nicht verhindern, dass der Storymodus für sich genommen nichts weiter als ein Appetizer für den kompetitiven Multiplayer-Modus ist. Dieser besteht bisher aus nur drei Modi mit jeweils nur zwei Karten – ein dünnes Angebot, das Gearbox aber schnell und kostenfrei erweitern will.

Ein echter Moba-Modus

Der wichtigste Modus heißt Inkursion. Er ist deswegen zentral, weil sich hierüber zum Teil der Moba-Anspruch von Battleborn rechtfertigt. Im Fünf-gegen-Fünf treffen auf großen gespiegelten Karten zwei Teams aufeinander. Das Ziel: Die ständig neu spawnenden Creep-Wellen durch das gegnerische Feuer zu leiten, sodass zwei Wächter in der Basis der Gegner zerstört werden können.

Battleborn im Test
Battleborn im Test

Dieses Kernelement des Genres wird von Gearbox sauber mit der Shootermechanik verbunden: „Lanes pushen“ funktioniert hier auch in der First-Person-Perspektive erstaunlich gut. Gelungen ist dabei auch, dass optionale an vielen Orten unterstützende Infrastrukturen wie Geschütze und Heilungsstationen errichtet und verbessert werden können. Als Währung kommen herumliegende Splitter zum Einsatz. Mit ihnen können auch mächtigere Söldner-Creeps angeheuert werden, die einer Angriffswelle deutlich mehr Wucht verleihen können.

So überzeugend Inkursion umgesetzt ist, so enttäuschend fallen in puncto Innovation die anderen beiden Modi aus. Bei Meltdown handelt es sich im Prinzip um ein leicht modifiziertes Inkursion: Hier müssen die Creep-Wellen zu einem zentralen Schleifer geleitet werden. Für jede Kreatur, die so das Zeitliche segnet, erhält das Team Punkte.

Capture ist schließlich der klassische Domination-Modus, bei dem es gilt, möglichst viele von drei Punkten zu halten. Enttäuschend ist das Gameplay hier allerdings nur aus einer Innovationsperspektive. Faktisch macht der Wettkampf um die Punkte durchaus Spaß, zumal er anders als Inkursion und Meltdown nicht bis zu einer halben Stunde, sondern eher zehn Minuten dauert – für Zwischendurch genau das Richtige also.

Die Helden sind die Rettung

Das wichtigste Merkmal eines Hero-Shooter sind ohnehin die Helden. Hier liefert Gearbox ohne Abstriche, denn schon die bisher verfügbaren 25 Recken bieten in Kombination mit unterschiedlichen Skills ein tolles Spektrum für Experimente. Zugleich sind sie durch ihre vielen unterschiedlichen Stärken und Schwerpunkte ein Garant dafür, dass sich wirklich jedes Match neu und frisch anfühlt. Da ist zum Beispiel der elegante Marquis de Calibre, der seinen Gegnern in erster Linie mit einem Scharfschützengewehr im Steampunk-Stil zusetzt. Der Keim Miko, eine Pilzkreatur, die sich bestens auf das Heilen von Teamgefährten versteht. Das Muskelpaket Montana, das als Tank mit einer Railgun in die Schlacht zieht. Und der Klonsoldat Oscar Mike, der sich als klassischer Frontkämpfer mit Granatwerfer mitunter am besten für Einsteiger eignet.

Battleborn im Test
Battleborn im Test

Allein die Qualitäten der Helden garantieren stundenlangen Spielspaß. Das liegt auch an dem raffinierten Levelsystem, mit dem die Spieler ihre Recken in den einzelnen Matches aufwerten können. Dabei muss man immer wieder entscheiden, in welche Richtung man leveln möchte: Soll Oscar Mikes Granate verheerender wirken und zusätzlich einen Napalmkreis hinterlassen? Oder soll lieber seine bestens zum Rückzug geeignete Tarnfähigkeit dahingehend verbessert werden, dass sie auch gleich die Schilde regeneriert?

Die zugrunde liegende Logik kommt bei fast jedem Charakter zum Einsatz: Einerseits können die Erfahrungspunkte in offensive, andererseits in defensive Eigenschaften investiert werden. Etwas anders gelagert ist das Levelsystem bei den Unterstützern, bei denen die Entscheidungen häufig bestimmen, ob sie noch effizienter unterstützen können oder aber besser vor den Stürmern und Tanks der Gegner geschützt sind.

Genauso wie in anderen Mobas bringen die neuen Level irgendwann auch neue Fähigkeiten mit. Im späteren Spielverlauf gehen die Teams daher in aller Regel mit noch mächtigeren Eigenschaften aufeinander los. Oscar Mike etwa lässt einen Raketenhagel vom Himmel regnen, Montana stampft mächtig auf und der Marquis gibt einen besonders satten Impulsschuss ab.

Battleborn im Test
Battleborn im Test

Feintuning ist allerdings nicht nur im eigenen Spiel nötig, sondern auch und vor allem im Teamplay. In erster Linie ist es die Umsichtigkeit der Mitspieler, die über Sieg oder Niederlage entscheidet. Wählen alle einen Nahkämpfer als Helden statt auf eine ausgewogene Mischung aus Nah- und Fernkämpfer sowie Support zu setzen, ist das Match bei in etwa gleichen Fähigkeiten praktisch schon verloren. Deswegen, und weil in den vom Matchmaking durchorganisierten Spielen zahlreiche Leaver und AfKler lauern, bietet sich auch Battleborn vor allem für feste Spielergemeinschaften an.

Gutes Balancing, akzeptabls Matchmaking

Das Matchmaking funktioniert bisher solide. Krasse Gefälle bei den Fähigkeiten der Teams sind uns kaum untergekommen. Allerdings kann es durchaus einige Minuten dauern, bis ein Spiel zustande kommt. Dabei gilt: Je schwieriger es ist, Spieler zusammen zu kriegen, desto wahrscheinlicher, dass höchst unterschiedliche Spielerlevel aufeinandertreffen.

Die Rede von den Fähigkeiten der Helden und von der Kompetenz der Mitspieler bringt schließlich auch die Frage nach dem Balancing mit sich. Dieses ist unserem bisherigen Eindruck nach geglückt. Unstoppbare „Über“-Helden sind uns bisher noch nicht untergekommen. Entscheidend ist aber natürlich auch hier, dass das Team sich bei der Charakterwahl abstimmt. Wer nur Tanks wählt, wird von einer ausgewogenen Gegnertruppe ohne Weiteres gegrillt werden. Auf den Mix kommt es an!

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.