2K Games: Verkaufszahlen, nicht Testergebnisse entscheiden

Max Doll
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2K Games: Verkaufszahlen, nicht Testergebnisse entscheiden

2K Games deutet an, dass Spieletests kein akkurater Marker für die Qualität eines Spiels sind: Das Unternehmen habe zusammen mit Wettbewerbern eine „seltsame Anomalie“ hinsichtlich der Bewertung durch die Fachpresse und den Verkaufszahlen beobachtet, sagte CEO Strauss Zelnick gegenüber Investoren.

Im Besonderen bezog sich Zelnick auf Mafia 3. Das Open-World-Actionspiel ist laut 2K bereits 4,5 Millionen Mal über Steam oder an den Handel ausgeliefert – aber nicht notwendigerweise an Endkunden verkauft – worden. Der Titel habe zwar niedrigere Wertungen erhalten, „als wir uns gewünscht hätten, aber Kunden reißen uns das Spiel aus den Händen“, sagte Zelnick. Davon wolle sich der Konzern „leiten lassen“. Verkaufszahlen seien das Kriterium, an dem sich 2K Games messen lassen müsse, zumal es eine „steigende Anzahl positiver Tests“ gebe und die „wichtigsten Tester das Spiel geliebt“ hätten.

In terms of the reviews and scores… Yeah… There is sort of an odd anomaly, you’re right, the scores are lower than we would have liked, but there are a lot of stellar reviews, and I think the most prominent reviewers really loved it, and recognized that what we’re doing, from the story, art, characters and excitement perspective is really unmatched in the marketplace.

So I think we and our competitors are seeing some anomalies in the reviews system. We take them as they are, and we don’t argue with it, but we do have an enormous number of exceedingly favorable reviews, and most importantly consumers love the title and they’re buying it hand over firts, and at the end of the day, that’s how we’re judged.

Strauss Zelnick via DualShockers

Rezeption bleibt durchwachsen

Dem gegenüber steht allerdings eine niedrige Metacritic-Wertung im 60er-Bereich auf allen Plattformen sowie eine nochmals niedrigere Nutzerwertung, die zwischen 3,2 (PC) und 5,6 (PlayStation 4) liegt. Auf Steam fallen hingegen nur 48 Prozent aller Bewertungen positiv aus. Von „Anomalien“ kann also nur dann die Rede sein, wenn positive Wertungen der Fachpresse mit hohen Verkaufszahlen in Verbindung gebracht werden. Diese Korrelation scheint zunehmend nicht mehr zwingend gegeben.

Dementsprechend haben sich die Marketing-Bemühungen der Publisher verschoben: Zelnicks Aussagen nehmen im Kontext der vergangenen Wochen klar Bezug auf Bethesdas Ankündigung, Spieletestern keinerlei Vorabzugang mehr zu gewähren. Auszugsweise präsentierte, sorgsam ausgewählte Ausschnitte des Spiels und neue Kanäle wie Streamer erzielen aus Marketingsicht bessere Resultate – und maximierte Verkaufszahlen stehen, wie 2K selbst erläutert hat, aus Sicht des Unternehmens im Vordergrund.

Spiele wie Mafia 3 werden so vor allem zu einem Beweis für die Möglichkeit, dass sich auch Titel geringerer Qualität in großen Stückzahlen verkaufen lassen. Die geringe Kundenzufriedenheit, die in den zahlreichen negativen Rezensionen ausgedrückt wird, wird dabei allerdings ignoriert. Das verspielt potentiell Vertrauen, das die Branche dringend nötig hätte.