Wahlkampf in den USA: Facebook will Manipulationen bei Kongresswahl verhindern

Andreas Frischholz
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Wahlkampf in den USA: Facebook will Manipulationen bei Kongresswahl verhindern
Bild: Andrew Feinberg | CC BY 2.0

Das Debakel rund um den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf steckt Facebook immer noch in den Knochen. Dass staatliche Akteure über die Plattform versuchten, die öffentliche Meinung zu manipulieren, räumte der Konzern letztes Jahr sogar selbst ein. Bei den Kongresswahlen im November 2018 will es Facebook nun besser machen.

4-Punkte-Plan gegen Fake News und gezielte Manipulation

So verkündeten Facebook-Mitarbeiter aus der Sicherheits- und Werbeabteilung in einer Presserunde mit amerikanischen Journalisten einen 4-Punkte-Plan, berichtet The Verge. Im Kern verfolgen die Maßnahmen das Ziel, die Verbreitung von Fake News einzudämmen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Fake-Konten. Ebenso will man die sogenannten Dark Ads verbannen, die in der Vergangenheit genutzt wurden, um falsche und irreführende Informationen unter dem öffentlichen Radar zu verbreiten.

Die vier Punkte im Einzelnen:

  • Bedrohungen zeitnah identifizieren: Facebook will zusammen mit externen Gruppen die Aktivitäten in dem sozialen Netzwerk überwachen, um Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen. Bei dem Fake-News-Problem finde „man mehrere Arten von schlechtem Inhalt und viele bösartige Akteure mit unterschiedlichen Motivationen“, sagte der Sicherheitschef Alex Stamos. Aktuelle Analysen wären daher nötig, um rechtzeitig reagieren zu können.
  • Fake-Konten löschen: Bereits nach den Analysen des US-Präsidentschaftswahlkampf identifizierte Facebook zahlreiche Fake-Konten, die gezielt Inhalte mit einer bestimmten Lesart verbreiteten. Solche Konten werden immer wieder erstellt, vor der Kongresswahl will das soziale Netzwerk nun intensiv dagegen vorgehen.
  • Dark Ads verbannen: Bei den letzten Wahlen konnten Gruppen noch Dark Ads buchen – also Werbeanzeigen, die keinen Permalink haben und nur im Newsfeed von bestimmten Nutzern auftauchen. Das soll es künftig nicht mehr geben. Facebook will Nutzern daher ein Tool bereitstellen, über das sich jede Werbeanzeige abrufen lässt.
  • Maßnahmen gegen Fake News: Um die Verbreitung von Fake News einzudämmen, will Facebook mit Fact-Checkern bei der Aufklärung zusammenarbeiten. Die sollen nicht mehr nur Artikel, sondern auch noch Bilder und Videos prüfen können. Entsprechende Maßnahmen hatte das soziale Netzwerk bereits in den letzten Monaten und Jahren lanciert, von Erfolg ist man überzeugt. Als falsch oder irreführend markierte Artikel würden im Schnitt um 80 Prozent weniger geteilt. Außerdem setzt Facebook weiterhin darauf, Fake-News-Seiten vom Werbeprogramm zu trennen und damit den Geldhahn abzudrehen.

Internes Memo mit brisanten Äußerungen

Aber auch diese Vertrauenskampagne überschattet wieder ein Leak. Buzzfeed hat Auszüge aus einem internen Memo veröffentlicht, das Facebooks Vice President Andrew Bosworth im Jahr 2016 geschrieben hat. Die Aussagen sind brisant. So heißt es zunächst: „Wir verbinden Menschen. Punkt. Deshalb ist unsere gesamte Wachstumsarbeit gerechtfertigt.“ Allerdings räumt Bosworth auch negative Konsequenzen ein. „Vielleicht kostet es jemanden das Leben, weil er fertiggemacht wird. Vielleicht stirbt jemand bei einem Terror-Anschlag, der über unsere Tools koordinierte wurde.“ Im Kern sagt er in diesem Memo also: Selbst Todesopfer sind angesichts von Facebooks Mission und Wachstumskurs zu verkraften.

Auf Twitter hat Bosworth mittlerweile reagiert. So bestreitet er nicht die Echtheit des Memos, sagt aber, es stimme weder heute noch damals mit dem Inhalt überein. Stattdessen wollte er provokante Thesen formulieren, um die Diskussionen innerhalb von Facebook auf einen wunden Punkt zu legen.