2.200 ppi in VR: Wenn einem mit Varjo scharf vor Augen wird

Update Nicolas La Rocco
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2.200 ppi in VR: Wenn einem mit Varjo scharf vor Augen wird

VR-HMDs haben noch viele Baustellen: Gewicht, Tragekomfort, Kabelsalat oder Fliegengittereffekt. Letzteres geht das finnische Start-Up Varjo mit zwei Micro-LED-Displays an, die 2.200 ppi bieten. Weil das aber sehr viel Rechenleistung schluckt, ist die super scharfe Darstellung auf einen kleinen Bereich des Sichtfelds beschränkt.

Varjos Prototyp eines ultrahochauflösenden VR-HMDs basiert auf dem Oculus Rift CV1 (Test), das nach dem Umbau ein wenig wie Frankensteins Monster aussieht. Der Zweck heiligt aber die Mittel. Varjo ergänzt das Rift CV1 um zwei Micro-LED-Displays von Sony, die über Spiegel mit dem regulären Sichtfeld des HMDs verschmolzen werden. Das funktioniert nicht perfekt, aber imposant in Bezug auf die Darstellungsqualität.

Kühlkörper auf den Display-Controllern
Kühlkörper auf den Display-Controllern
Die Innenseite sieht weniger verbastelt aus
Die Innenseite sieht weniger verbastelt aus

2 × 2.200 ppi in der Mitte des Sichtfelds

20/20 soll die Consumer-Variante von Varjos HMD heißen. Genau so, wie der des Ophthalmologen Herman Snellen auf Sehprobentafeln festgelegte Referenzwert für eine sehr gute Sehschärfe. Während das Rift CV1 gerade einmal 1.080 × 1.200 Pixel pro Auge bietet, erweitert Varjo das Sichtfeld genau in der Mitte um einen zusätzlichen Bereich, der von zwei jeweils ein Zoll großen Micro-LED-Display mit jeweils 1.920 × 1.080 Bildpunkten erzeugt wird. Das entspricht einer Pixeldichte von jeweils über 2.200 ppi. Zum Fliegengittereffekt kommt es hier definitiv nicht mehr.

Die aktuelle Umsetzung ist aber noch weit entfernt davon, perfekt zu sein. Varjo muss die Signale von seinen zwei zusätzlichen Displays mit gleicher Hertz-Zahl synchron mit den Signalen der Rift auf die Fresnel-Linsen projizieren. Das funktioniert nicht schlecht, aber eben auch noch nicht besonders gut. Der Übergang aus scharfem Bereich in der Mitte zum gewohnt verpixelten Bereich drumherum wird aber mehr durch den eklatanten Qualitätsunterschied sichtbar als durch eine schlechte Integration der zusätzlichen Displays.

Cockpit-Demo mit gestochen scharfer Schrift

Varjo bietet mehrere Demos auf dem 20/20, im Rahmen der GTC Europe 2017 konnte ComputerBase aber nur kurz die Demo eines Flugzeugcockpits ausprobieren. Feine Beschriftungen von Instrumenten und auch ein Notizblock des Captains mit kleiner Schrift waren mit der Rift selbst nicht erkennbar, konnten mit dem über die Micro-LED-Displays erzeugten Mini-Sichtfeld in der Mitte aber wunderbar abgelesen werden.

Das schwarze Rechteck ist der durch die Micro-LED-Displays abgedeckte Bereich
Das schwarze Rechteck ist der durch die Micro-LED-Displays abgedeckte Bereich

Zuletzt hat das VR-Start-Up in einer ersten Finanzierungsrunde über acht Millionen US-Dollar Risikokapital über EQT Ventures eingesammelt. Varjo ist ambitioniert und will bis Ende des Jahres eine erste Developer Preview für Entwickler fertiggestellt haben. Im Gespräch mit ComputerBase sagte ein Marktanalyst von Varjo, dass im kommenden Jahr mit einer Consumer-Variante für rund tausend US-Dollar zu rechnen sei.

Update

Varjo hat heute im Rahmen des finnischen Startup-Festivals Slush bekannt gegeben, dass erste Alpha-Prototypen des Headsets vor Ende des Jahres an Technologie-Partner ausgeliefert werden sollen. Zu den Partnern zählen Varjo zufolge 20th Century Fox, Airbus, Audi, BMW, Technicolor und Volkswagen. Beta-Prototypen sollen im Laufe des ersten Quartals 2018 folgen. Außerdem hat Varjo vage verkündet, mit AMD und Nvidia zu arbeiten, um für die Partner das bestmögliche VR/XR-Erlebnis zu realisieren.