CPU-Kühler im Test: Sechs kompakte Tower-Kühler auf AMD Ryzen im Vergleich

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Update Thomas Böhm
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be quiet! Pure Rock

be quiet! Pure Rock
be quiet! Pure Rock

Der be quiet! Pure Rock ist im unteren Preissegment des Herstellers angesiedelt. Das ist an den Heatpipes zu erkennen, welche be quiet! bei der High-End-Klasse vernickelt – der Pure Rock muss auf dieses optische Upgrade aber verzichten. Außerdem kommt mit dem Pure-Wings-Lüfter ein Ventilator mit Gleitlager zum Einsatz. In teureren Modellen verbaut be quiet! Lüfter mit hydrodynamischem Gleitlager, welche potenziell langlebiger sind.

Dennoch spendiert be quiet! dem Pure Rock eine Abdeckung für die Enden der Heatpipes und macht mit dieser Zierblende auch auf den Herstellernamen aufmerksam. Auf Besonderheiten wie einen asymmetrischen Radiator muss der Tower-Kühler verzichten. Wärmeleitpaste ist beim Pure Rock bereits ab Werk aufgetragen. Da dem Kühler kein Ersatz beigelegt wird, muss für eine zweite Montage zwingend zusätzliche Wärmeleitpaste gekauft werden.

Der Lieferumfang sieht entsprechend überschaubar aus – einen zweiten Satz Lüfterklammern sieht be quiet! nicht vor, weshalb das nachträgliche Anbringen eines zweiten Ventilators improvisiert werden müsste.

Der Serienlüfter des Pure Rock wird von be quiet! mit einer Maximaldrehzahl von 1.500 U/min angegeben. Im Testsystem erreicht der Lüfter auf dem Kühler eine Spanne von 350 bis 1.550 U/min. Dabei verhält sich der PWM-Lüfter so leise, wie es der Name des Herstellers impliziert: Es sind im niedrigen Drehzahlbereich keine auffälligen Laufgeräusche wahrnehmbar. Erst mit zunehmend höheren Umdrehungsgeschwindigkeiten entsteht als hörbares Geräusch das obligatorische Luftrauschen.

Begrenzte AMD-Tauglichkeit

Als kompatible Sockeltypen gibt be quiet! für den Pure Rock alle Intel-Plattformen der letzten Jahre (775, 1366, 115x, 2011/2066) sowie die aktuellen AMD-Sockel (FM1, FM2(+), AM2/3(+), AM4) an. Dabei gibt es aber eine Einschränkung zu beachten: Während der Kühler für Intel-Sockel eine eigene Backplate für die Montage mitbringt, wird bei AMD auf die mitgelieferte Backplate gesetzt. Das ist an sich nichts Schlechtes, handelt es sich dabei doch bereits um eine massive Metallplatte – doch be quiet! spart beim Pure Rock am Montage-Kit und verwendet bei AMD-Plattformen zudem das Retention-Kit weiter. Das macht die Befestigung des Pure Rock zwar sehr einfach, setzt aber voraus, dass der Kühler auf dem Mainboard quer verschraubt wird. Die Standard-Ausrichtung mit nach hinten gerichtetem Luftstrom ist nicht möglich.

Wer ein Gehäuse mit Luftauslässen im Deckel und dort installierten Lüftern hat, kann darüber hinwegsehen. Und auch bei einem Lüfter im Heck funktioniert die Wärmeabfuhr noch – auch wenn die CPU-Temperaturen tendenziell etwas höher liegen, weil der Ventilator des CPU-Kühlers direkt die vorgewärmte Luft der Grafikkarte ansaugt.

Schwerer wiegt die Einschränkung hingegen für den Arbeitsspeicher: Durch den quer stehenden Kühlkörper wird eine Speicherbank überragt, weshalb RAM mit hohen Heatspreadern nicht mehr passt. Auf Intel-Plattformen besteht diese Einschränkung nicht, da der Kühler hier in 90°-Schritten gedreht werden kann. Die Montage auf AMD-Prozessoren wurde von be quiet! aber stiefmütterlich abgehandelt.

Cryorig H7

Cryorig H7
Cryorig H7

Mit dem H7 stellt Cryorig den einzigen Kühler im Testfeld, der auf weniger als vier Heatpipes zurückgreifen kann. Der Cryorig H7 besitzt nur drei Heatpipes, dafür aber eine vernickelte Bodenplatte. Eine weitere Besonderheit stellt das Montagesystem des Kühlers dar, mit dem Cryorig eine Installation innerhalb von nur vier Minuten verspricht.

Der Kühler selbst nutzt ein asymmetrisches Design, um auch inklusive Lüfter möglichst kompatibel zu hohem Arbeitsspeicher zu sein. Die dem Lüfter zugewandte Seite der Lamellen hat ein wabenförmiges Design, die gegenüberliegende Seite zeigt Lamellen im Standardlayout. Als optisches Gimmick verfügt der Kühler über eine abschließende Zierblende aus schwarzem Kunststoff, die die Enden der Heatpipes verdeckt. Die glatt polierte Bodenplatte wurde ebenso wie die Wärmerohre vernickelt.

Lieferumfang ohne AM4-Montage-Kit

Als einziger Kühler im Testfeld wird der Cryorig H7 selbst neun Monate nach der Veröffentlichung von AMD Ryzen noch ohne AM4-Montage-Kit ausgeliefert. Immerhin kann das Upgrade-Kit für den Sockel AM4 kostenfrei beim Support bestellt werden. Cryorig legt dem H7 einen zweiten Satz Lüfterklammern bei, sodass der Kühler für das Nachrüsten eines zweiten Ventilators gerüstet ist. Wärmeleitpaste gibt es in einer praktischen wiederverschließbaren Spritze.

Der 120-mm-Serienlüfter des H7 erreicht im Testsystem ein Drehzahlintervall von 400 bis 1.500 U/min. Damit wird die maximale Drehzahl laut Hersteller um 100 U/min unterboten, was aber auch durch die Montage auf dem Kühlturm sowie durch die verwendete Lüftersteuerung erklärt werden kann. Der Ventilator geht leise zu Werke, kann jedoch bei minimaler Drehzahl durch ein sehr leises Ticken wahrgenommen werden. Bei geschlossenem Gehäuse verschwindet dieses Betriebsgeräusch aber vollständig, weshalb einem leisen PC im Leerlauf nichts im Wege steht.

Ungewöhnliche Montage im Testsystem

Das Montagesystem des Cryorig H7 unterscheidet sich deutlich vom üblichen Standard: Auf der Oberseite der Bodenplatte sind zwei S-förmig gebogene Haltebügel mit einer Schraube angebracht. Diese Haltebügel lassen sich drehen und damit an die Montagepunkte der Intel-Sockel 115x sowie der AMD-Sockel FM1, FM2(+), AM2/3(+) und AM4 anpassen. Das Verschrauben des Kühlers erfolgt nicht von oben, sondern von der Backplate aus. Ein Gehäuse mit Ausschnitt im Mainboardtray ist für die Montage des Cryorig H7 also quasi eine Grundvoraussetzung.

Für die Befestigung des Kühlers wird die Backplate mit aufgesteckten Schrauben von hinten ans Mainboard gedrückt und von vorn mit Plastik-Abstandshaltern versehen. Dann wird der Kühler aufgesetzt, und die Schrauben werden von der Rückseite des Mainboards aus festgedreht. Prinzipiell geht die Montage so tatsächlich sehr schnell – allerdings müssen die Haltebügel zunächst einmal in die genau richtige Position gebracht werden, damit die Schrauben in den Aufnahmen des CPU-Kühlers landen. Das lässt sich naturgemäß bei der Montage des Kühlers auf dem Mainboard schlecht einsehen, weshalb dies schon vorher erledigt werden sollte.

Zumindest bei der ersten Befestigung eines Kühlers mit diesem Montagesystem wurden die vier Minuten Einbauzeit, die Cryorig verspricht, daher verfehlt. Insgesamt halten sich die Vorteile dieses Montagesystems im Vergleich zu einer klassischen zweistufigen Halterung mit Backplate und Halterahmen daher in Grenzen. Trotz der beweglichen Haltebügel ist auf der AM4-Plattform keine um 90° versetzte Montage des Cryorig H7 möglich. Der Kühler lässt sich auch bei fest angezogenen Schrauben noch minimal auf der CPU drehen, da die Haltebügel nur über einen Punkt mit dem Kühler verbunden sind.

Bei montiertem Cryorig H7 bleibt viel Platz für Arbeitsspeicher, da der versetzte Kühlturm selbst inklusive Lüfter keine Speicherbänke überragt.

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